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September 2019

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Was hat Trondheim zu bieten? Ich denke, dass wir schon am ersten Tag alle Sehenswürdigkeiten gestreift hatten, auch wenn einiges geschlossen war.

Trondheim Fahrrad
Trondheim Fahrrad

Deshalb beschlossen wir nach einem Kaffee im Kaffebrenneriet nahe der Gamble Bybru (alte Brücke) mit Leihrädern (5€/Tag) zum Gehörlosen-Museum zu fahren. Der Regen nervte ganz schön, so dass es praktisch war, den kurzen Weg mit den Rädern zurückzulegen.

Im Gehörlosen-Museum wurde die Geschichte der Schwerhörigkeit und der Aufbau der Hörgeschädigten-Schulen in Norwegen thematisiert. Das war für mich ganz interessant und ich habe viele Namen und Hilfsmittel im Zusammenhang mit der Hörgeschädigten-Pädagogik wieder entdeckt.

Essen gingen wir direkt am Wasser in einem Restaurant, das aussah wie ein Wohnzimmer aus vergangenen Zeiten. Leider war die Fischsuppe versalzen, das beiliegende Brot war auf Kartoffelbasis und sehr gut. Hier in Norwegen wächst nicht so viel Getreide, aus dem man Brot backen kann, weshalb neben Knäckebrot auf andere Rohstoffe zurückgegriffen werden muss. Ollis Brot mit Heilbutt war sehr schmackhaft und salatreich.

Da der Regen nicht nachließ, stiegen wir in die einzige Straßenbahn, die auch vom Reiseführer empfohlen wurde. Unterwegs konnten wir die Stadt teilweise von oben sehen. An der Endhaltestelle gibt es einen Wald mit einem See, in dem man wohl im Sommer schwimmen gehen kann. Wir umrundeten diesen zu Fuß.

Trondheim Straßenbahn

Um 23.40 Uhr stiegen wir wieder in einen Nachzug. Diese Fahrten kann man sehr empfehlen. Man fährt auf leisen Schienen und kann bis zum nächsten Morgen durchschlafen.

Wir freuen uns schon auf die Lofoten, um einfach mal nicht ständig den Koffer von A nach B zu ziehen. Mein Osprey Trolley-Rucksack erweist sich schon als sehr praktisch, obwohl ich die Rucksack-Funktion wahrscheinlich nie verwenden werde. Dafür ist er einfach zu schwer.
Ich bin echt froh, wenn ich bald mit meinen analogen Büchern durch bin, da sie doch recht schwer sind. Vielleicht kommt uns ja bald mal jemand besuchen und nimmt die Sachen mit, die wir bisher noch nicht gebraucht haben. Ich tendiere mehr und mehr dazu, Ballast loszuwerden. Aber ich brauche doch alles! Meine Einstellung wird sich schon noch ändern.

Der ständige Wechsel von Unterkünften macht sich auf unsere Rücken bemerkbar. Mal ist ein Bett zu hart, mal zu weich, mal zu lang, mal zu kurz. Schneewittchen auf Reisen (lach). Nein, so schlimm ist es nicht. Bisher hatten wir tolle Unterkünfte und tolle Betten. Doch mein Rücken mag tatsächlich keine weichen Betten.
Das Schlafen im Zug sind wir ja von unseren Reisen durch Vietnam, Malaysia usw. gewohnt. Das klappt ganz gut. Heute Nacht steht uns die zweite Nachtfahrt bevor. Wir werden aber erst um kurz nach 9 Uhr ankommen, so dass wir ausschlafen können.

Was sehr anstrengt, ist die Fülle an neuen Informationen. Sobald wir irgendwo ankommen, wird die Stadt erkundet, was sich natürlich auf unsere Füße bemerkbar macht. Auf den Lofoten werden wir in erster Linie relaxen und Seeluft schnuppern. Schade, dass mein Tolino (Ebook-Reader) aktuell nicht so will wie ich es will. Vom Chromebook lassen sich die Dateien nicht übertragen. Das direkte Herunterladen funktioniert auch nicht. Dann muss ich mich eben mit meinem analogen Russisch-Lehrwerk abgeben.

Der Wecker weckte uns um 6.20 Uhr. Rasch zog ich mich an und musste Olli motivieren, ebenfalls aufzustehen. Der Zug rollte langsam in Trondheim ein, erste Sonnenstrahlen strömten herein. Am Bahnhof gab es dann den ersten Kaffee und Tee, erstaunlich günstig, denn wir zahlten insgesamt nur 44 Nok (4,40 €), wovon wir in Bergen, Flam und Oslo nur träumen konnten.

In unser airbnb.de durften wir schon um 7.30 Uhr, was ich im Vorfeld verhandelt hatte. Zwar war es diesmal nur ein Zimmer direkt neben den Mietern mit geteiltem Bad und geteilter Küche, dafür sehr zentral.

Der erste Stopp war die Fischhalle, die im Reiseführer hochgelobt wird. Sie ist geradezu winzig und unscheinbar gegenüber den bisherigen Märkten. Dafür waren die Fischfrikadelle und der Nudel-Lachs-Salat zum Frühstück sehr lecker. Ich weiß, dass unsere Essgewohnheiten etwas merkwürdig sind, aber wir sind ja ohne jeden Rhythmus unterwegs. Da kann man auch – genau wie die Einheimischen – Fisch zum Frühstück essen.

Trondheim Fischhalle

Den ganzen Tag verbrachten wir mit Spazierengehen. Von der Gamle-Bybro (alte Brücke) hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf die Holzhäuser, die auf Stelzen gebaut wurden. Zufällig kamen zwei Touri-Gruppen unter deutscher Leitung hintereinander vorbei und wir konnten den Erzählungen lauschen.  

Den Nidaros-Dom bestaunten wir von außen. Der Eintritt hätte 11€ gekostet. 
Das Norsk Døvemuseum (Norwegisches Gehörlosen-Museum) zeigt die Geschichte der Gebärdensprache und der Schwerhörigkeit. Es ist in einem Gebäude untergebracht, in dem seit 1855 eine Gehörlosenschule war. Leider war auch dieses Museum schon geschlossen.
Letztendlich sind wir den Rundweg um die Stadt herum gelaufen. Schön war es, am Hafen zu sitzen. Insgesamt gesehen, zeigte Trondheim das, was wir schon in Bergen bestaunen konnten, in klein.

Essen gingen wir zwischen den alten Holzhäusern im Kalas & Canasta gegenüber vom Antikvariatet. Die Fischsuppe von Oliver war großartig, meine Käse- und Wurstvariationen etwas enttäuschend, da es sich nicht um lokale, sondern internationale Spezialitäten handelte. Dafür war der Apfelsaft aus Norwegens Norden und empfehlenswert.

Unser Route hat sich jetzt nochmals verändert. Wir werden zwei Nächte in Bodø bleiben (airbnb.de, ganze Wohnung), um dann mit der Fähre auf die Lofoten zu fahren. Das ist schöner und schneller als von Narvik mit dem Bus zu fahren.

Bis 14 Uhr durften wir in unserer Wohnung verweilen und nutzten dieses auch voll aus. Anschließend brachten wir unseren Kram zum Bahnhof und konnten alles für 8€ einschließen. 

In Oslo gibt es ein Café (Wim Wendelboe), das sehr alt ist und für seine Kaffee-Spezialitäten bekannt ist. Dort gönnten wir uns jeder ein Tässchen, denn die Kaffee-Verkostung hätte 4 Tassen umfasst. Wir sind ja keine 20 mehr (grins). Letztendlich waren beide Sorten sehr säuerlich, so dass wir Milch dazu bestellten, wir Banausen. Das störte aber keinen.

Zu Fuß schlenderten wir darauf an einem Fluss entlang, der eine enorme Strömung hatte. Ein kleines Spektakel mitten in der Stadt.

Oslo Strom

Dann kam endlich ein kleiner Food-Mat, der uns sehr zusagte. Insbesondere ein Stand hatte tolle Käse- und Salamisorten. Ein Käse hieß Maja-Käse, den Ziegenkäse kannten wir schon aus Flåm. Alles durften wir probieren, kaufen konnten wir jedoch nichts, da wir ja nachts weiterreisen wollten.

In Oslo gibt es einen wunderschönen Friedhof. Auf dem liegt u.A. Ibsen begraben. Wir fanden schöne Gräber teilweise mit sehr ungewöhnlichen Grabbeigaben.

Abends trafen wir am Bahnhof Ollis Arbeitskollegin und speisten in einem norwegischen Restaurant in der Østbanehalle im Bahnhof. Wir beiden bestellten ein Gericht mit Rentier, das der Tipp des Hauses war. Das Fleisch wurde roh serviert und war gewöhnungsbedürftig. Olli fand es super, ich brauche das nicht nochmal.

Um 22.30 Uhr standen wir mit unserem Gepäck am Nachtzug. Das ganze Gepäck rein in den Zug, vor unserer Kabine dann zwei Fragezeichen über unseren Köpfen?? Wie kommen wir rein?? Alle Taschen wieder raus! Oliver spurtete dann zu Wagen 9, in dem der Schaffner mit unserem Schlüssel saß. Reservierungen gezeigt, Schlüssel erhalten, Taschen wieder rein, los geht die Fahrt. Puh! Das Abteil war ganz gemütlich. Ein Etagenbett, die Leiter an die gegenüberliegende Wand gelehnt. Aus dem Fenster konnte man nur vom unteren Bett, also meinem, gucken. Da es jedoch nichts zu sehen gab, war das egal. Kurze Zeit später schliefen wir über die Schienen gleitend ein.
Kontrolliert wurden wir nicht, dafür träumte Olli, dass der Schaffner uns nachts weckte und nach den Tickets fragte. Interessant wie man gewohnte Situationen, die nicht eintreffen, verarbeitet. 

Während unsere Bahnfahrten haben wir uns weitestgehend von Lebensmitteln aus dem Supermarkt ernährt. Darunter fiel ein sehr leckerer Hering, den wir bereits kannten, da uns den meine Tante aus ihrem Urlaub mitgebracht hat.
In Flåm kauften wir uns ein Stück Käse, der hier in der Gegend hergestellt wird. Es ist karamelisierter Ziegenkäse, von dem man aber nur ein kleines Stück essen kann.
In Oslo gab es ein leckeres Fischbrötchen und ein köstliche Fischsuppe, in der fangfrischer Fisch war: Lachs, irgendein heller Fisch und reichlich Muscheln. Das Restaurant hieß Albert und lag direkt am Hafen.

Endlich mal ausschlafen und ein bisschen rumgammeln! Wir genießen es, heute nicht reisen zu müssen und einfach mal in der Wohnung verweilen zu können. Es läuft eine zweite Maschine Wäsche und wir planen unseren weiteren Reise-Verlauf. Da wir sowieso in Richtung Norden unterwegs sind, können wir auch einen Abstecher auf die Lofoten machen. Bis Narvik haben wir alles gebucht. Von dort könnten wir einen den Lofoten-Express nehmen. Mal schauen, was aus dem Plan wird.

Ein wenig Kultur muss sein. Deshalb fuhren wir zum Vikingskipshuset, einem Museum, in dem 3 Schiffe aus der Wikinger-Zeit ausgestellt wurden. Meines Erachtens kann man sich das anschauen, ein Buch tut es aber auch (lach). Jetzt haben wir ein Kombi-Ticket, das auch den Eintritt in das Kulturhistorik Museum. Mal schauen, ob wir uns das antun.

Die Nationalgalerie hat leider wegen eines Umzugs in ein anderes Gebäude geschlossen. Hier hätten wir auch “Der Schrei” von Munch gesehen. 

Zu Fuß ging es zu einem legendären Plattenladen, Neseblod record, ehemals Helvete, einem  legendären Black Metal-Plattenladen.

Oslo Plattenladen

Den Abend ließen wir mit einer Fischsuppe im Restaurant Albert am Hafen ausklingen. Die war wirklich schmackhaft und sehr fischhaltig.

Um 7.50 Uhr schlichen wir uns aus unserem 6-Bett-Zimmer in das Wohnzimmer der 2. Etage, um die anderen nicht zu stören. Aber irgendwie mussten alle gleichzeitig raus.

Rasch brachten wir unsere Sachen runter und waren dann um 8 Uhr am Zugterminal, wo schon eine Hand voll Leute wartete.

Die Flåmsbana fuhr pünktlich um 8.35 Uhr los. Wir hatte einen 6er Platz für uns und konnten die überwältigende Aussicht genießen. Teilweise zuckelte der Zug über sehr hohe Teile, unter uns lagen kleine Dörfer, wir durchquerten enorme Tunnel und sahen gewaltige Wasserfälle.

Es gab einen Haltepunkt ohne Ausstieg, weil an der Stelle auf den entgegenkommenden Zug gewartet wurde. Die Strecke ist eingleisig. Auf halber Strecke teilt sich das Gleis in zwei Gleise, damit immer zwei Züge die Strecke bedienen können.

Kurz vor Ende der Fahrt gab es einen Stopp an einem riesigen Wasserfall. Alle strömten für ein Foto heraus. Musik ertönte und eine Elfen-Tanzdarbietung war neben dem Wasserfall zu sehen. Natürlich ist das wieder eine Touristenattraktion, doch da wir nicht darauf vorbereitet waren, war es sehr beeindruckend.

In Myrdal angekommen, hofften wir noch einen Platz im Zug nach Oslo zu ergattern. Zwei Tage vorher, hatten wir versucht, Plätze zu reservieren und das erste mal mit unserem Interrail-Ticket zu fahren, doch der und auch der 14-Uhr-Zug waren komplett ausgebucht.

Trotzdem bekamen wir zwei Plätze, mussten meine Platz 2x wechseln, aber waren doch froh, schon nachmittags in Oslo anzukommen.

Um 16 Uhr durften wir in unsere fantastische Airbnb.de-Wohnung. Eine ganze Wohnung für uns mit Bett, Küche und Wohnzimmer. Das wichtigste war aber die Waschmaschine, denn hier konnten wir das erste mal waschen.

Gegen 17 Uhr fuhren wir dann in die Stadt und schlenderten über die Einkaufsstraße Karl-Johans-Gate, der Einkaufsstraße in Oslo. Vorbei am Dom ging es zum Königinnen-Palast. 

Anschließen trabten wir zum Rathaus, das mich sehr beeindruckt hat von seiner Bauweise. An den Innenseiten findet man Holzschnitzereien aus der nordischen Mythologie. Leider war das Rathaus wegen der anstehenden Kommunalwahlen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Also gingen wir zum Hafen. Hier fanden wir viele Segelboote, Boote und Fähren. Von einem kleinen Fischstand kaufte ich mir einen Fischburger, der nach norwegischem Rezept zubereitet wurde. Lecker.

In aller Frühe mussten wir uns auf den Weg zum Hafen in Bergen machen, da um 8 Uhr die Fähre nach Flåm gehen sollte. Nachts hatten wir uns noch Gedanken gemacht, wie wir am Besten dorthin kommen, denn der Haltestelle “Gyldenpris” in Bergen hat viele Haltepunkte und ist sehr unübersichtlich. Trotzdem haben wir es geschafft, den Bus um 6.49 Uhr zu erwischen und waren viel zu früh am Fährterminal. Wieder kam uns Sprühregen ins Gesicht, aber nach so viel Regen hier in Skandinavien spürt man den kaum noch.

Wir hatten tolle Sitzplätze am Fenster und genossen die 5 ½ stündige Fahrt durch den Sognefjord (größter Fjord Norwegens, zweitgrößter Fjord der Welt). Gelegentlich waren wir draußen und waren geflasht von den intensiven Farben, den bunten Häusern und den riesigen Wasserfällen.

Am frühen Nachmittag erreichten wir das pittoreske Dörfchen Flåm. Die Berge strecken sich gigantisch um uns herum. Je nach Sonneneinstrahlung erscheint immer ein anderes Fleckchen in leuchtenden Farben. Direkt am Hafen sind kleine Häuschen, in denen sich ein Restaurant, ein Pub und diverse Geschäfte befinden. Ein paar Meter weiter wartet die Flåmbanen, mit der wir morgen früh reisen werden. Zwischen all den schönen Häuschen sind Stände mit Baguettes und asiatischem Essen. Alles sehr schräg – insbesondere die Preise. Eine normale Tom Kha Gai Suppe in einer Plastikschüssel mit Plastikbesteck kostet hier 200 Nok, das sind 20 €.

Wir hatten jedoch am Abend zuvor leckeren Fisch aus dem Supermarkt gekauft und konnten diesen mit unseren Reisebesteck verspeisen. Das nutzen wir hier für jede Mahlzeit.

Unser Hostel liegt 1,5 km von der Innenstadt entfernt. Unterwegs hielt jemand an und sammelte uns ein. Er hat sofort gesehen, dass wir in das Brekke-Gard-Hostel wollen.

Unser Zimmer ist ein 6-Bett-Zimmer in der zweiten Etage. Irgendwie scheinen die Häuser in Skandinavien alle im Pippi-Langstrumpf-Style zu sein. Alles quietscht und knarzt. Die Treppen sind unregelmäßig und schwer zu besteigen. Wie schon in Bergen ist es für mich eine Challenge, ohne Hals- und Beinbruch anzukommen. Bis jetzt ist noch alles dran!

Zurück im Dörfchen kauften wir ein paar Lebensmittel und aßen diese am Wasser. Der Käse ist eine spezielle Sorte aus der Nähe von Flam. Er stammt aus Ziegenmilch mit einem süßlichen Geschmack. Er erinnert mich an die Bonbons, die meine Oma früher in der Pfanne aus karamellisiertem Zucker gemacht hat. Von dem Käse kann man aber nur sehr wenig essen.

Wie der Zufall es wollte, wurden wir auf dem Rückweg von derselben Person an derselben Stelle mit dem Auto eingesammelt. Das ist ein Service!