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Nach unserem „Gefühlsfazit“ wollen wir auch noch ein Blick auf die harten Fakten gewähren und einige Tipps und Hinweise mitgeben für Leute, die ähnliche Vorhaben planen.

Grundsätzliche Tipps für eine Langzeitreise

Auf unserer Reise haben wir einige Best Practices und Lifehacks gelernt und angewandt, die ggf. auch für andere Reisende wichtig sein können. Hier eine kurze Zusammenfassung,

Visa

Der deutsche Reisepass erlaubt auf fast der ganzen Welt visafreies Einreisen (bzw. Visa-on-Arrival). Es gibt allerdings Ausnahmen wie China oder Russland. Richtig spannend wird es, wenn man in einige Länder mehrfach rein möchte (Multiple Entry) – das kann bei China wegen des Status von Hongkong passieren – oder erst plant, in entfernterer Zukunft einzureisen. China stellt nur Visa aus, die vom Tag der Ausstellung gültig sind. Daher ist es wichtig, sich frühzeitig vor der Reise mit dieser Thematik auseinander zu setzen.

Wir haben das Ganze aufgrund unserer komplexeren Reiseideen in die Hände von König-Tours gegeben, die auch einige normalerweise eher unbekannte Visatypen möglich machen, so z.B: Business Visa für multiple entry nach Russland (geht normalerweise bei Ersteinreise gar nicht) oder 6-Monate China double entry (geht normalerweise nur 3 Monaten).

Es hätte vermutlich auch günstigere Optionen gegeben. Doch die Zeiten als Budgetravellers sind bei uns nun auch vorbei und somit haben wir gerne ein bisschen mehr gezahlt, anstatt uns während der Weltreise selbst auf chinesischen Botschaften im Ausland rumzuärgern.

Impfungen und Krankenversicherung

Auch ein Thema um das man sich frühzeitig kümmern sollte. Manche Impfstoffe sind nicht vorrätig und mehrwöchige Impfschemata müssen eingehalten werden. Letztlich will man auch nicht alles auf einmal gespritzt bekommen – besonders wenn etwaige Unverträglichkeiten zu Impfstoffen bei einem selbst noch unbekannt sind.

Neben den Standardimpfungen (Hepatitis A/B, DTP, Polio) haben wir uns gegen Gelbfieber, Typhus, Tollwut, FSME und JEV impfen lassen. Gelbfieber war nun im Nachgang letztlich unnötig, da Südamerika wegen COVID19 geplatzt ist, hält aber auch sehr lange an. Der Rest war durchaus empfehlenswert.

Ob man zusätzlich noch eine Impfung gegen Cholerea (tritt eigentlich nur in akuten Krisengebieten auf) oder Malaria (den Impfstoff muss man mitnehmen und einnehmen während man in einem Malariagebiet ist) durchführen lässt, muss jeder selbst für sich entscheiden. Wir haben uns entschieden, einige Packungen Malarone für eine etwaige Behandlung mitzunehmen und keine Prophylaxe durchzuführen.

Ggf. lohnt es sich vor der Impfung mal bei der Krankenversicherung anzuklopfen. Normalerweise übernehmen die das zwar nicht, aber die Verhandlungsposition ist deutlich besser, wenn man vor der Impfung fragt.

Überhaupt ist das Thema Krankenversicherungen interessant. Wir sind beide privat versichert und haben uns die Deckung im Ausland bis 50.000 USD schriftlich und auf Englisch bestätigen lassen, was hilfreich sein kann, gerade während einer Pandemie.

Es mag sich (insbesondere für gesetzlich Versicherte) lohnen, darüber nachzudenken, die Versicherung während des Auslandaufenthaltes still zu legen. Umgekehrt müssen Leute, die ihre alte Versicherung mit Auslandskomponente behalten, genau checken, wie lange sie außerhalb Deutschlands bleiben dürfen, da es Mindestaufenthaltsfristen in Deutschland gibt.

Reisebuchungen

Häufige Frage an und für Weltreisende: Was buche ich vorher und was unterwegs?

Hierüber scheiden sich vermutlich die Geister. Während die einen sich mit dem „Around The World Ticket“ und einigen vorgebuchten Unterkünften und Flügen besser fühlen, haben wir versucht, so viel wie möglich spontan zu buchen.

Letztlich führt das dazu, dass man während der Reise häufig abends noch im Internet surft und Unterkünfte und Tickets für und zu den Folgezielen sucht. Wer damit (wie wir) kein Problem hat, kann die ansonsten vollkommene Flexibilität genießen.

Nun gibt es bei uns die Sondersituation COVID19, bei der die „ungebuchte Zukunft“ eher ein Segen war, wären doch ansonsten viele (bezahlte) Unterkünfte und Flüge geplatzt.

Umgekehrt kommt man in viele Länder gar nicht erst rein, wenn man vorher nicht irgendwie beweisen kann, dass man vorhat, das Land auch wieder zu verlassen. Es gibt hierzu auch eine Lösung in Form von mehr oder weniger dubiosen Anbietern im Internet, welche gegen eine kleine Gebühr für jemanden beliebige Flüge buchen und nach ein paar Tagen wieder stornieren, so dass man was zum Vorzeigen hat. Wir haben es selbst nicht ausprobiert. Unsere Empfehlung: Man bucht einen „wahrscheinlichen“ Rückflug in einem vollflexiblen Tarif, den man im Zweifelsfall selbst umbucht. Das ist aber natürlich wieder mit einer gewissen Liquidität verbunden.

Das liebe Geld

Im Ausland liquide zu sein, ist heute eigentlich kein Problem mehr. Allerdings sollte man sich nicht darauf verlassen, dass die eigene EC-Karte oder Kreditkarte einfach so im Ausland funktioniert.

So hatten wir die berühmte DKB Kreditkarte dabei, die ihren Kunden ja kostenfreies Bargeld und Zahlen im Ausland garantiert. Mittlerweile haben die ausländischen Banken aber Mittel gefunden, Gebühren zu veranschlagen, die sich kaum noch aus dem Abhebebetrag im Auszug rausrechnen lassen. Und die VISA Karte funktioniert längst nicht an allen ATMs im Ausland, so dass man meist schon froh ist, wenn man überhaupt Geld bekommt.

Zusätzlich zu Kreditkarten (VISA und AMEX als Fallback) hatten wir eine EC Karte dabei (CIRRUS funktioniert häufig im Ausland), GooglePay eingericht für kontaktloses Bezahlen per Handy und Bardevisen (Reste aus unseren vorherigen Reisen) eingepackt.

Gerade in Asien sind die PrePaid Dienste wie GrabPay beliebt. Hier überweist man von seinem Konto oder seiner Kreditkarte Geld auf ein Prepaidkonto und kann dann in Geschäften mit QR Codes bezahlen. Wir haben es probiert, allerdings war uns die Anbieterdiversität in den verschiedenen Ländern einer Weltreise zu hoch.

Für den allerschlimmsten Notfall gibt es noch Western Union, die jetzt wohl auch per App Bargeldtransfer von daheim ins Ausland ermöglichen. Das haben wir aber selbst nicht ausprobiert. Es empfiehlt sich, das Ganze vor Reiseantritt auch erst mal zu testen, denn es ist ja meist die „Last Resort“-Alternative.

Internet

Internet im Ausland ist längst nicht mehr eine Kostenproblem wie noch vor einigen Jahren. So kann man im gesamten EU Raum (und auch in einigen nicht zur EU gehörenden europäischen Ländern wie Norwegen) zum deutschen Tarif ohne Mehrkosten roamen.

Verlässt man dann die gute alte EU, lohnt es sich durchaus für längere Aufenthalte nach lokalen SIM-Karten Ausschau zu halten. Wir haben das in Russland, auf Fidschi und in Malaysia getan.

Der Einfachheit halber haben wir ein drittes altes Handy mitgenommen, welches als WIFI-Router eingesetzt wurde. So umgeht man Chaos auf dem eigenen Handy durch eine fremde SIM, wegen neuer Rufnummer (mag WhatsApp nicht so gerne), SMS-Dienste, für die man die alte Nummer braucht (Banking TANs) o.Ä. Außerdem kann man auch vielen Reisebekanntschaften, die kein Internet haben, als „Internet Provider“ eine Freude machen 🙂

Für die Verschlüsselung (und weitere Nutzung deutscher Dienste) haben wir ein VPN auf dem Handy installiert (PrivateTunnel), das gute Dienste getan und die wichtigsten Fussballübertragungen im Ausland ermöglicht hat.

Mobile Orientierung

Bestimmt kein Geheimnis mehr: Wer mobil navigieren will, sollte Google Maps auf dem Handy haben. Das funktioniert (fast) überall auf der Welt und ist unserer Meinung nach immer noch unschlagbar. Was einige nicht wissen: Man kann Google Maps auch offline nutzen, wenn man die benötigen Karten vorher runterlädt.

Zu unserer Überraschung gibt es aber tatsächlich Regionen auf der Welt (nämlich Süd(!)korea), in denen Google Maps nicht reibungslos funktioniert. Für diesen Fall empfiehlt sich eine andere App namens maps.me. Die App funktioniert ausschließlich mit Offlinemaps und recht gutem Community Kartematerial, das man sich individuell vorher runterladen kann. Maps.me ist auch ansonsten immer eine gute Alternative zu Google Maps, zumal das Routing bei Google Maps offline nicht immer funktioniert.

Weiterhin wichtig sind Taxi Apps a la UBER. Da es UBER nicht in jedem Land gibt, empfieht es sich nach den jeweils landestypischen Versionen (in Russland Yandex und Maxim, in Malaysia/Singapur Grab) Auschau zu halten.

Verstanden werden

Auch wer eine oder mehrere Fremdsprachen beherrscht, wird in einigen Ländern an seine Grenzen stoßen. In Russland spricht kaum jemand Englisch, in Japan und Korea ist es sehr durchwachsen. Hinzu kommt bei diesen Staaten, dass kein lateinisches Alphabet im Einsatz ist, was das Lesen- und Übersetzenlassen erschwert.

Wir haben mit GoogleTranslate sehr gute Erfahrungen gemacht. Man kann sich die meisten Sprachen für die Offlinenutzung runterladen. Im Onlinemodus kann man Dinge drauf sprechen (lassen) oder mit der Kamera Texte in Augmented Reality übersetzen lassen. Das ist zumindest ein wertvolles Feature in den o.g. Ländern.

Elektrizität

Wichtiger Lifehack auf unserer Reise war der Mehrfachstecker, wussten wir doch von unseren vorherigen Reisen, dass Steckdosen ohnehin ein seltenes Gut sind. Der Mehrfachstecker bietet in Ländern mit anderen Steckdosennormen noch einen anderen Vorteil: Man braucht nur einen Adapter und kann direkt zahlreiche Geräte von zu Hause versorgen.

Auf einsamen Inseln sollte man sich grundsätzlich an den Gedanken gewöhnen, dass es nicht immer Strom gibt. Hier waren unsere zwei Powerbanks (30.000 mAh, drei Ausgänge) Gold wert. Wir haben sie günstig in Russland und Malaysia erstanden. Vorsicht: Powerbanks niemals ins Aufgabegepäck legen! Sobald die Spezifikation auf der Rückseite nicht mehr lesbar ist, kann es passieren, dass einem am Flughafen von den Sicherheitsleuten die Powerbank abgenommen wird.

Facts and Figures

Zumindest mathematisch haben wir eine Weltreise durchgeführt, entsprechen die zurückgelegten 54.000 km doch deutlich mehr als der Äquatorlänge. Weitere Fakten und Kennzahlen in der Graphik:


Wir sind mittlerweile seit gut zwei Monaten wieder in Deutschland und können nun unsere Reise revue passieren lassen.

Eine halbe Weltreise – Dank COVID-19

Wie viele Reisen und Erlebnisse passen in ein freies Jahr? Da wir noch nie soviel Zeit zur Verfügung hatten, waren wir gespannt, was uns erwarten sollte.
Im ersten Teil unserer geplanten Weltreise durchreisten wir Dänemark, Norwegen, Schweden, Estland und Lettland. Jeden Tag dokumentierten wir das Erlebte im Blog und planten weitere Schritte. Oliver setzte sich in erster Linie mit den Verkehrsverbindungen auseinander, Stephi kümmerte sich um Unterkünfte und Sehenswürdigkeiten. Überall begegneten wir herzlichen, hilfsbereiten Menschen und genossen die landestypischen Spezialitäten.

Im Dezember ging unsere Reise dann weiter von Finnland, wo wir Weihnachten feierten, über die Grenze nach Russland und das Abenteuer Transsibirsche Eisenbahn begann. Während wir vorher eher in privaten Unterkünften oder auf Fähren nächtigten, sollten wir nun im wackeligen Zug entweder in Großraumwagen oder Vierer-Abteilen schlafen. Auch mit geringem Platz und begrenzten sanitären Einrichtungen genossen wir es, durch die verschneite Landschaft zu fahren.
In einigen Städten machten wir Halt (St. Petersburg, Moskau, Jekaterinburg, Nowosibirsk, Irkusk, Sljudjanka, Wladiwostok) und lernten die russische Gastfreundschaft kennen.
Der Abstecher in die Mongolei (Ulan-Ude) zeigte nochmal eine andere Art zu leben, da wir hier Menschen trafen, die in Jurten leben.

Weiter ging die Reise nach Süd-Korea und von dort mit dem Schiff nach Hakata. Nach dem Aufenthalt im kalten Russland, befanden wir uns jetzt im quirligen Japan, wo alles bunt erleuchtet war und so einen krassen Gegensatz zum bisher Erlebten darstellte. Hier beschlossen wir, unsere Reise-Route wegen Covid-19 zu ändern, da von einer Einreise nach China abgeraten wurde. In Osaka buchten wir den Flug nach Fidschi, wo wir eigentlich erst nach unserem Aufenthalt in Asien hinreisen wollten.

Auf Fidschi wurden wir mit Bula-Gesängen am Flughafen empfangen und ließen uns auf das Abenteuer Südsee ein. Weiße Strände, blaues, klares Wasser und herzliche Menschen – ein Paradies. Wir hüpften von einer Insel zur anderen und quartierten uns in unterschiedlichen Preisklassen ein: von der einfachen privaten Unterkunft mit Anschluss an die Dorfgemeinschaft über einfache Hütten am Strand bis zu einem Luxus-Ressort war alles dabei.
Auch hier wollte man bei der Einreise ein Rückflugticket sehen und das Thema Covid-19 begann immer mehr ein globales Thema zu werden. Von den Daheimgebliebenen in Deutschland bekamen wir die Empfehlung, doch auf Fidschi zu bleiben, weil sich das Corona-Virus immer weiter in der Welt verbreitete.

In Singapur (die erste Station unserer Reise, die wir bereits gut von vorherigen Reisen kannten) spürten wir erstmalig, dass sich eine neue Normalität eingeschwungen hatte. Am Flughafen gab es Wärmebildkameras und Körperwärme-Scanner, im Hotel wurde die Temperatur gemessen und wir mussten Formulare ausfüllen. Auch Restaurants durfte man nur auf Aufforderung und nach Temperatur-Messung betreten.

Malaysia wurde durch Corona zum Hauptaufenthaltsort unserer Weltreise, die deshalb auch nur eine halbe Weltreise wurde. Dieses Land ist uns schon durch vorherige Reisen ans Herz gewachsen, doch durch die Reisebeschränkungen konnten wir nun sogar mehrere Monate auf einer Trauminsel mit nur wenigen Touristen verbringen. Hier endete dann auch unsere Weltreise, so dass wir nur einen Teil der geplanten Länder sehen konnten.
Das Corona-Virus hat unsere Reiseroute also sehr geprägt, doch wir haben das Beste daraus gemacht und viele tolle Erfahrungen mitgenommen.

Wiederkehren

Nach etwas mehr als einem halben Jahr kehrten wir nach Hause zurück. Bereits im Flugzeug fühlte es sich schon so an, als würden wir etwas hinter uns lassen: warme Temperaturen, das Meer, leckeres Essen, liebenswerte Menschen u.v.m.
Doch es hatte auch seinen Reiz, wieder ins eigene Land zurück zu kehren. Am Flughafen erwarteten uns Stephis Vater und Tante. Alle Menschen trugen einen Mundschutz, Umarmungen sollten vermieden werden. Deshalb wirkte es fremd und anders. Schon die Gespräche in deutscher Sprache von anderen Reiserückkehrern gingen uns auf den Keks. Die Themen wirken so belanglos und oberflächlich.

Unsere Wohnung, die wir ja nicht aufgegeben hatten, machte auf uns einen einladenden Eindruck. So viel Platz, kein Sand an den Füßen, eine eigene Waschmaschine, ein Kühlschrank und überquellende Kleiderschränke. Es ist komisch, was einem auf einmal als Luxus vorkommt. Lediglich der Straßenlärm und insbesondere die extrem lauten Sirenen der Kranken- und Rettungswagen störten uns gewaltig.

Groß war die Freude, Familie und Freunde wieder zu sehen. Viele hatten unsere Reise über unseren Blog verfolgt, doch persönliche Gespräche fehlten. Begrüßungsrituale wie Händeschütteln oder in den Arm nehmen, die vor unserer Reise noch Usus waren, sollen nun vermieden werden, was das Wiederankommen merkwürdig anfühlen lässt. Es fehlt definitiv etwas. Wir besuchen unsere Lieben lediglich im Garten oder in Cafés mit Außenterrasse.

Trotzdem ist es fast schon erschreckend, wie schnell die Normalität wieder einkehrt. So viel hatte sich dann in Düsseldorf doch nicht verändert – da waren die Effekte bei vergangenen, erheblich kürzeren Urlaubsreisen heftiger in Erinnerung.

Natürlich ist irgendwann auch der Punkt erreicht, an dem man die ganzen Stories zum zigsten Mal erzählt – und sie schon selbst nicht mehr hören kann. Aber auch die daheim Gebliebenen hatten eine besondere Zeit mit den COVID Maßnahmen, so dass das Interesse an einer Weltreise recht schnell verpufft.

Und jetzt…?

Es ist lustig, dass viele unserer Bekannten überrascht waren, dass wir überhaupt von der Reise zurückgekehrt sind. Ja, der Gedanke war tatsächlich da – nicht nur einmal. Allerdings ist eine Welt im Lockdown auch nicht die beste Situation, um gravierende Änderungen im Leben zu planen. Aber wir haben viele Denkanstöße bekommen und diskutiert.

Natürlich war da auch oft die Frage, ob wir nicht enttäuscht waren, gerade während unserer lang geplanten Weltreise in eine globale Pandemie zu laufen. Und ja – es gab gelegentlich Momente, in denen wir uns ein wenig vom Pech verfolgt gefühlt haben. Letztlich muss man aber auch anerkennen, dass alle Menschen auf der Welt mit Einschränkungen umgehen mussten. Wir waren trotz des Lockdowns von großem Glück gesegnet, fünf Monate bei super netten Menschen zu verbrigen auf einer tropischen nahezu touristenfreien Trauminsel in einem sehr stabilen Land. Das war eine Chance zum Deep-Dive, die wir so vermutlich nicht mehr bekommen werden. Eine „normale Weltreise“ kann man schließlich immer noch machen.

Unsere Freude am Reisen, am Entdecken neuer Orte, Menschen und Kulturen ist ungebrochen und wir wollen möglichst schnell wieder mit dem Zug um die Welt. Doch aktuell macht uns wohl auf nicht absehbare Zeit Corona einen Strich durch die Rechnung. Viele Länder haben ihre Grenzen zugemacht, was gut und wichtig ist. Wir hoffen, dass sich die Welt wieder schnell erholt.

Uns hat unsere Reise in vielerlei Hinsicht bereichert. Es ist nicht wichtig, wo man sich in der Welt befindet, Kontakte bleiben dank modernster Technik bestehen. Man sollte den Kopf frei von festen Plänen haben, lediglich die Richtung und die Art des Reisens sollte man verfolgen. Auch wenn unsere Reise uns dazu veranlasste, oft umzudenken, hatten wir eine tolle Zeit, auf die wir gerne zurück blicken.

Irgendwann werden wir weiter reisen und neue Länder, Menschen und Abenteuer entdecken. Doch werden wir auch zurückkehren zu den Menschen, die uns mit offenen Armen empfangen und durch die Corona-Pandemie begleitet haben. Malaysia und insbesondere Pulau Kapas sind zu einer zweiten Heimat geworden.


Singapur und Malaysia waren die ersten Destinationen unserer Weltreise, die wir schon vor der Weltreise einige Male besucht hatten und umfassend kannten. Daher waren hier eigentlich nur kurze Aufenthalte vorgesehen. Für Singapur ist uns das tatsächlich auch noch gelungen…

Allgemein

Südostasien war der Teil auf der Weltreise, den wir bereits am besten kannten. Außer auf den Philippinen, in Brunei und Laos waren wir bereits mindestens einmal in allen Ländern der ASEAN. Der Gedanke, in einem dieser Länder mal länger als nur die üblichen zwei Wochen Schulferien zu bleiben, ist uns freilich schon häufiger in den Sinn gekommen – war sogar zeitweise anfangs Teil unserer Sabbathical Erwägungen, ist aber letztlich der Priorität, die Erde zu umrunden, gewichen. Mit COVID19 hatten wir nun doch die Chance mal ein Land von innen nahezu touristenfrei kennenzulernen.

Land und Leute

Tiefer in ein Land eintauchen als zu einem Pandemie Lockdown, bei dem eine mega nette malaysische Familie uns bei sich aufnimmt, gibt es vermutlich kaum. Die Freundlichkeit und Herzlichkeit der Malaysier war uns nicht neu, aber trotzdem weiterhin überwältigend. Wo sonst wird man am nächsten Morgen beim Frühstück darauf hingewiesen, dass man versehentlich am Vorabend beim Bezahlen zu wenig Wechselgeld erhalten hat (so geschehen auf Pulau Tioman)? Zudem trifft man in Malaysia viele verschiedene Kulturen an (Malayen, Chinesen, Inder, westliche Expats).

Malayische Gastfreundlichkeit
Malaysische Gastfreundlichkeit

Neben sehr herzlichen und hilfsbereiten Menschen öffnet sich einem ein ausgesprochen abwechslungsreiches Land. Kuala Lumpur hat etwas Futuristisches, fast Dystopisches. Die Inseln im Osten können durchaus mit Traumdestinationen wie Fidschi mithalten. Die Städte sind oriental (Kuala Terengganu, Kota Bharu), kolonial (Georgetown, Melakka), beschaulich (Ipoh, Kuala Kangsar, Taiping), westlich (Langkawi, Johor Bharu) oder mitten im ältesten Dschungel der Welt (Kuala Tahan, Kuching).

Die beiden wichtigsten Begriffe in Malaysia sind: Makan – Tidor (dt.: Essen – Schlafen). Man mag es, gut und viel zu essen. Gesunde Ernährung steht nicht ganz weit oben. Es wird liebend gerne frittiert (deep-fried), ein paar hartgekochte Eier hinzugefügt und viel Reis (Nasi) gegessen. Fleisch ist zudem fast immer Bestandteil der Gerichte. Und wenn es nicht scharf (spicy) ist, ist es sehr süß (Kacang, ABC). 

Getrunken wird hauptsächlich Kaffee (Kopi Susu, mit sehr süßer Milch), gesüßter Tee (Teh Tarik) oder andere sehr stark gesüßte Getränke mit viel Eis. Obwohl Malaysia sehr islamisch geprägt ist, bekommt man in jeder größeren Stadt Alkohol – üblicherweise im jeweiligen Chinatown District. Allerdings ist das ganze etwas teurer als in Europa (aber weitaus billiger als beispielsweise in anderen islamischen Ländern in Nordafrika oder den Emiraten). Einige Inseln wurden gar als Duty Free Zonen erklärt (Tioman und Langkawi) – hier kommt man tatsächlich noch sehr günstig nicht nur an Bier und Spirituosen, sondern auch Zigaretten und Parfum.

Auch wenn die Malaysier sehr herzliche und nette Menschen sind – können sie einen manchmal zur Weißglut bringen. In Geschäften hatten wir sehr häufig den Eindruck, dass die Verkäufer dort gar nicht wissen, warum sie da sind (außer um die Klimaanlage zu genießen). Beispiel: Wir waren Schuhe kaufen für die älteste Enkelin unserer Gastfamilie in einer festen Verkaufsbude. Die Verkäuferin guckte sich unsere Bemühungen zurückhaltend an. Auf Nachfrage nach der Passform bei Schuhen, die offensichtlich viel zu groß waren, kam nur ein lächelndes „Passt perfekt“. Auf die Frage, ob es die Schuhe in einer kleineren Größe gibt, gab es nur ein Schulterzucken. Wir fanden schließlich selbst ein Exemplar in kleinerer Größe im Regal.
In Kuala Terengganu fanden wir einen gut sortierten Buchladen. Allerdings funktionierte die Kartenzahlung nicht und wir verließen das Geschäft mit Waren, ohne dass dafür etwas abgebucht wurde. Natürlich beglichen wir die Rechnung ein paar Tage später, nachdem uns das aufgefallen war, in bar. Ob das jemand aus dem Geschäft verstanden hat und wie das letztendlich verbucht wurde, bleibt weiterhin unklar.

Überhaupt beeindruckt man scheinbar beim Personal lieber mit Masse statt Klasse. Bei Watsons (Drogeriekette) hatten wir den Eindruck stets mindestens zweimal so viel Personal im Geschäft vorzufinden wie eigentliche Kunden. Auch hier ist keiner im Umgang mit Kartenzahlung vertraut, doch ließen sie es sich durchgehend erklären, denn die Technik dafür ist ja da.

Unterkünfte

Von der einfachsten Hütte am Strand, über ein Zelt im Dschungel bis hin zu 5-Star-Resorts haben wir in Malaysia alle Unterkünfte bewohnen dürfen.

Natürlich ist uns unsere Hütte „Kemboja“ auf Pulau Kapas nach ca. 3 Monaten, die wir dort gewohnt haben, sehr ans Herz gewachsen.
Allerdings gibt es bei dem schönen, monatelangen Strandleben auch die eine oder andere Schattenseite. Die Luftfeuchtigkeit, insbesondere nahe am Salzwasser, sorgt dafür, dass Rost und Schimmel ein immer vorhandener Begleiter sind. Sogar unsere Lederportemonnaies haben Schimmel angesetzt. Schaltet man den Ventilator nur mal für ein paar Minuten aus, umgibt einen der muffige Schimmelgeruch. Wer damit Probleme hat, für den ist vermutlich ein längerer Aufenthalt auf einer malaysischen Insel kein guter Rat.

Gleiches gilt für fließendes Wasser (kann auf einer Insel schon mal ausfallen) oder elektrischen Strom. Wer sein Handy kontinuierlich braucht, sollte geladene Powerbanks dabei haben.

Grundsätzlich haben die Malaysier das Motto „Maybe Tomorrow“ perfektioniert. Gerne werden Dinge angefangen, aber nicht unbedingt zu Ende gebracht. Vielerorts findet man „halb fertig gebaute“ Häuser, die wohl niemals wieder jemand weiterbauen wird.

Hausbau ist überhaupt ein gutes Stichwort: Pfusch am Bau wurde hier wohl mitkonzipiert. Auch bei besseren Hotels haben längere Treppen stets verschiedene Stufenhöhen. Man hat oft den Eindruck, dass die Arbeiter beim Bau unkoordiniert an verschiedenen Stellen angefangen haben. Anders lassen sich die vielen Stolperstufenübergange in großen, eigentlich ebenen Räumen oder Terrassen, schwer erklären.
In jedem Kronleuchter fehlen Glühbirnen. Es gibt selbst in designierten Superior-Rooms Löcher in der Wand, aber keiner weiß, wofür man die gebohrt hat.

Unterkünfte sind normalerweise für Südostasien vergleichsweise teuer. Wir hatten zu COVID19 Zeiten allerdings immenses Glück, mit erheblich niedrigeren Preisen konfrontiert zu sein. Teilweise sind die Preise um bis zu 70% eingebrochen.

Logistik und Verkehr

Der Verkehr in Südostasien wird häufig assoziiert mit rumpeligen, gequetschten Minibusfahrten, überteuerten Tuk Tuk- bzw. Taxifahrten und Billigfliegern von Scoot, AirAsia und Co.
Malaysia ragt hier jedoch positiv raus:
So gibt es:

  • gut ausgebaute Zugnetze: Allerdings nicht mehr so gut ausgebaut wie vor einigen Jahren, in denen man noch von Singapur nach Bangkok im selben Zug durchfahren konnte. Leider lässt auch die für die Nachzüge seit Jahren angekündigte erste Klasse lange auf sich warten, sodass Nachtfahrten nur im Großraumschlafwagen möglich sind.
  • ein dichtes preisgünstiges Überlandbussystem: Die App Redbus ermöglicht es, nahezu alle Verbindungen bargeldlos zu buchen. Die Busse sind meist recht bequem, machen regelmäßig Pausen und haben Klimaanlage. Der Fahrstil einiger Fahrer war jedoch etwas gewöhnungsbedürftig
  • Grab: Für die kurze Strecke (bis 50 km) bietet sich ein Taxi per Grab an. Die App erinnert sehr an UBER, erlaubt bargeldloses Zahlen von Festpreisen und war immer sehr zuverlässig. Mittlerweile kann man mit Grab auch in Geschäften bezahlen oder Essen nach Hause bestellen
  • Billigflüge: Wenn es dann doch mal schnell gehen muss, gibt es mit Malindo, AirAsia und Firefly gleich drei sehr günstige Billig-Airlines. Allerdings geht es (insbesondere nach COVID) AirAsia und Malindo nicht mehr so gut. Wir mussten leidvoll erfahren, dass Stornierungen und Rückerstattungen bei diesen beiden Airlines sehr schwierig oder nicht möglich sind. AirAsia hat scheinbar gar keinen Kundenservice mehr mit Menschenkontakt
  • Fähren: Für viele Inseln die einzige Möglichkeit. Leider sind die Fähren häufig vergleichsweise teuer. Häufig kommen noch Gebühren für den Nationalpark hinzu.
  • PKW: Wir selbst sind nicht gefahren, hatten aber häufig das Vergnügen, auch privat im PKW mitfahren zu dürfen. Grundsätzlich macht das Straßennetz von Malaysia einen sehr guten Eindruck. Allerdings ist Malaysia auch eine kleine Rennfahrernation und einige Male haben wir schon etwas geschwitzt. Anschnallen wird eher als Empfehlung verstanden. Fast schon typisch sind die im Auto vorne rumtobenden Kinder, die der Fahrt auch kein beruhigenderes Gefühl geben.

Alles in allem fühlt man sich logistisch in Malaysia schon auf westlichem Niveau. Allerdings liegt man auch bei den weltweiten Unfallstatistiken ganz weit vorne, was insbesondere zu „Balik Kampung“ immer wieder sichtbar wird.

Kosten und Geld

Die ASEAN Länder sind ja grundsätzlich für die deutlich günstigeren Lebenshaltungskosten bekannt. Malaysia macht da keine Ausnahme. Der malaysische Ringgit (ca 5:1 zum Euro) ist eine recht stabile Währung, bei der man für viele Dinge des alltäglichen Lebens durchaus Preise kalkulieren kann, die 1:1 zum Euro stehen. D.h. wenn man für Lebensmittel und Essen im  Restaurant in Deutschland x Euro bezahlt, so bezahlt man in Malaysia x Ringgit – also ca. 20%. Taxifahren ist extrem billig, Tanken dank Petronas ebenfalls (volltanken für 50-70 Ringgit). 

Ausnahmen sind Luxusgüter, Alkohol und Unterkünfte (ob Hotels oder Condos), wobei man bei den ersteren beiden von den Duty Free Gebieten (Tioman, Langkawi) Gebrauch machen kann. Was die Unterkünfte angeht, hatten wir aufgrund der fehlenden Touristen wegen COVID19 noch Glück, teilweise sehr günstig (10 EUR pro Nacht in einer luxeriösen Hütte in Taman Negarah) zu wohnen.

Bargeldloses Bezahlen ist grundsätzlich möglich. Allerdings sind viele Verkäufer nicht komplett geschult und lehnen Bezahlung per Handy (GooglePay) ab, weil sie es einfach nicht kennen. In 7/11 (Supermarkt) wird gerne mal gesagt, dass die Kreditkartenmaschine kaputt sei oder nur lokale Karten annimmt. Etwas nervig. Insbesondere wenn sich zu COVID Zeiten das kontaktlose Bezahlen aus Infektionsschutzgründen anbietet.

Bargeldabhebungen sind auch ein Abenteuer. So bekommt man nicht an allen Geldautomaten mit allen Karten überhaupt Geld. Selbst die VISA Wunderkarte der DKB verliert ihre Magie. Entweder sie geht gar nicht oder man bekommt nur einen bestimmten  Betrag pro Auszahlung (1000 Ringgit) bzw. insgesamt pro Tag (4000 Ringgit). Auf den Inseln ohne ATM und Kreditkartenmöglichkeit ist viel Bargeld häufig essentiell – gerade in einem Lockdown.

Bekommt man schließlich Geld wird die Gebührenfreiheit, welche die DKB verspricht, dadurch kompromittiert, dass die lokalen Banken einfach undifferenziert auf den Abhebebetrag noch Gebühren draufschlagen,

Und sonst…

Von allen Ländern, in denen man einen COVID-Lockdown hätte verbringen müssen, ist aus unserer Sicht Malaysia nach wie vor die mit Abstand beste Wahl. Insbesondere, wenn man – wie wir – das Glück hatte, auf einer einsamen Insel ohne wirkliche Bewegungseinschränkungen leben zu können.

Natürlich gibt es viele Dinge, mit denen sich viele vermutlich schwer tun würden. Seinen es „nette Überraschungsgäste in der Wohnung“ (Spinnen, Skorpione, Tausendfüßler, etc.), die ständige Luftfeuchtigkeit oder die etwas sehr entspannt chaotische Lebenseinstellung. Zudem hat Malaysia definitiv ein Müllproblem, das man zwar vordergründig nicht immer und sofort wahrnimmt. Geht man jedoch tiefer ins Land und an die Ecken der Trauminseln, die nicht über die ausgetretenen Touristenpfade angeschlossen sind, findet man Unmengen an Plastikmüll. Solange es für jeden Mist im Supermarkt Plastiktüten gibt, wird sich hier wohl auch nicht viel ändern. Außerdem werden Getränke fast ausschließlich in Einweg-Plastik-Flaschen angeboten.

Bei alledem – denkt man über einen längeren (Expat-)Aufenthalt im Ausland nach – steht für uns immer noch mehr auf der Plus-Seite; In Malaysia kann man durchaus auf westlichem Standard leben mit wenig Geld. Dazu ist man sehr schnell an anderen Traumdestinationen wie Thailand, Indonesien oder den Philippinen. Eine Reise nach Australien oder Neuseeland ist plötzlich auch mal für 2 Wochen möglich. Die Menschen sind wesentlich entspannter und die kulturelle Vielfalt ist riesig.

Zum Schluss noch alle Tagebuch-Artikel zu Malaysia in chronologisch aufsteigender Reihenfolge.

Seit dem letzten Artikel zu der Thematik ist einige Zeit vergangen, in der wir einige neue Erkenntnisse gewinnen konnten. Leider nicht nur Positive…

Social Visit Pass und Special Pass

Wer mit Social Visit Pass (also dem Stempel, den jeder Tourist für einen 90 Tage Aufenthalt bei Einreise in den Pass bekommt) eingereist ist, darf das Land ohne Konsequenzen bis zum Ende der RMCO + 14 Arbeitstage verlassen. Ein offizielles, referenzierbares Statement der malaysischen Regierung hierzu steht zwar weiterhin aus, allerdings gibt es mittlerweile erste „Testimonials“, die ohne Probleme das Land verlassen haben. Man bekommt wohl einen handschriftlichen Vermerk in den Pass, sonst gibt es keinerlei Konsequenzen.

Wir selbst haben beim Immigration Office in Langkawi erneut von einem Immigration Officer eine mündliche Bestätigung erhalten. Dabei wurde uns auch mitgeteilt, dass keinerlei „Special Passes“ mehr während der RMCO ausgestellt werden. Das ist gleichbedeutend damit, dass man sich in Malaysia aktuell als Tourist im Overstay nicht mehr mit einem gültigen Visum aufhalten kann. Man ist also vollkommen auf die Kulanzregelung (31. August + 14 Arbeitstage) angewiesen.

Prinzipiell ist das zwar kein größeres Problem – wenn man nicht auf eine „ahnungslose“ Polizeikontrolle trifft oder ein übereifriger Hotelportier auf ein gültiges Visum bestehen sollte. Das ist uns bisher auch alles nicht passiert. Allerdings gibt es noch einen Anwendungsfall, bei dem kein gültiges Visum in Malaysia ungünstig ist, den wir kürzlich kennenlernen „durften“.

Interstate Reisen – Was ist mit Borneo?

Mit Eintritt der RMCO hat die malaysische Regierung das Reisen zwischen den Bundesstaaten grundsätzlich wieder erlaubt. Das klappte für uns bisher auch sehr gut und so konnten wir in den vergangenen vier Wochen nahezu die gesamte malaysische Halbinsel kennenlernen. Allerdings besteht der Staat Malaysia ja nicht nur aus dem Teil der Halbinsel südlich von Thailand, sondern eben auch noch aus einem großen Teil der Insel Borneo im Osten.

Die beiden Bundesstaaten Sabah und Sarawak formieren den Ostteil Malaysias in Borneo und standen auch auf unserer Liste der Ziele, die wir -bereits vor COVID-19- bereisen wollten. Ebenfalls -bereits vor COVID-19- hat dieser Teil Malaysias eine Sonderstellung, was Aufenthalt und Immigration angeht. Obwohl offiziell Teil von Malaysia, darf man als Tourist nur 30 Tage in Borneo bleiben. Selbst den Malaysiern von der Halbinsel ist normalerweise nur ein Aufenthalt von maximal 90 Tagen erlaubt. Das führt von jeher dazu, dass die innermalayische (domestic) Einreise in die Region auch Immigrationsregulierungen unterliegt.

Während der RMCO wurde der Reiseverkehr zwischen Borneo und Malaysia auch weiterhin streng reglementiert (bspw. mit Quarantäne und ärtzlichen Attesten). Umso erfreulicher war es, als wir Anfang Juli in einem Artikel der Borneo Post lasen, dass zumindest die Einreise nach Sarawak für Ausländer erheblich vereinfacht werden sollte. So sollte ein Antrag beim SDMC (Disaster Management Sarawak) ausreichen, um ohne weitere Quarantäne oder Attest einreisen zu dürfen.

Das Dumme an der Geschichte ist, dass man für die Antragsstellung bestätigte Flüge und Hotelbuchungen vorweisen muss. Ein Risiko, das wir mit AirAsia (der einzige Carrier, der aktuell Sarawak anfliegt) eingegangen sind – leider.

So wurde unser Antrag vom SDMC zwar „approved“ (nach einiger telefonischer Anschubhilfe), allerdings sollte sich am Flughafen herausstellen, dass Immigration Sarawak niemanden mit abgelaufenen Social Visit Pass rein lässt. Hilfreich wäre hier ein Special Pass gewesen, den sich aber Immigration Langkawi bekanntermaßen weigerte auszustellen. Ironischerweise mit dem Hinweis des Immigration Officers, dass eine Einreise nach Sarawak doch ohnehin nur ein SDMC Approval benötige.

Nicht zuletzt wegen der entstanden Kosten sehr ärgerlich. Gerade in Zeiten, in denen Malaysia überall erwähnt, dass man den Tourismus langsam wieder stärken will, tut man sich mit einem derartigen kafkaesken Immigrationbehörden-Chaos für einen Inlandsflug sicherlich wenig Gefallen.

Wichtige Erkenntnis für uns: Flüge mit Air Asia werden wir künftig dringendst meiden. Der Laden hat tatsächlich nahezu den kompletten (menschlichen) Kundenservice duch einen Chatbot ersetzt, der Vorgänge aufnimmt und in ein ominöses Backoffice schiebt, wo man sich dann einige Tage irgendwelche Begründungen ausdenkt, warum (Premium Flex) Flüge nicht erstattet oder umgebucht werden können. So wie es aussieht, erledigt sich das Thema AirAsia ggf. sowieso von selbst – Karma halt.

Die Fallzahlen in Malaysia

Zu etwas mehr Erfreulichen: Die täglichen Neuinfektionszahlen in Malaysia sind auf sehr niedrigem Niveau angelangt. Seit fast sechs Wochen sind sie zweistellig – überwiegend sogar im einstelligen Bereich. Seit Anfang Juli sind weniger als 100 Menschen infiziert. Todesfälle gibt es nahezu keine mehr. Die Kennzahlen entsprechen somit für das ganz Land Malaysia ungefähr denen einer einzigen deutschen Großstadt wie Dortmund.

Die täglichen Coronafallzahlen
Die täglichen Coronafallzahlen. Quelle: CPRC Kebangsaan

Die SOPs in Malaysia

Man bewegt sich in Malaysia also in die richtige Richtung. Um sicher zu stellen, dass das so bleibt, wurden bereits vor der RMCO eine Reihe sogenannter „Standard Operation Procedures“ definiert.

So ist bei nahezu allen Geschäften, Lokalen, Restaurants oder sonstigen öffentlichen Gebäuden eine Registrierungen am Eingang notwendig. Entweder per App (QR Code) oder handschriftlich in einem Buch(!). Die Kontrolleure am Eingang (wenn welche da sind) machen aber einen eher unmotivierten Eindruck. Wenn man die Registrierungsbücher an manchen Eingängen so quer liest, hat man sowieso Zweifel an dem Nutzen (nur Vornamen, unleserliche Telefonnummern).

In Geschäften und Lokaelen sind alle Tische mit Klebeband markiert, so dass niemals Leute direkt nebeneinander bzw. zu viele an einem Tisch sitzen. Allerdings wird das Ganze auch nicht sehr intensiv vom Personal überprüft.

Die Maßnahmen wirken abstrus, wenn man auf Fähren (Langkawi) oder gar im Schlafwagen des Nachtzugs wieder auf engsten Raum gepfercht wird.

Bleibt zu hoffen, dass die nächste Welle nicht anrückt. Zum Vergleich: Australien (ungefähr gleiche Einwohnerzahl wie Malaysia, allerdings erheblich weiter im Land verteilt) hat es trotz weniger Lockerungen von Maßnahmen nicht verhindern können, dass die Zahlen der Neuinfektionen wieder hoch gegangen sind.

Quarantäne als Rückkehrer

Am 06. Juli wurde uns per Landsleutebrief der Deutschen Botschaft in Malaysia mitgeteilt, dass Malaysia nicht mehr auf der Liste der Risikoländer steht. D.h. insbesondere auch, dass man bei Rückkehr aus Malaysia nach Deutschland nicht mehr meldepflichtig gegenüber dem Gesundheitsamt ist bzw. nicht mehr in eine häusliche Quarantäne muss.

Allerdings stellen sich einige andere Fragen: Aktuell gibt es nämlich gar keine Direktflüge von Malaysia nach Deutschland. Man muss definitiv durch ein Drittland reisen. Und außer den Niederlanden (beim Flug mit KLM) sind diese Drittländer (Qatar, UAE, Türkei) nach wie vor auf der Risikoliste. UAE hat sogar nochmal eigene Einreisebeschränkungen (COVID-Test nötig).

Das ist für uns alles nicht relevant, wie uns die Botschaften in Kuala Lumpur resp. in Dubai nach mehrfacher Nachfrage versicherten. Allerdings sehr unverbindlich („nach unserem Kenntnisstand“, „bitte informieren Sie sich“) – äh ja, deswegen haben wir Sie ja angeschrieben… Überhaupt macht das auswärtige Amt unserer Ansicht nach nicht den astreinsten Job. In Malaysia hat sich beispielsweise der deutsche Botschafter Lambsdorff komplett verabschiedet und einen kommissarisch Vertreter hinterlassen. Es gibt ggf. auch bessere Zeitpunkte, die Biege zu machen…

Etihad hat mir per Twitter auch noch mal bestätigt, dass wir in UAE in den Transit dürfen ohne Attest. Wie es wirklich sein wird, erfahren wir dann wohl erst am 30.07., wenn es zurück gehen soll ins Land der Küchenbauer.

Zu COVID-19 in Malaysia gestrandet zu sein, war definitiv ein Glücksfall für uns. Auch wenn es Mitte März noch nicht unbedingt danach aussah, hatte Malaysia doch nach dem Tablighi Jamaat-Event plötzlich die höchsten Infektionszahlen in ganz Südostasien.

Flucht aus Singapur

Schon bei Ankunft in Singapur war spürbar, dass hier eine neue Normalität vorherrscht. Gescannt am Flughafen von Wärmekameras, alle Personen mit Mundschutz, am Hotel und in allen Restaurants wird Fieber gemessen. Die Entscheidung stand daher nach kurzer Überlegung fest: Wir fahren so schnell wie möglich rüber nach Malaysia auf dem Landweg. Die Fallzahlen waren Anfang März noch recht niedrig dort und man bekommt als Tourist einen 90-Tage-Stempel. Das sollte doch ausreichen, um COVID-19 erst mal auszusitzen, oder?

Die Movement Control Order (MCO)

Kaum in Malaysia angekommen, sprangen hier plötzlich auch die Fallzahlen in die Höhe. Zwar nicht so drastisch wie in Europa, aber durchaus genug, um zeitnah Spitzenreiter bei den COVID-19 Infektionen in Südostasien zu werden. Außerdem machten unsere kommenden Planziele (Australien, Neuseeland) nach und nach die Grenzen dicht, nachdem die Presse meldete, dass sogar Tom Hanks samt Ehefrau in Australien an Corona erkrankt war.

Schnell gingen Gerüchte in den Social Media um, dass auch in Malaysia ein Lockdown beschlossen werden soll. Und tatsächlich: am 17. März wurde mit Gültigkeit des Folgetags die sogenannte Movement Control Order (MCO) verkündet, welche drastische Einschränkungen in der Bewegungsfreiheit für die Bewohner und Besucher Malaysias bedeuten sollte. Darunter

  • komplettes Schließen der malaysischen Außengrenzen: keine Einreise nach Malaysia.
    Für malaysische Staatsbürger: keine Ausreise aus Malaysia.
    Ausländer durften jedoch jederzeit ausreisen.
  • Schließen von nicht essentiellen Geschäften – Ausnahmen gab es nur für Apotheken, Tankstellen und Lebensmittelgeschäfte mit eingeschränkten Öffnungszeiten – 7/11 wurde also seinem Namen nicht mehr gerecht
  • Restaurants nur noch zur Abholung von Essen: Das abgeholte Essen ist zu Hause zu verspeisen (nicht irgendwo auf der Straße)
  • kein Interstate-Reisen – d.h. wir mussten im Staat Terengganu bleiben, in dem wir uns zu dem Zeitpunkt der MCO befanden
  • ansonsten auch kein unnötiges Spazierengehen draußen oder gar Versammlungen mit anderen auf der Straße – Im deutschen „Lockdown“ sah das schon etwas entspannter aus; dort gab es ja letztlich „nur“ ein Kontaktverbot- keine nennenswerte Einschränkung der Bewegung. Daher finde ich den Begriff „Lockdown“ in Deutschland auch eigentlich etwas unpassend.
  • kein regulärer Tourismus: Hotels wurden überwiegend geschlossen. Touristen in Malaysia waren gezwungen, sich in den wenigen Hotels, die es noch anboten, selbst zu isolieren.

Die MCO wurde zunächst mit einer Dauer von 21 Tagen terminiert, dann im Laufe der Zeit aber immer wieder verlängert, am 23. April schließlich zum 3. Mal bis zum 12. Mai. Dabei gab es in gewissen Zonen mit besonders vielen Fällen sogar eine sogenannte EMCO (enhanced MCO). Hier herrschte totale Ausgangssperre und alle Geschäfte waren geschlossen. Die Behörden bzw. die Armee hat die Bevölkerung mit Nahrung und allem Notwendigen versorgt.

Zur Kontrolle der Maßnahmen wurden Straßen-Checkpoints errichtet, sowie empfindliche Strafen angesetzt und sogar die malaysische Armee als Exekutivorgan hinzugezogen.

Wir selbst haben während der ersten Phasen der MCO einige wenige Male, und immer nur einer von uns, den Weg in die Stadt gewagt für die allernötigsten Einkäufe und um Geld am ATM zu besorgen. Während es am Anfang schon recht spooky war, kehrte später immer mehr Normalität ein. Mundschutz und Gummihandschuhe wurden anfangs dringend empfohlen, später aber immer weniger von den Bewohnern genutzt.

Nach der 3. Verlängerung der MCO hat die malaysische Regierung die MCO in die sogenannte CMCO (conditional MCO) transformiert, d.h. nach und nach durften weitere Geschäfte aufmachen. Es blieb aber dabei, dass nicht Interstate gereist wird und die Staatsgrenzen dicht bleiben.

Das war ein tiefer Einschnitt im muslimischen Malaysia, befanden wir uns doch mitten im Fastenmonat Ramadan. Normalerweise heißt es zum Ende des Fastenbrechens (Hari Raya Aidilfitri), dass der große Exodus aus den Städten in die Heimatdörfer ansteht („Balik Kampung“), um die Verwandtschaft zu besuchen.
Hierfür hat die malaysische Regierung tatsächlich Reisefenster mit vorheriger polizeilicher Genehmigung (bspw. über eine mobile App) vorgesehen. Unsere Gastfamilie und ihre Angestellten machten von diesen Fenstern auch Gebrauch, sodass wir auf unserer Isolationsinsel kurzzeitig nur zu dritt waren.

Visum, Social Visit Pass und Overstay

Wie bereits oben erwähnt, erhält jeder „normale“ Tourist mit Einreise in Malaysia einen Aufenthaltstitel für 90 Tage, den sogenannten Social Visit Pass. Mit unserer Einreise am 03. März bedeutete das, dass wir bis zum 31. Mai maximal bleiben konnten. Bleibt man länger, gelangt man in den sogenannten Overstay, einen Status, bei dem viele Länder in Südostasien normalerweise keinen Spaß verstehen und empfindliche Geld- bzw. sogar Gefängnisstrafen verhängen und den Overstayer auch für eine längere Zeit für spätere Einreisen sperren (blacklisting).

Nachdem andere Länder in Südostasien wie Thailand oder Indonesien wegen der Pandemie bereits sämtliche Visabeschränkungen ausgesetzt hatten, war es in Malaysia lange Zeit ruhig dazu, wie mit etwaigen Overstayern umgegangen werden sollte.

Mit der CMCO verkündete die malaysische Regierung dann endlich ein Statement dazu: Man sagte allen Touristen im Overstay zu, dass sie ohne Strafen oder sonstigen negativen Konsequenzen bis zu 14 Werktage nach Ende der MCO Malaysia verlassen dürfen, sofern sie nach dem 01. Januar 2020 eingereist waren und ihr Visum während der MCO ungültig geworden ist.

Hiermit wurde man dem Dilemma gerecht, dass anfangs während der MCO, die Imigration Offices geschlossen und somit jegliche Möglichkeit einer Verlängerung von Visum oder Social Visit Pass ausgeschlossen war.

Für uns brachte das Statement bei der Erstverkündung erst mal überhaupt keinen Vorteil, da die CMCO zum Zeitpunkt der Verkündung bis zum 12. Mai terminiert war – somit auch 14 Werktage später noch deutlich vor dem Ende unseres Social Visit Pass. Erst mit Verkündung der nächsten MCO-Verlängerung, diesmal sogar bis zum 09. Juni, war klar, dass wir somit zumindest bis Ende Juni im Land bleiben können.

Termine beim Immigration Office haben wir dennoch vereinbart, wollten wir doch bis Ende Juli in Malaysia bleiben. An eine Fortsetzung unserer Reise in ein Drittland war schon lange nicht mehr zu denken. Die einzigen Länder, die ohne Quarantäne Einreisen erlaubten, waren Mexiko und Serbien. Später wurde dann angekündigt, dass die EU Mitgliedstaaten ab Mitte Juni auch wieder touristische Aufenthalte ermöglichen sollten – allerdings nur innerhalb der EU-Bubble – wir wären aber von außerhalb gekommen.

Die Recovery MCO – Rückkehr in eine neue Normalität

Für den 11. Juni hatten wir einen Termin beim Imigration Office. Wir wollten unseren Aufenthaltstitel bis Ende Juli verlängern. Dazu haben wir im Vorfeld unseren (bereits geplatzten) Rückflug mit Etihad auf Ende Juli umgebucht, ein Unterstützungsschreiben der deutschen Botschaft angefordert und erhalten und schriftliche Bestätigungen unser Krankenversicherungen zur Deckung jeglicher Kosten besorgt.

Am 07. Juni verkündete dann allerdings die malaysische Regierung, die sogenannte RMCO bis zum 31. August. Wichtigster Bestandteil dieser war, dass man wieder Interstate reisen darf. Nahezu alle Geschäfte (außer Pubs und Karaoke Bars) haben wieder eröffnet.

Auf den ersten Blick also ein Freilos, jetzt doch ohne eine Verlängerung beim Immigration Office, bis Ende Juli bleiben zu dürfen, oder? Die malaysische Regierung hielt sich dazu sehr lange bedeckt. Auf unserer Isolations-Insel haben einige andere Touristen berichtet, ihnen wäre beim Immigration Office telefonisch bestätigt worden, dass man nicht kommen müsse, denn man dürfe ja jetzt ohnehin bis zum 31. August (plus 14 Arbeitstage) bleiben. Auch diversen Quellen im Internet (z.B.die JetLagWarriors, Ken Abroad, Veggies on Tour) signalisierten das Gleiche. Sowohl die US-Botschaft als auch die britischen Behörden deuteten klar auf ein Bleiberecht bis Ende der RMCO hin. Von den unserem deutschen Botschafter Lambsdorff (ja genau Sohn von dem mit der Flick-Affäre) kam leider bis heute keine brauchbare Aussage in seinem Landsleutebrief.

Daher haben auch wir bei Immigration Office angerufen. Ein sehr bizarrer Anruf. Ich hatte den Eindruck, mit kleinen Mädchen zu telefonieren. Meine Frage wurde häufig wiederholt, aber irgendwie nie entschieden beantwortet. Dazu viele Weiterleitungen mit Pausenmusik, die an Pokemon erinnerte. Als meine Frage schließlich sehr suggestiv wurde („Müssen wir den Termin wahrnehmen oder können wir sowieso bis zum 31. August bleiben?“), kam dann schließlich die zögerliche Bestätigung. Allerdings hatten wir leider immer noch nichts Schriftliches.

Wir haben den Termin beim Immigration Office schließlich nicht wahrgenommen, nicht zuletzt weil es eine Verlängerung ohnehin nur für 30 Tage gegeben hätte. Denn dann hätten wir noch zwei Mal dorthin gemusst, um jeweils um 14 Tage zu verlängern, damit wir den 31.07. (unseren gewünschten Ausreisetermin) erreichen. Und: Nur die 1. Verlängerung ist wohl gratis, während die anderen beiden mit Kosten verbunden wären.

RMCO – ein geschenktes Visum?

In den ersten Wochen der RMCO kursierten viele Gerüchte im Netz, ob denn nun die RMCO wirklich eine automatische Verlängerung des Visums sei. Es gab zahlreiche Berichte, dass Reisenden genau das beim Immigration Office zugesichert wurde, allerdings niemandem schriftlich.

Dann gab es aber eben auch Berichte von Festnahmen von Touristen im Overstay. Und schließlich ein sehr verwirrendes Statement vom Senior Minister, laut dem Ausländer bitte schleunigst das Land verlassen sollten.

Auch wenn es mittlerweile eine Reihe relativierender Pressemeldungen gibt, haben wir mittlerweile doch nochmal einen Termin beim Immigration Office – diesmal in Langkawi – vereinbart. Mittlerweile liegen wir terminlich so, dass wir mit einer Verlängerung (Special Pass – 30 Tage) wie geplant bis Ende Juli bleiben dürfen, ohne erneut verlängern zu müssen.

Aufgrund der aktuellen Nachrichtenlage ist unser Verständnis, dass es niemals ein offizielles „Geschenk“ an die Touristen gab, länger zu bleiben, sondern nur eine Kulanzregelung, ohne Visum das Land straffrei zu verlassen bzw. auch im Overstay eine Verlängerung zu beantragen. Kurzum also: Entweder as soon as possible raus oder offizielle Verlängerung. Klappt beides nicht, ist das auch nicht so schlimm, aber man sollte sich zumindest bemühen.

COVID-19 in Malaysia – eine Vorzeigemodell

Mittleweile gilt der Umgang mit COVID-19 in Malaysia über die Grenzen hinweg als vorbildlich.

Video zur Erfolgsstory COVID-19 in Malaysia

Die Strategie, die Bewegungsfreiheit lokal einzuschränken, insbesondere durch das Interstate-Reiseverbot, war sehr wirksam. Viele Bundesstaaten wie Kedah, Perlis, Kelantan oder das von uns während der MCO bewohnte Terengganu waren sehr schnell „grün“, d.h. es wurden keine aktiven Infektionen mehr gemeldet.

Zur Logistik: Als Europäer gab es eigentlich jederzeit die Möglichkeit, Malaysia zu verlassen. Während der ganzen MCO gab es pro Woche mehrere Linienflüge via Qatar (anfangs auch noch via London und Amsterdam) nach Deutschland. Reisewillige Touristen sind auf Kosten der malaysischen Regierung gratis vom Ort der „Strandung“ nach Kuala Lumpurzum Flughafen gebracht worden. Von der deutschen Botschaft gab es ein Schreiben, welches zweckgebundenen Transit durch Malaysia erlaubte – auch Interstate.

In Summe gab es in Malaysia bis heute rund 8500 gemeldete Infektionsfälle und „nur“ ca. 100 Todesfälle. In dem Bezirk in den wir uns aufhielten (Marang), gab es sage und schreibe 2(!) Infektionen und keinen Todesfall.

Freilich haben auch andere Staaten in Südostasien (isbesondere Thailand und Vietnam) hervorragende Zahlenwerte vorzuweisen, allerdings nach allem, was man so im Internet liest, doch unter deutlich strengeren Restriktionen – insbesondere auch für Touristen, die beispielsweise nur zu bestimmten Zeiten einkaufen durften oder gar nicht mehr so freundlich behandelt wurden. Das Ausreisen aus Thailand, Vietnam, Indonesien und Co. war offenbar auch nicht so einfach, da es keine Linienflüge mehr gab und man also auf Rückholaktionen der Bundesregierung angewiesen war.

In Malaysia hatten wir zu keiner Zeit das Gefühl, am falschen Ort zu sein. Natürlich ist einem schon mulmig zumute, in einer so globalen Krise einer fremden Regierung und fremden Menschen vertrauen schenken zu müssen. Die Malaysier sind aber die ganze Zeit sehr freundlich, besorgt, aber auch diszipliniert geblieben. Wenn wir von deutschen Corona-Demos berichtet haben, hat man uns nur ungläubig angelächelt.

Meanwhile in Germany

Auch wenn wir aktuell wohl in Malaysia bleiben können, beschäftigen wir uns natürlich mit der Situation in Deutschland. Aktuell führt man wohl wieder Quarantäne-Vorschriften für Rückkehrer aus Risikoländern ein.

Warum das RKI (Robert-Koch-Institut) Länder wie Malaysia nun zu solchen Risikoländern zählt, wird wohl das Geheimnis vom RKI bleiben. Singapur hat beispielsweise noch täglich massive Neuinfektionen, ist aber laut RKI kein Risikoland. In Europa riecht es aktuell überall nach einer zweiten Welle (isb. in Deutschland selbst).

Es bleibt nur zu hoffen, dass eine Quarantäne für uns sich nicht letztlich noch als Schutzisolation vor den ganzen Sommerurlaub-Heimkehrern aus Spanien, Italien, Frankreich, Kroatien etc. herausstellen wird….

Endlich ist Corona in Malaysia fast überwunden und das Reisen im Land wird wieder möglich. Wir machen einen Ausflug zum Kenyir Lake, verbringen eine Nacht im Hotel in Kuala Terennganu und das Qimi Resort bekommt neue Gäste.

Essen mit allen Inselbewohnern

Am 9. Juni lud Rose alle auf der Insel gestrandeten zu einem Essen ein. Sie bereitete ein Buffet mit leckeren malaysischen Gerichten vor und die Nachbarn und Langzeittouristen kamen gerne. Zur Unterstützung hatte Qimi noch drei seiner Freunde aus Terengganu eingeladen. Es war ein netter Abend.

Auch die Enkelinnen von Rose und Nolly kamen uns besuchen, so dass wir nach langer Zeit ein wenig Abwechselung hatten. Humaayra und Shamina hängten sich sofort an uns, so dass wir ständig die beiden quirligen Mädchen um uns herum hatten. Hummayra kam sogar nochmal für eine ganze Woche und wir unterrichteten sie ein wenig (Vorschulniveau).

Änderung von MCO in RMCO

Seit dem 18. März herrscht in ganz Malaysia wegen der Corona-Pandemie die so genannte MCO (movement control order), die das Reisen untersagt und die Bewegung auf den Straßen reguliert: Autos dürfen nur mit Genehmigung fahren, in jedem Auto dürfen nur Personen eines Haushalts reisen, Reisen durch das Land gehen nur mit vorheriger Genehmigung und triftigem Grund z.B. Besuch der kranken Familienangehörigen. Auch Geschäfte, Friseure und Restaurants waren komplett geschlossen.
Wie bereits beschrieben, war ich zwei mal in Marang zum Geld holen und Oliver einmal in Kuala Terengganu, ebenfalls, um an Bargeld zu kommen. Ansonsten waren wir drei Monate auf Pulau Kapas.

Seit dem 10. Juni wurden die Maßnahmen gelockert und es trat die RMCO (recovery movement control order) in Kraft, die die Bewegung innerhalb des Landes wieder ermöglicht. Nach und nach öffnen die Geschäfte wieder und es geht zur Normalität über. Die Einhaltung der strikten Regeln hat dazu geführt, dass die meisten Corona-Infizierten wieder genesen sind und es gab verhältnismäßig wenig Menschen, die daran gestorben sind.

Ursprünglich hatten wir am 11. Juni einen Termin bei der Einwanderungsbehörde in Kuala Terengganu, um unsere Visa, die seit dem 31. Mai abgelaufen sind, zu verlängern. Durch die MCO wurde die Aufenthaltserlaubnis automatisch verlängert. Nach Ablauf der MCO hat man 14 Arbeitstage Zeit, um das Land zu verlassen. Das neue Gesetz (RMCO) erlaubt uns daher nun bis zum 31. August 2020 (+14 Arbeitstage) in Malaysia zu bleiben, ohne dass wir irgendwelche Behörden aufsuchen müssen. Natürlich werden wir jedoch früher nach Hause fliegen, da sich das Sabbatjahr dem Ende neigt.

Ausflug zum Kenyir Lake

Da die Information, ob wir unser Visum verlängern müssen oder nicht, nur sehr langsam durchsickerte, hatten wir bereits ein Boot organisiert. Rose, ihr Sohn Qimi und ihre Enkelin Humaayra begleiteten uns morgens nach Kuala Terennganu.
Wir hatten überlegt, am nächsten Tag gemeinsam zum Kenyir Lake zu fahren, um noch mal etwas Schönes gemeinsam zu machen. Kurzerhand verlegten wir den Ausflug vor und fuhren direkt nach dem Frühstück in Kuala Terengganu dorthin. Die Fahrt war schon interessant genug. Es ging vorbei an Palmen und riesigen Feldern, durch kleine Dörfer (Kampungs) und letztendlich zu der schönen Seenlandschaft am Kenyir Lake. Wir konnten mehrere Hausboote bestaunen und sahen Holzhütten, die direkt am See lagen. Alle Attraktionen wie der Tretbootverleih und auch ein großes Geschäft hatten allerdings den Betrieb noch nicht wieder aufgenommen, doch das Outlet für Schokolade hatte bereits geöffnet. Hier bekamen wir günstig deutsche, belgische und schweizer Schokolade – ein Traum!

Gegen 16 Uhr checkten wir in unser Hotel ein. Nach drei Monaten auf der Insel freuten wir uns besonders über klares Wasser in der Dusche, eine Klimaanlage und einen kleinen Mini-Kühlschrank. Das Arena-Hotel liegt direkt im Stadtteil Chinatown und kostet etwa 25 € pro Nacht.

Wie bei unserem ersten Besuch in Kuala Terengganu trafen wir uns mit Nolly im Restaurant Secret Receipe. Hier bestellte ich mir endlich mal wieder ein westliches Gericht, nämlich ein Putenschnitzel mit Pommes. Das war echt mal etwas Anderes. Oliver aß das, was ich beim letzten Mal hatte, Curry Mee. Sehr köstlich! Auch der Nachtisch und die Kuchen sind sehr zu empfehlen.


Humaayra ließ sich von Opa Nolly im Cabrio nach Hause fahren, so dass wir in Ruhe mit Rose einkaufen fahren konnten. In Zeiten von Corona dürfen Kinder keine Geschäfte betreten. Der Einkauf im Supermarkt Mydin war sehr interessant, weil wir hier viele lokale frische Spezialitäten fanden.

Eine Nacht in Kuala Terennganu

Wieder am Hotel angekommen, spazierten Oliver und ich zu einem Buchgeschäft, das auf derselben Straße wie unser Hotel lag. Das SMO ist toll sortiert und ich fand endlich ein Buch, mit dem man die malaysische Sprache (Bahasa Malaysia) lernen kann. Außerdem kauften wir für Humaayra Hefte für Erstlerner und für ihre Schwester ein kleines Bilderbuch. Per Zufall entdeckte Oliver „Lost Receipe for Malaysia“ das wir promt für Rose mitnahmen.

Wie schon bei unseren vorherigen Besuchen kehrten wir abends in Chinatown in die Gaststätte Vinum Xchange ein, wo wir vorher auch schon das ein oder andere Getränk zum Mitnehmen gekauft hatten.

Rückkehr nach Hause nach Pulau Kapas

Nachdem ich endlich mal eine heiße Dusche mit klarem Wasser genießen konnte, bekam ich auch schon Nachrichten von Rose und ihrer Enkelin Humayraa. Sie waren bereits in der Nähe unseres Hotels, nachdem sie Nolly und Qimi zum Jetty gefahren hatten.
Wir verabredeten uns um 9.45 Uhr vor unserem Hotel und fuhren erstmal frühstücken. Von unseren früheren Reisen kannten wir bereits die Kette Old Town (Bild s.o.), wo man vorzüglich speisen kann. Wir überreichten Rose das Kochbuch mit den „vergessenen“ Rezepten Malaysias, über das sie sich sehr freute.

Ein paar frische Kleinigkeiten musste Rose noch vom Festland für die Insel besorgen, so dass ich wieder mit ihr in ein paar Supermärkte ging. Oliver blieb derweil mit Humayraa im Auto, da sie ja aufgrund der RMCO nicht mit in die Geschäfte durfte.

Leider erfuhren wir erst auf dem Weg zum Jetty, dass erst um 14.30 Uhr wieder ein Boot fahren sollte. Alle waren beim Freitagsgebet, sodass außerplanmäßig kein Boot zu bekommen war, weshalb wir kurzerhand in Rose und Nollys Privathaus fuhren und dort verweilten.
Am Bootsanleger kamen wir trotzdem viel zu früh an, sodass wir noch Zeit hatten, uns die Shops am Jetty anzuschauen. Rose hatte Tage zuvor schon Oliver ein Shirt mit der Aufschrift „Pulau Kapas“ mitgebracht, das mir noch fehlte. Kurzerhand kauften wir mir und Yoo das gleiche Shirt. Da am Bootsanleger immer noch so viel Zeit war, flitzte ich zurück und kaufte Rose, Nolly und Qimi auch ein Shirt. Jetzt sind wir das Pulau Kapas-Team!

Rückkehr zur Normalität auf Pulau Kapas

Die Insel wirkte verändert, als wir zurück kamen. Nach langer Zeit waren wieder Touristen auf der Insel, so dass Boote fuhren und Menschen an unserem Strand entlang flanierten. Auch Rose hatte wieder neue Gäste. Gestrandet Touristen aus Deutschland, Kanada, Belgien und Frankreich suchten nach monatelanger Isolation etwas Inselfeeling. Außerdem war eine Nachbarin von Rose und Nolly vom Festland samt Familie und Freunden zu Besuch. Endlich wieder Leben auf der Insel!
Um Rose und ihrer Familie für die tollen drei Monate zu danken, versuchte ich mich mit meiner Hilfe einzubringen. Ich durfte Getränke-Bestellungen aufnehmen und Speisen servieren. Rose und Yoo konnten sich so auf das Kochen konzentrieren. Der große Abwasch musste per Hand erledigt werden.

Die Corona-Zahlen sind in Malaysia stark zurück gegangen, sodass man zumindest unter Einhaltung gewisser Regeln wieder an das Festland fahren kann. Ramadan geht zu Ende und die Familie kann in kleinem Kreis Hari Raya, das Fest des Fastenbrechens, feiern.

Eine Woche fast alleine im Qimi Resort

Nachdem Yo von seiner Familie zurück zu uns auf die Insel gekehrt ist, machten sich Rose, Nolly und deren Sohn Qimi am 19. Mai auf den Weg zur Familie nach Ipoh. Per beantragter Genehmigung war es ihnen gestattet, ein paar Tage die Mutter von Rose zu besuchen.

Unser Tag war klar strukturiert (lach). Morgens nach dem Aufstehen kümmerten sich Oliver und ich um die Pflanzen. Sie sollten täglich mit einer Mischung aus 1/4 Reiswasser und 3/4 klarem Wasser gegossen werden. Rose hat rund ums Haus einen kleinen Garten angelegt, in dem sie selbst Ingwer, Lemongras, Chili, Galgant und Curry aufzieht.

Tagsüber vertrieben wir uns die Zeit mit Schwimmen, Lesen und Spielen – so wie schon die letzten 2,5 Monate, die wir auf Pulau Kapas waren.

Abends hatte Rose mir erlaubt, selbst die Gerichte zu kochen, die sie mir zuvor gezeigt hatte. Ausgestattet mit meiner handgeschriebenen Rezeptesammlung kochte ich mit Yos Unterstützung Tintenfisch mit „Black Pepper Sauce“, Currynudeln, Huhn mit Qimi-Sauce und Huhn mit Kokosnuss-Sauce. Die Kokosnüsse hatten Oliver und ich zuvor gesammelt und selber geöffnet.

Nolly kehrte am Tag nach Hari Raya zu uns auf die Insel zurück und brachte uns typisch malaysische Kekse mit. Außerdem hatte er von den Nachbarn diverse Süßspeisen bekommen, denn zum Zuckerfest teilen die Moslems viele ihrer selbstgemachten Speisen. Gemeinsam aßen wir zusammen am Familientisch.

Am nächsten Abend zeigte Nolly mir, wie man eine Jackfrucht, die an einem Baum hinter unserem Restaurant wächst, aufschneidet. Interessant ist, dass der Kern der Jackfrucht aus einer weißen, flüssigen Masse besteht, die extrem klebrig ist. Aus diesem Grund sollte man beim Aufschneiden Gummihandschuhe tragen. Gelangt diese klebrige Flüssigkeit an Finger oder Lippen, verklebt alles so stark, dass nur eine Mischung aus Öl und Spülmittel dem Abhilfe verschaffen kann. Auf Märkten reinigt man sich die Hände mit Kerosin.

Besuch der Enkelkinder von Rose und Nolly

Am 26. Mai kehrte dann auch Rose zu uns zurück. Sie war bei ihrer Tochter in Kuala Terengganu und brachte zwei ihrer drei Enkelkinder mit. Humaira und Shamina waren sehr kontaktfreudig und spielten die meiste Zeit am Strand. Auch im Wasser hatten sie viel Spaß.

Leider blieben sie nur drei Nächte. Ein wenig Abwechselung ist schon schön.

Shopping in Kuala Terengganu

Die Enkelinnen von Rose und Nolly mussten zurück zu ihren Eltern. Wir nutzten die Chance und fuhren mit einem etwas größeren Boot zurück zum Festland. In Kuala Terengganu fuhr uns Rose als erstes in ihr Lieblingsrestaurant, wo wir Murtabak probierten.

Anschließend setzte uns Rose an einem Drogeriemarkt ab, wo wir endlich alltägliche Produkte wie Shampoo, Peeling und Haargummis kaufen konnten. In The Store in Chinatown deckten wir uns mit Keksen und Getränken ein. Weiterhin genossen wir in einer Bar ein Kaltgetränk.

Zum gemeinsamen Mittagessen wurden wir am Supermarkt wieder eingesammelt und fuhren zum Restaurant Secret Receipe, wo wir – wie überall – unsere Personalien in ein Buch schreiben mussten. Unsere Temperatur wurde gemessen und ebenfalls schriftlich festgehalten. An den Tischen konnte man zu dritt speisen, jedoch mit einem Mindestabstand von 1,5 Metern.

Abends fuhren wir mit Nolly im kleinen Boot zurück auf die Insel. Das Abendessen ließen wir an dem Tag aus.

Tierische Mitbewohner

Neben den Pflanzen versorgten wir auch die Katzen, die immer größer und zutraulicher wurden. Fennex schlief während der Abwesenheit der Familie bei uns auf der Terrasse. Oreo nächtigte in einer Tasche auf dem Boden in unserem Zimmer. Morgens versammelten sich alle um uns in der Hoffnung auf Futter. Das Rascheln mit der Futterdose lockte auch den trägen Fennex runter.

Eine nachts folgte uns eine der Mini-Katzen, der freche und neugierige Panda. Er jaulte an unserer Treppe, weil er den Weg zu den anderen nicht zurück fand. Deshalb brachte ich ihn auf dem Arm zurück. Leider folgte er mir erneut, sodass ich ihn mit auf unsere Terrasse nahm. Ein großer Fehler, denn er wollte daraufhin auch bei uns schlafen. Das kleine Kätzchen legte sich frech in unser Bett. An Schlafen unsererseits war immer nur kurz zu denken. Etwa stündlich hatte er neue Ideen, mich zu wecken. Das Frechste war, dass er mit seinem Köpfchen ganz nah an mein Gesicht kam und daran schmuste, so dass ich wach wurde. Ich erhob meinen Kopf und er legte sich daraufhin promt auf mein Kopfkissen und schlief ein. So nicht, mein Freund! Um 4.30 Uhr nahm ich ihn und brachte ihn zurück zu den anderen Katzen. Seitdem schlafen wir zum Glück wieder ohne Katzen.

Neue Gäste

Viele Teile Malayias sind mittlerweile Corona-frei. Deshalb ist es jetzt auch wieder möglich, neue Gäste aufzunehmen. Am 5. Juni kamen morgen drei malaysische Paare mit ihren Kindern in das Qimi Resort. Abends soll dann ein großes Barbecue serviert werden.

Ein Highlight unserer Isolation auf Pulau Kapas im östlichen Teil des malaysischen Festlands war das Tintenfisch-Angeln mit Gangerl Clemens und Rainier Ramisch. Auf einem kleinen Boot, dessen Elektrik mehrfach streikte, verbrachten wir gemeinsam die Nacht auf dem Wasser.

Tintenfisch-Bootstrip mit Gangerl Clemens und Rainier Ramisch

Während wir uns am 12. Mai mit Rainier Ramisch über unsere Lieblingsplätze in Düsseldorf unterhielten, gesellte sich Nolly, unser Gastgeber zu uns.
Er bot uns an, bei einem Fischer anzufragen, ob wir ihn auf seinem nächtlichen Trip begleiten könnten. Natürlich war auch Rainier angetan von der Idee, denn auch er und Gangerl Clemens sitzen hier auf der Insel seit geraumer Zeit fest.

So verabredeten wir uns für den nächsten Abend. Rose hatte für uns alle vorgekocht, so dass wir mit unseren Lunschpaketen beladen gegen 18.30 Uhr das Boot erwarteten. Wegen hoher Tide war es möglich, dass das Boot uns direkt an unserem Strand einsammelte. Die beiden Bootsmänner waren uns bereits bekannt, denn ohne Corona würden sie weiterhin Gäste von und nach Pulau Kapas chauffieren.

Gangerl und Rainier sammelten wir am Segelboot Bavaria 2 ein und düsten dann mit vollem Tempo auf das Meer hinaus.
Die Fischerboote standen in Reih` und Glied und beleuchteten mit riesigen Spotlights die Wasseroberfläche. Wir hielten etwas außerhalb und ließen den Anker runter. Jeder bekam eine Angelschnur mit zwei Ködern. Nun konnte das langwierige Fischen beginnen.
Die Bootsmänner waren an der Spitze des Bootes und machten den ersten Fang, den Rainier filmisch dokumentierte.

Tintenfisch-Fang auf Pulau Kapas
Tintenfisch-Fang auf Pulau Kapas

Anschließend spürte Gangerl das erste Zucken an der Angel und er konnte einen mittelgroßen Tintenfisch ins Boot befördern. Sehr überrascht war ich, als es auch an meiner Angelschnur zog. Das Einholen der Leine dauerte entsetzlich lange, denn die Leine darf ja nicht verknoten. Tatsächlich hing ein Prachtexemplar an meiner Leine. Er bespritze mich mit Wasser an und zappelte noch ein wenig. Der Bootsmann erklärte mir, wie man den Fisch vom Haken nimmt, ohne gebissen zu werden. Dieses Erfolgserlebnis setzte so viele Glückshormone in mir frei, dass ich von nun an jeden Abend fischen gehen will (lach!).
Einige Tintenfische schwammen an der Oberfläche und konnten direkt mit dem Netz an Board geholt werden. Weiterhin fühlten sich einige fliegende Fische von dem Licht geködert und drehten vor uns ihre Runden. Überrascht haben uns die großen Wasserschlangen, die sich an der Wasseroberfläche im Lichtschein aalten.

Olli auf dem Boot
müder, leicht seekranker Olli auf dem Boot

Im Laufe der Nacht fiel das Licht unseres Bootes mehrfach aus. Wir nahmen es gelassen und genossen die kurzweilige Ruhe, denn auch der Motor war während dieser Zeit aus. Nach dem fünften Mal und sehr müden Passagieren beschlossen die Bootsmänner, uns zurück zu fahren. Ohne Licht rasen wir bei Halbmond durch die Dunkelheit.

Die Herren kletterten in der Dunkelheit auf das Boot und wir wurden zum Strand vom KBC (Unterkunft links von uns) gebracht, da die Tide sehr niedrig war. Bepackt mit dem restlichen Essen und unserem Fang marschierten wir mit Hilfe der Taschenlampe die steinerne Inselbrücke bis zu unserer Unterkunft. Gegen 2 Uhr fielen direkt in den Tiefschlaf.

Frisch gefangener Tintenfisch zum Abendessen

Am folgenden Abend gesellten sich Gangerl und Rainier wieder zu uns. Nolly hatte ihnen zum Abschied gesagt, dass sie abends zu Tintenfisch-Essen kommen sollten.

Rose zauberte aus unserem Fang zwei köstliche Gerichte: Tintenfisch einmal mit Qimi-Sauce (Spezialität des Hauses) und einmal mit Kokosnuss-Sauce. Dazu gab es leckere Frucht-Cocktails.
Gangerl erzählte uns währenddessen von seinen Segelboot-Touren quer durch die Welt. Wir planen, uns auf der Messe „Boot“ in Düsseldorf wieder zu treffen.

Man kann sich an das Leben auf Pulau Kapas im Osten Malaysias gewöhnen. Zwar kennen wir jetzt schon viele Ecken der Insel, doch bringt jeder Tag eine neue Überraschung: Haie, Weltumsegler, Geburtstage und eine leichte Öffnung der Corona-Beschränkungen.

Zwei Monate auf einer einsamen Insel

Wer hätte gedacht, dass wir mal zwei Monate auf einer kleinen Insel verbringen? Aus den bisherigen Blog-Beiträgen wurde ja ersichtlich, dass uns eher das Reisen, das Neue reizt, als lange an einem Ort zu bleiben. Die Corona-Pandemie hat uns diese neue Erfahrung „ermöglicht“

Auch nach knapp zwei Monaten sind wir immer noch glücklich, dass die Quarantäne uns in Malaysia erwischt hat und wir auf der traumhaften Insel Pulau Kapas im Osten Malaysias gelandet sind. Unsere Gastgeber Rose und Nolly der Unterkunft Quimi Chalet and Restaurant ermöglichen uns ein Leben wie im Paradies.

Auf einem kleinen Ausflug hinter die Bootsanlegestelle von Pulau Kapas haben wir den Anfang des Dschungel-Pfads gefunden. Hier fanden wir auch die (verlassene) Promenade der Insel so wie eine Reihe toller Häuser, Kräuter und Blumen, unzählige Kokospalmen und Mückenalarm.

Unseren Tagesablauf habe ich schon im Artikel vom 22. April ausführlich beschrieben. Lediglich aufgrund der Gezeiten schwankt unser Tagesablauf ein wenig. Aktuell ist morgens die höchste Flut und nochmal nach Sonnenuntergang. Bei Niedrigwasser ist es schwerer zu schwimmen, weil man ja nicht die Korallen berühren möchte und aufpassen muss, nicht in die Stachel der Seeigel zu schwimmen. Das soll sehr schmerzhaft sein.

Am 24. April hat der Fastenmonat Ramadan angefangen. Seitdem ist es hier noch ruhiger geworden. Wir erleben keinerlei Einschränkungen: morgens bekommen wir unser Frühstück und nach Sonnenuntergang gegen 19.15 Uhr isst die Familie. Anschließend bekommen wir wie immer ein traumhaft leckeres Essen von Rose serviert. Lediglich die kleinen Snacks, die Rose mittags häufig für alle kredenzte, bleiben aktuell verständlicherweise aus. Dafür bekommen wir diese abends als Nachtisch.
Nach dem Essen spielen wir dann meist mit Rose und Yoo (dem Angestellten). Gelegentlich gesellt sich auch Nolly dazu. Glücklicherweise gibt es hier auch Bestell-Plattformen im Internet, auf denen wir einige Kartenspiele bestellt haben.

Starke Regenfälle und Schimmelalarm

Pünktlich zu Beginn des Fastenmonats setzte der Regen ein. Erst freuten wir uns über Abwechslung und etwas niedrigere Temperaturen, doch fünf Tage Regen waren einfach zu viel.
Während wir sonst immer klare Sicht über das Meer zum Festland haben, verfinsterte sich für fünf Tage alles. Es begann nachts, während wir in unserer Hütte lagen. Dunkelheit, Regengüsse, wie wir sie aus Deutschland gar nicht kennen, und merkwürdige Tiergeräusche – die perfekte Kulisse für einen Horror-Film.

verschimmelter Pass
angeschimmelter Pass

Sobald der Regen etwas nachließ, konnten wir zum Restaurant-Bereich sprinten. Hier gibt es zwei Tische, die vom Regen verschont blieben. Das Dach wird von lebenden Bäumen und Baumstämmen gestützt. Die lebenden Bäume wachsen durch das Dach hindurch, so dass an vielen Stellen Löcher sind, durch die es regnen kann. Das hieß auch, dass nur noch eine der vier Hängematten nutzbar war.
Der Restaurant-Bereich wurde in diesen Tagen von Bambusrollos und einer riesigen Plane geschützt, so dass wir uns dort aufhalten konnten.
Unsere Hütte hat die Feuchtigkeit zwar abgehalten, trotzdem fing vieles an zu schimmeln. Sogar mein Reisepass, unsere Lederportemonnaies und Hosen bekamen Schimmelflecken. Deshalb ist es verständlich, dass wir die Sonne wieder herbei sehnten. Mit Essig und Desinfektionsmitteln reinigten wir alles, doch von ein paar Dingen müssen wir uns trennen.

Olivers Geburtstag auf Pulau Kapas

Ursprünglich wollten wir Olivers Geburtstag am 7. Mai auf Fidschi feiern, doch bereits im Januar hat Corona uns einen Strich durch unsere Reiseplanung gemacht, so dass Fidschi schon hinter uns liegt.

Frühstückstisch zu Olivers Geburtstag
Frühstückstisch zu Olivers Geburtstag

Wegen der MCO (Movement Control Order) konnte ich kein Geschenk besorgen, weshalb ich improvisieren musste: Pünktlich um 0 Uhr riefen Gesine und Cornelius im Video-Call an, so dass wir gemeinsam singen konnten. Anschließend meldeten sich meine Schwester und ihre Familie ebenfalls im Video-Call. Anstoßen konnten wir mit einem französischen Kräuterlikör (DOM Benedictine), den wir zuvor online bestellt haben (der einzige Schnaps, den wir im Online-Shoppingportal im islamischen Malaysia gefunden haben).
Den Frühstückstisch hat Rose toll dekoriert. Neben Roti Canai gab es zur Feier des Tages Schokoladen-Shakes.

Um 17 Uhr musste ich Oliver mit einem Vorwand aus dem Zimmer locken, denn ich hatte einen Video-Call mit der Familie geplant. Das klappte zwar nicht gleichzeitig mit allen, doch die ganze Familie war dadurch kurz bei uns.

Abends überreichte ich dann nach dem Essen einen kleinen Korb mit Schokolade, die mir Rose von ihren Einkäufen vom Festland mitgebracht hatte.
Doch dann folgte eine Überraschung für uns beide. Rose gab uns jedem ein Geschenk, das in Palmblätter eingewickelt war. Heraus holten wir jeder einen malaysischen Sarong, den wir sofort anzogen. Olivers ist in den Farben des MSV-Duisburg, meiner blumig mit lila. Das ist das schönste Souvenier, das wir aus Malaysia mitbringen können und werden so immer an Olivers Geburtstag auf Pulau Kapas denken.

Haisichtung an unserem Strand

Am 9. Mai traute ich meinen Augen nicht. Ich saß im Restaurant-Bereich und wartete auf Oliver, als ich vier kleinere Haie (ca.1,50 Meter) direkt an unserem Strand sah. Schnell sagte ich allen Bescheid und zückte die Kamera, doch das Spektakel war nicht so schnell zu dokumentieren. Die Tiere kamen schon fast bis an den Strand, die Rückenflossen ragten aus dem Wasser heraus. Es handelte sich um Schwarzspitzen-Riffhaie, die in Gemeinschaften zusammenleben und für den Menschen normalerweise ungefährlich sind.

Ein paar Tage zuvor hat der Weltumsegler (Wolfgang) Gangerl Clemens, der wieder in der Nähe von Pulau Kapas vor Anker liegt, eine Begegnung mit einem solchen Hai dokumentiert. Ab Minute 10 sieht man den heranschwimmenden Hai, welcher sehr an diesem Schwimmer interessiert ist.


Einen Tag später schwamm ein riesiger Hai an mir vorbei, als ich alleine im Wasser war. Das war schon ein unheimliches Gefühl. Die Baby-Haie in Fidschi waren wesentlich kleiner.

Reisen innerhalb Malaysias und Olivers Kurzbesuch in Kuala Terengganu

In Malaysia war es wegen der Corona-Pandemie nicht erlaubt, zwischen den einzelnen Bundesstaaten zu reisen. Zwischen dem 8. und 11. Mai war dieses jedoch wieder gestattet, so dass Yoo, der Angestellte, seine Familie besuchen konnte. Dazu musste er jedoch in Kuala Terengganu in den Bus steigen. Zum Glück bekam er am Schalter noch ein Ticket, das Online-Buchungsportal war restlos überlastet.
Auch der Sohn Qimi der Familie nutzte die Möglichkeit, von seiner Uni in Kuala Lumpur hierher zu reisen. Sein Freund leistet uns seit dem 11. Mai ebenfalls Gesellschaft.

Bisher hatten wir nur die Möglichkeit, in Marang Geld mit einem Limit von 400 € abzuholen. Außerdem wurde hier nur meine EC-Karte und keine von Olivers Kreditkarten akzeptiert. In Kuala Terengganu, der nächstgrößeren Stadt in unserer Umgebung, funktionieren Olivers Karten und eine höhere Geldmenge ist auch kein Problem. Deshalb nutze Oliver die Gelegenheit und schloss sich Nolly und Yoo an.
Nolly brachte Yoo mit seinem Boot und anschließend mit seinem Auto nach Kuala Terennganu. Nachdem in der Bank alles problemlos klappte und auch der chinesische Supermarkt „The Store“ in Chinatown geöffnet hatte, konnte Oliver unseren Vorrat an Snacks, Hygieneartikeln aufstocken und endlich ein paar Dosen Bier mitbringen. Es ist schon komisch, wenn man sonst problemlos an alles herankommt, so „eingeschränkt“ zu leben.

Haushalt

Bisher war alles ziemlich einfach. Es wird für uns gekocht, Lebensmittel werden immer vom Festland geholt, Yoo hat bei Bedarf unser Zimmer geputzt und sogar die Wäsche wurde gewaschen, was über so eine lange Zeit auch nötig ist. Zwischenzeitlich gelingt es mir, auch mal etwas selber zu machen, denn sonst wird alles für uns getan, obwohl wir immer Hilfe anbieten.
Seit zwei Wochen ist nun die Waschmaschine kaputt. Jetzt waschen wir alles im Eimer. Sobald Yoo zurück kommt, werden wir online ein Ersatzteil für die Waschmaschine bestellen.

Soziale Kontakte

Während des Fastenmonats Ramadan bekommen wir die Familie kaum zu Gesicht, weil sich die einzelnen Familienmitglieder meist in ihren Zimmern über dem Restaurant-Bereich aufhalten. Lediglich Rose ist immer ansprechbar und erfüllt uns unsere Wünsche.

Daher freue ich mich immer, wenn es in Deutschland Tag wird, denn dann kann ich mal Familie oder Freunde anrufen. Der Abstand vom Alltag und dem Leben in Deutschland ist dadurch zwar nicht mehr so gravierend wie geplant, aber mir fehlen einfach Gespräche über Themen, die mich und mein Umfeld in Deutschland bewegen.

Gangerl Clemens und sein Mitarbeiter Rainier Ramisch kamen erneut am 11. Mai zum Abendessen in unsere Unterkunft. Aufgrund unseres Kurzfilms über unsere Unterkunft haben sie gesehen, dass ich über einen ebook-Reader verfüge und wollten die epub-Ausgabe des Buches „Paradiesjäger“ gerne mal testen. Hier erfuhren wir Interessantes über die Digitalisierung von Büchern, die gar nicht so einfach zu sein scheint.

Auch am folgenden Tag gesellte sich Rainier abends zu uns, denn wir werden ggf. für ein Video in Gangerls Tagebuch interviewt. Lustigerweise hat Rainier zehn Jahre in Düsseldorf gelebt, so dass wir unsere „Erinnerungen“ an unsere Heimat teilen konnten.

Tierische Mitbewohner

Auch über unsere tierischen Mitbewohner kann man immer wieder berichten.
Titam hat am 8. April vier Junge geworfen, die mittlerweile groß genug sind, um hier unten herumzuflitzen.


So lieb die Katzen auch sind, darf man nicht vergessen, dass es sich um kleine Raubtiere handelt. Oreo, der ausgewachsene Sohn von Titam fängt schon mal gerne ein Eichhörnchen und lässt sich das auch nicht von uns Menschen verbieten. Es war jedoch sehr rührend, dass er es gefangen und getötet, dann aber vollständig seiner Mutter überlassen hat.

Oreo mit Eichhörnchen
Oreo mit Eichhörnchen

Es ist auch spannend, andere Tiere zu beobachten. Die Warane sind trotz ihrer Größe sehr scheue Gesellen und schleichen sich schnell davon.
Eine Zeit lang saß abends ein Frosch immer wieder auf dem Handlauf unserer Treppe.
Auch Kämpfe zwischen Insekten und Spinnen, bei den die Insekten gewinnen, waren interessant zu beobachten.

Seit über einem Monat befinden wir uns nun auf der kleinen Trauminsel Pulau Kapas im Osten Malaysias. Das Leben im Paradies ist trotzdem noch spannend und abwechslungsreich. Die meisten Touristen haben jetzt die Insel verlassen.

Unsere Unterkunft genauer betrachtet

Unsere Unterkunft Quimi Chalet and Restaurant ist für uns ein echter Glücksgriff. Sie liegt direkt am weißen Sandstrand. Das Meer ist voll von leuchtenden Korallen und bunten Fischen.
Man muss sich allerdings bewusst sein, dass wir auf einer Insel direkt am Dschungel leben. Das heißt, dass viele wilde Tiere (gestern hing vor unserem Balkon eine riesige Fledermaus, Warane sind ständig um uns herum) zu dem Leben auf der Insel gehören. Das Wasser aus der Leitung ist nicht trinkbar und auch für die Haarpflege nicht die beste Wahl. Strom gibt es, doch zwischendurch fällt auch dieser mal aus. Durch die Luftfeuchtigkeit und die Hitze ist man immer der Gefahr von Schimmel ausgesetzt.
Anfangs waren alle Hütten bewohnt und wir bekamen die günstigste (Rose 2) für 100 Ringgit die Nacht. Wie schon im Artikel vom 2. April beschrieben, verfügt die Hütte über ein bequemes Bett mit Mückenschutz sowie ein privates Bad.
Nachdem nun keine anderen Gäste mehr hier sind (etwa seit dem 20. März), durften wir in das Haus Kemboja ziehen, das wesentlich größer und mit toller Aussicht ist. Mit dem Preis kam man uns sehr entgegen, da wir ja Langzeit-Besucher sind.

Unser Strand ist durch Felsvorsprünge begrenzt, über die Treppen aus Stein gebaut wurden. Darüber gelangt man nach rechts zu einem Campingplatz, der aktuell nur noch von einer Italienerin bewohnt wird. Der Strand danach ist unbewohnt. Die Treppen hierhin sind sehr steil und man muss sich an einem Tau festhalten. Den letzten Strand (Long Beach) kann man nur durch Schwimmen oder Klettern erreichen. Er liegt einige hundert Meter von unserem Strand entfernt und ist häufig unser Ziel. An jedem Strandabschnitt steht eine blaue Mülltonne, so dass wir immer angeschwemmten Müll sammeln können. Täglich kommt ein Müllboot zu unserem Strand, während die letzten beiden Strände in letzter Zeit „vergessen“ wurden. Durch den Rückgang der Touristenzahlen hat sich auch der Müll reduziert. Doch nach Regenfällen kommt neuer Müll vom Festland.

Geht man nach links, gelangt man zu dem Strand, den die Einheimischen aufsuchen. Hier war vor der MCO (Movement Control Order) einiges los. Jetzt ist alles leer. Man kann durch mehrere Buchten zu verschiedenen Unterkünften laufen, bis man am Jetty landet, wo auch der kleine Laden ist. Weiter sind wir zu Fuß noch nicht gelaufen.
Diese Woche hat uns Nolly mit seinem Boot einmal um die Insel gefahren, so dass wir wissen, wo wir überhaupt sind. Nach einer Premium-Unterkunft folgt noch eine private Unterkunft, die unserer ähnelt und anschließend sieht man die Schildkröten-Aufzucht-Station.
Auf der Rückseite der Insel befinden sich nur Felsen und Dschungel. Außerdem soll hier eine riesige Fledermaus-Höhle sein.

Der Weltumsegler Wolfgang Clemens hat während seines Aufenthalts ein Video gedreht, bei dem man die Schönheit der Insel bestaunen kann. Ab Minute 12.30 sieht man „unseren“ Strand. Ab Minute 13.10 sieht man im Hintergrund die Jetty-Anlegestelle, wo sich auch der kleine Laden befindet.
N° 002 ▪ CORONA! Segel-Quarantäne im Insel-Paradies ▪ Gangerls Tagebuch
https://www.youtube.com/watch?v=4GiuOeDPz0M

Menschen, die mit uns die Isolation gestalten

Rose und Nolly sind die Besitzer dieser wunderbaren Unterkunft.
Rose sorgt dafür, dass wir wie im Paradies leben. Morgens begrüßt sie uns mit einem freundlichen „Selamat pagi“ und ist den ganzen Tag für uns da. Sie ist eine hervorragende Köchin und nutzt die Zeit der wenigen Gäste, um neue Gerichte zu kreieren. Neben traditionellen malaiischen Gerichten zaubert sie neuerdings auch selbstgemachtes Eis und Kuchen. Mittags bekommen wir immer einen Snack kredenzt, den wir probieren müssen. Dabei nutzt sie stets Chili, Knoblauch, Kurkuma, Soja-Sauce und viel frisches Gemüse. Gelegentlich werden die Gerichte mit frischer Kokosmilch (von Kokosnüssen, die wir gesammelt haben) und Durian verfeinert.
Neben der Kochkunst versteht es Rose ganz ausgezeichnet, Reparaturen am Haus und in der Küche vorzunehmen. Außerdem gestaltet sie aus Muscheln und Früchten Girlanden und Accessoires.
Abends gesellt sie sich meist zu uns, so dass wir noch gemeinsam Karten oder Carrom spielen können.

Bewohner von Qimi
Bewohner von Qimi
Bootsfahrt zum Fischen
Bootsfahrt zum Fischen

Nolly überlässt die Administration seiner Frau. Er ist eher für die Logisitk zuständig und sorgt dafür, dass unsere Vorräte vom Festland hierher kommen. Er informiert sich ständig über die aktuelle Lage, insbesondere in Bezug auf Corona und gibt uns die neuesten Fakten. Besonderen Spaß hat er an kleinen Bootstouren zum Fischen, wobei wir ihn neuerdings begleiten dürfen.
Er hält sich ganz klar an die MCO und gibt anderen Gästen schnell zu verstehen, dass sie aktuell nicht willkommen sind. Sicher wirkt das auf Fremde etwas abweisend, wir aber schätzen seine klare Haltung.
Besonders beim Carrom-Spielen (das einzige Spiel, das er mittlerweile mit uns spielt) lässt er seinen Charme spielen uns vollführt Siegestänzchen. Der Geburtstagstanz für meine Freundin Dani per WhatsApp ist legendär.

Yo und Koper sind / waren die Angestellten. Koper hat etwa vier Wochen während unserer Anwesenheit hier gearbeitet und uns mit lustigen Videos und Carrom-Spielen unterhalten. Er hat die Insel jedoch vor einer Woche verlassen, da es hier nicht mehr so viel zu tun gibt und er in der Corona-Zeit lieber bei seiner Familie sein möchte.

Carrom am Abend
Carrom am Abend

Yoo ist großartig. Er arbeitet meist mit Rose im Team zusammen und setzt alles um, was Rose vorgibt. Er kann sie in der Küche vertreten und versteht es, ebenfalls tollte Gerichte zu zaubern.
Ansonsten kümmert er sich um alles, was anfällt: Kochen, Blätter am Strand fegen und verbrennen, Regale bauen, Zimmer putzen, Wäsche waschen, aufhängen und abnehmen, Carrom- und Karten-Spielen oder mit Nolly und dem Boot zum Fischen fahren.

Wir haben immer Spaß mit unseren „Mitbewohnern“.

Andere Inselbewohner auf Pulau Kapas

In der Nähe der Jetty-Anlegestelle ist ein großes Ressort, das von einem Niederländer betrieben wird. Hierhin ist auch die deutsch / französische Familie gezogen, die in der ersten Woche in unserer Unterkunft gewohnt hat. Sie sind umgezogen, damit die Kinder (etwa zwischen drei und fünf Jahren) Spielkameraden haben.
Die Großeltern haben sich recht schnell auf den Heimweg gemacht, denn zu Beginn der Corona-MCO flogen noch einige Maschinen nach Europa. Auch ein spanisches Pärchen hat die Heimreise angetreten.

Andere hatten es auch eilig, nach Hause zu kommen, hatten jedoch kein Glück. Diese Woche waren dann die Presse und die Polizei da. Sie haben alle Touristen erneut registriert und wohl auch einen Corona-Test durchgeführt.
Seit gestern sind nun viele der letzten europäischen Gäste auf dem Weg nach Hause. Es ist recht leer auf der Insel geworden.
Zu uns sind die Behörden erst gar nicht gekommen. Wir sind ja bereits registriert und unsere Pässe liegen in Kopie vor. Dafür waren vorgestern acht hochrangige Polizisten aus Terrenganu hier bei uns und haben zu Mittag gegessen. Nolly wollte sie kennen lernen und hatte sie eingeladen. Sie waren alle sehr freundlich und haben mit uns Small-Talk geführt. So freundliche Polizisten haben wir selten getroffen.

Von den drei jungen Menschen, die im Zelt einen Strand weiter leben, ist nur noch die Italienerin da. Das spanische Paar ist mittlerweile auf dem Weg nach Hause, weil sich der junge Mann im Wasser wohl verletzt hat.

Der Weltumsegler Wolfgang Clemens (s.o. im Video) ist mit seinem Team immer noch in der Nähe, jedoch ist er bei einer anderen Insel vor Anker gegangen. Die Weiterreise nach Indonesien wird wohl nicht klappen.

Tagesablauf auf Pulau Kapas

Während unserer Weltreise war ja jeder Tag neu. Eine neue Umgebung, neue Menschen, neues Essen. Jetzt hat sich während unserer Quarantäne eine gewisse Routine eingefunden.
Wir wachen gegen 8 oder 9 Uhr auf und checken erstmal unsere Mail und lesen Nachrichten aus aller Welt, was ja in Zeiten von Corona besonders wichtig ist.
Gegen 9.30 Uhr setzen wir uns an den Tisch auf der großen Terrasse mit direktem Blick auf das Meer. Rose ist stets gut gelaunt, stellt uns je einen Milchkaffee hin und fragt nach unseren Frühstückswünschen.
Auf der Speisekarte stehen entweder Roti Canai, Pfannkuchen oder Toast mit Omelett.
Oliver bestellt meist Roti Canai mit Curry, doch ich brauche zum Frühstück eher etwas Süßes. Ich variiere dann zwischen Roti Canai, allerdings mit Honig, Banane, Schokolade oder Kokos und Omelett. Gelegentlich nehme ich aber auch eine Suppe. Rose bereitet manchmal auch ein malaiisches Porridge vor.

Nach dem Frühstück geht es für uns an den Computer oder in die Hängematte. Dann arbeiten wir am Blog, lesen, Netflixen oder checken die internationale Lage. Oliver ist meist schnell über Verkehrswege und die Zahl der Infizierten informiert. Ich widme mich eher ein paar Lernprogrammen, Lektüre für die Schule oder meinen Romanen und Krimis.

Gegen Mittag sind Rose und Yo in der Küche und bereiten für sich und Nolly etwas zu Mittag zu. Wir bestellen in der Regel erst abends etwas, bekommen aber immer während des Tages Kleinigkeiten zum Probieren.

Je nachdem, wann das Wasser richtig da ist, springen wir mit unseren Schnorcheln ins Wasser oder machen einen Spaziergang zu den Stränden vor dem Long Beach. Mittlerweile wissen wir, wo es tolle Kokosnüsse gibt und bringen diese dann Rose mit. Die jungen, grünen Kokosnüsse kann man einfach aufspalten und das süße Kokoswasser trinken. Die jungen Kokosnüsse eigenen sich für Süßspeisen wie Eis oder Kuchen. Die dunklen, alten Kokosnüsse müssen erst von der Außenschale befreit werden, dann erscheint die runde, schwarze Kokosnuss, so wie wir sie in Europa kennen. Mit einem gezielten Schlag auf einen Stein lässt sich die Nuss prima öffnen. Das Fruchtfleisch wird dann mit einer Maschine, speziell für Kokosnüsse, herausgeschält. Die Kokosmilch und das Fruchtfleisch werden zum Kochen verwendet.

Nachmittags quatschen oder spielen wir. Gegen Abend geht es meistens erneut ins Wasser. Nolly fährt dann mit seinem Boot raus zu dem Käfig, mit dem er versucht, Fische zu fangen (bisher mit mäßigem Erfolg).

Um 19.30 Uhr darf ich dann mit in die Küche und mir die Zubereitung unseres Abendgerichts anschauen. Alle bisherigen Gerichte waren mehr als köstlich. Mit gewissen Tricks und den richtigen Zutaten scheinen sie ganz einfach herzustellen zu sein.

Bis ca. 22 Uhr spielen wir dann alle zusammen Carrom. Oliver und ich sind darin nicht so ganz geschickt, verbessern uns aber täglich.

Stippvisite in Marang, um Geld zu holen

Seit der MCO (Movement Control Order) sind viel weniger Boote unterwegs. Bisher sind wir immer mit dem Jetty-Boot vom und zum Festland gefahren. Nolly verfügt über ein kleines Boot, mit dem er einzelne Personen und Lebensmittel transportieren kann.
Im Prinzip haben wir alles und müssen nicht ans Festland fahren. Kleinigkeiten kann man auch im Inselshop kaufen, doch wir versuchen, nicht mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.

Einen Geldautomaten gibt es auf Pulau Kapas nicht. Deshalb sollte man immer genügend Bargeld mitbringen. Doch wenn man über einen Monat auf der Insel lebt, muss man eben mal ans Festland fahren.
Letzte Woche fuhr ich das erste mal mit Nolly und Rose nach Marang. Beide wollten unsere Vorräte aufstocken, so dass ich die Gelegenheit nutzte und kurzerhand mitfuhr. Mit Mundschutz und Handschuhen ausgerüstet, fuhren wir gemeinsam die 6 km zum Festland. Am Anleger wirkte alles sehr verlassen. Mit dem Auto ging es dann 500 m weiter bis zum Geldautomaten, der immer nur 500 Ringgit (ca. 105 €) auf einmal ausspuckte. Nach dem vierten mal war dann wieder Schluss, doch ich war froh, Geld für die kommenden Tage zu haben.
Heute wiederholten wir das Ganze. Obwohl ich meine Bank über meine Schwester gebeten habe, den Tages-Maximalbetrag zu erhöhen, kehrte ich wieder mit nur 2000 Ringgit zurück zur Insel.

Mundschutz in Marang
Mundschutz in Marang

Am Festland verhalten sich die Menschen alle sehr diszipliniert. Sie tragen einen Mundschutz und halten Abstand voneinander. An der langen Schlange sprachen mich Touristen und Angestellte an, ob ich zum ATM (Geldautomat) möchte. Verwirrt bejahte ich dies, weil ich ja dachte, dass alle dafür anstehen und wurde dann von einem Sicherheitsmann direkt zum Eingang gebracht. Die anderen wollten zum Schalter, um Überweisungen vorzunehmen, so dass ich ganz schnell (ich musste den Abhebevorgang viermal wiederholen) fertig wurde.

Die Apotheke neben der Bank ist gut ausgestattet, so dass ich Sonnen- und Mückenschutz (bisher wirkte der nicht sonderlich) kaufen konnte.
Etwa 100 m von der Bank ist auf der selben Straße ein Lebensmittelgeschäft, das auch einige Schreibwaren und Haushaltswaren führt. Beim ersten Besuch konnte ich mich mit Shampoo, Seife und Haarspülung eindecken, die uns mittlerweile ausgegangen sind.
In den Geschäften gibt es eine Personenbeschränkung, so dass sich auch hier Schlangen bilden. Auch hier nehmen die Menschen Rücksicht aufeinander.

Katzen im Qimi Chalet

Schon mehrfach habe ich über unsere Katzen geschrieben. Jetzt werden sie endlich mal namentlich erwähnt. Als erstes ist natürlich Fennex zu nennen, der groß und majestätisch hier entlangschreitet. Man ist überrascht, wenn er die Bäume flink emporklimmt. Titam ist seit dem 8. April wieder vierfache Mama geworden. Die Kleinen haben wir noch nicht zu Gesicht bekommen. Sie liegen noch in dem Zimmer des Sohnes Qimi der Besitzer.
Oreo, ein Schmusekater, ist ebenfalls ein Sohn von Titam. Der Katzenvater gehört nicht zu dieser Unterkunft, wir haben einen Kandidat für die Vaterschaft aber die Tage hier herumschleichen gesehen.