Heute besuchen wir auf unserer Insel auf Fidschi eine kleine Schule und dürfen sogar eine Unterrichtsstunde geben, weil auch hier Lehrermangel herrscht. Abends werden wir zu einer Abschiedszeremonie eingeladen, weil ein Sohn aus der Dorfgemeinschaft für sieben Monate nach Neuseeland gehen wird.

Ein chilliger Morgen

Olli puzzlet
Olli puzzlet

Die Nacht über konnte ich kaum schlafen, weil es viel zu heiß war. Mit meinem ebook-Reader setzte ich mich nach draußen und genoss die Ruhe. Lediglich die bekloppten Hähne krähten, denn die haben kein Zeitgefühl mehr und konkurrieren ständig mit ihrem Geschrei.
Um 7 Uhr stand das Frühstück auf dem Tisch. Diesmal gab es in Fett getunkte Brötchen und Kringel – ähnlich wie bei uns die Krapfen, dazu Marmelade. Die Kinder waren schon in der Schule, so dass ich etwas Schlaf nachholen konnte und Oliver schwimmen und schnorcheln ging. Nach einer Pause in der Hängematte baute er eine neue legoähnliche Figur zusammen. Den Bagger hatten die Kinder schon auseinander genommen. Wir sind gespannt, wie lange der Drache hält.

Besuch in der Dorfschule

Bepackt mit einem Lunchpaket und auch einer Dose Mittagessen für Solomon (unser Uno-Spiel-Partner) fuhren wir mit dem Motorboot etwa 10 Minuten bis zur Dorfschule. Zu Fuß kann man diese nicht erreichen, weil der Weg sehr felsig ist.
Die Kinder saßen mit ihren Lehrerinnen auf dem Boden und verspeisten die von zu Hause mitgebrachten Leckereien. Solomon war froh, als wir endlich eintrafen. Für uns wurde eine Plane ausgebreitet und die Kinder rückten näher. Heute gab es kalte Würstchen, Pommes und Ananas. Die Kinder waren sehr happy, dass wir unser Essen nicht auf bekamen und stürzten sich auf unsere Pommes.

Nach und nach wurde es leerer um uns herum. Ebenfalls in der Dorfschule war unsere französische Nachbarin aus dem Nebenhaus. Nach einem kurzen Plausch waren wir neugierig, wie es in den Klassenzimmern aussah.
Bei den Kleinen schien keine Lehrerin zu sein, lediglich ein paar ältere Schülerinnen beaufsichtigten die Klasse und halfen den lernenden Kindern. Auch die nächste Klasse war ohne Aufsicht. Erst in der dritten Klasse trafen wir eine sehr sympatische Lehrerin, die uns erklärte, dass sie an diesem Tag drei Klassen beaufsichtigen muss. Eine Lehrerin wäre wegen familiärer Angelegenheiten auf eine andere Insel gereist, eine andere Lehrerin wäre erkrankt. Wir erfuhren von ihr, dass auch auf Fidschi zu wenig Lehrer seien. Auf einer anderen kleinen Insel gab es sogar eine kleine Förderschule, die jedoch Kinder mit jeglichem Förderbedarf aufnahm. 
Außerdem erzählte sie, dass die Schule zwar Computer hätte, diese aber wegen fehlender Gelder bzw. fehlender Mittel zur Nutzung vorhandener Solarplatten nicht nutzen könne.

“Unterricht” in einer Fidschi-Klasse

Oliver und ich betraten die Klasse mit den ältesten Schülern, die wohl etwa zehn bis zwölf Jahre alt waren. Sie waren sehr aufgeregt und zeigten sich interessiert. An der Tafel stand ein Gedicht namenes “Homesick” mit Fragen zum Text. Die Schüler wollten diese alle beantworten und riefen wild durcheinander in die Klasse. Nachdem ich für Ruhe gesorgt hatte, erörterten wir den Begriff “Homesick” (Heimweh). Wie kann ein Kind, das dieses Paradies nie verlassen hat, etwas über Heimweh kennen?

Dann wechselten wir zu ein paar deutschen Ausdrücken, die Oliver und ich im Rollenspiel vortrugen. Durch die Bank weg wiederholten die Kinder auf Deutsch abwechseld “Wie heißt du?” und anschließend die Antwort “Ich heiße …”. Das hat echt Spaß gemacht.

Bootsfahrt mit Schulkindern

Anschließend verabschiedeten wir uns und schnorchelten bis etwa 15 Uhr an diesem Strand. Mit den Schulkindern sprangen wir auf das Ruderboot und fuhren zurück, wo uns Ma schon erwartete. Sie erzählte uns, dass abends ein Fest gegeben werde, weil einer aus der Gemeinschaft am nächsten Tag für sieben Monate die Insel verlassen würde. Sie war in der Küche fleißig, da jeder etwas zu dem Fest mitbringen sollte. Wir waren herzlich eingeladen. Mein Rock war lang genug, Oliver hingegen musste sich eins meiner Tücher um die Hüfte knoten. 

Abschiedszeremonie eines Dorfmitglieds und „Was ist Kava?“

Um 17 Uhr gingen wir in den Gemeinschaftsraum und sollten uns auf Kissen setzen. Vorher übergaben wir dem Häuptling sein Geschenk, die gemahlene Kava-Wurzel. An diesem Tag war auch das Fasten beendet und alle freuten sich auf Speis‘ und Trank.

Bevor es jedoch losgehen konnte, sprach der Häuptling mit geschlossenen Augen ein paar Worte. Daraufhin sprach auch derjenige, der nach Neuseeland gehen würde ein paar Worte und Tränen flossen. Die Damen fächelten derweil die Fliegen von den Speisen, die mit einer Tischdecke zugedeckt waren. Man bot uns Kava an. Die kleine Schüssel wurde einer Person gereicht, daraufhin klatschte die Gemeinschaft dreimal gleichzeitig in die Hände. Das Getränk musste auf einmal ohne Absetzen getrunken werden. Es schmeckte nach modriger Erde und sollte beruhigende Wirkung haben. Wie soll man in dieser entspannten Umgebung noch mehr entspannen?
Oliver durfte als erstes kosten, danach der Häuptling. Auch ich durfte mir dann etwas nehmen. Die Speisen waren etwas aus Muscheln, Kartoffelsalat, etwas mit Hühnchen, Ananas, Brotfrucht und Kuchen. Alle außer uns aßen mit den Fingern, wir bekamen große Löffel. Nach und nach verlagerte sich die Gesellschaft nach draußen. Wir bestaunten das Treiben.
Um 18 Uhr ertönte wieder das Trommeln zum Gebet. Einer der Bewohner drehte sich zu uns um und begann zu beten, das Gebet wiederholte er auf Englisch. Erstaunlicherweise ging es in diesem Gebet ausschließlich um uns. Man wünschte uns Glück und Gesundheit auf unserer weiteren Reise. Anschließend setzten wir uns zur Dorfgemeinschaft nach draußen. Wir gehörten direkt zur Gemeinschaft!

Oliver mit Rock
Oliver mit Rock

Als die Sonne unterging verabschiedeten wir uns und genossen wieder die Aussicht am Strand.

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