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April 25, 2020

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Auch Südkorea war zeitweise von unserer planmäßigen Reiseroute verschwunden, da wir dachten, es reicht nach Japan zu reisen, um den asiatischen fernen Osten hinreichend kennenzulernen. Dass wir schließlich doch nach Seoul geflogen sind, sollte sich in vielerlei Hinsicht als gute Entscheidung herausstellen.

Allgemein

In Wladiwostok hatten wir zunächst die Hoffnung noch nicht aufgegeben, ohne zu fliegen in den fernen Osten zu gelangen. Dann aber kam die Begegnung mit der gelangweilten russischen Dame am Schalter der DBS Ferries (Fährgesellschaft zwischen Russland, Südkorea und Japan). Sie gab uns mit den allerorts in Russland kaum vorhandenen Englischkenntnissen zu verstehen, dass es keine Boote nach Korea oder Japan mehr gibt. Es wird wohl das Geheimnis der russischen Bürokratie bleiben, warum die Dame dann dort täglich sechs Stunden am Schalter steht, nur um das zu verkünden. Mittlerweile haben wir erfahren, dass die Verbindung nun dauerhaft eingestellt wurde (NICHT wg. COVID19) – hoffentlich hat jemand der Frau am Schalter mal mittlerweile Bescheid gesagt.

Somit war klar, dass wir nur per Flugzeug weiterkommen, denn eine Einreise nach Südkorea aus Russland via Nordkorea (per Zug) ist von den Behörden nicht vorgesehen, wäre aber durchaus sehr reizvoll gewesen. Unsere Versuche mit etwaigen Frachtschiffen überzusetzen wurden von den Carriern entweder ignoriert (FESCO) oder nicht verstanden (CMA CGM).

Land und Leute

Der kulturelle Unterschied zwischen Russland und Korea könnte für zwei (fast) Nachbarländer größer kaum sein. Statt der meistens ernsten, russischen Minen begegneten uns nun permanent kichernde Asiaten, dazu fast unterwürfige Höflichkeit. Im Zug vom Flughafen nach Seoul Downtown bspw. betrat und verließ der Schaffner den Wagen stets mit einer tiefen Verbeugung vor den Fahrgästen. Das ist so üblich in allen Zügen, wie wir später herausfanden.

Unsere Unterkunft lag direkt in der Nähe des Hauptbahnhofs von Seoul. Somit war uns sofort ein Einblick in die weniger schönen Seiten von Seoul vergönnt – die Obdachlosen. Gerade in asiatischen Ländern, in denen Gesichtsverlust noch eine tragende Rolle spielt, ein nicht ganz einfaches Thema. Allerdings wirkten die Obdachlosen auf uns (im Vergleich zu westlichen Obdachlosen) auch sehr sauber und gepflegt – sie könnten vermutlich so unmittelbar zu einem Bewerbungsgespräch aufbrechen.

Die Stadt Seoul zu Fuß zu erkunden gleicht einer Reise durch ein Labyrinth, das bereits unterirdisch beginnt. Wenn man in der Metro den falschen Ausgang wählt, ist man oberirdisch ggf. ziemlich aufgeschmissen. Überhaupt bietet die „Unterwelt“ Seouls eine Parallelwelt, in der komplette Märkte und Shopping-Paradiese aufgebaut sind.

Ansonsten kommt Seoul als eine der größten Städte der Welt recht ambivalent daher. Es gibt Stadtteile, in denen man sich wie im antiken Asien fühlt und die sehr ruhig und friedvoll sind (z.B. der Palast). Andere wie bspw. der berühmte Stadtteil Gangnam wirken insb. nach Einbruch der Dunkelheit wie eine dystopische Welt, wie man sie aus Hollywood Filmen wie Blade Runner kennt.

Busan ist im Ganzen eher ruhig und beschaulich. Hier sprach man auch wieder deutlich weniger und schlechter Englisch – und wir haben erstmalig Restaurants gesehen, die keine Gäste haben wollten, die aus China kamen oder dort vor kurzen waren wg. der gerade Fahrt aufnehmenden COVID19 Situation.

Unterkünfte

In Seoul hatten wir mal wieder eine kleine Wohnung mit Schlafzimmer, Wohnbereich und Küche, alles mit Fußbodenheizung. Die Logik der Klimaanlage – die ab jetzt in allen unseren Unterkünften in Fernost auch gleichzeitig die Heizung war – haben wir bis heute nicht verstanden.

In Busan waren wir in einem Business-Hotel, erstmalig mit der berühmten japanischen Toilette. Das Hotel lag zentral direkt am Hafen und Hauptbahnhof. Der Preis war mit umgerechnet knapp 30 EUR pro Nacht sehr günstig. Auch hier hatten wir eine nicht regulierbaren Fußbodenheizung (zumindest hatten wir auch hier die Regulierung nicht verstanden).

Logistik und Verkehr

Für die Mobilität innerhalb Seouls benötigt man einen der Metropässe. Wir haben uns für die Partner-T-Money Card entschieden, die  ähnlich wie die Londoner Oyster Card als Prepaid-Ticket funktioniert. Allerdings muss man den Pass regelmäßig aufladen. Die Verwendung des Contactless-Features von eigener Kreditkarte/Handy als virtueller Ersatz funktionierte nicht. Die T-Money Card kann man dafür umgekehrt auch nutzen, um im 7/11-Supermarkt um die Ecke zu bezahlen. Den Pfand für die T-Money Card (7000 Won für uns beide als entzückendes Kartenpaar) sieht man allerdings nie wieder (bzw. wollte uns niemand erstatten). Die Karten haben wir daher in unserer Wohnung in Seoul gelassen. Erst später erfuhren wir, dass die Karten in Busan auch funktioniert hätten. :/

Innerhalb der Stadtteile kommt man am besten zu Fuß rum. Eine für alle unsere Destinationen logistische Selbstverständlichkeit war die Nutzung von Google Maps (natürlich vorher runtergeladenen Offlinekarten – um Datentraffic zu sparen). Südkorea ist wohl das einzige Land auf der Welt, das Google Maps nicht unterstützt. Zwar gibt es Kartenmaterial, aber das ist teilweise spärlich und nicht detailliert. Routingfunktionalitäten funktionieren gar nicht. Wir sind daher auf die (ohnehin immer als 2. Option im Einsatz befindliche) App maps.me ausgewichen, die (wie überall sonst wo auch) nach vorherigem Download des Kartenmaterials einwandfrei funktionierte.

Kosten und Geld

Wir waren wirklich überrascht, dass im High-Tech-Land Korea Bargeld noch so eine wichtige Rolle spielt. Zwar funktioniert in einigen Supermärkten dann auch die VISA-Karte, GooglePay oder kontaktloses Bezahlen hingegen sind hier eher unbekannt. Man nutzt aber wohl gerne T-Money (s.o.) oder das Zahlen mit QR Codes (ist überhaupt in Asien sehr beliebt).

Ansonsten war Korea insgesamt vom Preisniveau auf dem mitteleuropäischen Level. Essen gehen ist relativ günstig. Bier im Supermarkt ist teurer als in Deutschland, aber in Korea trinkt man ja sowieso Soju.

Und sonst…

Erste interessante Beobachtung: In Korea trinkt man gerne und viel Alkohol, es gibt aber keine reinen Kneipen. Wer auswärts ein paar Bier, Soju oder Makgeoli heben will, muss in ein Restaurant gehen und dort auch was zu essen bestellen.

Man nutzt in Korea zudem weitaus intensiver die Möglichkeiten, die sich der Regierung dadurch bieten, dass jeder Bürger ein Handy besitzt. Das konnte man jüngst an dem mittlerweile auch bei uns in Deutschland diskutierten „Tracking von Personen per Handy“ im Rahmen der COVID19 Verbreitung beobachten. Mittlerweile wissen wir ja, dass das in Südkorea für die Verfolgung von Infektionsketten sehr effektiv eingesetzt wurde.

Bei unserer Ankunft spielte COVID19 in Südkorea noch keine so große Rolle. Allerdings haben wir auf meinem Endgerät Bekanntschaft mit dem Broadcasting gemacht. Inmitten des ruhigen, beschaulichen Bukchon Hanok Village, heulte plötzlich mein eigentlich auf lautlos gestelltes Handy los. Dazu gab es eine „Notfallbenachrichtigung“ auf Koreanisch, welche ich per Google Translate übersetzen konnte. Sie besagte grob,, dass es gefährlich ist, in China gewesen zu sein und ich mich bitte unbedingt melden sollte, falls ich mich krank fühle und in China war.

Ein Hinweis von weiblicher Seite: In Korea und Japan wird man mit Pflegeprodukten wie Gesichtscremes, Masken und Tigerbalm überhäuft. Allerdings gibt es hier nur Monatspflegeprodukte in Form von Binden zu kaufen. Alles andere sollte Frau vorher in den Koffer packen. 

Vom „Beklopptheitsfaktor“ stellt Korea sich im Vergleich zu Japan eher noch zurückhaltend auf. Die Entscheidung über Korea noch Japan zu reisen, war aber – wie eingangs erwähnt – goldrichtig. Korea als „Japan-light“, eröffnete uns eine langsame Umgewöhnung von Russland ins quirlige Ost-Asien. Und nicht zuletzt haben wir dadurch später Malaysia genau zum richtigen Zeitpunkt erreicht.

Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zu Südkorea in chronologisch aufsteigender Reihenfolge…