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Mai 11, 2020

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Auf die japanische Insel haben wir es tatsächlich nochmal ohne Flugzeug geschafft. Mit einer Fähre gelangen wir von Busan nach Hakata, dem Ausgangspunkt einer zweiwöchigen Japan Tour.

Allgemein

Ähnlich wie Russland lässt auch Japan kein gängiges Klischee aus, das man landläufig über Land und Leute hat. Trotzdem waren die fünf Städte, die wir besucht haben – Hakata. Hiroshima, Osaka, Kyoto und Tokyo – alle sehr individuell und verschieden.

Land und Leute

Bereits beim Zoll sind wir von den Japanern sehr herzlich begrüßt worden. Zunächst einmal, weil wir aus Düsseldorf kommen, einer der größten Communities von Japanern im Ausland. Aber auch weil wir auf Weltreise waren – man wollte genauestens wissen, wo wir schon waren und wo es noch hingeht. Unser nächstes Ziel – Fidschi – verwechselte man gerne mit dem heimischen Berg  / Vulkan Fuji.
Tatsächlich mussten wir auch unsere Taschen öffnen. Wir hatten jede Menge Medizin dabei, welche den Vorrat eines Monats deutlich überstieg (es sollte ja nach Japan noch eine mehrmonatige Reise vor uns liegen). Normalerweise muss für diesen Fall das sogenannte Yakkan Shoumei (Formular zur Anmeldung von größeren Mengen von Medikamenten zur Einfuhr nach Japan) proaktiv eingereicht werden. Am Zoll selbst kam das Thema aber nicht zur Sprache.

Die enorme Höflichkeit der ständig lächelnden / kichernden Japaner – die wir bereits in Korea bei den Koreanern kennengelernt und kurz anschnitten haben, ist omnipräsent und definitv nicht nur ein Vorurteil. Zudem scheinen sich alle verrückten Schnapsideen dieser Welt hier zu konzentrieren. Seien es Maiden-Restaurants, in denen man von jungen Frauen, verkleidet als kleine Mädchen, bedient wird oder Monster-Cafés, in denen alles zugeht wie im Süßigkeiten-Land. Die Details zu diesen Kuriositäten entnehme man unseren Tagebuch-Artikeln.

Wie gesagt waren wir in fünf Städten in Japan, begonnen mit der nahezu touristenfreien, aber umso beschaulicheren Hafenstadt Hakata. Hiroshima durfte natürlich wegen seiner jüngeren Geschichte nicht fehlen und hat darüber hinaus auch noch mehr zu bieten als die absolut empfehlenswerte Gedenkstätte für den Bombenabwurf.
Osaka erschien uns die eigentliche Hauptstadt zu sein – hier zeigte sich Japan, wie man es aus dem Fernsehen kennt: sehr quirlig, bunt und voll – wie wir es eigentlich erst in Tokio erwartet hätten.
Kyoto ist zwar voll mit Touristen aber kulturell und historisch natürlich ein absolutes Highlight.
Und Tokio hat uns doch sehr überrascht. Als größte Stadt der Welt hatten wir eigentlich nochmal eine Steigerung hinsichtlich der Menschenmengen zu Osaka erwartet. Das Gegenteil war der Fall. Zeitweise waren wir allein auf der Straße unterwegs und in Taitō sicherlich auch nicht irgendwo in der Peripherie, sondern schon recht zentral wohnhaft.

Ein weiteres Highlight sind definitiv die Toiletten. Sie bieten zahlreiche Programme, um den Hintern zu duschen, zu föhnen und das Ganze auch noch mit schöner Musik oder Wassergeräuschen vom Tonband wegen der Peinlichkeit durch etwaige Mithörer zu übertünchen. Und man findet sie überall. Sogar in öffentlichen Toiletten, in den U-Bahn-Stationen. Sehr clever finden wir auch die Konstruktion, welche nach dem Abziehen das nachfließende Wasser zum Wiederauffüllen des Tanks über ein kleines Waschbecken auf dem Wasserkasten schickt. Somit konnte man sich mit dem Wasser die Hände waschen, bevor es der Nächste zum nächsten Abziehen verwendet.

Selbst den oben erwähnten, berühmten Berg / Vulkan Fuji haben wir kurz gesehen. Im Shinkansen zwischen Kyoto und Tokyo zeigte er sich uns am Horizont. Es war vollkommen ausreichend, ihn so mal kurz gesehen zu haben – Ausflug dorthin gespart.

Unterkünfte

Unterkünfte in Japan haben den Ruf, eng, klein und teuer zu sein. Ein Gerücht, das wir nur bedingt bestätigen können. So war die Überraschung groß, als wir in unserem allerersten Hostel in Japan nämlich in Hakata eines unserer größten Hotelzimmer der kompletten Reise vorfanden, riesiges Bett und Massagesessel inclusive.

In Tokio und Osaka hatten wir sogar kleine Wohnungen, die durchaus vergleichbar mit kleinen Studentenbuden in Deutschland waren. Eine Waschmaschine war in den Wohnungen stets vorhanden. Getrocknet wird nicht auf dem Balkon oder im Trockner – das Bad wird durch einen Temperaturregler in einen Trockenraum verwandelt, in dem man die Wäsche über Nacht aufhängt und am nächsten morgen schrankfertig vorfindet.

Ein weiteres gutes Feature: Viele japanische Unterkünfte bieten nicht nur kostenloses WIFI, sondern auch die Möglichkeit, dieses mit in die Stadt zu nehmen. Dazu erhält man entweder ein Mobiltelefon, das man mitnimmt oder einen kleinen WIFI Hotspot für unterwegs.

Logistik und Verkehr

In Japan ist der ÖPNV in vielerlei Hinsicht komplett anders. Direkt in Hakata durften wir das feststellen. Im Bus wird beim Aussteigen bezahlt – beim Einsteigen zieht man ein kleines Stück Papier, auf dem man mit Hilfe einer Anzeigetafel während der Fahrt nachvollziehen kann, wie teuer diese aktuell ist.
Zudem sitzen in Bussen und Straßenbahnen Schaffner, welche unentwegt durch das Mikrofon irgendwelche Dinge erzählen, deren Inhalt sich uns bis heute nicht erschlossen hat. Man kam sich ein wenig vor wie auf einer Kirmes – „Einsteigen – Immer wieder dabei sein – Die nächste Fahrt ist rückwärts“.

Das U-Bahn-System haben wir nur in Osaka und Tokyo genutzt. Und es ist in der Tat so kompliziert, wie man vermutet. Viele Ticketautomaten nehmen nur Cash. Dann gilt es immer wieder abzuwägen, ob man Tagespässe oder Prepaid-Tickets nimmt.
Zudem gibt es mehrere Metrogesellschaften in Tokyo, die nicht notwendigerweise immer alle optimal miteinander kooperieren. Wir waren erst der Meinung, dass das Tokyo Metro Ticket das beste für uns wäre (gibt es nur für Touristen gegen Vorlage des Reisepasses). Das Ticket gibt es für 24h, 48h und 72h und deckt sowohl Tokyo Metro als auch Toei Subway ab.
Aber neben der Tatsache, dass wir den Schalter, an dem man das Ticket kaufen kann, ca. zwei Stunden lang suchen mussten (z.B. Station Ueno, -1. Etage, zwischen den Abgängen zu den Bahnsteigen), stellten wir auch relativ schnell fest, dass es noch zahlreiche andere Verkehrsverbünde (1, 2, 3) gab, die eben von dem Tokyo Metro Ticket nicht abgedeckt werden, aber durchaus manche Regionen konkurrenzlos anfahren.
Wir haben daher, nachdem unser 72h Pass abgelaufen war, nur noch die Prepaid-Lösung von PASMO genutzt. Dieses Ticket gilt überall und man erhält am Ende seines Tokio-Aufenthalts Geld und Pfand zurück.

Überlandfahren in Japan werden über das berühmte Schnell-Schienennetz (Shinkansen) und ein enorm umfassendes Bus-System abgedeckt. Zugfahren in Japan ist ein wenig teurer als in Deutschland. Sparpreise oder Frühbucherrabatte gibt es gar nicht. Die Strecke kostet immer gleich viel im Shinkansen. Man kann lediglich Geld sparen, indem man keine Sitzplatzreservierung bucht oder mit Bummelzügen fährt.
Der Japan Rail Pass war (selbst in der günstigen Version für Touristen) für uns keine Option. Wir haben den Shinkansen aber auch nur dreimal verwendet. Eine Strecke (Hiroshima-Osaka) haben wir mit dem Bus (sehr günstig) zurückgelegt. Für die Planung der Bahnreisen empfiehlt sich die Hyperdia App, leider aber ohne die Möglichkeit, online Tickets zu kaufen (sowas gibt es in Japan nicht).

Kosten und Geld

Den Ruf Japans, besonders teuer zu sein, konnten wir kaum bestätigen. Japan ist durchaus vergleichbar mit Großbritannien.
Die Unterkünfte bewegten sich alle im Rahmen (man sollte vielleicht Hotels meiden und eher nach Hostels oder airbnb Apartments schauen).

Essen oder einen trinken gehen ist tatsächlich teurer als in Deutschland. Auch Vorsicht, viele Preise sind im Restaurant noch vor Steuern. Wir haben uns überwiegend aus den zahlreichen Supermärkten verpflegt. Hier gibt es häufig bereits „ready-to-eat Food“, preislich aber durchaus auch nochmal eine ganze Ecke teurer als in Deutschland.

Das Bezahlen per Kreditkarte ist prinzipiell in Japan kein Problem. Allerdings sind GooglePay und kontaktloses Bezahlen hier vollkommen unbekannt. Bargeld spielt an vielen Stellen noch eine große Rolle – mag sein, dass sich das mit Corona bald ändert.

Und sonst…

Noch mehr als in Korea ist uns in Japan aufgefallen, dass die digitale Transformation im Land der Technik noch nicht so fortgeschritten ist wie in Deutschland. Vieles, was bei uns mittlerweile online, per App oder bargeldlos funktioniert (Bustickets, Bahnfahrten, Automatenzahlung), wird in Japan noch traditionell mit Yen Münzen abgewickelt.

Die Japaner trinken gerne und viel Alkohol. Aber auch hier gilt – wie in Korea – immer mit ein wenig „Alibi-Essen“. Japanische Kneipen heißen Izakaya. Und diese sind super gemütlich und sehr gesellig (Stichwort: Karaoke). Und als europäische Langnase, sind einem Aufmerksamkeit und Neugierde der anderen Barbesucher sicher.
Wenn getrunken wird, dann nicht nur Bier oder Sake. Eine ganz große Renaissance erlebt in Japan aktuell der sogenannte Highball, einem Mischgetränk aus Hochprozentigem (Rum oder Whisky) mit Soda. Dem Verfasser hat’s geschmeckt – seiner Mitreisenden weniger : )

(Mehrwert-)Steuerfreises Einkaufen kann man ja mittlerweile in jedem Land außerhalb der EU. Allerdings meistens nur über Rückerstattungsformulare am Flughafen. In Japan ist das einfacher. Die meisten Läden ziehen direkt an der Kasse bei Vorlage eines Reisepasses die Steuern ab. Auf diesem Weg sind wir dann tatsächlich noch sehr günstig an ein paar Schnorchel gekommen für die ansteheneden Strandaufenthalte in Fidschi und Südostasien. Wobei das Thema Schnorchelkaufen in Japan einen eigenen Artikel wert ist, denn es war wirklich nicht einfach einen Laden in Tokio  zu finden…

Zum Schluss nochmal ein Hinweis von weiblicher Seite: In Korea und Japan wird man mit Pflegeprodukten wie Gesichtscremes, Masken und Tigerbalm überhäuft. Allerdings gibt es hier nur Monatspflegeprodukte in Form von Binden zu kaufen. Alles andere sollte Frau vorher in den Koffer packen.

Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zu Japan in chronologisch aufsteigender Reihenfolge…