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September 2019

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Burg erkunden, Kirchen besichtigen, die schöne Aussicht genießen oder lecker essen? Das haben wir alles schon gemacht. Also auf zur nächsten thematischen Stadtführung.

Stadtbesichtungung
Diesmal führte uns Jónas, der ursprünglich aus Island stammt, durch die Straßen Tallinns, um uns das Tallinn unter sowjetischer Herrschaft nahezubringen.
Die erste Station war das Theater, das entgegen aller Erwartung sehr prunkvoll gestaltet war. Stalin ließ es zu Propagandazwecken erbauen.

Weiter ging es an der Seite des Gebäudes, an der bildlich sowjetische Tugenden (Landwirtschaft, Industrie, etc.) dargestellt wurden. Darunter fiel auch die Fischerei. Hier erklärte uns Jónas, dass Estland keine Fisch-Nation ist. Fisch gilt als Arme-Leute-Essen und ist daher nicht so populär.
Die Aufteilung der Wohnungen war immer gleich. Es gab das Interieur entweder in braun oder in dunkelbraun, das war die Wahl, die man tätigen konnte. Ansonsten waren alle Wohnungen innen und auch außen, nämlich eine Wohnblock neben dem anderen, sehr ähnlich.

Für die olympischen Spiele im Jahre 1980 war Tallinn Co-Austragungsort, da Moskau nicht am Meer liegt und die Segel-Wettbewerbe irgendwo stattfinden mussten. Die Stadt war vorbereitet: es gab das Maskottchen Mischa (russisch Миша) oder auch Mischka (russisch Мишка), das einen kleinen Bären darstellt, in allen Variationen. Man erwartete viele Touristen.
Da die Sowjetunion jedoch kurz zuvor in Afghanistan einmarschierte, wurden die olympischen Spiele von vielen Westnationen boykottiert – in der Tat gab es sogar zwei Boykotts, da auch innerhalb Russlands Tallinn als besetztes Staatsgebiet von vielen russischen Sportlern boykottiert wurde. Die Stadt Tallinn blieb auf den Merchendise-Artikeln sitzen. Heute kann man sie in einer Antik-Halle zum Schnäppchenpreis erwerben.

Wie schon am Vortag wurde der baltische Weg thematisiert: eine 650 km lange Menschenkette, die durch Estland, Lettland und Litauen führte, um sich singend von der Sowjetunion zu befreien.
Vier Ingenieure verbarrikadierten sich im Fernsehturm, worum sich ebenfalls Menschenketten bildeten. Russische Panzer standen vor dem Radio, dem Parlament und dem Fernsehturm. Ein Demonstrant brachte einen Fernseher an und deutete an, dass sich die Russen lieber um das kümmern sollten, was in Moskau passierte, als Tallinn zu belagern. Aufgrund des friedlichen Protests zogen die Truppen ab. Man war sehr unsicher, was passiert war. Nämlich das Unerwartete: kein Angriff, sondern ein Abrücken der Truppen.
(Meine geschichtlichen Einspieler sind nicht wissenschaftlich fundiert, sondern nur das, was ich auf Exkursionen verstanden habe.)

Unsere Tour endete an vielen langsam verrottenden Stufen. Sie sind ursprünglich für die olympischen Spiele errichtet worden, haben heute allerdings nur die Funktion, zu einer Aussichtsplattform zu führen.

Nach der Tour besuchten wir noch die große Trödelhalle Balti Jaama Turg. Hier findet man unten einen Supermarkt, im Ergeschoss Food-Stände und oben eine riesige Halle mit Antiquitäten und Tinnef aus der Sowjetzeit. Draußen speisten wir dann bei einem Stand aus Usbekistan. Sehr köstlich. Zum Nachtisch gab es einen schmackhaften Kakao bei Anneli Viik sowie Wegzehrung aus dem Kalev-Schokoladen-Geschäft (hier gibt es Tallinner Schokolade).

Tallinn Tinnef

Wieder sind wir in einer neuen Wohnung aufgewacht. Wir fühlen uns aber schnell heimisch, solange es ein Bett und eine Waschmaschine gibt (lach).

Nach einem Frühstück zuhause latschten wir zur Touristen-Information, um an der 14 Uhr Free-Walking-Tour teilzunehmen. Wir waren etwa 20 Personen, die Legenden und Geschichten lauschten.

Sehr interessant war die Geschichte vom Teufel, der in einem Haus Hochzeit hielt. Der Wirt, der vorher versprach, den Gast nicht zu stören, lünkerte durch das Schlüsselloch, weil er sich den Krach nicht erklären konnte. Tänzer, Orchester etc. waren aus einem einzigen Zimmer zu hören. Da er aber zu neugierig war, verstarb er am nächsten Tag an einem Herzinfarkt, als er die Zimmertür des verwüsteten Zimmers öffnete und sein Gold entgegennahm.
Das Fenster ist auch heute noch schwarz (oben links).

Wir waren auf zwei verschiedenen Aussichtsplattformen auf der Burg. Die ganze Altstadt scheint eine Burg zu sein. Von dort sieht man sehr gut ein Hotel. Durch eine regelmäßige Fährverbindung von Finnland nach Estland kamen die Finnen regelmäßig als gern gesehene Westgäste in der Sowjetrepublik Estland, die zu dem Zeitpunkt noch zur Sowjetunion gehörte. Alle Besucher mussten in diesem Hotel nächtigen, wo der KGB sie natürlich komplett überwcht und ausspioniert hat. Das waren noch andere Zeiten!
Besondere Weihnachtsgeschenke für Kinder waren Kaugummis aus dem Westen, die man gerne mit seinen Freunden auf dem Schulhof tauschte, nachdem sie bereits eine Weile gekaut wurden.

Tallinn Freiheitsplatz

An dem Freiheitsplatz erzählte uns unsere Guide wieder die Geschichte von der Unabhängigkeit Estlands, Lettlands und Litauens um 1991. Durch alle drei Länder haben sich die Menschen an den Händen gefasst und in ihrer Heimatsprache gesungen.
Am Freiheitsplatz steht seit 2009 ein Friedensturm aus Glas, der jedes Jahr komplett gereinigt wird, da er immer von Bakterien grün wird. Er steht für den Unabhängigkeitskrieg 1918-1920.

Abends gab es bei uns Pfannkuchen in einem Restaurant, in dem man sich darauf spezialisiert hat. Im Kompressor wird man für wenig Geld satt und glücklich. Die Auswahl ist angemessen.

Es war schade, Riga so schnell zu verlassen. Wir machten und fertig und stiefelten gegen 10.30 Uhr in Richtung Busbahnhof, vorbei an Parks und diversen Sehenswürdigkeiten, die wir kennen lernen durften.
Auf den Bildern sieht man den Eingang zu dem Hinterhaus, in dem wir wohnten. Es war aber nicht Etage 7,5.

Der Busbahnhof ist etwas trostlos, aber sehr belebt. Tags zuvor waren wir hier, um unsere Tickets ausdrucken zu lassen. Das hat die nette Dame von der Busgesellschaft sogar gratis gemacht. Sowas findet man in Deutschland kaum noch.
Noch eine Anekdote vom Vortag, die mich sehr erschüttert hat. Als wir den Busbahnhof durchquerten, kamen wir an einem Mann vorbei, der sich nur schwer auf Krücken halten konnte. Als wir unsere Tickets hatten, stand er immer noch zitternd alleine dort. Alle rannten vorbei. Eine Frau und wir fragten daraufhin, ob wir helfen können. Zwar sprechen wir ganz andere Sprachen, trotzdem war der Mann dankbar, dass Olli ihn stütze. Ich holte dann Hilfe vom Bahnpersonal. Haben die Menschen Tomaten auf den Augen und sehen nicht, wenn jemand Hilfe braucht? Ich war echt entsetzt.

Die Busfahrt war recht unspektakulär. Wir hatten bequeme Sitze, es gab eine Toilette. Oliver konnte sogar einen Teil des MSV-Spiels auf dem Handy über WLAN verfolgen. Interessant waren mal wieder die merkwürdigen Mitreisenden. Eine Frau, die schräg vor mir schnarchte, wurde von einem in der Nähe sitzenden Reisenden auf den Sitz geschlagen. Davon wurde die Frau nicht wach und er schlug mehrfach gegen den Sitz. Wieder eine sehr merkwürdige Situation.

Um kurz nach 16 Uhr erreichten wir den Busbahnhof Tallinn, eine halbe Stunde zu früh. Von dort nahmen wir einen Bus. Der Busfahrer war sehr nett und wollte unsere Reiseroute wissen und erklärte ganz stolz, dass er zu 25% Deutscher wäre.

Unsere Wohnung liegt in der 4. Etage direkt in der Nähe der Altstadt. Wir haben es wieder sehr gut getroffen, mit Schlafzimmer, Wohnzimmer, Bad mit Waschmaschine und riesigem Balkon.

Die Altstadt ist traumhaft schön. Eine große Festung, alles toll beleuchtet. Nette Restaurants, die aussehen, als wären sie aus einem alten Märchenbuch. Es erinnerte irgendwie an eine Weihnachtsmarktlandschaft.

Essen gingen wir im Peppersack. Für mich gab es Elchrippchen. Köstlich! Olli hatte ein Pfeffersteak. Auch den Nachtisch konnten wir uns nicht entgehen lassen. Schokoladenkuchen und Dattelmus. Beides mit Beereneis.

Tallinn Elchrippchen

In der Nähe befand sich die Depeche-Mode-Bar. Sie zählt bei Lonely Panet zu den 10 skurrilsten Bars (Platz 5). Auf Leinwänden liefen Konzerte, überall Plakate und Merchendising Artikel.

Zuletzt kauften wir noch für den nächsten Tag ein. Es gibt viele Supermärkte, die bis 22 oder 23 Uhr geöffnet haben. Sehr praktisch.

Das Essen ist in Schweden direkt günstiger als in Norwegen. Das sind schon eher Preise, die wir kennen.

Bereits im Zug von Narvik nach Stockholm war das Essen sehr empfehlenswert.


In Stockholm waren wir im Gäststabud essen: Oliver hatte Köttbullar, traditionelles schwedisches Essen und ich schwedische Bratwurst. Beides hat uns sehr gut geschmeckt. Besonders positiv fand ich an diesem Restaurant, dass man als Erstes Gläser mit Wasser auf den Tisch gestellt bekommt. Man ist nicht gezwungen, etwas anderes zu Trinken zu bestellen.

Zum Kaffee sind wir auf den Stortorget (Platz in Gamla Stan, Touristen-Viertel) gegangen und fanden per Zufall einen Bäcker (Grillska Huset), der köstliche Zimt- und Kardamon-Schnecken anbot. Das war so lecker, dass wir gleich zwei mal dort waren.

Stockholm Zimtschnecken

Kaffee und Tee tranken wir ebenfalls auf dem Stortorget bei Kaffekoppen. Hier sind zwar viele Touristen, aber der Kaffee und auch der Tee waren sehr köstlich. Die Kellner waren sehr aufmerksam und führten immer Small-Talk, was auch nicht mehr selbstverständlich ist.

In Gamle Stan gibt es einen Fischstand, an dem die Einheimischen essen gehen. Hier aßen wir einen Hering auf Brot. Okay, aber nicht der Knaller.

Manchmal treibt einen aber auch der Hunger und man geht in das erstbeste Restaurant in Gamle . Köttbullar und Krabbensalat sollten schon okay sein, ich war aber doch etwas frustriert.

Ein Urlaub ohne selbst gepulte Krabben ist nicht komplett. Was für ein Glück, dass wir nach unserer Fährfahrt mit der Linie 89 (die im Wochenticket enthalten ist) einen Supermarkt fanden, der ganz viele davon hatte. Das heißt natürlich frisch, an der Fischtheke und nicht aus dem Gefrierfach.

Stockholm Krabben pulen

Am letzten Abend trafen wir Olivers Kollegen, der in Stockholm wohnt und eine indische Kollegin. Das Glashuset war eine Empfehlung des schwedischen Kollegen. Wir bestellten beide ein Poké-Bowl, das man eigentlich aus der hawaiianischen Küche kennt. Es bestand aber aus skandinavischen Zutaten: Reis, Lachs, weiches Ei, diverse Kräuter und Gewürze und Knusper-Kräcker (keine Ahnung, was das war) darauf. Sehr köstlich.

Stockholm Glashuset

Erwähnenswert ist auch das Bonbon-Geschäft, in dem im hinteren Bereich noch Zuckerstangen hergestellt werden. Alles sieht aus wie aus Großmutters Zeiten. Aber wie isst man diese Zuckerstangen? Einmal abbeißen = Besuch beim Zahnarzt? Ich denke, das hat alles nostalgische Werte und sieht schön aus.

Stockholm Bonbons

In Schweden gibt es für uns merkwürdige Ess-Gewohnheiten. Abends wird warm gegessen. Um 21 Uhr gibt es nochmal Kaffee und Kuchen, hier natürlich Zimtschnecken. Der schwedische Arbeitskollege bestätigte dieses. Seine Großeltern hätten das immer so gehandhabt und er ist mit dieser Tradition aufgewachsen. Außerdem fiel mir auf, dass zum Essen immer kostenfreies Wasser gereicht wird. Man braucht gar kein teures Flaschen-Wasser zu kaufen.

Riga kann man uneingeschränkt für eine Kurzreise empfehlen. Es finden diverse kostenfreie Stadtführungen statt. Von einem Teilnehmer aus meinem Russisch-Kurs (hallo Matthias) bekam ich den Tipp, an einer solchen Tour teilzunehmen. Wir entschieden uns für „Alternatives Riga„, da wir ja am Vortag schon die Tour mit der App gemacht hatten.

Die Tour startete um 12 Uhr an der Petri-Kirche, also in der Altstadt, wo diese unwegsamen kleinen Gässchen sind. Unsere Guide Lida erzählte und einiges über die Geschichte Lettlands. Insbesondere die Zeit unter deutscher und dann russischer Besatzung haben das Land geprägt. Sie selbst (ca 30 Jahre) hat noch eine Kindheit unter weniger Wohlstand erlebt. In den letzten Jahren, insbesondere seit der Revolution 1991, wo die sich die Menschen singend in Unabhängigkeit kämpften, hat sich Lettland unheimlich herausgeputzt.
Ein Rentner bekommt mindestens 120€. Die meisten bekommen 340€, mit denen man gut leben kann, wenn man weiter weg von Riga wohnt. Die Lebensmittelpreise in Riga entsprechen in etwa denen in Deutschland. Auf dem Markt und im Umland ist es aber wesentlich günstiger. Hier kann man 2kg Tomaten für 20 Cent bekommen.

Eine Station der Tour war bei den großen Markthallen, wo die Einheimischen einkaufen und essen gehen. Es gibt spezielle Hallen für Obst, Gemüse, Fleisch, Fisch, Kleidung und Street Food. Unsere Guide legte uns die lettischen Spezialitäten nahe, die wir hinterher bei unserem Rundgang durch die Stadt auch genossen.

Die Tour führte an einem Mahnmal der verschleppten und getöteten Juden vorbei. In Riga gab es viele Bewohner, die Juden zur Flucht verhalfen. Es ist erschreckend, wie weit man reist und einen die deutsche Geschichte immer wieder berührt.

An der Oper endete der Rundgang nach 2,5 Stunden. In den zwei Tagen haben wir wirklich viel gesehen und mitgenommen.

Während der Tour erreichten mich Fotos aus Deutschland von meinen lieben Kollegen, die auf einem Lehrerausflug waren. Komisch, nicht dabei zu sein! Aber auch schön, dass ich nicht vergessen werde.

Auf eigene Faust liefen wir dann erneut einige Stopps ab, um zu essen (Streetfood-Halle) und um die Aussicht zu genießen. Dafür fuhren wir in das Gebäude „Akademie der Wissenschaft“ (danke Matthias). 5€ Einritt, 15 Etagen mit dem Lift und die letzten zwei Etagen zu Fuß. Das Gebäude ist sehr alt und steht teilweise leer. Dort sind schöne Bürogebäude zu vermieten. Die Dame am Empfang war sehr ruppig und bestimmt, das sind hier aber viele Menschen. Unsere Guide von der Führung hatte uns schon vorgewarnt, dass Letten keinen Small-Talk führen und sofort sagen, was sie denken.
Die Aussicht war okay, es gab viele alle Häuser mit Blechdächern. Beeindruckend fand ich das Gebäude der Bibliothek. Sie lag allerdings auf der anderen Seite des Flusses und war etwas weit weg.

Den Abend ließen wir in dem Key-Café ausklingen, in dem wir auch schon am Vortag waren. Oliver hat recherchiert, dass Riga eine Partnerschaft mit Bremen hat, die ja den Schlüssel in ihrem Wappen haben.
Es wurde aber recht schnell kalt, so dass wir froh waren, in unsere tolle Wohnung zu kommen, in der es immer schön warm ist.

Riga Key Café

Guten Morgen in Riga! Die Ansage, dass wir in den Hafen von Riga einlaufen, ertönte um kurz nach 9 Uhr Ortszeit (Riga ist eine Stunde weiter als wir). Oliver war schon längst duschen und lachte mich an, während ich mich schlaftrunken aus dem Bett quälte. Die Aussicht – ein Leuchtturm-Plakat – war dieselbe, also nichts, was mich motivierte, aufzustehen.

Mit gepackten Taschen fuhren wir von Deck 2 nach Deck 7, um zu sehen, wie wir in den Hafen einfahren. Kaffee wurde zum Glück noch angeboten, der vorzüglich schmeckte. Wir gingen als letzte von Board.
Unsere Wohnung erreichten wir fußläufig und konnten vorher noch durch einen schönen Park flanieren. Vor dem Haus war eine Bank, auf der wir warten, da Olga, die Mutter unseres Vermieters uns um 12.15 Uhr die Schlüssel übergeben wollte, damit wir unsere Sachen ablegen konnten. Sie kam etwas früher in Begleitung ihrer eigenen Mutter. Die Kommunikation bestand aus ein paar Brocken Englisch und ein paar Brocken Russisch.


Der Eingang war schon ein Abenteuer. Große Tür, Treppenhaus, das war noch alles normal. Doch dann deutete sie uns an, dass wir uns bücken sollten und wir gingen durch eine kleine Unterführung ins Hinterhaus. Sie wollte mir unbedingt helfen, meine Tasche in die 3. Etage zu tragen, was aber durch die Wendeltreppe sehr schwierig wurde. Die letzte Etage hat dann Oliver alles getragen.

Zu Fuß ging es ohne großen Plan in die Altstadt. Die Straßen und Gassen bestehen aus sehr großen, verschieden großen Steinen, die für mich gefährliche Stolperfallen darstellen. Doch ich habe das ganz gut gemeistert. In einem Café (Key to Riga) ruhten wir uns erstmal aus. Wovon eigentlich? Doch dort gab es eine schöne Aussicht auf Kirchen, weitere Cafés, schöne Häuser und Menschen.
Im Internet fand ich eine Tour, die über ein App gesteuert wird, bei der man Rätsel lösen muss. Genau das Richtige für uns. Für 18 € (Interrail-Discount 2€) lud ich mir die App runter und los ging es.

Vorbei an einem Kanal, schönen Gebäuden, Kirchen waren wir drei Stunden unterwegs. Zwischendurch bot die App auch an, eine Pause zu machen, wo wir in dann in ein Fischrestaurant einkehrten. Insgesamt war das mal etwas Anderes und wir konnten wirklich Dinge entdecken, denn wir wurden ja nicht mit der Nase darauf gestoßen, sondern mussten suchen und kombinieren.

Bevor wir den Abend in unserer tollen Wohnung ausklingen lassen wollten, gingen wir noch einkaufen. Hier wird Vieles in Pfannkuchen gewickelt. Sehr lecker! Der Bio-Ziegenkäse sieht aus, als hätte ihn Oma direkt auf dem Hof verpackt.

Letzter Tag in Stockholm! Mit Gepäck durch die Stadt zu marschieren, gefällt uns nicht so, weshalb wir bis ca. 14 Uhr in unserer Wohnung blieben. Geplant war, im Rathaus essen zu gehen, da es dort auch für nicht dort arbeitende Menschen leckeres Essen gibt.

Unterwegs kamen wir an einem asiatischen Buffet (MBQ) vorbei, das uns schon am Vortag angelacht hatte. Also Planänderung. Das Buffet war recht vielseitig und hatte sogar Kaffee zum Abschluss. Der Preis ist für skandinavische Verhältnisse unschlagbar (10€). Sehr zu empfehlen.

Anschließend fuhren wir mit einer Metro und dann mit einem Bus zum Fähranleger. Unsere Wochenkarten für den öffentlichen Nahverkehr hatte ich bei Facebook angeboten. Auch direkt am Hafen fanden wir niemanden, der dafür noch Verwendung hatte. Sie waren ja noch einen weiteren Tag gültig.

Unsere Tickets bekamen wir am Schalter, wo wir unser Interrail-Ticket vorzeigen mussten, da es einen Discount von 20% (oder doch mehr?) bei der Fährgesellschaft Tallink Silja Oy bekamen.
Bereits um 15.15 Uhr konnten wir das Schiff und unsere Kabine betreten. Da wir die günstigste Kategorie gewählt hatten, war unsere Kabine ganz unten und hatte kein Fenster. Dafür vier bezogene Betten, die hochgeklappt an der Wand waren. Die beiden unteren klappten wir runter und richteten uns ein. Das Bad roch etwas verschimmelt, aber ansonsten war alles sauber, es gab warmes Wasser und die Temperatur der Kabine konnte reguliert werden.

Den Abend verbrachten wir damit, das Schiff zu erkunden. Anfangs waren wir als einizige Passagiere auf dem Sun-Deck und genossen den Sonnenuntergang.
Beim Musik-Quiz machten wir den zweiten Platz von vier Teams. Viel los war nicht bei den Darbietungen. Karaoke fiel ganz aus. Dafür gab es regen Anlauf bei der Verlosung und bei der Tanzdarbietung lettischer Kinder-Tanzvereine. Also hat unsere Reise doch noch einen Kreuzfahrt-Charakter bekommen.

Noch ein Tag in Stockholm? Na klar, wir haben ja noch nicht alles gesehen.
An diesem Tag beschlossen wir, zum Skansen zu fahren. Das ist ein Freilichtmuseum, das einen Einblick in die Geschichte des Lebens in Schweden darstellen soll. Es ist in der Nähe des Vasa-Museums, das wir am Vor-Vortag besichtigt hatten.

Unser Ticket, das wir online gekauft hatten, hatte eine Fahrt mit der Bergbanen inklusive. Diese Mini-Seilbahn führt auf einen Berg mitten im Museum, ist aber nicht mit der Seilbahn in Bergen zu vergleichen. Es ist eher eine Attraktion für Kinder.


Unser Weg führte uns an Elchen, Rentieren, Bären, Wölfen, Eulen und Luchsen vorbei. Es ist überwältigend, wie groß diese Tiere sind. Weiterhin trafen wir auch auf kleinere, bekanntere Tiere: Hühner, Pfauen und Gänse. Neben den Tieren gab es Häuser mit Schauspielern, die das Leben der Vergangenheit darstellten.
Insgesamt war es eine schöne Sache, obgleich viele Schaubuden geschlossen waren. Sie sind scheinbar für die Wochenenden oder das kommende Fest aufgebaut worden.

Nach dem Skansen schlenderten wir durch die Stadt, weil wir abends mit Olivers Arbeitskollegen verabredet waren und sich ein zwischenzeitlicher Aufenthalt bei uns in der Wohnung nicht gelohnt hätte.
Stattdessen tauschte ich etwas von dem um, was ich gestern bei Lindex gekauft hatte. Die Verkäuferin hatte mir etwas Falsches nach der Beratung mitgegeben und ich hatte es nicht geprüft und einfach gezahlt.
Einen Umtausch würde ich niemandem empfehlen. Ich hatte Waren mit dem selben Verkaufswert ausgewählt, doch der Umtausch dauerte etwa 20 Minuten. Wer hat wohl diese Software entwickelt?

Um 19 Uhr trafen wir zwei Arbeitskollegen von Oliver (ein Schwede, eine Inderin). Wir aßen im Glashuset, was sehr nett war. Oliver und ich aßen beide ein Poké-Bowl. Poké stammt eigentlich aus Hawaii, die Zutaten waren jedoch sehr skandinavisch. Wie sich herausstellte, hatte Olivers Arbeitskollege denselben Heimweg wie wir. Er wohnt in einer Parallelstraße von uns. Zufälle gibt es!
Vor unserer Wohnung trauten wir unseren Augen nicht. Da stand doch tatsächlich ein Reh, das allerdings das Weite suchte, als es uns sah.

Wäsche waschen ist ja immer ein Thema auf Reisen. Wir haben es aber ganz gut getroffen, da wir immer Wohnungen mit Waschmaschine gemietet haben. Gestern Abend hatten wir jedoch arge Probleme, da der nagelneue Toplader im Schleudergang fast abhob und merkwürdig roch. Es war keine Option, die Maschine einfach abzuschalten, da die Wäsche klatschnass war. Mittlerweile hatten wir auch schon 22 Uhr, weshalb wir auch nicht unsere Vermieter zu Rate ziehen konnten. Also ließen wir die Maschine noch zwei mal unter ohrenbetäubendem Lärm schleudern und hängten unsere Sachen notdürftig im Bad und in der Garderobe auf. Einen Wäscheständer hat diese Wohnung nicht.
Heute morgen meldeten wir das Problem. Was das war, werden wir wohl nicht mehr erfahren.

Mit einem Wochenticket für Bahn, Bus und Fähre lässt sich so allerlei Strecke abfahren. Heute entschieden wir uns für eine einstündige Fährfahrt durch die Schären. Von Klara Mälarstrand in der Nähe des Bahnhofs fuhren wir mit der Linie 89 bis zur Endhaltestelle Tappström. Die Gegend ist traumhaft schön. An der Endhaltestelle erwartete uns ein kleines Örtchen, das sehr belebt war. Im Supermarkt fand ich wieder frische Krabben, die wir am Schiffsanleger verspeisten. Die Rückfahrt genoss ich alleine an Deck, Olli war zu kalt, so dass er sich reinsetzte.

Am frühen Abend flanierten wir durch die Fußgängerzone und ich konnte endlich wieder zu Lindex, einem Bekleidungsgeschäft gehen, das es in Deutschland seit etlichen Jahren nicht mehr gibt. Oliver war entsetzt wie man für 44 € Strumpfhosen, Leggings und Socken kaufen kann. Meine Mädels würden mich da verstehen, zumal man 3 Paar kaufen und nur 2 Paar bezahlen musste. Jetzt habe ich endlich warmen Merino-Woll-Socken.
Leider musste ich unterwegs feststellen, dass die Socken in China hergestellt wurden, also gar nichts Skandinavisches sind. Das ärgerte mich, ließ mich aber auch schmunzeln, da ich gerade einen Roman von Henning Mankell gelesen habe, in dem sich der Protagonist ärgert, dass seine Hemden, die er nach einem Hausbrand kaufte, alle aus China stammten. So schließt sich der Kreis zwischen Fiktion und Realität.
Apropos Literatur: auch die Schauplätze von Liza Markslunds und Stieg Larssons Romanen habe ich hier wieder entdeckt. Zu Oliver sagte ich immer nur: „Ach, das ist…“ und er schaute mich nur verständnislos an.

Mittlerweile haben wir uns ganz gut in Stockholm eingelebt. Die Stationen der T-Bana (U-Bahn) sind uns schon ganz geläufig. Die Menschen in den Bahnen sind zu jeder Tageszeit relaxt und stehen erst auf, wenn die Bahn hält. Das Ein- und Aussteigen ist immer ganz entspannt.

Wir können einfach nicht die Füße still halten. Deshalb mussten wir heute ins Vasa-Museum gehen. Hier wird ein geborgenes Schiff ausgestellt, das auf seiner Jungfern-Fahrt 1628 gesunken ist. Noch nie habe ich ein Schiff gesehen, das so viele schöne Schnitzereien hat. Es ist viel zu schade, um in See zu stechen und erst recht zu schade, auf dem Boden zu verrotten. Deshalb wurde es 333 Jahre nachdem es gesunken ist, geborgen und wieder aufgebaut.

Olli hat direkt mal geprüft, ob er anheuern könnte.

Stockholm Vasa Olli

Leider hatten wir keine kleinen Kinder dabei, die uns als Alibi dienen konnten, damit ich in das Museum Junibacken, in dem die Werke von Astrid Lindgren zum Leben erwachen, besuchen konnte. Es war sowieso schon kurz vor dem Ende der Öffnungszeiten, so dass ich mich nur in den Andenkenladen schleichen konnte. So eine Frechheit! Nichts für Menschen meiner Altersklasse! Dabei gibt es doch genug Erwachsene, die immer noch Pippi-Fans sind. Dafür gab es verschiedene Werke von und über Astrid Lindgren in verschiedenen Sprachen und Fan-Artikel für Kinder.

Stockholm Astrid Lindgren

Nach einer kurzen Fährfahrt und einem Spaziergang durch Gamla Stan stießen wir auf einen Fisch-Stand. Wie man bisher schon herauslesen konnte, verspeise ich gerne fangfrische Meerestiere. Hier gab es Hering in verschiedenen Formen, was eine Form von Fast Food in Stockholm ist.

Danach fanden wir den Bonbon-Laden, der mir ständig auf meinem Handy präsentiert wurde. Das ist ein Bonbon-Paradies. So viele Geschmacks-Richtungen! Im hinteren Teil des Ladens wurden die frisch produzierten Bonbons liebevoll verpackt. Eine Bonbon-Stange musste ich mitnehmen. Doch wie soll man die lutschen? Nach dem Abbeißen eines Stücks, dachte Oliver, ich hätte mir alle Zähne ausgebissen. Zum Glück sind noch alle dran!

Stockholm Bonbons

Da wir keinen weiteren Plan hatten, was wir mit dem Nachmittag noch anstellen sollten, setzen wir uns nochmal in das Café, in dem wir schon am Vortag waren (Chokladkoppen). Gutes bewährt sich eben. Im Gegensatz zum Vortag ist es recht kalt geworden.

Einkaufen oder essen gehen? Die Frage stellten wir uns dann auf dem Heimweg. Beides! Denn Köttbullar in Schweden müssen sein. Es war ein Touri-Restaurant, in dem Selbstbedienung herrschte. Wir haben schon besser gegessen. Dafür wird das Frühstück mit unseren Einkäufen besser.