Wir sind mittlerweile seit gut zwei Monaten wieder in Deutschland und können nun unsere Reise revue passieren lassen.
Eine halbe Weltreise – Dank COVID-19
Wie viele Reisen und Erlebnisse passen in ein freies Jahr? Da wir noch nie soviel Zeit zur Verfügung hatten, waren wir gespannt, was uns erwarten sollte.
Im ersten Teil unserer geplanten Weltreise durchreisten wir Dänemark, Norwegen, Schweden, Estland und Lettland. Jeden Tag dokumentierten wir das Erlebte im Blog und planten weitere Schritte. Oliver setzte sich in erster Linie mit den Verkehrsverbindungen auseinander, Stephi kümmerte sich um Unterkünfte und Sehenswürdigkeiten. Überall begegneten wir herzlichen, hilfsbereiten Menschen und genossen die landestypischen Spezialitäten.
Im Dezember ging unsere Reise dann weiter von Finnland, wo wir Weihnachten feierten, über die Grenze nach Russland und das Abenteuer Transsibirsche Eisenbahn begann. Während wir vorher eher in privaten Unterkünften oder auf Fähren nächtigten, sollten wir nun im wackeligen Zug entweder in Großraumwagen oder Vierer-Abteilen schlafen. Auch mit geringem Platz und begrenzten sanitären Einrichtungen genossen wir es, durch die verschneite Landschaft zu fahren.
In einigen Städten machten wir Halt (St. Petersburg, Moskau, Jekaterinburg, Nowosibirsk, Irkusk, Sljudjanka, Wladiwostok) und lernten die russische Gastfreundschaft kennen.
Der Abstecher in die Mongolei (Ulan-Ude) zeigte nochmal eine andere Art zu leben, da wir hier Menschen trafen, die in Jurten leben.
Weiter ging die Reise nach Süd-Korea und von dort mit dem Schiff nach Hakata. Nach dem Aufenthalt im kalten Russland, befanden wir uns jetzt im quirligen Japan, wo alles bunt erleuchtet war und so einen krassen Gegensatz zum bisher Erlebten darstellte. Hier beschlossen wir, unsere Reise-Route wegen Covid-19 zu ändern, da von einer Einreise nach China abgeraten wurde. In Osaka buchten wir den Flug nach Fidschi, wo wir eigentlich erst nach unserem Aufenthalt in Asien hinreisen wollten.
Auf Fidschi wurden wir mit Bula-Gesängen am Flughafen empfangen und ließen uns auf das Abenteuer Südsee ein. Weiße Strände, blaues, klares Wasser und herzliche Menschen – ein Paradies. Wir hüpften von einer Insel zur anderen und quartierten uns in unterschiedlichen Preisklassen ein: von der einfachen privaten Unterkunft mit Anschluss an die Dorfgemeinschaft über einfache Hütten am Strand bis zu einem Luxus-Ressort war alles dabei.
Auch hier wollte man bei der Einreise ein Rückflugticket sehen und das Thema Covid-19 begann immer mehr ein globales Thema zu werden. Von den Daheimgebliebenen in Deutschland bekamen wir die Empfehlung, doch auf Fidschi zu bleiben, weil sich das Corona-Virus immer weiter in der Welt verbreitete.
In Singapur (die erste Station unserer Reise, die wir bereits gut von vorherigen Reisen kannten) spürten wir erstmalig, dass sich eine neue Normalität eingeschwungen hatte. Am Flughafen gab es Wärmebildkameras und Körperwärme-Scanner, im Hotel wurde die Temperatur gemessen und wir mussten Formulare ausfüllen. Auch Restaurants durfte man nur auf Aufforderung und nach Temperatur-Messung betreten.
Malaysia wurde durch Corona zum Hauptaufenthaltsort unserer Weltreise, die deshalb auch nur eine halbe Weltreise wurde. Dieses Land ist uns schon durch vorherige Reisen ans Herz gewachsen, doch durch die Reisebeschränkungen konnten wir nun sogar mehrere Monate auf einer Trauminsel mit nur wenigen Touristen verbringen. Hier endete dann auch unsere Weltreise, so dass wir nur einen Teil der geplanten Länder sehen konnten.
Das Corona-Virus hat unsere Reiseroute also sehr geprägt, doch wir haben das Beste daraus gemacht und viele tolle Erfahrungen mitgenommen.
Wiederkehren
Nach etwas mehr als einem halben Jahr kehrten wir nach Hause zurück. Bereits im Flugzeug fühlte es sich schon so an, als würden wir etwas hinter uns lassen: warme Temperaturen, das Meer, leckeres Essen, liebenswerte Menschen u.v.m.
Doch es hatte auch seinen Reiz, wieder ins eigene Land zurück zu kehren. Am Flughafen erwarteten uns Stephis Vater und Tante. Alle Menschen trugen einen Mundschutz, Umarmungen sollten vermieden werden. Deshalb wirkte es fremd und anders. Schon die Gespräche in deutscher Sprache von anderen Reiserückkehrern gingen uns auf den Keks. Die Themen wirken so belanglos und oberflächlich.
Unsere Wohnung, die wir ja nicht aufgegeben hatten, machte auf uns einen einladenden Eindruck. So viel Platz, kein Sand an den Füßen, eine eigene Waschmaschine, ein Kühlschrank und überquellende Kleiderschränke. Es ist komisch, was einem auf einmal als Luxus vorkommt. Lediglich der Straßenlärm und insbesondere die extrem lauten Sirenen der Kranken- und Rettungswagen störten uns gewaltig.
Groß war die Freude, Familie und Freunde wieder zu sehen. Viele hatten unsere Reise über unseren Blog verfolgt, doch persönliche Gespräche fehlten. Begrüßungsrituale wie Händeschütteln oder in den Arm nehmen, die vor unserer Reise noch Usus waren, sollen nun vermieden werden, was das Wiederankommen merkwürdig anfühlen lässt. Es fehlt definitiv etwas. Wir besuchen unsere Lieben lediglich im Garten oder in Cafés mit Außenterrasse.
Trotzdem ist es fast schon erschreckend, wie schnell die Normalität wieder einkehrt. So viel hatte sich dann in Düsseldorf doch nicht verändert – da waren die Effekte bei vergangenen, erheblich kürzeren Urlaubsreisen heftiger in Erinnerung.
Natürlich ist irgendwann auch der Punkt erreicht, an dem man die ganzen Stories zum zigsten Mal erzählt – und sie schon selbst nicht mehr hören kann. Aber auch die daheim Gebliebenen hatten eine besondere Zeit mit den COVID Maßnahmen, so dass das Interesse an einer Weltreise recht schnell verpufft.
Und jetzt…?
Es ist lustig, dass viele unserer Bekannten überrascht waren, dass wir überhaupt von der Reise zurückgekehrt sind. Ja, der Gedanke war tatsächlich da – nicht nur einmal. Allerdings ist eine Welt im Lockdown auch nicht die beste Situation, um gravierende Änderungen im Leben zu planen. Aber wir haben viele Denkanstöße bekommen und diskutiert.
Natürlich war da auch oft die Frage, ob wir nicht enttäuscht waren, gerade während unserer lang geplanten Weltreise in eine globale Pandemie zu laufen. Und ja – es gab gelegentlich Momente, in denen wir uns ein wenig vom Pech verfolgt gefühlt haben. Letztlich muss man aber auch anerkennen, dass alle Menschen auf der Welt mit Einschränkungen umgehen mussten. Wir waren trotz des Lockdowns von großem Glück gesegnet, fünf Monate bei super netten Menschen zu verbrigen auf einer tropischen nahezu touristenfreien Trauminsel in einem sehr stabilen Land. Das war eine Chance zum Deep-Dive, die wir so vermutlich nicht mehr bekommen werden. Eine „normale Weltreise“ kann man schließlich immer noch machen.
Unsere Freude am Reisen, am Entdecken neuer Orte, Menschen und Kulturen ist ungebrochen und wir wollen möglichst schnell wieder mit dem Zug um die Welt. Doch aktuell macht uns wohl auf nicht absehbare Zeit Corona einen Strich durch die Rechnung. Viele Länder haben ihre Grenzen zugemacht, was gut und wichtig ist. Wir hoffen, dass sich die Welt wieder schnell erholt.
Uns hat unsere Reise in vielerlei Hinsicht bereichert. Es ist nicht wichtig, wo man sich in der Welt befindet, Kontakte bleiben dank modernster Technik bestehen. Man sollte den Kopf frei von festen Plänen haben, lediglich die Richtung und die Art des Reisens sollte man verfolgen. Auch wenn unsere Reise uns dazu veranlasste, oft umzudenken, hatten wir eine tolle Zeit, auf die wir gerne zurück blicken.
Irgendwann werden wir weiter reisen und neue Länder, Menschen und Abenteuer entdecken. Doch werden wir auch zurückkehren zu den Menschen, die uns mit offenen Armen empfangen und durch die Corona-Pandemie begleitet haben. Malaysia und insbesondere Pulau Kapas sind zu einer zweiten Heimat geworden.