Seit über einem Monat befinden wir uns nun auf der kleinen Trauminsel Pulau Kapas im Osten Malaysias. Das Leben im Paradies ist trotzdem noch spannend und abwechslungsreich. Die meisten Touristen haben jetzt die Insel verlassen.

Unsere Unterkunft genauer betrachtet

Unsere Unterkunft Quimi Chalet and Restaurant ist für uns ein echter Glücksgriff. Sie liegt direkt am weißen Sandstrand. Das Meer ist voll von leuchtenden Korallen und bunten Fischen.
Man muss sich allerdings bewusst sein, dass wir auf einer Insel direkt am Dschungel leben. Das heißt, dass viele wilde Tiere (gestern hing vor unserem Balkon eine riesige Fledermaus, Warane sind ständig um uns herum) zu dem Leben auf der Insel gehören. Das Wasser aus der Leitung ist nicht trinkbar und auch für die Haarpflege nicht die beste Wahl. Strom gibt es, doch zwischendurch fällt auch dieser mal aus. Durch die Luftfeuchtigkeit und die Hitze ist man immer der Gefahr von Schimmel ausgesetzt.
Anfangs waren alle Hütten bewohnt und wir bekamen die günstigste (Rose 2) für 100 Ringgit die Nacht. Wie schon im Artikel vom 2. April beschrieben, verfügt die Hütte über ein bequemes Bett mit Mückenschutz sowie ein privates Bad.
Nachdem nun keine anderen Gäste mehr hier sind (etwa seit dem 20. März), durften wir in das Haus Kemboja ziehen, das wesentlich größer und mit toller Aussicht ist. Mit dem Preis kam man uns sehr entgegen, da wir ja Langzeit-Besucher sind.

Unser Strand ist durch Felsvorsprünge begrenzt, über die Treppen aus Stein gebaut wurden. Darüber gelangt man nach rechts zu einem Campingplatz, der aktuell nur noch von einer Italienerin bewohnt wird. Der Strand danach ist unbewohnt. Die Treppen hierhin sind sehr steil und man muss sich an einem Tau festhalten. Den letzten Strand (Long Beach) kann man nur durch Schwimmen oder Klettern erreichen. Er liegt einige hundert Meter von unserem Strand entfernt und ist häufig unser Ziel. An jedem Strandabschnitt steht eine blaue Mülltonne, so dass wir immer angeschwemmten Müll sammeln können. Täglich kommt ein Müllboot zu unserem Strand, während die letzten beiden Strände in letzter Zeit „vergessen“ wurden. Durch den Rückgang der Touristenzahlen hat sich auch der Müll reduziert. Doch nach Regenfällen kommt neuer Müll vom Festland.

Geht man nach links, gelangt man zu dem Strand, den die Einheimischen aufsuchen. Hier war vor der MCO (Movement Control Order) einiges los. Jetzt ist alles leer. Man kann durch mehrere Buchten zu verschiedenen Unterkünften laufen, bis man am Jetty landet, wo auch der kleine Laden ist. Weiter sind wir zu Fuß noch nicht gelaufen.
Diese Woche hat uns Nolly mit seinem Boot einmal um die Insel gefahren, so dass wir wissen, wo wir überhaupt sind. Nach einer Premium-Unterkunft folgt noch eine private Unterkunft, die unserer ähnelt und anschließend sieht man die Schildkröten-Aufzucht-Station.
Auf der Rückseite der Insel befinden sich nur Felsen und Dschungel. Außerdem soll hier eine riesige Fledermaus-Höhle sein.

Der Weltumsegler Wolfgang Clemens hat während seines Aufenthalts ein Video gedreht, bei dem man die Schönheit der Insel bestaunen kann. Ab Minute 12.30 sieht man „unseren“ Strand. Ab Minute 13.10 sieht man im Hintergrund die Jetty-Anlegestelle, wo sich auch der kleine Laden befindet.
N° 002 ▪ CORONA! Segel-Quarantäne im Insel-Paradies ▪ Gangerls Tagebuch
https://www.youtube.com/watch?v=4GiuOeDPz0M

Menschen, die mit uns die Isolation gestalten

Rose und Nolly sind die Besitzer dieser wunderbaren Unterkunft.
Rose sorgt dafür, dass wir wie im Paradies leben. Morgens begrüßt sie uns mit einem freundlichen „Selamat pagi“ und ist den ganzen Tag für uns da. Sie ist eine hervorragende Köchin und nutzt die Zeit der wenigen Gäste, um neue Gerichte zu kreieren. Neben traditionellen malaiischen Gerichten zaubert sie neuerdings auch selbstgemachtes Eis und Kuchen. Mittags bekommen wir immer einen Snack kredenzt, den wir probieren müssen. Dabei nutzt sie stets Chili, Knoblauch, Kurkuma, Soja-Sauce und viel frisches Gemüse. Gelegentlich werden die Gerichte mit frischer Kokosmilch (von Kokosnüssen, die wir gesammelt haben) und Durian verfeinert.
Neben der Kochkunst versteht es Rose ganz ausgezeichnet, Reparaturen am Haus und in der Küche vorzunehmen. Außerdem gestaltet sie aus Muscheln und Früchten Girlanden und Accessoires.
Abends gesellt sie sich meist zu uns, so dass wir noch gemeinsam Karten oder Carrom spielen können.

Bewohner von Qimi
Bewohner von Qimi
Bootsfahrt zum Fischen
Bootsfahrt zum Fischen

Nolly überlässt die Administration seiner Frau. Er ist eher für die Logisitk zuständig und sorgt dafür, dass unsere Vorräte vom Festland hierher kommen. Er informiert sich ständig über die aktuelle Lage, insbesondere in Bezug auf Corona und gibt uns die neuesten Fakten. Besonderen Spaß hat er an kleinen Bootstouren zum Fischen, wobei wir ihn neuerdings begleiten dürfen.
Er hält sich ganz klar an die MCO und gibt anderen Gästen schnell zu verstehen, dass sie aktuell nicht willkommen sind. Sicher wirkt das auf Fremde etwas abweisend, wir aber schätzen seine klare Haltung.
Besonders beim Carrom-Spielen (das einzige Spiel, das er mittlerweile mit uns spielt) lässt er seinen Charme spielen uns vollführt Siegestänzchen. Der Geburtstagstanz für meine Freundin Dani per WhatsApp ist legendär.

Yo und Koper sind / waren die Angestellten. Koper hat etwa vier Wochen während unserer Anwesenheit hier gearbeitet und uns mit lustigen Videos und Carrom-Spielen unterhalten. Er hat die Insel jedoch vor einer Woche verlassen, da es hier nicht mehr so viel zu tun gibt und er in der Corona-Zeit lieber bei seiner Familie sein möchte.

Carrom am Abend
Carrom am Abend

Yoo ist großartig. Er arbeitet meist mit Rose im Team zusammen und setzt alles um, was Rose vorgibt. Er kann sie in der Küche vertreten und versteht es, ebenfalls tollte Gerichte zu zaubern.
Ansonsten kümmert er sich um alles, was anfällt: Kochen, Blätter am Strand fegen und verbrennen, Regale bauen, Zimmer putzen, Wäsche waschen, aufhängen und abnehmen, Carrom- und Karten-Spielen oder mit Nolly und dem Boot zum Fischen fahren.

Wir haben immer Spaß mit unseren „Mitbewohnern“.

Andere Inselbewohner auf Pulau Kapas

In der Nähe der Jetty-Anlegestelle ist ein großes Ressort, das von einem Niederländer betrieben wird. Hierhin ist auch die deutsch / französische Familie gezogen, die in der ersten Woche in unserer Unterkunft gewohnt hat. Sie sind umgezogen, damit die Kinder (etwa zwischen drei und fünf Jahren) Spielkameraden haben.
Die Großeltern haben sich recht schnell auf den Heimweg gemacht, denn zu Beginn der Corona-MCO flogen noch einige Maschinen nach Europa. Auch ein spanisches Pärchen hat die Heimreise angetreten.

Andere hatten es auch eilig, nach Hause zu kommen, hatten jedoch kein Glück. Diese Woche waren dann die Presse und die Polizei da. Sie haben alle Touristen erneut registriert und wohl auch einen Corona-Test durchgeführt.
Seit gestern sind nun viele der letzten europäischen Gäste auf dem Weg nach Hause. Es ist recht leer auf der Insel geworden.
Zu uns sind die Behörden erst gar nicht gekommen. Wir sind ja bereits registriert und unsere Pässe liegen in Kopie vor. Dafür waren vorgestern acht hochrangige Polizisten aus Terrenganu hier bei uns und haben zu Mittag gegessen. Nolly wollte sie kennen lernen und hatte sie eingeladen. Sie waren alle sehr freundlich und haben mit uns Small-Talk geführt. So freundliche Polizisten haben wir selten getroffen.

Von den drei jungen Menschen, die im Zelt einen Strand weiter leben, ist nur noch die Italienerin da. Das spanische Paar ist mittlerweile auf dem Weg nach Hause, weil sich der junge Mann im Wasser wohl verletzt hat.

Der Weltumsegler Wolfgang Clemens (s.o. im Video) ist mit seinem Team immer noch in der Nähe, jedoch ist er bei einer anderen Insel vor Anker gegangen. Die Weiterreise nach Indonesien wird wohl nicht klappen.

Tagesablauf auf Pulau Kapas

Während unserer Weltreise war ja jeder Tag neu. Eine neue Umgebung, neue Menschen, neues Essen. Jetzt hat sich während unserer Quarantäne eine gewisse Routine eingefunden.
Wir wachen gegen 8 oder 9 Uhr auf und checken erstmal unsere Mail und lesen Nachrichten aus aller Welt, was ja in Zeiten von Corona besonders wichtig ist.
Gegen 9.30 Uhr setzen wir uns an den Tisch auf der großen Terrasse mit direktem Blick auf das Meer. Rose ist stets gut gelaunt, stellt uns je einen Milchkaffee hin und fragt nach unseren Frühstückswünschen.
Auf der Speisekarte stehen entweder Roti Canai, Pfannkuchen oder Toast mit Omelett.
Oliver bestellt meist Roti Canai mit Curry, doch ich brauche zum Frühstück eher etwas Süßes. Ich variiere dann zwischen Roti Canai, allerdings mit Honig, Banane, Schokolade oder Kokos und Omelett. Gelegentlich nehme ich aber auch eine Suppe. Rose bereitet manchmal auch ein malaiisches Porridge vor.

Nach dem Frühstück geht es für uns an den Computer oder in die Hängematte. Dann arbeiten wir am Blog, lesen, Netflixen oder checken die internationale Lage. Oliver ist meist schnell über Verkehrswege und die Zahl der Infizierten informiert. Ich widme mich eher ein paar Lernprogrammen, Lektüre für die Schule oder meinen Romanen und Krimis.

Gegen Mittag sind Rose und Yo in der Küche und bereiten für sich und Nolly etwas zu Mittag zu. Wir bestellen in der Regel erst abends etwas, bekommen aber immer während des Tages Kleinigkeiten zum Probieren.

Je nachdem, wann das Wasser richtig da ist, springen wir mit unseren Schnorcheln ins Wasser oder machen einen Spaziergang zu den Stränden vor dem Long Beach. Mittlerweile wissen wir, wo es tolle Kokosnüsse gibt und bringen diese dann Rose mit. Die jungen, grünen Kokosnüsse kann man einfach aufspalten und das süße Kokoswasser trinken. Die jungen Kokosnüsse eigenen sich für Süßspeisen wie Eis oder Kuchen. Die dunklen, alten Kokosnüsse müssen erst von der Außenschale befreit werden, dann erscheint die runde, schwarze Kokosnuss, so wie wir sie in Europa kennen. Mit einem gezielten Schlag auf einen Stein lässt sich die Nuss prima öffnen. Das Fruchtfleisch wird dann mit einer Maschine, speziell für Kokosnüsse, herausgeschält. Die Kokosmilch und das Fruchtfleisch werden zum Kochen verwendet.

Nachmittags quatschen oder spielen wir. Gegen Abend geht es meistens erneut ins Wasser. Nolly fährt dann mit seinem Boot raus zu dem Käfig, mit dem er versucht, Fische zu fangen (bisher mit mäßigem Erfolg).

Um 19.30 Uhr darf ich dann mit in die Küche und mir die Zubereitung unseres Abendgerichts anschauen. Alle bisherigen Gerichte waren mehr als köstlich. Mit gewissen Tricks und den richtigen Zutaten scheinen sie ganz einfach herzustellen zu sein.

Bis ca. 22 Uhr spielen wir dann alle zusammen Carrom. Oliver und ich sind darin nicht so ganz geschickt, verbessern uns aber täglich.

Stippvisite in Marang, um Geld zu holen

Seit der MCO (Movement Control Order) sind viel weniger Boote unterwegs. Bisher sind wir immer mit dem Jetty-Boot vom und zum Festland gefahren. Nolly verfügt über ein kleines Boot, mit dem er einzelne Personen und Lebensmittel transportieren kann.
Im Prinzip haben wir alles und müssen nicht ans Festland fahren. Kleinigkeiten kann man auch im Inselshop kaufen, doch wir versuchen, nicht mit anderen Menschen in Kontakt zu kommen.

Einen Geldautomaten gibt es auf Pulau Kapas nicht. Deshalb sollte man immer genügend Bargeld mitbringen. Doch wenn man über einen Monat auf der Insel lebt, muss man eben mal ans Festland fahren.
Letzte Woche fuhr ich das erste mal mit Nolly und Rose nach Marang. Beide wollten unsere Vorräte aufstocken, so dass ich die Gelegenheit nutzte und kurzerhand mitfuhr. Mit Mundschutz und Handschuhen ausgerüstet, fuhren wir gemeinsam die 6 km zum Festland. Am Anleger wirkte alles sehr verlassen. Mit dem Auto ging es dann 500 m weiter bis zum Geldautomaten, der immer nur 500 Ringgit (ca. 105 €) auf einmal ausspuckte. Nach dem vierten mal war dann wieder Schluss, doch ich war froh, Geld für die kommenden Tage zu haben.
Heute wiederholten wir das Ganze. Obwohl ich meine Bank über meine Schwester gebeten habe, den Tages-Maximalbetrag zu erhöhen, kehrte ich wieder mit nur 2000 Ringgit zurück zur Insel.

Mundschutz in Marang
Mundschutz in Marang

Am Festland verhalten sich die Menschen alle sehr diszipliniert. Sie tragen einen Mundschutz und halten Abstand voneinander. An der langen Schlange sprachen mich Touristen und Angestellte an, ob ich zum ATM (Geldautomat) möchte. Verwirrt bejahte ich dies, weil ich ja dachte, dass alle dafür anstehen und wurde dann von einem Sicherheitsmann direkt zum Eingang gebracht. Die anderen wollten zum Schalter, um Überweisungen vorzunehmen, so dass ich ganz schnell (ich musste den Abhebevorgang viermal wiederholen) fertig wurde.

Die Apotheke neben der Bank ist gut ausgestattet, so dass ich Sonnen- und Mückenschutz (bisher wirkte der nicht sonderlich) kaufen konnte.
Etwa 100 m von der Bank ist auf der selben Straße ein Lebensmittelgeschäft, das auch einige Schreibwaren und Haushaltswaren führt. Beim ersten Besuch konnte ich mich mit Shampoo, Seife und Haarspülung eindecken, die uns mittlerweile ausgegangen sind.
In den Geschäften gibt es eine Personenbeschränkung, so dass sich auch hier Schlangen bilden. Auch hier nehmen die Menschen Rücksicht aufeinander.

Katzen im Qimi Chalet

Schon mehrfach habe ich über unsere Katzen geschrieben. Jetzt werden sie endlich mal namentlich erwähnt. Als erstes ist natürlich Fennex zu nennen, der groß und majestätisch hier entlangschreitet. Man ist überrascht, wenn er die Bäume flink emporklimmt. Titam ist seit dem 8. April wieder vierfache Mama geworden. Die Kleinen haben wir noch nicht zu Gesicht bekommen. Sie liegen noch in dem Zimmer des Sohnes Qimi der Besitzer.
Oreo, ein Schmusekater, ist ebenfalls ein Sohn von Titam. Der Katzenvater gehört nicht zu dieser Unterkunft, wir haben einen Kandidat für die Vaterschaft aber die Tage hier herumschleichen gesehen.

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1 Comment

  1. Pokatzky Ute

    Sehr schön und beeindruckend geschrieben !
    Als wäre man dabei gewesen

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