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Januar 6, 2020

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In Kungur, Russland, brachen wir recht früh mit einem Taxi zum Bahnhof (ca. 6 km) auf. Es ist ein kleiner Bahnhof, an dem die Züge nur kurz halten. Es gab einen Wartebereich, wo es Getränke für die Fahrt, Snacks und Souveniers zu erwerben gibt.

Ein Signal ertönte und wir durften den Bahnsteig betreten, diesmal ordnungsgemäß über den Bahnübergang. Wir fragten Russen, wo wir denn unser Abteil finden könnten, doch beantworten konnte uns das keiner. Der Zug fuhr ein, wir rannten in die falsche Richtung auf dem verschneiten und glatten Bahnsteig. An Waggon 7 entdeckten wir den Fehler und machten kehrt. Da wir nur 2 Minuten zum Einsteigen hatten, sprangen wir schon in Waggon 11 in den Zug. Doch wie kommt man von hier in Waggon 16? Die Schaffnerin kontrollierte die Pässe und Tickets, zeigte sich aber verständnislos, warum wir im falschen Waggon waren.
Oliver schnappte sich meinen Koffer, den man aufgrund der Enge nicht ziehen konnte, und wir machten uns auf den Weg. Die ersten beiden Waggons waren Abteile der zweiten Klasse, wo wir noch gut durch kamen. Die große Herausforderung war die dritte Klasse. Für die kurze Strecke nach Jekaterinburg brauchten wir ja keine Privatsphäre.

Doch dann begann eine Art Geisterbahn. In der dritten Klasse kamen uns von allen Schlafenden die stinkenden Füße entgegen. Wir hatten das Gefühl, überall von Füßen attackiert zu werden. So quetschten wir uns durch vier nicht enden wollende Abteile. Endlich angekommen, bezogen wir unsere Betten. Es sind immer sechs Betten, die zusammen stehen. Wir haben wieder die beiden übereinander liegenden am Gang gewählt. Oliver schlief schnell ein, doch das Geschnarche und Gesäge um mich herum raubte mir die Möglichkeit zu schlafen. Gerädert kam ich dann dann am nächsten Zielort Jekaterinburg an. Oliver schien ausgeschlafen zu sein.

Ankunft in Jekaterinburg

Mittags um 12 Uhr kamen wir in Jekaterinburg an. Den Weg zu unserer Wohnung wollten wir zu Fuß bewältigen, was sich als Herausforderung darstellte. Nach einem kurzen Frühstück in einer Stolowaja versuchten wir die Straße zu überqueren. Doch nirgends waren Ampeln. In weiter Ferne entdeckten wir eine Unterführung. Das hieß: Gepäck runter- und wieder raufschleppen. Hätten wir das gewusst, wären wir gar nicht erst essen gegangen.
Unsere Unterkunft lag hinter dem Gasprom-Bank-Gelände, das komplett eingezäunt ist. Es gibt weder Wegweiser noch Türen, so dass wir einmal um das ganze Gebäude herumlaufen mussten.

An unserer Unterkunft angekommen, kamen wir erst auch nicht weiter, da auch dieses Gebäude komplett eingezäunt ist. Eine nette Dame zeigte uns den Weg und öffnete Türen mit einem Token. Die Wohnung von Andrej war toll. Sauber und zentral, genau richtig für eine Nacht in einer neuen Stadt.

Spaziergang durch Jekaterinburg

Der erste Weg führte uns zu der Kirche auf dem Blut. Draußen wurden Eisfiguren geschliffen und eine Rodelbahn für Kinder war aufgebaut. Im Inneren der Kirche waren wir sehr beeindruckt. Die Bilder und Wandmalereien zeigten überwiegend Götzen der Romanows.

In einem Café, das wir durch Zufall entdeckten, gab es leckeren Kaffee mit käsekuchenähnlichem Gebäck. Als Beilage gab es einmal saure Sahne und einmal Vanillesauce. Köstlich!

Weiter ging es zum Sevanstyansnows Haus, wo Putin absteigt, wenn er denn hier ist.

Das Hochhaus Vysotsky sieht man schon von Weitem. Eine Fahrt in den 52. Stock kostet etwa 5 €, incl. eines Besuchs eines Museums. Oben konnte man die ganze Stadt bis in den Ural hinein überblicken, was in der Dunkelheit atemberaubend war.

Die Einkaufsstraße „Vaynera Street“ hat viele kleinere, auch internationale, Geschäfte. In einem Laden mit Elektrokleinkram erstand Oliver eine neue Power-Bank. Während ich auf ihn wartete, kam eine Frau in meinem Alter ins Geschäft, die sich der Länge nach hinlegte. Sie sah sehr mitgenommen aus. Das zeigt, dass auch die Einheimischen Probleme mit der Glätte haben. Wieder einmal war ich froh, meine Spikes gekauft zu haben.

Den Abend ließen wir in einem russischen Restaurant ausklingen, das wir wegen des Namen ausgewählt hatten: Moi Drug Olive. Nach der Beschreibung sollte es ein italienisches Restaurant sein, doch wir entdeckten hier eher Fusion-Küche.

Nach Hause fuhren wir mit der Metro, die nur aus wenigen Stationen besteht.