In die Mongolei haben wir lediglich eine Stippvisite unternommen während unserer Reise mit der Transsib durch Russland. Die Transsib wird für diese Teilstrecke zur Transmongolischen Eisenbahn, die schließlich sogar von Ulan-Bator nach Peking in China weiterführt.
Allgemein
Der Besuch des Mongolischen Staats (so heißt die Mongolei offiziell) war in unserer Planung häufig Gegenstand von Debatten. Da wir nach Wladiwostok wollten, um dort mit dem Boot nach Korea und Japan zu gelangen, musste für den Abstecher in die Mongolei ein verhältnismäßig teures Double Entry Visum für Russland her. Grund genug, sich gut zu überlegen, ob wir da wirklich hinmüssen. Letztlich waren wir der Meinung, dass wir vermutlich nie mehr dorthin fahren, wenn wir es nicht im Rahmen der Russland-Durchquerung tun.
Im späteren Planungsverlauf kam aufgrund der Erkenntnis, dass die DBS Cruise Ferry die Schiffsverbindung bis auf Weiteres eingestellt haben, sogar die Idee auf, die Mongolei komplett bis China zu bereisen und Wladiwostok links liegen zu lassen. Den Plan haben wir zum Glück verworfen – ansonsten wären wir zum Höhepunkt der Corona Krise in Wuhan nach China gereist – und somit wohl schon längst wieder zu Hause. Eine Anwesenheit in China im Januar hätte uns vermutlich auf so ziemlich alle „Immigration Blacklists“ der Staaten unserer geplanten weiteren Reise gesetzt.
Somit waren wir letztlich nur in der Hauptstadt Ulan-Bator und um diese herum für 3,5 Tage, was aus unserer Sicht (zumindest für die Hauptstadt) auch vollkommen ausreicht.
Land und Leute
Wir haben die Mongolei sehr früh morgens erreicht. Der erste Eindruck war erst mal, dass es sehr kalt ist (offiziellen Berichten zufolge weniger als -30 Grad Celsius). Zig Taxifahrer boten uns am Bahnhof direkt ihre Dienste an, aber wir hatten doch ein Hostel direkt in Bahnhofsnähe. Dabei muss man sagen, dass der Weg dorthin über eine holprige Schlaglochstraße und unbefestigte Bürgersteige nicht wirklich für Rollkoffer geeignet war.
Die Menschen in der Mongolei waren alle super nett und sehr interessiert, wo wir genau herkamen. Ein Kellner wollte von uns sogar detaillierte Informationen zu Lebenshaltungskosten in Deutschland haben, denn er plante selbst irgendwann nach Deutschland zu ziehen und dort zu studieren. Insgesamt nahmen wir die Mongolen auch als deutlich sicherer im Umgang mit Fremdsprachen (im Wesentlichen Englisch) wahr, als die Russen.
Die Hauptstadt hat einige, wenige Attraktionen, die man an 1-2 Tagen üblicherweise besucht hat. Interessanterweise benutzen die Mongolen auch das kyrillische Alphabet, so dass wir zumindest alles um uns herum lesen konnten.
Jenseits der Hauptstadt in der Steppe des Gorchi-Tereldsch Nationalparks herrscht eine fast schon unheimliche Stille und im Januar eine extreme Kälte. Die Besichtigung eines Nomadendorfs und eines Gers gehört zum Besuch der Mongolei offenbar mandatorisch dazu, wobei wir uns nicht für die Option mit Übernachtung im Ger entschieden haben – im Winter einfach zu kalt. Letztlich blieb trotz allem nach dem „arrangierten Besuch“ des Dorfs bei einem Familienvater (leider ohne Familie – die war gerade nicht da) ein fader Nachgeschmack, eben weil das Arrangierte doch sehr spürbar war. Dass im Ger dann auch noch im Fernseher der Nomadenfamilie eine Reportage über die Mongolei à la National Geographic lief, verstärkte den Beigeschmack letztlich nochmal auf unfreiwillig komische Art. Vielleicht war es auch einfach nicht die richtige Tour, die wir gebucht haben…
Sehr schräg waren auch die nächtlichen Autorennen der Jugend auf den spiegelglatten Straßen der Innenstadt von Ulan-Bator, derer wir am Wochenende Zeuge wurden.
Unterkünfte
Unsere einzige Unterkunft war das LG Hostel direkt am Bahnhof. Wir wurden freundlich empfangen vom jungen Personal. Der Manager des Hauses sprach sogar fließend (österreichisches) Deutsch. Eine bizarre Überraschung am Ende der Welt.
Im Hostel selbst hatten wir ein sehr großzügiges Zimmer – wieder mal mit Kühlschrank und Balkon (den wir auch als Eisschrank nutzten :)) Außerdem gab es eine Gemeinschaftsküche, die wir aber kaum genutzt haben. Das Hostel verfügt über einen Wasserspender, mit dem wir unsere Wasserflaschen immer auffüllen konnten.
Neben dem LG Hostel haben wir zwecks Buchung unseres Ausflugs in die Steppe noch das UB Guesthouse kurz kennengelernt. Dort sah es auch sehr nett und familiär aus. Die Zimmer verfügen jedoch über Etagenbett- und Mehrbett-Zimmer. Preislich lagen die Hostels alle recht nah beieinander (~20 Euro / Nacht).
Logistik und Verkehr
In die Mongolei sind wir aus Russland mit der transmongolischen Eisenbahn von Sljudjanka nach Ulan-Bator gereist. Wir haben uns für die 1. Klasse entschieden. Dies sollte sich spätestens an den beiden Grenzposten in Russland und der Mongolei als sehr gute Entscheidung herausstellen. In den jeweils 90 Minuten Wartezeit bekommt man Besuch von allen möglichen Amtspersonen. Diese wollen in die Koffer schauen, mit Hunden nach – was auch immer – suchen etc. Vermutlich nicht so toll mit noch zwei zusätzlichen fremden Personen im Abteil.
Für die Rückfahrt war eine Buchung des Tickets via App nicht möglich. Allerdings waren die Tickets am Schalter nahe des Bahnhofs in Ulan-Bator auch nochmal eine Ecke billiger als die Hinfahrt, die wir noch per App gebucht haben. Die Tickets bekommt man in der ersten Etage des Bahnhofsgebäudes.
Innerhalb Ulan-Bators kann man sich eigentlich gut zu Fuß bewegen. Im Winter muss man allerdings bedenken, dass es auf den Straßen sehr glatt und selten gestreut ist. Hier kamen uns unsere aufziehbaren Spikes sehr zu Gute. Wenn man nachts prompt nicht mehr laufen will, kann man sich ein Taxi auf der Straße anhalten. Die Fahrer sind gut – die Fahrtpreise äußerst günstig.
Linienbusfahren (haben wir nur einmal gemacht) sind so günstig, dass wir sie mit unserem Bargeld (man akzeptiert nur passendes Kleingeld) erst gar nicht bezahlen konnten. Das war dem Busfahrer dann aber auch egal. Er nahm uns dann halt umsonst mit.
Ein wenig überraschend für uns, war die Einkaufssituation. Ulan-Bator ist hier genauso mit Einkaufsmalls (und sogar einem Mini-IKEA) ausgestattet wie die großen, westlichen Metropolen.
Kosten und Geld
Die Mongolei ist nochmal günstiger als Russland. In der Mongolei konnten wir überall per Karte bezahlen – wenn auch nicht immer kontaktlos per Google Pay. Der mongolische Tugrik ist eine der Währungen, bei denen man schnell Millionär sein kann (ca. 1:3000). Es empfiehlt sich aber nicht allzu viel Geld abzuheben, da man es sowieso nicht ausgeben kann. Wir haben letztlich unser Hotel in bar bezahlt und noch eine Menge Bargeld mit zurück nach Russland nehmen müssen. Allerdings sind wir das Geld nirgendwo mehr losgeworden, so dass es schließlich in einer Spendenbox gelandet ist.
Und sonst…
Sehr interessant ist das mongolische Faible für Craftbiere – insbesondere. deutsches Bier wird gerne imitiert. Allerdings mehr schlecht als recht – die Biere schmeckten teilweise sehr süß. Man konnte aber gut mit unserer ehrlichen Meinung (als „deutsche Experten“) umgehen. Ulan-Bator verfügt darüber hinaus über viele nette, kleine Lokale, in denen die Einheimischen oft und gerne einkehren. Gelegentlich war es sogar schwer, einen Platz zu bekommen.
Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zur Mongolei in chronologisch aufsteigender Reihenfolge…