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April 2020

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Auch Südkorea war zeitweise von unserer planmäßigen Reiseroute verschwunden, da wir dachten, es reicht nach Japan zu reisen, um den asiatischen fernen Osten hinreichend kennenzulernen. Dass wir schließlich doch nach Seoul geflogen sind, sollte sich in vielerlei Hinsicht als gute Entscheidung herausstellen.

Allgemein

In Wladiwostok hatten wir zunächst die Hoffnung noch nicht aufgegeben, ohne zu fliegen in den fernen Osten zu gelangen. Dann aber kam die Begegnung mit der gelangweilten russischen Dame am Schalter der DBS Ferries (Fährgesellschaft zwischen Russland, Südkorea und Japan). Sie gab uns mit den allerorts in Russland kaum vorhandenen Englischkenntnissen zu verstehen, dass es keine Boote nach Korea oder Japan mehr gibt. Es wird wohl das Geheimnis der russischen Bürokratie bleiben, warum die Dame dann dort täglich sechs Stunden am Schalter steht, nur um das zu verkünden. Mittlerweile haben wir erfahren, dass die Verbindung nun dauerhaft eingestellt wurde (NICHT wg. COVID19) – hoffentlich hat jemand der Frau am Schalter mal mittlerweile Bescheid gesagt.

Somit war klar, dass wir nur per Flugzeug weiterkommen, denn eine Einreise nach Südkorea aus Russland via Nordkorea (per Zug) ist von den Behörden nicht vorgesehen, wäre aber durchaus sehr reizvoll gewesen. Unsere Versuche mit etwaigen Frachtschiffen überzusetzen wurden von den Carriern entweder ignoriert (FESCO) oder nicht verstanden (CMA CGM).

Land und Leute

Der kulturelle Unterschied zwischen Russland und Korea könnte für zwei (fast) Nachbarländer größer kaum sein. Statt der meistens ernsten, russischen Minen begegneten uns nun permanent kichernde Asiaten, dazu fast unterwürfige Höflichkeit. Im Zug vom Flughafen nach Seoul Downtown bspw. betrat und verließ der Schaffner den Wagen stets mit einer tiefen Verbeugung vor den Fahrgästen. Das ist so üblich in allen Zügen, wie wir später herausfanden.

Unsere Unterkunft lag direkt in der Nähe des Hauptbahnhofs von Seoul. Somit war uns sofort ein Einblick in die weniger schönen Seiten von Seoul vergönnt – die Obdachlosen. Gerade in asiatischen Ländern, in denen Gesichtsverlust noch eine tragende Rolle spielt, ein nicht ganz einfaches Thema. Allerdings wirkten die Obdachlosen auf uns (im Vergleich zu westlichen Obdachlosen) auch sehr sauber und gepflegt – sie könnten vermutlich so unmittelbar zu einem Bewerbungsgespräch aufbrechen.

Die Stadt Seoul zu Fuß zu erkunden gleicht einer Reise durch ein Labyrinth, das bereits unterirdisch beginnt. Wenn man in der Metro den falschen Ausgang wählt, ist man oberirdisch ggf. ziemlich aufgeschmissen. Überhaupt bietet die „Unterwelt“ Seouls eine Parallelwelt, in der komplette Märkte und Shopping-Paradiese aufgebaut sind.

Ansonsten kommt Seoul als eine der größten Städte der Welt recht ambivalent daher. Es gibt Stadtteile, in denen man sich wie im antiken Asien fühlt und die sehr ruhig und friedvoll sind (z.B. der Palast). Andere wie bspw. der berühmte Stadtteil Gangnam wirken insb. nach Einbruch der Dunkelheit wie eine dystopische Welt, wie man sie aus Hollywood Filmen wie Blade Runner kennt.

Busan ist im Ganzen eher ruhig und beschaulich. Hier sprach man auch wieder deutlich weniger und schlechter Englisch – und wir haben erstmalig Restaurants gesehen, die keine Gäste haben wollten, die aus China kamen oder dort vor kurzen waren wg. der gerade Fahrt aufnehmenden COVID19 Situation.

Unterkünfte

In Seoul hatten wir mal wieder eine kleine Wohnung mit Schlafzimmer, Wohnbereich und Küche, alles mit Fußbodenheizung. Die Logik der Klimaanlage – die ab jetzt in allen unseren Unterkünften in Fernost auch gleichzeitig die Heizung war – haben wir bis heute nicht verstanden.

In Busan waren wir in einem Business-Hotel, erstmalig mit der berühmten japanischen Toilette. Das Hotel lag zentral direkt am Hafen und Hauptbahnhof. Der Preis war mit umgerechnet knapp 30 EUR pro Nacht sehr günstig. Auch hier hatten wir eine nicht regulierbaren Fußbodenheizung (zumindest hatten wir auch hier die Regulierung nicht verstanden).

Logistik und Verkehr

Für die Mobilität innerhalb Seouls benötigt man einen der Metropässe. Wir haben uns für die Partner-T-Money Card entschieden, die  ähnlich wie die Londoner Oyster Card als Prepaid-Ticket funktioniert. Allerdings muss man den Pass regelmäßig aufladen. Die Verwendung des Contactless-Features von eigener Kreditkarte/Handy als virtueller Ersatz funktionierte nicht. Die T-Money Card kann man dafür umgekehrt auch nutzen, um im 7/11-Supermarkt um die Ecke zu bezahlen. Den Pfand für die T-Money Card (7000 Won für uns beide als entzückendes Kartenpaar) sieht man allerdings nie wieder (bzw. wollte uns niemand erstatten). Die Karten haben wir daher in unserer Wohnung in Seoul gelassen. Erst später erfuhren wir, dass die Karten in Busan auch funktioniert hätten. :/

Innerhalb der Stadtteile kommt man am besten zu Fuß rum. Eine für alle unsere Destinationen logistische Selbstverständlichkeit war die Nutzung von Google Maps (natürlich vorher runtergeladenen Offlinekarten – um Datentraffic zu sparen). Südkorea ist wohl das einzige Land auf der Welt, das Google Maps nicht unterstützt. Zwar gibt es Kartenmaterial, aber das ist teilweise spärlich und nicht detailliert. Routingfunktionalitäten funktionieren gar nicht. Wir sind daher auf die (ohnehin immer als 2. Option im Einsatz befindliche) App maps.me ausgewichen, die (wie überall sonst wo auch) nach vorherigem Download des Kartenmaterials einwandfrei funktionierte.

Kosten und Geld

Wir waren wirklich überrascht, dass im High-Tech-Land Korea Bargeld noch so eine wichtige Rolle spielt. Zwar funktioniert in einigen Supermärkten dann auch die VISA-Karte, GooglePay oder kontaktloses Bezahlen hingegen sind hier eher unbekannt. Man nutzt aber wohl gerne T-Money (s.o.) oder das Zahlen mit QR Codes (ist überhaupt in Asien sehr beliebt).

Ansonsten war Korea insgesamt vom Preisniveau auf dem mitteleuropäischen Level. Essen gehen ist relativ günstig. Bier im Supermarkt ist teurer als in Deutschland, aber in Korea trinkt man ja sowieso Soju.

Und sonst…

Erste interessante Beobachtung: In Korea trinkt man gerne und viel Alkohol, es gibt aber keine reinen Kneipen. Wer auswärts ein paar Bier, Soju oder Makgeoli heben will, muss in ein Restaurant gehen und dort auch was zu essen bestellen.

Man nutzt in Korea zudem weitaus intensiver die Möglichkeiten, die sich der Regierung dadurch bieten, dass jeder Bürger ein Handy besitzt. Das konnte man jüngst an dem mittlerweile auch bei uns in Deutschland diskutierten „Tracking von Personen per Handy“ im Rahmen der COVID19 Verbreitung beobachten. Mittlerweile wissen wir ja, dass das in Südkorea für die Verfolgung von Infektionsketten sehr effektiv eingesetzt wurde.

Bei unserer Ankunft spielte COVID19 in Südkorea noch keine so große Rolle. Allerdings haben wir auf meinem Endgerät Bekanntschaft mit dem Broadcasting gemacht. Inmitten des ruhigen, beschaulichen Bukchon Hanok Village, heulte plötzlich mein eigentlich auf lautlos gestelltes Handy los. Dazu gab es eine „Notfallbenachrichtigung“ auf Koreanisch, welche ich per Google Translate übersetzen konnte. Sie besagte grob,, dass es gefährlich ist, in China gewesen zu sein und ich mich bitte unbedingt melden sollte, falls ich mich krank fühle und in China war.

Ein Hinweis von weiblicher Seite: In Korea und Japan wird man mit Pflegeprodukten wie Gesichtscremes, Masken und Tigerbalm überhäuft. Allerdings gibt es hier nur Monatspflegeprodukte in Form von Binden zu kaufen. Alles andere sollte Frau vorher in den Koffer packen. 

Vom „Beklopptheitsfaktor“ stellt Korea sich im Vergleich zu Japan eher noch zurückhaltend auf. Die Entscheidung über Korea noch Japan zu reisen, war aber – wie eingangs erwähnt – goldrichtig. Korea als „Japan-light“, eröffnete uns eine langsame Umgewöhnung von Russland ins quirlige Ost-Asien. Und nicht zuletzt haben wir dadurch später Malaysia genau zum richtigen Zeitpunkt erreicht.

Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zu Südkorea in chronologisch aufsteigender Reihenfolge…

Seit über einem Monat befinden wir uns nun auf der kleinen Trauminsel Pulau Kapas im Osten Malaysias. Das Leben im Paradies ist trotzdem noch spannend und abwechslungsreich. Die meisten Touristen haben jetzt die Insel verlassen.

Unsere Unterkunft genauer betrachtet

Unsere Unterkunft Quimi Chalet and Restaurant ist für uns ein echter Glücksgriff. Sie liegt direkt am weißen Sandstrand. Das Meer ist voll von leuchtenden Korallen und bunten Fischen.
Man muss sich allerdings bewusst sein, dass wir auf einer Insel direkt am Dschungel leben. Das heißt, dass viele wilde Tiere (gestern hing vor unserem Balkon eine riesige Fledermaus, Warane sind ständig um uns herum) zu dem Leben auf der Insel gehören. Das Wasser aus der Leitung ist nicht trinkbar und auch für die Haarpflege nicht die beste Wahl. Strom gibt es, doch zwischendurch fällt auch dieser mal aus. Durch die Luftfeuchtigkeit und die Hitze ist man immer der Gefahr von Schimmel ausgesetzt.
Anfangs waren alle Hütten bewohnt und wir bekamen die günstigste (Rose 2) für 100 Ringgit die Nacht. Wie schon im Artikel vom 2. April beschrieben, verfügt die Hütte über ein bequemes Bett mit Mückenschutz sowie ein privates Bad.
Nachdem nun keine anderen Gäste mehr hier sind (etwa seit dem 20. März), durften wir in das Haus Kemboja ziehen, das wesentlich größer und mit toller Aussicht ist. Mit dem Preis kam man uns sehr entgegen, da wir ja Langzeit-Besucher sind.

Unser Strand ist durch Felsvorsprünge begrenzt, über die Treppen aus Stein gebaut wurden. Darüber gelangt man nach rechts zu einem Campingplatz, der aktuell nur noch von einer Italienerin bewohnt wird. Der Strand danach ist unbewohnt. Die Treppen hierhin sind sehr steil und man muss sich an einem Tau festhalten. Den letzten Strand (Long Beach) kann man nur durch Schwimmen oder Klettern erreichen. Er liegt einige hundert Meter von unserem Strand entfernt und ist häufig unser Ziel. An jedem Strandabschnitt steht eine blaue Mülltonne, so dass wir immer angeschwemmten Müll sammeln können. Täglich kommt ein Müllboot zu unserem Strand, während die letzten beiden Strände in letzter Zeit „vergessen“ wurden. Durch den Rückgang der Touristenzahlen hat sich auch der Müll reduziert. Doch nach Regenfällen kommt neuer Müll vom Festland.

Geht man nach links, gelangt man zu dem Strand, den die Einheimischen aufsuchen. Hier war vor der MCO (Movement Control Order) einiges los. Jetzt ist alles leer. Man kann durch mehrere Buchten zu verschiedenen Unterkünften laufen, bis man am Jetty landet, wo auch der kleine Laden ist. Weiter sind wir zu Fuß noch nicht gelaufen.
Diese Woche hat uns Nolly mit seinem Boot einmal um die Insel gefahren, so dass wir wissen, wo wir überhaupt sind. Nach einer Premium-Unterkunft folgt noch eine private Unterkunft, die unserer ähnelt und anschließend sieht man die Schildkröten-Aufzucht-Station.
Auf der Rückseite der Insel befinden sich nur Felsen und Dschungel. Außerdem soll hier eine riesige Fledermaus-Höhle sein.

Der Weltumsegler Wolfgang Clemens hat während seines Aufenthalts ein Video gedreht, bei dem man die Schönheit der Insel bestaunen kann. Ab Minute 12.30 sieht man „unseren“ Strand. Ab Minute 13.10 sieht man im Hintergrund die Jetty-Anlegestelle, wo sich auch der kleine Laden befindet.
N° 002 ▪ CORONA! Segel-Quarantäne im Insel-Paradies ▪ Gangerls Tagebuch
https://www.youtube.com/watch?v=4GiuOeDPz0M

Menschen, die mit uns die Isolation gestalten

Rose und Nolly sind die Besitzer dieser wunderbaren Unterkunft.
Rose sorgt dafür, dass wir wie im Paradies leben. Morgens begrüßt sie uns mit einem freundlichen „Selamat pagi“ und ist den ganzen Tag für uns da. Sie ist eine hervorragende Köchin und nutzt die Zeit der wenigen Gäste, um neue Gerichte zu kreieren. Neben traditionellen malaiischen Gerichten zaubert sie neuerdings auch selbstgemachtes Eis und Kuchen. Mittags bekommen wir immer einen Snack kredenzt, den wir probieren müssen. Dabei nutzt sie stets Chili, Knoblauch, Kurkuma, Soja-Sauce und viel frisches Gemüse. Gelegentlich werden die Gerichte mit frischer Kokosmilch (von Kokosnüssen, die wir gesammelt haben) und Durian verfeinert.
Neben der Kochkunst versteht es Rose ganz ausgezeichnet, Reparaturen am Haus und in der Küche vorzunehmen. Außerdem gestaltet sie aus Muscheln und Früchten Girlanden und Accessoires.
Abends gesellt sie sich meist zu uns, so dass wir noch gemeinsam Karten oder Carrom spielen können.

Bewohner von Qimi
Bewohner von Qimi
Bootsfahrt zum Fischen
Bootsfahrt zum Fischen

Nolly überlässt die Administration seiner Frau. Er ist eher für die Logisitk zuständig und sorgt dafür, dass unsere Vorräte vom Festland hierher kommen. Er informiert sich ständig über die aktuelle Lage, insbesondere in Bezug auf Corona und gibt uns die neuesten Fakten. Besonderen Spaß hat er an kleinen Bootstouren zum Fischen, wobei wir ihn neuerdings begleiten dürfen.
Er hält sich ganz klar an die MCO und gibt anderen Gästen schnell zu verstehen, dass sie aktuell nicht willkommen sind. Sicher wirkt das auf Fremde etwas abweisend, wir aber schätzen seine klare Haltung.
Besonders beim Carrom-Spielen (das einzige Spiel, das er mittlerweile mit uns spielt) lässt er seinen Charme spielen uns vollführt Siegestänzchen. Der Geburtstagstanz für meine Freundin Dani per WhatsApp ist legendär.

Yo und Koper sind / waren die Angestellten. Koper hat etwa vier Wochen während unserer Anwesenheit hier gearbeitet und uns mit lustigen Videos und Carrom-Spielen unterhalten. Er hat die Insel jedoch vor einer Woche verlassen, da es hier nicht mehr so viel zu tun gibt und er in der Corona-Zeit lieber bei seiner Familie sein möchte.

Carrom am Abend
Carrom am Abend

Yoo ist großartig. Er arbeitet meist mit Rose im Team zusammen und setzt alles um, was Rose vorgibt. Er kann sie in der Küche vertreten und versteht es, ebenfalls tollte Gerichte zu zaubern.
Ansonsten kümmert er sich um alles, was anfällt: Kochen, Blätter am Strand fegen und verbrennen, Regale bauen, Zimmer putzen, Wäsche waschen, aufhängen und abnehmen, Carrom- und Karten-Spielen oder mit Nolly und dem Boot zum Fischen fahren.

Wir haben immer Spaß mit unseren „Mitbewohnern“.

Andere Inselbewohner auf Pulau Kapas

In der Nähe der Jetty-Anlegestelle ist ein großes Ressort, das von einem Niederländer betrieben wird. Hierhin ist auch die deutsch / französische Familie gezogen, die in der ersten Woche in unserer Unterkunft gewohnt hat. Sie sind umgezogen, damit die Kinder (etwa zwischen drei und fünf Jahren) Spielkameraden haben.
Die Großeltern haben sich recht schnell auf den Heimweg gemacht, denn zu Beginn der Corona-MCO flogen noch einige Maschinen nach Europa. Auch ein spanisches Pärchen hat die Heimreise angetreten.

Andere hatten es auch eilig, nach Hause zu kommen, hatten jedoch kein Glück. Diese Woche waren dann die Presse und die Polizei da. Sie haben alle Touristen erneut registriert und wohl auch einen Corona-Test durchgeführt.
Seit gestern sind nun viele der letzten europäischen Gäste auf dem Weg nach Hause. Es ist recht leer auf der Insel geworden.
Zu uns sind die Behörden erst gar nicht gekommen. Wir sind ja bereits registriert und unsere Pässe liegen in Kopie vor. Dafür waren vorgestern acht hochrangige Polizisten aus Terrenganu hier bei uns und haben zu Mittag gegessen. Nolly wollte sie kennen lernen und hatte sie eingeladen. Sie waren alle sehr freundlich und haben mit uns Small-Talk geführt. So freundliche Polizisten haben wir selten getroffen.

Von den drei jungen Menschen, die im Zelt einen Strand weiter leben, ist nur noch die Italienerin da. Das spanische Paar ist mittlerweile auf dem Weg nach Hause, weil sich der junge Mann im Wasser wohl verletzt hat.

Der Weltumsegler Wolfgang Clemens (s.o. im Video) ist mit seinem Team immer noch in der Nähe, jedoch ist er bei einer anderen Insel vor Anker gegangen. Die Weiterreise nach Indonesien wird wohl nicht klappen.

Tagesablauf auf Pulau Kapas

Während unserer Weltreise war ja jeder Tag neu. Eine neue Umgebung, neue Menschen, neues Essen. Jetzt hat sich während unserer Quarantäne eine gewisse Routine eingefunden.
Wir wachen gegen 8 oder 9 Uhr auf und checken erstmal unsere Mail und lesen Nachrichten aus aller Welt, was ja in Zeiten von Corona besonders wichtig ist.
Gegen 9.30 Uhr setzen wir uns an den Tisch auf der großen Terrasse mit direktem Blick auf das Meer. Rose ist stets gut gelaunt, stellt uns je einen Milchkaffee hin und fragt nach unseren Frühstückswünschen.
Auf der Speisekarte stehen entweder Roti Canai, Pfannkuchen oder Toast mit Omelett.
Oliver bestellt meist Roti Canai mit Curry, doch ich brauche zum Frühstück eher etwas Süßes. Ich variiere dann zwischen Roti Canai, allerdings mit Honig, Banane, Schokolade oder Kokos und Omelett. Gelegentlich nehme ich aber auch eine Suppe. Rose bereitet manchmal auch ein malaiisches Porridge vor.

Nach dem Frühstück geht es für uns an den Computer oder in die Hängematte. Dann arbeiten wir am Blog, lesen, Netflixen oder checken die internationale Lage. Oliver ist meist schnell über Verkehrswege und die Zahl der Infizierten informiert. Ich widme mich eher ein paar Lernprogrammen, Lektüre für die Schule oder meinen Romanen und Krimis.

Gegen Mittag sind Rose und Yo in der Küche und bereiten für sich und Nolly etwas zu Mittag zu. Wir bestellen in der Regel erst abends etwas, bekommen aber immer während des Tages Kleinigkeiten zum Probieren.

Je nachdem, wann das Wasser richtig da ist, springen wir mit unseren Schnorcheln ins Wasser oder machen einen Spaziergang zu den Stränden vor dem Long Beach. Mittlerweile wissen wir, wo es tolle Kokosnüsse gibt und bringen diese dann Rose mit. Die jungen, grünen Kokosnüsse kann man einfach aufspalten und das süße Kokoswasser trinken. Die jungen Kokosnüsse eigenen sich für Süßspeisen wie Eis oder Kuchen. Die dunklen, alten Kokosnüsse müssen erst von der Außenschale befreit werden, dann erscheint die runde, schwarze Kokosnuss, so wie wir sie in Europa kennen. Mit einem gezielten Schlag auf einen Stein lässt sich die Nuss prima öffnen. Das Fruchtfleisch wird dann mit einer Maschine, speziell für Kokosnüsse, herausgeschält. Die Kokosmilch und das Fruchtfleisch werden zum Kochen verwendet.

Nachmittags quatschen oder spielen wir. Gegen Abend geht es meistens erneut ins Wasser. Nolly fährt dann mit seinem Boot raus zu dem Käfig, mit dem er versucht, Fische zu fangen (bisher mit mäßigem Erfolg).

Um 19.30 Uhr darf ich dann mit in die Küche und mir die Zubereitung unseres Abendgerichts anschauen. Alle bisherigen Gerichte waren mehr als köstlich. Mit gewissen Tricks und den richtigen Zutaten scheinen sie ganz einfach herzustellen zu sein.

Bis ca. 22 Uhr spielen wir dann alle zusammen Carrom. Oliver und ich sind darin nicht so ganz geschickt, verbessern uns aber täglich.

Stippvisite in Marang, um Geld zu holen

Seit der MCO (Movement Control Order) sind viel weniger Boote unterwegs. Bisher sind wir immer mit dem Jetty-Boot vom und zum Festland gefahren. Nolly verfügt über ein kleines Boot, mit dem er einzelne Personen und Lebensmittel transportieren kann.
Im Prinzip haben wir alles und müssen nicht ans Festland fahren. Kleinigkeiten kann man auch im Inselshop kaufen, doch wir versuchen, nicht mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.

Einen Geldautomaten gibt es auf Pulau Kapas nicht. Deshalb sollte man immer genügend Bargeld mitbringen. Doch wenn man über einen Monat auf der Insel lebt, muss man eben mal ans Festland fahren.
Letzte Woche fuhr ich das erste mal mit Nolly und Rose nach Marang. Beide wollten unsere Vorräte aufstocken, so dass ich die Gelegenheit nutzte und kurzerhand mitfuhr. Mit Mundschutz und Handschuhen ausgerüstet, fuhren wir gemeinsam die 6 km zum Festland. Am Anleger wirkte alles sehr verlassen. Mit dem Auto ging es dann 500 m weiter bis zum Geldautomaten, der immer nur 500 Ringgit (ca. 105 €) auf einmal ausspuckte. Nach dem vierten mal war dann wieder Schluss, doch ich war froh, Geld für die kommenden Tage zu haben.
Heute wiederholten wir das Ganze. Obwohl ich meine Bank über meine Schwester gebeten habe, den Tages-Maximalbetrag zu erhöhen, kehrte ich wieder mit nur 2000 Ringgit zurück zur Insel.

Mundschutz in Marang
Mundschutz in Marang

Am Festland verhalten sich die Menschen alle sehr diszipliniert. Sie tragen einen Mundschutz und halten Abstand voneinander. An der langen Schlange sprachen mich Touristen und Angestellte an, ob ich zum ATM (Geldautomat) möchte. Verwirrt bejahte ich dies, weil ich ja dachte, dass alle dafür anstehen und wurde dann von einem Sicherheitsmann direkt zum Eingang gebracht. Die anderen wollten zum Schalter, um Überweisungen vorzunehmen, so dass ich ganz schnell (ich musste den Abhebevorgang viermal wiederholen) fertig wurde.

Die Apotheke neben der Bank ist gut ausgestattet, so dass ich Sonnen- und Mückenschutz (bisher wirkte der nicht sonderlich) kaufen konnte.
Etwa 100 m von der Bank ist auf der selben Straße ein Lebensmittelgeschäft, das auch einige Schreibwaren und Haushaltswaren führt. Beim ersten Besuch konnte ich mich mit Shampoo, Seife und Haarspülung eindecken, die uns mittlerweile ausgegangen sind.
In den Geschäften gibt es eine Personenbeschränkung, so dass sich auch hier Schlangen bilden. Auch hier nehmen die Menschen Rücksicht aufeinander.

Katzen im Qimi Chalet

Schon mehrfach habe ich über unsere Katzen geschrieben. Jetzt werden sie endlich mal namentlich erwähnt. Als erstes ist natürlich Fennex zu nennen, der groß und majestätisch hier entlangschreitet. Man ist überrascht, wenn er die Bäume flink emporklimmt. Titam ist seit dem 8. April wieder vierfache Mama geworden. Die Kleinen haben wir noch nicht zu Gesicht bekommen. Sie liegen noch in dem Zimmer des Sohnes Qimi der Besitzer.
Oreo, ein Schmusekater, ist ebenfalls ein Sohn von Titam. Der Katzenvater gehört nicht zu dieser Unterkunft, wir haben einen Kandidat für die Vaterschaft aber die Tage hier herumschleichen gesehen.

In die Mongolei haben wir lediglich eine Stippvisite unternommen während unserer Reise mit der Transsib durch Russland. Die Transsib wird für diese Teilstrecke zur Transmongolischen Eisenbahn, die schließlich sogar von Ulan-Bator nach Peking in China weiterführt.

Allgemein

Der Besuch des Mongolischen Staats (so heißt die Mongolei offiziell) war in unserer Planung häufig Gegenstand von Debatten. Da wir nach Wladiwostok wollten, um dort mit dem Boot nach Korea und Japan zu gelangen, musste für den Abstecher in die Mongolei ein verhältnismäßig teures Double Entry Visum für Russland her. Grund genug, sich gut zu überlegen, ob wir da wirklich hinmüssen. Letztlich waren wir der Meinung, dass wir vermutlich nie mehr dorthin fahren, wenn wir es nicht im Rahmen der Russland-Durchquerung tun.

Im späteren Planungsverlauf kam aufgrund der Erkenntnis, dass die DBS Cruise Ferry die Schiffsverbindung bis auf Weiteres eingestellt haben, sogar die Idee auf, die Mongolei komplett bis China zu bereisen und Wladiwostok links liegen zu lassen. Den Plan haben wir zum Glück verworfen – ansonsten wären wir zum Höhepunkt der Corona Krise in Wuhan nach China gereist – und somit wohl schon längst wieder zu Hause. Eine Anwesenheit in China im Januar hätte uns vermutlich auf so ziemlich alle „Immigration Blacklists“ der Staaten unserer geplanten weiteren Reise gesetzt.

Somit waren wir letztlich nur in der Hauptstadt Ulan-Bator und um diese herum für 3,5 Tage, was aus unserer Sicht (zumindest für die Hauptstadt) auch vollkommen ausreicht.

Land und Leute

Wir haben die Mongolei sehr früh morgens erreicht. Der erste Eindruck war erst mal, dass es sehr kalt ist (offiziellen Berichten zufolge weniger als -30 Grad Celsius). Zig Taxifahrer boten uns am Bahnhof direkt ihre Dienste an, aber wir hatten doch ein Hostel direkt in Bahnhofsnähe. Dabei muss man sagen, dass der Weg dorthin über eine holprige Schlaglochstraße und unbefestigte Bürgersteige nicht wirklich für Rollkoffer geeignet war.

Die Menschen in der Mongolei waren alle super nett und sehr interessiert, wo wir genau herkamen. Ein Kellner wollte von uns sogar detaillierte Informationen zu Lebenshaltungskosten in Deutschland haben, denn er plante selbst irgendwann nach Deutschland zu ziehen und dort zu studieren. Insgesamt nahmen wir die Mongolen auch als deutlich sicherer im Umgang mit Fremdsprachen (im Wesentlichen Englisch) wahr, als die Russen.

Die Hauptstadt hat einige, wenige Attraktionen, die man an 1-2 Tagen üblicherweise besucht hat. Interessanterweise benutzen die Mongolen auch das kyrillische Alphabet, so dass wir zumindest alles um uns herum lesen konnten.

Jenseits der Hauptstadt in der Steppe des Gorchi-Tereldsch Nationalparks herrscht eine fast schon unheimliche Stille und im Januar eine extreme Kälte. Die Besichtigung eines Nomadendorfs und eines Gers gehört zum Besuch der Mongolei offenbar mandatorisch dazu, wobei wir uns nicht für die Option mit Übernachtung im Ger entschieden haben – im Winter einfach zu kalt. Letztlich blieb trotz allem nach dem „arrangierten Besuch“ des Dorfs bei einem Familienvater (leider ohne Familie – die war gerade nicht da) ein fader Nachgeschmack, eben weil das Arrangierte doch sehr spürbar war. Dass im Ger dann auch noch im Fernseher der Nomadenfamilie eine Reportage über die Mongolei à la National Geographic lief, verstärkte den Beigeschmack letztlich nochmal auf unfreiwillig komische Art. Vielleicht war es auch einfach nicht die richtige Tour, die wir gebucht haben…

Sehr schräg waren auch die nächtlichen Autorennen der Jugend auf den spiegelglatten Straßen der Innenstadt von Ulan-Bator, derer wir am Wochenende Zeuge wurden.

Unterkünfte

Unsere einzige Unterkunft war das LG Hostel direkt am Bahnhof. Wir wurden freundlich empfangen vom jungen Personal. Der Manager des Hauses sprach sogar fließend (österreichisches) Deutsch. Eine bizarre Überraschung am Ende der Welt.

Im Hostel selbst hatten wir ein sehr großzügiges Zimmer – wieder mal mit Kühlschrank und Balkon (den wir auch als Eisschrank nutzten :)) Außerdem gab es eine Gemeinschaftsküche, die wir aber kaum genutzt haben. Das Hostel verfügt über einen Wasserspender, mit dem wir unsere Wasserflaschen immer auffüllen konnten.

Neben dem LG Hostel haben wir zwecks Buchung unseres Ausflugs in die Steppe noch das UB Guesthouse kurz kennengelernt. Dort sah es auch sehr nett und familiär aus. Die Zimmer verfügen jedoch über Etagenbett- und Mehrbett-Zimmer. Preislich lagen die Hostels alle recht nah beieinander (~20 Euro / Nacht).

Logistik und Verkehr

In die Mongolei sind wir aus Russland mit der transmongolischen Eisenbahn von Sljudjanka nach Ulan-Bator gereist. Wir haben uns für die 1. Klasse entschieden. Dies sollte sich spätestens an den beiden Grenzposten in Russland und der Mongolei als sehr gute Entscheidung herausstellen. In den jeweils 90 Minuten Wartezeit bekommt man Besuch von allen möglichen Amtspersonen. Diese wollen in die Koffer schauen, mit Hunden nach – was auch immer – suchen etc. Vermutlich nicht so toll mit noch zwei zusätzlichen fremden Personen im Abteil.

Für die Rückfahrt war eine Buchung des Tickets via App nicht möglich. Allerdings waren die Tickets am Schalter nahe des Bahnhofs in Ulan-Bator auch nochmal eine Ecke billiger als die Hinfahrt, die wir noch per App gebucht haben. Die Tickets bekommt man in der ersten Etage des Bahnhofsgebäudes.

Innerhalb Ulan-Bators kann man sich eigentlich gut zu Fuß bewegen. Im Winter muss man allerdings bedenken, dass es auf den Straßen sehr glatt und selten gestreut ist. Hier kamen uns unsere aufziehbaren Spikes sehr zu Gute. Wenn man nachts prompt nicht mehr laufen will, kann man sich ein Taxi auf der Straße anhalten. Die Fahrer sind gut – die Fahrtpreise äußerst günstig.

Linienbusfahren (haben wir nur einmal gemacht) sind so günstig, dass wir sie mit unserem Bargeld (man akzeptiert nur passendes Kleingeld) erst gar nicht bezahlen konnten. Das war dem Busfahrer dann aber auch egal. Er nahm uns dann halt umsonst mit.

Ein wenig überraschend für uns, war die Einkaufssituation. Ulan-Bator ist hier genauso mit Einkaufsmalls (und sogar einem Mini-IKEA) ausgestattet wie die großen, westlichen Metropolen.

Kosten und Geld

Die Mongolei ist nochmal günstiger als Russland. In der Mongolei konnten wir überall per Karte bezahlen – wenn auch nicht immer kontaktlos per Google Pay. Der mongolische Tugrik ist eine der Währungen, bei denen man schnell Millionär sein kann (ca. 1:3000). Es empfiehlt sich aber nicht allzu viel Geld abzuheben, da man es sowieso nicht ausgeben kann. Wir haben letztlich unser Hotel in bar bezahlt und noch eine Menge Bargeld mit zurück nach Russland nehmen müssen. Allerdings sind wir das Geld nirgendwo mehr losgeworden, so dass es schließlich in einer Spendenbox gelandet ist.

Und sonst…

Sehr interessant ist das mongolische Faible für Craftbiere – insbesondere. deutsches Bier wird gerne imitiert. Allerdings mehr schlecht als recht – die Biere schmeckten teilweise sehr süß. Man konnte aber gut mit unserer ehrlichen Meinung (als „deutsche Experten“) umgehen. Ulan-Bator verfügt darüber hinaus über viele nette, kleine Lokale, in denen die Einheimischen oft und gerne einkehren. Gelegentlich war es sogar schwer, einen Platz zu bekommen.

Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zur Mongolei in chronologisch aufsteigender Reihenfolge…

Russland haben wir nicht direkt nach dem Baltikum bereist (wir waren vorher nochmal in Deutschland), sondern erst im Winter aus Finnland per Zug. Überhaupt spielt Zugfahren eine ganz besondere Rolle bei unserer Durchquerung von Russland, Stichwort „Transsibirische Eisenbahn“.

Allgemein

Russland haben wir komplett von Westen (St. Petersburg) nach Osten (Wladiwostok) per transsibirischer Eisenbahn bereist. Eine kurze Unterbrechung gab es zwischen Sljudjanka und Ulan-Ude, in der wir die Mongolei (Ulan-Bator) für ein paar Tage besucht haben. Zudem war Russland das erste (und mittlerweile auch einzige) Land, für das wir ein Visum benötigten. Wegen der Unterbrechung in der Mongolei brauchten wir ein Double Entry Visum, welches es für gewöhnlich nicht für „normale“ Touristen gibt, wenn man nicht schon mal in Russland war. Daher haben wir uns über eine Agentur Business Visum besorgt.

Land und Leute

Auch nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion ist Russland immer noch riesig. Die Weite wird einem besonders beim Bereisen mittels Eisenbahn bewusst. Wo sonst kann man schon mehr als sieben Tage und sieben Nächte ununterbrochen Zug fahren, ohne einmal auszusteigen oder irgendwo im Kreis zu fahren?

Dabei sind die Städte, die wir besucht haben, durchaus sehr abwechslungsreich: St. Petersburg wirkte noch sehr europäisch. Auf dem roten Platz in Moskau merkt man dann schon deutlich, in Russland zu sein. Jekaterinburg versetzt einen zurück in die Zarenzeit. Nowosibirsk wirkt noch sehr sowjetisch. Irkutsk lässt einen insbesondere im Winter das echte Sibirien erleben. Ulan-Ude wirkt schon sehr asiatisch, während Wladiwostok eher hanseatisch daher kommt mit seinem großen Hafen und der Nähe zum pazifischen Ozean. Kleine Städte wie Kungur oder Sljudjanka scheinen in der Zeit stehen geblieben zu sein und wirken wie 1980er-Jahre-Reportagen aus der UdSSR.

Die Menschen in Russland sind schon von einem ganz besonderen Schlag. Wir hatten das Gefühl, dass man sich nicht viel Mühe gibt, gängige Klischees über Russland zu widerlegen. Es fängt an bei der Art Auto zu fahren (nicht umsonst hat jedes russische Auto eine Kamera an Bord) oder auch alte Autos zu entsorgen (siehe Bericht St. Petersburg). Fremdsprachenkenntnisse hält der Russe für vollkommen überbewertet.

Wir haben nur eine Handvoll Menschen getroffen, die überhaupt ein paar Brocken Englisch sprechen konnten. Fast genauso oft bzw. selten sprachen Leute sogar ein wenig Deutsch (üblicherweise wegen Aufenthalten in der DDR vor einigen Jahrzehnten). Ähnlich wie wir es schon in UK in der Vergangenheit erlebten, scheinen Russen zu denken, dass wenn man sie nicht versteht, sie ihr Statement einfach nur lauter wiederholen müssen, da man bestimmt schwerhörig sein muss. Dabei waren wir sogar mit einigen Russischkenntnissen vorausgestattet. Trotzdem ernteten wir häufig entsetzte Blicke (insbesondere von den Provodnizas in der transsibirischen Eisenbahn), wenn wir zu verstehen gaben, dass wir sie eben nicht verstanden haben.

Das Thema Diversity scheint in Russland auch nicht von allzu großer Bedeutung zu sein. Unsere Abmachung, dass Stephi die Rechnungen in Restaurants begleicht bzw. Situationen, in denen sie ihr Gepäck selbst getragen hat, hat immer wieder erstaunte russische Gesichter erzeugt. Wobei ein erstaunter Gesichtsausdruck wenigstens etwas Abwechselung in der Mimik bedeutete, denn ein Russe scheint das Konzept des „Lächelns“ / „Grinsens“ nicht zu kennen. Gelacht wird, wenn jemand einen guten Witz erzählt. Ansonsten wirkt man als grinsender Europäer scheinbar auf die Russen ein wenig grenzdebil. Wir haben später nachgelesen, dass grundloses Lächeln bereits in der Schule zu Sowjetzeiten (zum Teil auch noch heute) versucht wurde zu „unterdrücken“.

Bevor hier ein falsches Bild entsteht – nicht alle Russen sind grimmige, ungehobelte Klötze. Wir sind mit vielen netten Menschen in Kontakt gekommen und haben uns auch in der transsibirischen Eisenbahn irgendwie verständigt. Allerdings gab es bei jedem Kennenlernen eine gewisse Anlaufphase, bevor man dann wirklich mal ins Gespräch kam. Ein Gläschen Wodka kann durchaus helfen – es ist aber definitiv nicht der Fall, dass alle Russen hoffnungslose Alkoholiker sind. Gerade in der Transsib wurden unsere Angebote, ein Gläschen mitzutrinken, häufig abgelehnt.

Von unserem Vermieter in Sljudjanka haben wir erfahren, dass viele Russen noch nie ihr Land verlassen haben und daher ein etwas schiefes Bild von Ausländern, und insbesondere dem Westen, haben. Letztlich war aber auch er eher pragmatisch, russisch – beispielsweise verstand er nicht, warum wir so eine lange Reise mit dem Zug unternehmen – Fliegen geht doch viel schneller und ist billiger? :–o

Unterkünfte

Unsere Unterkünfte in Russland waren ein Mix aus eigenen Wohnungen, Hotels und Hostels sowie acht Nächten in der Transsib, wo wir meist in Viererkabinen (2. Klasse) untergebracht waren. Man muss allerdings dazu sagen, dass auch die Hotelzimmer häufig mit Kühlschrank und Kochgelegenheit ausgestattet waren.

Unsere Gastgeber waren sehr fürsorglich und haben uns zuweilen sogar wie Familienmitglieder bereits vor den Wohnungen begrüßt (bei minus 20 Grad), am Bahnhof abgeholt und auch wieder zum Bahnhof gebracht. Die Kosten für Hotelzimmer sind in Russland sehr günstig (mit Ausnahme Moskau). Alle Buchungen haben wir relativ kurzfristig vornehmen können (meistens erst 1-2 Tage vorher).

Es war durchweg gemütlich eingerichtet und relativ sauber (mit einer Ausnahme in Kungur, wo wir sehr „sowjetisch“ gewohnt haben).

Logistik und Verkehr

Wichtigstes Überlandverkehrsmittel für uns war die Transsib, die wir genutzt haben, ohne irgendeine Buchung vorher in Deutschland vorzunehmen. Auch Reiseagenturen haben wir nicht bemüht. Mittlerweile lässt sich die Reise hervorragend mit einem online Planer durchplanen. Die Tickets können per App (Android, Apple) bestellt werden – die Online Zahlung per Google Pay oder Kreditkarte funktionierte problemlos. Das Ausdrucken der Tickets war in der Regel nicht notwendig – man steht auch bei Onlinebuchung auf der Passagierliste der Provodniza. Aber wenn man (wie wir) die Tickets zur Sicherheit am Bahnhof ausdruckt, verlieren die Online-Tickets ihre Gültigkeit und die ausgedruckten Exemplare sind die einzigen gültigen Tickets, die man dann nicht verlieren darf.

Wir sind in der Transsib zumeist in der 2. Klasse gefahren, also in Abteilen für maximal vier Personen. Auch wenn wir in der App gezielt nach Abteilen gesucht haben, die noch keine anderen Reservierungen enthielten, so sind zumeist dann doch noch Leute zugestiegen oder irgendwelche Bahnarbeiter im Transfer zu uns gestoßen. Bei den ersten Fahrten haben wir immer die beiden oberen Betten gewählt, was sich für Fahrten über mehrere Tage hinweg als unpraktisch erwies. Man will ja auch mal sitzen und am Tisch etwas essen. Immer wurde uns von den Mitreisenden angeboten, dass wir uns zum Essen auf die unteren Betten setzen durften. Die Gäste sind währenddessen auf den Gang gegangen. Deshalb wählten wir auf den weiteren Langstrecken immer ein Bett oben uns eins unten, so dass wir tagsüber auf dem unteren (Stephis) Bett sitzen, essen und Karten spielen konnten.
Für Fahrten, während derer wir keine Übernachtung hatten, haben wir die „Platzkartje“-Tickets der 3. Klasse gewählt (Großraum-Schlafwagen mit ca. 50 Personen pro Waggon). Für kurze Strecken (< 12 Stunden) ist das okay, doch sollte man sich dringend vorher informieren, wo der reservierte Waggon hält, um sich nicht mit dem gesamten Gepäck durch die Abteile mit auch tagsüber schlafenden Menschen quetschen zu müssen wie wir in Kungur.

In die Mongolei sind wir 1. Klasse gefahren. Aufgrund der langatmigen Zollkontrollen (auf russischer und mongolischer Seite jeweils ca. 90 Minuten, mit Befragung, Gepäckcheck, Drogenhund, etc.) sicherlich eine weise Entscheidung, sitzt man in der 1. Klasse doch ganz für sich allein (2 Personen maximal).

Den berühmten Speisewagen der Transsib gibt es wohl kaum noch. Wir haben nur einmal (Strecke Nowosibirsk->Irkutsk) tatsächlich einen Speisewagen gehabt, wo man dann auch mal ein Bierchen und eine Soljanka zu Essen haben kann (Alkohol ist offiziell in den Abteilen verboten). Ansonsten haben wir uns mit mitgebrachter bzw. bei der Provodniza erworbener Verpflegung und heißem Wasser aus dem Samowar (für Instantnudeln) ernährt. Theoretisch besteht die Möglichkeit, sich Dinge an Bahnhöfen, an denen der Zug länger hält, zu erwerben – Kleingeld vorausgesetzt – alles über 500 Rubel (weniger als 10 Euro) scheint nicht mehr zu Kleingeld zu gehören.

Duschen gibt es keine. Die Toiletten sind anfangs ok, leiden aber mit zunehmender Dauer der Reise – man kann sich aber an alles gewöhnen.

Insgesamt haben wir keine 1200 Euro für uns beide zusammen für Zugtickets bezahlt, was in keinem Verhältnis steht zu dem, was einige Reiseagenturen einem abknöpfen wollen für die einfache Pauschalbuchung der Gesamtstrecke Transsib.

Jenseits der Transsib bewegt man sich in den Großstädten per Metro (St. Petersburg, Moskau, Jekaterinburg, Nowosibirsk) bzw. Bus oder Marschrutka oder eben gleich per Taxi. Metrofahren ist günstig und einfach.

In der Metro gibt es nur einen Tarif (ca. 50 ct eine Fahrt). Tagespässe lohnen sich, wenn man länger in Moskau ist. In allen anderen Städten sind wir mit Einzeltokens gut durchgekommen. Die museumsähnlichen Stationen der Metro in Moskau und St. Peterburg sind alleine schon einen Nachmittag Metrofahren wert.

Marschrutkas benötigen etwas Sprachverständnis, um auf das Fahrtziel und den Wunsch auszusteigen aufmerksam zu machen, und -wie so oft in Russland- Kleingeld (man wechselt ungern). Der Fahrpreis wird am Ende bezahlt.

Taxis empfehlen sich nur außerhalb der Metropolen wie Moskau (viel Stau, teuer) und da am besten per App (Yandex, Maxim, Uber), wo der Fahrtpreis vor der Fahrt fest steht und auch online abgerechnet wird (Kreditkarte oder GooglePay).

In Russland haben wir erstmalig den EU-Roaming Bereich verlassen und somit kein Internet per se gehabt. Für diese Situationen haben wir ein zusätzliches Handy mitgenommen, in das wir eine Prepaid-Sim-Karte des jeweiligen Landes gesteckt und das Gerät dann als WLAN-Router mittels Tethering genutzt haben. In Russland haben wir eine Karte von MTS (russ.:MTC) gewählt. In den Metropolen war der Empfang ok, ab Sibirien (insbesondere Sljudjanka) hätten wir besser Beeline gehabt. Die Preise für Internet sind im Vergleich zu Deutschland minimal (wir hatten für 10 Euro 20 GB Volumen).

In den Metropolen wie St. Petersburg und Russland kann man problemlos rund um die Uhr an Lebensmittel kommen. Die russische Version des Spätis ist das Dixy (russ.: Дикси). Lediglich der Alkoholverkauf ist ab 22 Uhr verboten.

Kosten und Geld

Russland ist ähnlich günstig wie das Baltikum, was Dinge des täglichen Lebens und ÖPNV angeht. Café-, Kneipen- und Restaurantbesuche sind allerdings häufig schon ähnlich teuer wie in Deutschland. Günstig Essen kann man in den sogenannten Stolovayas (kantinenähnliche Restaurants), die u.a. für die Bahnangestellten sind.

Russland ist bereits im digitalen Zeitalter angekommen und man kann fast überall bargeldlos und kontaktlos per Handy oder Smartwatch bezahlen – Ausnahmen bilden die Busse und Büdchen am Bahnhof.

Und sonst…

Die Reise mit der Transsib können wir uneingeschränkt weiterempfehlen. Ist aber auch ein „Once in a Lifetime“-Ding. Das müssen wir also nicht unbedingt nochmal machen. Städte wie St. Petersburg kann man sich sicherlich nochmal im Rahmen eines Städtetrips (das ist sogar visafrei) vorstellen, auch um dann mal in die Museen zu gehen, die wir im Rahmen einer Weltreise nicht alle besuchen wollten und konnten.

Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zu Russland in chronologisch aufsteigender Reihenfolge…

Auf unserer Weltreise sind wir wegen des Corona-Virus auf der Insel Pulau Kapas im Osten Malaysias „gestrandet“. Wir erleben die Isolation in einer etwas anderen Ẃeise als die Daheimgebliebenen. Dafür machen wir viele Erfahrungen mit der Natur, die verschiedensten Tiere sind ständig um uns herum.

Pulau Kapas als Isolationsort

Fischen auf Pulau Kapas
Fischen auf Pulau Kapas

Mittlerweile leben wir schon seit zwei Wochen am der Insel Pulau Kapas im Osten Malaysias. Mittlerweile gibt es auch hier Bewegungskontrollen: es darf nur noch eine Person im Auto sitzen, der Abstand in Geschäften muss eingehalten werden, nur noch die nötigsten Erledigungen können durchgeführt werden, ab 22 Uhr muss man zu Hause sein.
Für uns hat das keine weiteren Auswirkungen, da wir ohnehin nur in unserer Unterkunft sind und keinen weiteren Kontakt zu Außenwelt haben.
Ich denke, dass wir es aktuell ganz gut getroffen haben, da für uns immer noch lecker gekocht wird, wir das Meer vor der Nase haben und uns gut mit den Angestellten und Gastgebern verstehen. Rose kocht für ihr Leben gern und lässt uns alles probieren. Abends wird immer noch der Tisch mit einer Tischdecke bedeckt und mit Blumen geschmückt. Mit Koper und Yoo (den Angestellten) spielen wir stets Karten oder Carrom. Es fühlt sich immer noch wie Urlaub an, auch wenn wir uns das alles ganz anders vorgestellt haben.
Lediglich eine Dusche mit Süßwasser fehlt mir, da wir auf der Insel nur Salzwasser haben. Das ist insbesondere für die Haarpflege nicht so angenehm, aber Aloe Vera hilft, ein wenig Geschmeidigkeit ins Haar zu bringen.

Tierische Begegnungen auf Pulau Kapas (in der Hütte)

Langsam gewöhnen wir uns an das Dschungel-/ Insel-Leben. Trotzdem wundern und freuen wir uns immer noch über die Vielfalt und die Eigenarten der Tiere.

Angefangen hat alles mit der Riesenspinne (so groß wie Olivers ausgebreitete Hand) in unserer ersten Unterkunft „Rose 2“, die neben unserem Bett saß. Wohin sie verschwunden ist, konnten wir nicht ausmachen, doch wir waren froh, dass wir das Mückennetz über unserem Bett zuziehen konnten.
In der nächsten Nacht machten wir Bekanntschaft mit einem ca. 15 cm großen Skorpion, der netterweise in unserem Fliegennetz war und Oliver kurzen Prozess mit ihm machte. Irgendwo hört dann doch unsere Tierliebe auf.
Ein weiterer „Gast“ in unser ersten Hütte war ein Krebs, der sich in unser Bad verlaufen hatte. Hier gab es für das Krustentier keinen Ausweg mehr, denn alles ist mit Gittern umsponnen, sodass es eigentlich auch gar nicht hätte reinkommen können. Das Unterfangen, den Krebs zu befreien, stellte uns vor eine große Herausforderung, denn die Zangen sahen sehr bedrohlich aus. Erst mit einer großen, stabilen Tasche konnte ich ihn in die Freiheit bringen.

Tierische Begegnungen auf Pulau Kapas (am Strand / auf der Veranda)

Auch am Strand / auf unserer Veranda begegnen uns immer wieder merkwürdige Tiere. Zu unserer Unterkunft gehören drei Katzen, von denen eine trächtig ist. Die kleinste vergnügt sich immer wieder damit, verpuppte Insekten anzuschleppen und mit diesen zu spielen.
Kleine Geckos, die krächzende Geräusche von sich geben, sind uns schon von anderen Reisen bekannt. Sie hängen meist an der Decke und stören nicht weiter.
Hier und auch schon auf Pulau Tioman begegnen uns jedoch immer wieder größere Gefährten in Form von Leguanen. Meist schleichen sie an uns vorbei und versuchen unsichtbar zu bleiben. Unter unseren Hängematten sieht man aber immer wieder Schleifspuren mit Fußabdrücken daneben.
Weiterhin gibt es hier riesige Würmer, Hundert- und Tausendfüßler, die wohl nicht ganz ungefährlich sind. Affen gibt es auf dieser Insel nicht, so dass wir unsere Sachen bedenkenlos herumliegen lassen können.

Tierische Begegnungen auf Pulau Kapas (im Meer)

Das Meer an unserem Strand ist klar und voll von Korallen und bunten Fischen. Es kann sich sogar mit dem Meer um Fidschi messen. Zweimal täglich haben wir Hochwasser, so dass es immer Möglichkeiten zum Schnorcheln gibt. Bei Niedrigwasser ist es etwas schwierig, weil zwischen den Korallen Seeigel sind, von denen man sich tunlichst nicht stechen lassen sollte (sehr schmerzhaft).
Die Fischvielfalt kann ich gar nicht beschreiben, da mir die Sachkenntnis fehlt. In der Nähe des Strands findet man weiße Fische, die sich im Sand tarnen. Dann gibt es Fische mit kleinen Füßchen, die sich auf dem Boden fortbewegen. Weiterhin konnten wir einzelne Fische in Regenbogenfarben beobachten sowie gelbe, die immer in Paaren auftreten. Weiter hinten findet man dann viele bunte Fischschwärme, die scheinbar ohne Angst um die Menschen herumschwimmen.
Interessanter ist die Riesenschildkröte, der ich in den ersten Tagen begegnet bin. Ein paar Tage später konnte auch Oliver sie bestaunen.
Mein Highlight im Wasser ist die Riesenmuräne. Sie lebt in einem Stein und streckt lediglich ihren Kopf den Angreifern entgegen und fletscht dabei die Zähne. Bisher habe ich sie dreimal gegrüßt, einmal konnte ich sie sogar Oliver zeigen.

Andere Inselbewohner auf Pulau Kapas

Neben unserer Unterkunft wohnen drei junge Menschen in einem Zelt. Für sie ist die Isolation sicher etwas schwieriger, da sie lediglich ein Zelt und nicht wie wir eine große Hütte mit Balkon, eine riesige Veranda und Hängematten haben. Gelegentlich laufen oder joggen sie an uns vorbei. Von der Veranda aus führen wir dann zwischendurch Gespräche, denn trotz der Isolation auf der Insel sollte man Abstand zu anderen Menschen halten.

Durch Zufall hat Oliver herausgefunden, dass der Weltumsegler Wolfgang Clemens mit zwei Team-Mitgliedern gerade in unserer Nähe Halt gemacht hat. Über Handy tauschten wir einige Informationen aus: Eigentlich wollen sie weiter in Richtung Indonesien reisen, doch auch sie sind durch das Corona-Virus in ihrer Reisefreiheit eingeschränkt worden.

Gesundheits-Check von der malaiischen Regierung

Ende März informierte uns Rose, dass alle auf Pulau Kapas lebenden Touristen zum Gesundheits-Check müssen. Gemeinsam ging sie mit uns beiden zum Jetty (Bootsanleger), den wir bisher noch gar nicht gesehen hatten. Hier gibt es auch einen Inselshop, der Knabbereien, ausgewählte Kosmetika und Getränke anbietet. Also sind wir hier doch nicht auf einer ganz verlassenen Insel.
Wir wurden gruppenweise zum Check aufgerufen und mussten Fragen zu unserem Reiseverlauf und unserem Gesundheitszustand beantworten. Außerdem wurde die Temperatur gemessen und die Lunge abgehört.
Natürlich müssen wir weiterhin bei uns in der Unterkunft bleiben und dürfen diese nicht verlassen.