Unsere Weltreise ist in Skandinavien gestartet. Auf dem ursprünglichen Plan standen Dänemark, Norwegen, Schweden und Finnland mit einem Zwischenstopp im Baltikum. Nach Lettland und Estland reisten wir kurzfristig zurück nach Deutschland und starteten erneut in Finnland.
Allgemein
Dänemark haben wir per Zug via Hamburg erreicht. Im zweiten Anlauf sind wir mit dem Zug über Lübeck und dann per Fähre nach Helsinki in Finnland gereist.
Land und Leute
Wir haben die Menschen in den skandinavischen Ländern durchweg als sehr liberal und weltoffen erlebt. Sie waren sehr hilfsbereit, aber auch neugierig, was unsere Reisepläne angeht. Jeder sprach perfektes Englisch, ähnlich wie man es aus den Niederlanden kennt.
Etwas irritierend fand ich persönlich, dass nahezu niemand seine Fenster mit Gardinen bestückt, so dass wir unbeabsichtigt vielen Leuten in ihre Wohnung geschaut haben.
Landschaftlich gibt es eine Menge zu entdecken – insbesondere ganz im Norden (Lofoten, Lappland). Das ist definitiv eine erneute Reise wert. Vielleicht mal mit dem Rad?
Unterkünfte
Wir haben mit zwei Ausnahmen z.B. in Flåm (Hostel) durchweg in privaten airbnb Unterkünften gewohnt. Überwiegend hatten wir die gesamte Wohnung für uns – einige Male ist der eigentliche Mieter für die Dauer unserer Anwesenheit vorübergehend ausgezogen.
Check-in / Schlüsselübergabe verliefen durchweg problemlos. Alle Vermieter standen uns zeitnah für Fragen und sonstige Unterstützung zur Verfügung. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass eigene Wohnungen mit (Zugriff auf eine) Küche in Skandinavien das Mittel der Wahl sind, um nicht direkt am Anfang der Reise durch Restaurant-Besuche ein Budget-Problem zu bekommen (siehe unten „Kosten“).
Logistik und Verkehr
Unsere Fortbewegungsmittel quer durch Skandinavien waren Züge und Fähren. Wir haben uns zu diesem Zweck jeder einen Interrail Global Pass für einen Monat / 5 Fahrttage besorgt. Eine Entscheidung, die wir (zumindest für eine Skandinavien Tour) so nicht mehr fällen würden. Zusätzlich zum Global Pass benötigten wir für alle Schlafwagen-Fahrten Reservierungen, die preislich ähnlich teuer waren, wie eine Fahrt im Schlafwagen ohne Interrail Pass. Zudem kann man (zumindest in Skandinavien) keine Reservierungen online vornehmen. Zwar bietet Interrail selbst auf deren Portal die Möglichkeit online Reservierungen anzufragen, aber zu vollkommen indiskutablen Bedingungen, was Dauer (zwischen Anfrage und Angebot lagen mehrere Tage), Zustellung (per Post!!!) und Preis (Reservierung war kurzerhand doppelt so teuer wie später am Schalter) betrifft. Letztlich haben wir uns die Schlafwagen-Reservierungen an einem Verkaufsschalter der Deutschen Bahn besorgt. Die Flexibilität eines Interrail Passes war damit aber hinfällig.
In Norwegen interessierte sich bei den Nachtfahrten kein Schaffner für unser Interrail Diary (Tagebuch), sondern die Reservierung reichte aus, um den Schlüssel für das Schlafabteil zu bekommen. Wahrscheinlich hätten wir auch keinen Vermerk in unserem Diary machen müssen und die Fahrten anders verwenden können (keine Gewähr von uns, ob das legal ist oder immer so ist).
Auch für Tagesfahrten empfiehlt es sich, Reservierungen zu haben. Man darf zwar auch ohne Reservierung in jedem Zug mitfahren, jedoch scheinen die Skandinavier aber alle zu reservieren, so dass es die in Deutschland üblichen reservierungsfreien Plätze gar nicht gibt und man sich einige Male während der Fahrt umsetzen muss und verständnislose Blicke erntet, warum man sich denn ohne Reservierung überhaupt auf einen Platz setzt.
Ansonsten lässt sich sagen, dass die Züge in Skandinavien sowohl sauber und gepflegt als auch zuverlässig und pünktlich sind.
Innerhalb der Städte / Orte sind wir in Skandinavien sehr viel zu Fuß von A nach B gekommen. Selbst die großen Städte wie Helsinki, Oslo und Stockholm sind recht übersichtlich, wobei wir längere Distanzen dann auch mal mit der U-Bahn (T Bana) oder Tram gefahren sind. Der ÖPNV ist verglichen zu Deutschland leicht teurer. Bei längeren Aufenthalten in Städten haben wir daher zu Mehr-Tages-Karten gegriffen, die sich dann lohnen können. Etwaige City-Pässe (Oslo-Pass, Bergen-Pass, …) haben wir nicht genutzt, da die Rabatte für zahlreiche Attraktions- und Museums-Besuche für uns auf einer Weltreise weniger interessant sind.
Letztlich noch zur Einkaufssituation: Es gibt gut sortierte Supermärkte allerorts, die eigentlich alles führen, was man braucht (und bezahlen kann). Dass Alkoholverkauf in Skandinavien etwas anders gehandhabt wird, ist sicherlich auch in Deutschland bekannt. In der Regel gibt es im Supermarkt entweder gar keinen Alkohol oder nur Leichtprozentiges (Bier, Cider). Alles andere muss in speziellen Alkohol-Stores erworben werden (das ist in der Tat grundsätzlich in allen skandinavischen Ländern noch so, allerdings in Schweden/Norwegen etwas strenger ausgelegt als in Finnland und Dänemark). Zudem gibt es ab einer bestimmten Uhrzeit (zwischen 21h und 22h) gar keinen Alkohol mehr.
Das war letztlich für uns nicht so relevant, da wir in Skandinavien „Dry Days“ gemacht haben. Ob die ganzen Maßnahmen tatsächlich den Alkoholismus in Skandinavien einschränken, kann durchaus hinterfragt werden mit Blick auf die Statistiken. Letztlich sind die Skandinavier pfiffig und organisieren mit ihrem umfangreichen Fähr-System Fahrten ins erheblich billigere Baltikum oder nach Deutschland, ohne wirkliches kulturelles Interesse an die jeweiligen Regionen :).
Kosten und Geld
Man kann es kurz machen: Skandinavien ist sauteuer! Nicht nur was Alkohol und Zigaretten angeht… Einfach alles ist teuer, ungefähr in der Reihenfolge Dänemark<Finnland<Schweden<Norwegen.
Als Beispiel sei das berühmte Fischbrötchen auf dem Fischmarkt in Bergen genannt, für das man schlappe 25 Euro sehen wollte. Für Restaurant-Besuche sollte man umgerechnet 25 EUR p.P. ohne Getränke für einen (Haupt-)Gang einplanen. Da geht man doch lieber in den Supermarkt und bereitet sich in seinem airbnb Heim etwas zu, wobei auch die Supermärkte die Hände gerne aufhalten. Relativ günstig (auf deutschem Preisniveau) fanden wir Fisch, Lachs, Kaviar, Brot, Marmelade, Hüttenkäse und Obst (Äpfel, Bananen). Wasser lässt sich überall aus der Leitung trinken.
Der Zahlungsverkehr ist insgesamt fast überall bargeldlos und fast allerorts kann man kontaktlos per Handy zahlen. Es geht sogar so weit, dass einige Einrichtungen gar kein Bargeld mehr akzeptieren. Uns kam das sehr entgegen, weisen die vier skandinavischen Länder doch vier verschiedene Währungen auf (dänische, norwegische, schwedische Krone und Euro in Finnland).
Und sonst…
Gerade bei Städtetrips nicht ganz unwichtig ist die Toiletten-Situation. Wenn man den ganzen Tag draußen ist und nicht für jeden Toiletten-Besuch irgendwo einkehren will (siehe auch unter Kosten), so ist man schon auf öffentliche Toiletten angewiesen. Diese gibt es üblicherweise auch, allerdings so gut wie nie, gratis. Selbst in Kaufhäusern, wo man hierzulande maximal eine unbewachte Untertasse mit ein paar Cents vorfindet, wurde mindestens umgerechnet 1 Euro (meistens durch mechanische Sperren) verlangt. Nichts, was einen arm macht, aber doch sehr nervig ist, insbesondere wenn die Zahlung -wie in Skandinavien üblich – bitteschön über Kreditkarte mit Pin-Eingabe zu erfolgen hat
Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zu Skandinavien in chronologisch aufsteigender Reihenfolge….