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Russland haben wir nicht direkt nach dem Baltikum bereist (wir waren vorher nochmal in Deutschland), sondern erst im Winter aus Finnland per Zug. Überhaupt spielt Zugfahren eine ganz besondere Rolle bei unserer Durchquerung von Russland, Stichwort „Transsibirische Eisenbahn“.

Allgemein

Russland haben wir komplett von Westen (St. Petersburg) nach Osten (Wladiwostok) per transsibirischer Eisenbahn bereist. Eine kurze Unterbrechung gab es zwischen Sljudjanka und Ulan-Ude, in der wir die Mongolei (Ulan-Bator) für ein paar Tage besucht haben. Zudem war Russland das erste (und mittlerweile auch einzige) Land, für das wir ein Visum benötigten. Wegen der Unterbrechung in der Mongolei brauchten wir ein Double Entry Visum, welches es für gewöhnlich nicht für „normale“ Touristen gibt, wenn man nicht schon mal in Russland war. Daher haben wir uns über eine Agentur Business Visum besorgt.

Land und Leute

Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist Russland immer noch riesig. Die Weite wird einem besonders beim Bereisen mittels Eisenbahn bewusst. Wo sonst kann man schon mehr als sieben Tage und sieben Nächte ununterbrochen Zug fahren, ohne einmal auszusteigen oder irgendwo im Kreis zu fahren?

Dabei sind die Städte, die wir besucht haben, durchaus sehr abwechslungsreich: St. Petersburg wirkte noch sehr europäisch. Auf dem roten Platz in Moskau merkt man dann schon deutlich, in Russland zu sein. Jekaterinburg versetzt einen zurück in die Zarenzeit. Nowosibirsk wirkt noch sehr sowjetisch. Irkutsk lässt einen insbesondere im Winter das echte Sibirien erleben. Ulan-Ude wirkt schon sehr asiatisch, während Wladiwostok eher hanseatisch daher kommt mit seinem großen Hafen und der Nähe zum pazifischen Ozean. Kleine Städte wie Kungur oder Sljudjanka scheinen in der Zeit stehen geblieben zu sein und wirken wie 1980er-Jahre-Reportagen aus der UdSSR.

Die Menschen in Russland sind schon von einem ganz besonderen Schlag. Wir hatten das Gefühl, dass man sich nicht viel Mühe gibt, gängige Klischees über Russland zu widerlegen. Es fängt an bei der Art Auto zu fahren (nicht umsonst hat jedes russische Auto eine Kamera an Bord) oder auch alte Autos zu entsorgen (siehe Bericht St. Petersburg). Fremdsprachenkenntnisse hält der Russe für vollkommen überbewertet.

Wir haben nur eine Handvoll Menschen getroffen, die überhaupt ein paar Brocken Englisch sprechen konnten. Fast genauso oft bzw. selten sprachen Leute sogar ein wenig Deutsch (üblicherweise wegen Aufenthalten in der DDR vor einigen Jahrzehnten). Ähnlich wie wir es schon in UK in der Vergangenheit erlebten, scheinen Russen zu denken, dass wenn man sie nicht versteht, sie ihr Statement einfach nur lauter wiederholen müssen, da man bestimmt schwerhörig sein muss. Dabei waren wir sogar mit einigen Russischkenntnissen vorausgestattet. Trotzdem ernteten wir häufig entsetzte Blicke (insbesondere von den Provodnizas in der transsibirischen Eisenbahn), wenn wir zu verstehen gaben, dass wir sie eben nicht verstanden haben.

Das Thema Diversity scheint in Russland auch nicht von allzu großer Bedeutung zu sein. Unsere Abmachung, dass Stephi die Rechnungen in Restaurants begleicht bzw. Situationen, in denen sie ihr Gepäck selbst getragen hat, hat immer wieder erstaunte russische Gesichter erzeugt. Wobei ein erstaunter Gesichtsausdruck wenigstens etwas Abwechselung in der Mimik bedeutete, denn ein Russe scheint das Konzept des „Lächelns“ / „Grinsens“ nicht zu kennen. Gelacht wird, wenn jemand einen guten Witz erzählt. Ansonsten wirkt man als grinsender Europäer scheinbar auf die Russen ein wenig grenzdebil. Wir haben später nachgelesen, dass grundloses Lächeln bereits in der Schule zu Sowjetzeiten (zum Teil auch noch heute) versucht wurde zu „unterdrücken“.

Bevor hier ein falsches Bild entsteht – nicht alle Russen sind grimmige, ungehobelte Klötze. Wir sind mit vielen netten Menschen in Kontakt gekommen und haben uns auch in der transsibirischen Eisenbahn irgendwie verständigt. Allerdings gab es bei jedem Kennenlernen eine gewisse Anlaufphase, bevor man dann wirklich mal ins Gespräch kam. Ein Gläschen Wodka kann durchaus helfen – es ist aber definitiv nicht der Fall, dass alle Russen hoffnungslose Alkoholiker sind. Gerade in der Transsib wurden unsere Angebote, ein Gläschen mitzutrinken, häufig abgelehnt.

Von unserem Vermieter in Sljudjanka haben wir erfahren, dass viele Russen noch nie ihr Land verlassen haben und daher ein etwas schiefes Bild von Ausländern, und insbesondere dem Westen, haben. Letztlich war aber auch er eher pragmatisch, russisch – beispielsweise verstand er nicht, warum wir so eine lange Reise mit dem Zug unternehmen – Fliegen geht doch viel schneller und ist billiger? :–o

Unterkünfte

Unsere Unterkünfte in Russland waren ein Mix aus eigenen Wohnungen, Hotels und Hostels sowie acht Nächten in der Transsib, wo wir meist in Viererkabinen (2. Klasse) untergebracht waren. Man muss allerdings dazu sagen, dass auch die Hotelzimmer häufig mit Kühlschrank und Kochgelegenheit ausgestattet waren.

Unsere Gastgeber waren sehr fürsorglich und haben uns zuweilen sogar wie Familienmitglieder bereits vor den Wohnungen begrüßt (bei minus 20 Grad), am Bahnhof abgeholt und auch wieder zum Bahnhof gebracht. Die Kosten für Hotelzimmer sind in Russland sehr günstig (mit Ausnahme Moskau). Alle Buchungen haben wir relativ kurzfristig vornehmen können (meistens erst 1-2 Tage vorher).

Es war durchweg gemütlich eingerichtet und relativ sauber (mit einer Ausnahme in Kungur, wo wir sehr „sowjetisch“ gewohnt haben).

Logistik und Verkehr

Wichtigstes Überlandverkehrsmittel für uns war die Transsib, die wir genutzt haben, ohne irgendeine Buchung vorher in Deutschland vorzunehmen. Auch Reiseagenturen haben wir nicht bemüht. Mittlerweile lässt sich die Reise hervorragend mit einem online Planer durchplanen. Die Tickets können per App (Android, Apple) bestellt werden – die Online Zahlung per Google Pay oder Kreditkarte funktionierte problemlos. Das Ausdrucken der Tickets war in der Regel nicht notwendig – man steht auch bei Onlinebuchung auf der Passagierliste der Provodniza. Aber wenn man (wie wir) die Tickets zur Sicherheit am Bahnhof ausdruckt, verlieren die Online-Tickets ihre Gültigkeit und die ausgedruckten Exemplare sind die einzigen gültigen Tickets, die man dann nicht verlieren darf.

Wir sind in der Transsib zumeist in der 2. Klasse gefahren, also in Abteilen für maximal vier Personen. Auch wenn wir in der App gezielt nach Abteilen gesucht haben, die noch keine anderen Reservierungen enthielten, so sind zumeist dann doch noch Leute zugestiegen oder irgendwelche Bahnarbeiter im Transfer zu uns gestoßen. Bei den ersten Fahrten haben wir immer die beiden oberen Betten gewählt, was sich für Fahrten über mehrere Tage hinweg als unpraktisch erwies. Man will ja auch mal sitzen und am Tisch etwas essen. Immer wurde uns von den Mitreisenden angeboten, dass wir uns zum Essen auf die unteren Betten setzen durften. Die Gäste sind währenddessen auf den Gang gegangen. Deshalb wählten wir auf den weiteren Langstrecken immer ein Bett oben uns eins unten, so dass wir tagsüber auf dem unteren (Stephis) Bett sitzen, essen und Karten spielen konnten.
Für Fahrten, während derer wir keine Übernachtung hatten, haben wir die „Platzkartje“-Tickets der 3. Klasse gewählt (Großraum-Schlafwagen mit ca. 50 Personen pro Waggon). Für kurze Strecken (< 12 Stunden) ist das okay, doch sollte man sich dringend vorher informieren, wo der reservierte Waggon hält, um sich nicht mit dem gesamten Gepäck durch die Abteile mit auch tagsüber schlafenden Menschen quetschen zu müssen wie wir in Kungur.

In die Mongolei sind wir 1. Klasse gefahren. Aufgrund der langatmigen Zollkontrollen (auf russischer und mongolischer Seite jeweils ca. 90 Minuten, mit Befragung, Gepäckcheck, Drogenhund, etc.) sicherlich eine weise Entscheidung, sitzt man in der 1. Klasse doch ganz für sich allein (2 Personen maximal).

Den berühmten Speisewagen der Transsib gibt es wohl kaum noch. Wir haben nur einmal (Strecke Nowosibirsk->Irkutsk) tatsächlich einen Speisewagen gehabt, wo man dann auch mal ein Bierchen und eine Soljanka zu Essen haben kann (Alkohol ist offiziell in den Abteilen verboten). Ansonsten haben wir uns mit mitgebrachter bzw. bei der Provodniza erworbener Verpflegung und heißem Wasser aus dem Samowar (für Instantnudeln) ernährt. Theoretisch besteht die Möglichkeit, sich Dinge an Bahnhöfen, an denen der Zug länger hält, zu erwerben – Kleingeld vorausgesetzt – alles über 500 Rubel (weniger als 10 Euro) scheint nicht mehr zu Kleingeld zu gehören.

Duschen gibt es keine. Die Toiletten sind anfangs ok, leiden aber mit zunehmender Dauer der Reise – man kann sich aber an alles gewöhnen.

Insgesamt haben wir keine 1200 Euro für uns beide zusammen für Zugtickets bezahlt, was in keinem Verhältnis steht zu dem, was einige Reiseagenturen einem abknöpfen wollen für die einfache Pauschalbuchung der Gesamtstrecke Transsib.

Jenseits der Transsib bewegt man sich in den Großstädten per Metro (St. Petersburg, Moskau, Jekaterinburg, Nowosibirsk) bzw. Bus oder Marschrutka oder eben gleich per Taxi. Metrofahren ist günstig und einfach.

In der Metro gibt es nur einen Tarif (ca. 50 ct eine Fahrt). Tagespässe lohnen sich, wenn man länger in Moskau ist. In allen anderen Städten sind wir mit Einzeltokens gut durchgekommen. Die museumsähnlichen Stationen der Metro in Moskau und St. Peterburg sind alleine schon einen Nachmittag Metrofahren wert.

Marschrutkas benötigen etwas Sprachverständnis, um auf das Fahrtziel und den Wunsch auszusteigen aufmerksam zu machen, und -wie so oft in Russland- Kleingeld (man wechselt ungern). Der Fahrpreis wird am Ende bezahlt.

Taxis empfehlen sich nur außerhalb der Metropolen wie Moskau (viel Stau, teuer) und da am besten per App (Yandex, Maxim, Uber), wo der Fahrtpreis vor der Fahrt fest steht und auch online abgerechnet wird (Kreditkarte oder GooglePay).

In Russland haben wir erstmalig den EU-Roaming Bereich verlassen und somit kein Internet per se gehabt. Für diese Situationen haben wir ein zusätzliches Handy mitgenommen, in das wir eine Prepaid-Sim-Karte des jeweiligen Landes gesteckt und das Gerät dann als WLAN-Router mittels Tethering genutzt haben. In Russland haben wir eine Karte von MTS (russ.:MTC) gewählt. In den Metropolen war der Empfang ok, ab Sibirien (insbesondere Sljudjanka) hätten wir besser Beeline gehabt. Die Preise für Internet sind im Vergleich zu Deutschland minimal (wir hatten für 10 Euro 20 GB Volumen).

In den Metropolen wie St. Petersburg und Russland kann man problemlos rund um die Uhr an Lebensmittel kommen. Die russische Version des Spätis ist das Dixy (russ.: Дикси). Lediglich der Alkoholverkauf ist ab 22 Uhr verboten.

Kosten und Geld

Russland ist ähnlich günstig wie das Baltikum, was Dinge des täglichen Lebens und ÖPNV angeht. Café-, Kneipen- und Restaurantbesuche sind allerdings häufig schon ähnlich teuer wie in Deutschland. Günstig Essen kann man in den sogenannten Stolovayas (kantinenähnliche Restaurants), die u.a. für die Bahnangestellten sind.

Russland ist bereits im digitalen Zeitalter angekommen und man kann fast überall bargeldlos und kontaktlos per Handy oder Smartwatch bezahlen – Ausnahmen bilden die Busse und Büdchen am Bahnhof.

Und sonst…

Die Reise mit der Transsib können wir uneingeschränkt weiterempfehlen. Ist aber auch ein „Once in a Lifetime“-Ding. Das müssen wir also nicht unbedingt nochmal machen. Städte wie St. Petersburg kann man sich sicherlich nochmal im Rahmen eines Städtetrips (das ist sogar visafrei) vorstellen, auch um dann mal in die Museen zu gehen, die wir im Rahmen einer Weltreise nicht alle besuchen wollten und konnten.

Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zu Russland in chronologisch aufsteigender Reihenfolge…

Die zweite Region unserer Weltreise nach Skandinavien war das Baltikum. Wir haben allerdings nur Lettland und Estland besucht und Litauen ausgelassen.

Allgemein

Das Baltikum erreichten wir per Übernachtfähre von Stockholm nach Riga. Auf dem Plan standen nur zwei Städte, nämlich Riga in Lettland und Tallin in Estland.

Land und Leute

Die Älteren werden sich erinnern: Das Baltikum war mal Teil der Sowjetunion. Und das merkt man auch heute noch in den mittlerweile zur EU gehörenden Ländern. Sowohl Lettland als auch Estland haben teilweise ihren sowjetischen Charme behalten. Fast überall wird russisch gesprochen und verstanden. Gleichzeitig gibt es auch viele osteuropäische Elemente, wie man sie ggf. aus Prag, Breslau oder Budapest kennt. Mittelalterliche Stadtkerne prägen beispielsweise das Bild. Man merkt überall, dass die Letten und Esten stolz auf ihre vor knapp 30 Jahren zurückgewonnene Unabhängigkeit sind. Zudem nehmen die Balten ihre EU Mitgliedschaft mit Stolz wahr und man gibt sich kosmopolitisch – so wird nahezu überall gut Englisch (teilweise sogar Deutsch gesprochen). Sowohl die estnische Sprache als auch die lettische Sprache (die beide miteinander übrigens auch so gut wie nichts gemeinsam haben) wirkten sehr schräg auf uns.

Zum Kennenlernen der Städte gibt es sowohl in Tallin als auch in Riga kostenfreie geführte Stadtspaziergänge, die wir uneingeschränkt weiterempfehlen können. Essen und Trinken sind eher wieder etwas rustikaler als in Skandinavien (viel Fleisch, deftig). Die Straßen und Gehwege bestehen überwiegend aus Kopfsteinpflaster, so dass hier gutes Schuhwerk nötig ist.

Unterkünfte

In Riga hatten wir eine große Wohnung mit riesigem Wohnzimmer und Schlafzimmer in einem schicken Altbau im Botschaftsviertel, gebucht über booking.com. Auch in Tallin waren wir in einer Ferienwohnung untergebracht, die zentral lag und die wir über booking.com gebucht hatten. Preislich kommt man hier sehr günstig unter. Die Hosts bzw. Ansprechpartner waren sehr hilfsbereit, wenn auch nicht immer fließend in der englischen Sprache (so die Mutter unseres Hosts in Riga, die wiederum mit ihrer Mutter zum Putzen kam) – aber mit ein paar Brocken Russisch kamen wir auch hier gut durch.

Logistik und Verkehr

Sowohl Riga als auch Tallin kann man ohne Probleme zu Fuß erkunden. Wir haben letztlich nur den ÖPNV benötigt, um zwischen Riga und Tallin zu reisen (Überlandbusse sind super günstig) und vom Busbahnhof in die Stadt zu kommen (ÖPNV innerhalb der Städte ist etwas günstiger als in Deutschland). Außerdem gibt es in Estland UBER, dessen Preisniveau deutlich unter dem deutscher Taxis liegt. Supermärkte entsprechen durchweg westlichen Standards und haben auch sonntags und abends auf. Es gibt westliche Artikel, aber auch viel Fisch wie in Skandinavien sowie osteuropäische Artikel (bspw. das Getränk Kwas, osteuropäische Süßigkeiten).

Kosten und Geld

Zu den skandinavischen Ländern stellt das Baltikum definitiv einen großen Kontrast dar, was die Lebenshaltungskosten angeht. Man bewegt sich auf einem Niveau, wie manche es ggf. aus Polen, Ungarn oder der Tschechischen Republik kennen – eher noch etwas günstiger. Das zieht gerade hinsichtlich Tabak- und Alkoholwaren viele Tagestouristen aus Skandinavien an. Grundsätzlich sind Lebensmittel billiger als in Deutschland. Eine Selbstverpflegung (wie wir sie überwiegend in Skandinavien verfolgt haben), ist allerdings nicht unbedingt notwendig, da auch die Restaurants recht günstig sind. Im gesamten Baltikum gilt der Euro – man kann fast überall per Karte oder kontaktlos mit Handy/Smartwatch bezahlen.

Und sonst…

Kulturell sind die baltischen Staaten sehr vielseitig, kein Wunder, denn sie gehörten schon zu ziemlich vielen Großmachten. Wir können uns vorstellen nochmal für einen Kurztrip vorbei zu schauen – auch mit dem Rad 🙂

Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zum Baltikum in chronologisch aufsteigender Reihenfolge…

Unsere Weltreise ist in Skandinavien gestartet. Auf dem ursprünglichen Plan standen Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland mit einem Zwischenstopp im Baltikum. Nach Lettland und Estland reisten wir kurzfristig zurück nach Deutschland und starteten erneut in Finnland.

Allgemein

Dänemark haben wir per Zug via Hamburg erreicht. Im zweiten Anlauf sind wir mit dem Zug über Lübeck und dann per Fähre nach Helsinki in Finnland gereist.

Land und Leute

Wir haben die Menschen in den skandinavischen Ländern durchweg als sehr liberal und weltoffen erlebt. Sie waren sehr hilfsbereit, aber auch neugierig, was unsere Reisepläne angeht. Jeder sprach perfektes Englisch, ähnlich wie man es aus den Niederlanden kennt.

Etwas irritierend fand ich persönlich, dass nahezu niemand seine Fenster mit Gardinen bestückt, so dass wir unbeabsichtigt vielen Leuten in ihre Wohnung geschaut haben.

Landschaftlich gibt es eine Menge zu entdecken – insbesondere ganz im Norden (Lofoten, Lappland). Das ist definitiv eine erneute Reise wert. Vielleicht mal mit dem Rad?

Unterkünfte

Wir haben mit zwei Ausnahmen z.B. in Flåm (Hostel) durchweg in privaten airbnb Unterkünften gewohnt. Überwiegend hatten wir die gesamte Wohnung für uns – einige Male ist der eigentliche Mieter für die Dauer unserer Anwesenheit vorübergehend ausgezogen.

Check-in / Schlüsselübergabe verliefen durchweg problemlos. Alle Vermieter standen uns zeitnah für Fragen und sonstige Unterstützung zur Verfügung. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eigene Wohnungen mit (Zugriff auf eine) Küche in Skandinavien das Mittel der Wahl sind, um nicht direkt am Anfang der Reise durch Restaurant-Besuche ein Budget-Problem zu bekommen (siehe unten „Kosten“).

Logistik und Verkehr

Unsere Fortbewegungsmittel quer durch Skandinavien waren Züge und Fähren. Wir haben uns zu diesem Zweck jeder einen Interrail Global Pass für einen Monat / 5 Fahrttage besorgt. Eine Entscheidung, die wir (zumindest für eine Skandinavien Tour) so nicht mehr fällen würden. Zusätzlich zum Global Pass benötigten wir für alle Schlafwagen-Fahrten Reservierungen, die preislich ähnlich teuer waren, wie eine Fahrt im Schlafwagen ohne Interrail Pass. Zudem kann man (zumindest in Skandinavien) keine Reservierungen online vornehmen. Zwar bietet Interrail selbst auf deren Portal die Möglichkeit online Reservierungen anzufragen, aber zu vollkommen indiskutablen Bedingungen, was Dauer (zwischen Anfrage und Angebot lagen mehrere Tage), Zustellung (per Post!!!) und Preis (Reservierung war kurzerhand doppelt so teuer wie später am Schalter) betrifft. Letztlich haben wir uns die Schlafwagen-Reservierungen an einem Verkaufsschalter der Deutschen Bahn besorgt. Die Flexibilität eines Interrail Passes war damit aber hinfällig.

In Norwegen interessierte sich bei den Nachtfahrten kein Schaffner für unser Interrail Diary (Tagebuch), sondern die Reservierung reichte aus, um den Schlüssel für das Schlafabteil zu bekommen. Wahrscheinlich hätten wir auch keinen Vermerk in unserem Diary machen müssen und die Fahrten anders verwenden können (keine Gewähr von uns, ob das legal ist oder immer so ist).

Auch für Tagesfahrten empfiehlt es sich, Reservierungen zu haben. Man darf zwar auch ohne Reservierung in jedem Zug mitfahren, jedoch scheinen die Skandinavier aber alle zu reservieren, so dass es die in Deutschland üblichen reservierungsfreien Plätze gar nicht gibt und man sich einige Male während der Fahrt umsetzen muss und verständnislose Blicke erntet, warum man sich denn ohne Reservierung überhaupt auf einen Platz setzt.

Ansonsten lässt sich sagen, dass die Züge in Skandinavien sowohl sauber und gepflegt als auch zuverlässig und pünktlich sind.

Innerhalb der Städte / Orte sind wir in Skandinavien sehr viel zu Fuß von A nach B gekommen. Selbst die großen Städte wie Helsinki, Oslo und Stockholm sind recht übersichtlich, wobei wir längere Distanzen dann auch mal mit der U-Bahn (T Bana) oder Tram gefahren sind. Der ÖPNV ist verglichen zu Deutschland leicht teurer. Bei längeren Aufenthalten in Städten haben wir daher zu Mehr-Tages-Karten gegriffen, die sich dann lohnen können. Etwaige City-Pässe (Oslo-Pass, Bergen-Pass, …) haben wir nicht genutzt, da die Rabatte für zahlreiche Attraktions- und Museums-Besuche für uns auf einer Weltreise weniger interessant sind.

Letztlich noch zur Einkaufssituation: Es gibt gut sortierte Supermärkte allerorts, die eigentlich alles führen, was man braucht (und bezahlen kann). Dass Alkoholverkauf in Skandinavien etwas anders gehandhabt wird, ist sicherlich auch in Deutschland bekannt. In der Regel gibt es im Supermarkt entweder gar keinen Alkohol oder nur Leichtprozentiges (Bier, Cider). Alles andere muss in speziellen Alkohol-Stores erworben werden (das ist in der Tat grundsätzlich in allen skandinavischen Ländern noch so, allerdings in Schweden/Norwegen etwas strenger ausgelegt als in Finnland und Dänemark). Zudem gibt es ab einer bestimmten Uhrzeit (zwischen 21h und 22h) gar keinen Alkohol mehr.

Das war letztlich für uns nicht so relevant, da wir in Skandinavien „Dry Days“ gemacht haben. Ob die ganzen Maßnahmen tatsächlich den Alkoholismus in Skandinavien einschränken, kann durchaus hinterfragt werden mit Blick auf die Statistiken. Letztlich sind die Skandinavier pfiffig und organisieren mit ihrem umfangreichen Fähr-System Fahrten ins erheblich billigere Baltikum oder nach Deutschland, ohne wirkliches kulturelles Interesse an die jeweiligen Regionen :).

Kosten und Geld

Man kann es kurz machen: Skandinavien ist sauteuer! Nicht nur was Alkohol und Zigaretten angeht… Einfach alles ist teuer, ungefähr in der Reihenfolge Dänemark<Finnland<Schweden<Norwegen.

Als Beispiel sei das berühmte Fischbrötchen auf dem Fischmarkt in Bergen genannt, für das man schlappe 25 Euro sehen wollte. Für Restaurant-Besuche sollte man umgerechnet 25 EUR p.P. ohne Getränke für einen (Haupt-)Gang einplanen. Da geht man doch lieber in den Supermarkt und bereitet sich in seinem airbnb Heim etwas zu, wobei auch die Supermärkte die Hände gerne aufhalten. Relativ günstig (auf deutschem Preisniveau) fanden wir Fisch, Lachs, Kaviar, Brot, Marmelade, Hüttenkäse und Obst (Äpfel, Bananen). Wasser lässt sich überall aus der Leitung trinken.

Der Zahlungsverkehr ist insgesamt fast überall bargeldlos und fast allerorts kann man kontaktlos per Handy zahlen. Es geht sogar so weit, dass einige Einrichtungen gar kein Bargeld mehr akzeptieren. Uns kam das sehr entgegen, weisen die vier skandinavischen Länder doch vier verschiedene Währungen auf (dänische, norwegische, schwedische Krone und Euro in Finnland).

Und sonst…

Gerade bei Städtetrips nicht ganz unwichtig ist die Toiletten-Situation. Wenn man den ganzen Tag draußen ist und nicht für jeden Toiletten-Besuch irgendwo einkehren will (siehe auch unter Kosten), so ist man schon auf öffentliche Toiletten angewiesen. Diese gibt es üblicherweise auch, allerdings so gut wie nie, gratis. Selbst in Kaufhäusern, wo man hierzulande maximal eine unbewachte Untertasse mit ein paar Cents vorfindet, wurde mindestens umgerechnet 1 Euro (meistens durch mechanische Sperren) verlangt. Nichts, was einen arm macht, aber doch sehr nervig ist, insbesondere wenn die Zahlung -wie in Skandinavien üblich – bitteschön über Kreditkarte mit Pin-Eingabe zu erfolgen hat

Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zu Skandinavien in chronologisch aufsteigender Reihenfolge….

Corona sei Dank – unsere Weltreise hat zunächst mal ein abruptes Ende gefunden. So ziemlich in allen Ländern, die planmäßig noch vor uns lagen, herrschen strikte Einreisebeschränkungen (sei es 14- 21 Tage Zwangsquarantäne oder gar keine Einreise für Deutsche). Innerhalb der meisten Länder gelten strenge Ausgeh- und Bewegungsverbote. Uns hat es auf die malaysische Trauminsel Pulau Kapas verschlagen, auf der wir uns bis zum Ende der malaysischen MCO (Movement Control Order) in Selbstquarantäne begeben haben.

Zeit für ein Fazit

Den Lieben in Deutschland ist es vermutlich nicht neu. Selbstquarantäne wird irgendwann ganz schön langweilig, selbst an einem Traumort wie Kapas. Zeit also das langersehnte Fazit unserer bisherigen Reise zu ziehen und niederzuschreiben. Den Job übernimmt der bisher als Autor weniger in Erscheinung getretene Autor Ooli (dafür umso mehr als „Gegenleser“) .

Ein Fazit oder mehrere…?

Die zahlreichen Länder, in denen wir waren, einfach in einem Artikel abzufrühstücken, wäre sicherlich etwas schwierig. Wir haben uns daher entschieden mehrere Fazitbeiträge zu veröffentlichen, gemäß der Regionen, in denen wir waren, die da wären

Ggf. folgt irgendwann mit etwas Abstand (bzw. erneuter Nähe zur Heimat Deutschland) dann auch nochmal ein Gesamtfazit.

Stephi und Olli unterwegs

Die Randbedingungen sind:

  • 9 Monate (edit: mittlerweile 8,5 Monate – wir haben eine längere Pause von Oktober bis Dezember gemacht)
  • einmal um die Erde in Richtung Osten mit Start in Skandinavien
  • kein Afrika, Australien, Neuseeland oder Indien
  • so wenig fliegen wie möglich

Unsere aktuell geplante Route führt uns durch

  • Skandinavien (Dänemark – Norwegen – Schweden)
  • Das Baltikum (Lettland – Estland)
  • Edit: Wir haben im Oktober / November eine längere Pause gemacht und sind aus Helsinki nach Hause rückgekehrt
  • Erneut per Zug via Lübeck nach Helsinki. Dann über Weihnachten nach Lappland
  • Via Helsinki nach St. Petersburg
  • Durch Russland mit der Transsib. Zwischenstopp in der Mongolei.
  • Per Schiff von Wladiwostok nach Korea und Japan. (Edit: Durch die Unterbrechung sind wir leider in die Saisonpause der DBS Fähre geraten. Wir werden daher wohl nur nach Japan fliegen).
  • Weiter per Boot von Osaka nach Shanghai in China.
  • Durch China nach Vietnam via Hong Kong und Macau.
  • Durch Vietnam per Zug an die kambodschanische Grenze
  • Durch Kambodscha nach Thailand.
  • Von Bangkok nach Hat Yai an die malaysische Grenze.
  • Durch Malaysia nach Singapur.
  • Hier wird dann geflogen nach Fidschi.
  • Von dort weiter in die USA (San Francisco)
  • In den USA stehen LA, San Francisco, Las Vegas, ggf, Grand Canyon und Chicago auf dem Programm
  • Dann via San Diego nach Mexiko
  • Durch Mexiko nach Panama, Costa Rica und Guatemala
  • In Südamerika stehen dann mindestens noch Brasilien und Argentinien auf dem Programm bevor es im Sommer 2020 dann zurück nach Deutschland geht

Den genauen Streckenverlauf tracken wir mithilfe des Plugins travelmap hier. Am Stern könnt ihr erkennen wo wir gerade sind. Es gibt eine Einbettung als Plugin hier im Blog aber auch trackbacks aus travelmap auf Blogartikel hier.,

Anbei noch einige Detailinformationen zu den Stationen

Dänemark (September 2019)

Am 1.9.2019 fahren wir mit dem Zug nach Aarhus und Aalborg, um dann in Hirtshals an Bord in Richtung Bergen zu gehen.

Norwegen (September 2019)

Bergen, Flåm, Myrdal, Oslo, Trondheim, Bodø, Lofoten, Narvik
Von Bergen fahren wir nach Flåm (per Boot) um dann mit der Flåmsbana nach Myrdal zu reisen.
Dies ist eine eingleisige normalspurige Nebenstrecke der norwegischen Bergenbahn. Sie führt von Flåm am Aurlandsfjord hoch durch das Flåmsdalen in das 866 Meter hoch gelegenene Myrdal .
Von Myrdal geht es in Richtung Oslo, was wir an zwei Tagen unsicher machen werden. Auch hier haben wir eine tolle Wohnung via airbnb.de gefunden.

Mit der Dovrebahn geht es von Oslo nach Trondheim. Hierfür haben wir eine Zweierkabine gebucht und hoffen, bei dieser Nachtfahrt schon Nordlichter zu sehen. Die Buchung klappte ganz einfach am Schalter der DB (Interrailticket + Reservierung der Kabine am DB-Schalter)

Die nächste Nachtfahrt führt von Trondheim nach Bodø (Nordlandbahn), von wo wir per Boot nach Lofoten und dann weiter nach Schweden reisen werden via Narvik.

Schweden (September 2019)

Von Narvik startet der Nachtzug am 19.9.2019 um 15.15 Uhr, so dass wir am 20.09.2019 Stockholm erreicht haben werden.

Warum wir so schnell nach Stockholm fahren und keine Zwischenstopps einlegen? Ganz einfach: Wir hatten so schöne Tage auf Lofoten, dass wir beschlossen haben, länger an festen Orten zu bleiben und von dort aus Ausflüge machen. Kiruna soll sich im Umbau befinden, alle anderen Städte im Norden sind für Wandervögel interessant. Nordlichter gibt es einfach noch nicht. Also fahren wir jetzt ganz schnell nach Stockholm, um die umliegenden Städte zu erkunden.

Lettland (September 2019)

Riga erreichen wir über Nacht per Fähre. Dort haben wir 3 Tage eine Airbnb Wohnung

Estland (September 2019)

Tallin erreichen wir per Fernbus – Es ist einfacher und günstiger als das ganze per Zug zu machen (es gibt leider noch keine Direktverbindung nach Tallin per Zug aus Riga.

Pause (Oktober – Dezember 2019 

Von Oktober bis Mitte Dezember haben wir unsere Reise unterbrochen. Die traurigen Hintergrunde sind denen, die es wissen müssen, bekannt.

Nach längeren Überlegungen haben wir uns Ende November letztendlich entschieden unsere Reise noch vor Weihnachten – ohne grundsätzliche Änderungen im Streckenverlauf – fortzusetzen. Als neues Ziel kommt Lübeck und Lappland hinzu)

Finnland / Lappland (Weihnachten 2019)

Weihnachten feiern wir in Finnland Lappland und zwar in Helsinki, Oulu und Rovaniemi. Wir erreichen Helsinki per Fähre von Lübeck Travemünde (wo wir per Zug angereist sind) und fahren dann weiter per VR (finnische Eisenbahn) nach Oulu und dann per Bus für Heiligabend nach Rovaniemi – der Heimat von Santa.

Russland (Dezember 2019 – Januar 2020)

Am 1. Weihnachtstag geht es per Nachtzug zurück nach Helsinki und von dort nach ein paar Bummelstunden weiter in die ehemalige Sowjetunion nach Leningrad. Von dort werden wir mit der Transsib voraussichtlich die Standorte  Moskau, Vladimir, Kungur, Jekatarinenburg, Krasnoyarsk, Irkutsk, Ulan Ude, Ulan Bator (Mongolei) und Wladiwostok bereisen.

Japan (Februar 2020)

Vermutlich per Flieger geht es von Wladiwostok nach Tokio. Weitere Ziele sind Osaka, Hiroshima und Kyoto.

China (Februar 2020)

Per Boot geht es von Osaka nach Shanghai wo wir ggf. mal wieder Arbeitskolleginnen von mir treffen werden. Weiter dann über Hongkong nach Macau.

Vietnam (März 2020)

In China über Kunming, Hekou und Lao Cai nach Hanoi. Von dort geht es zur Halong Bucht und dann per Nachtzug nach Saigon.

Kambodscha (März 2020)

Von Chau Doc auf dem Mekong nach Phnom Penh (6 stündige Speedboot-Fahrt. Was wir in Kambodscha genau machen wissen wir noch nicht. Vermutlich geht es aber wie schon 2014 dann über Koh Kong in Richtung Thailand nach Trat. 

Thailand (April 2020)

In Trat werden wir wohl eines unserer Lieblingsressorts (Big Easy, Koh Mak) besuchen werden. Dann per Bus nach Bangkok und von dort nach Hat Yai zum Grenzübergang nach Malaysia.

Malaysia (April 2020)

Pflicht wird unser Besuch bei Gahsri auf Pulau Tuba (einer Mini-Insel vor Langkawi) sein. Weitere Ziele in Malaysia sind noch nicht geplant. Endstation wird Singapur sein. von wo aus wir nach Fidschi fliegen.

Fidschi (Mai 2020)

Auf einen Tipp eines Arbeitskollegen aus NL steht Beachcomber Island Resort auf Mamanuca Islands ganz oben auf der Liste. Schauen wir mal…

USA (Juni 2020)

Neben LA, San Francisco, Las Vegas stehen ggf. ein Besuch bei meinem lieben Kollegen Praveen (Chicago) und ein Ausflug zum Grand Canyon auf dem Programm.

Mittel- und Südamerika (Juni / Juli 2020)

Bisher ist hier noch gar nix geplant. Politische Situation in Chile und Kolumbien lässt uns eher fokussiert planen. Besuche in Brasilien und Argentinien wollen wir aber auf jeden Fall angehen.