Tag

Transsibirische Eisenbahn

Browsing

Unser letzter Tag am Baikalsee in Sljudjanka, Russland, brach um 9 Uhr an. Draußen sah es etwas bedeckt aus, also warteten wir, bis sich die Sonne sich zeigte.

Spaziergang auf dem Baikalsee

Es ist merklich kälter geworden, so dass das Eis des Baikalsees noch stabiler erschien. Trotz dicker Kleidung, die aus mehreren Schichten bestand, war es sehr kalt und unsere Gesichter wurden schnell rot. Wir beschlossen, heute mal in die andere Richtung, also in Richtung der alten Fischfabrik zu laufen. Aus dem Wasser ragten spitze, große Eissplitter. Ich denke, dass die Bilder für sich sprechen:

Weit kamen wir heute nicht. Der Souvenierladen, der neben dem Mini-Supermarkt ist, hatte geschlossen. Dafür entdeckten wir den unten stehenden Wegweiser (Moskau – Wladiwostok).

Zum Abschied ging es natürlich nochmal in die Goldene Jurte. Nicolai (der Besitzer) erzählte uns, dass die Gäste am Nebentisch ein Polizei-Abzeichen feiern (einen Stern). Aus einem bestimmten Glas aus Sowjet-Zeiten muss der Polizist, der das Abzeichen erlangt hat, Wodka trinken. Der Stern schwamm in dem Wodka. Dieses Spektakel konnten wir daraufhin beobachten. Mit einem pompösen Essen wurde angestoßen.

Abschied von der Goldenen Jurte

Nicolai schenkte uns zum Abschied ein Souvenier aus Sljudjanka. Dies war ein Stück Glimmer, das in dieser Region neben Marmor abgebaut wird, in einem Stück Plexiglas.

Glimmer aus Sljudjanka
Glimmer aus Sljudjanka

Obwohl Sljudjanka ein vergleichsweise kleiner Ort ist, lohnt sich eine Reise hierhin. Die Unterkunft von Maksim „Pik Cherskogo“ und das Restaurant von Nicolai haben uns diesen Aufenthalt sehr angenehm und erholsam gemacht.

Morgens ist der Blick über den Baikalsee am schönsten. Von unserem Fenster kann man die Berge am gegenüberliegenden Ufer sehen und die Sonne strahlt auf die schneebedeckten Eisschollen auf dem See. Heute wollten wir von unserem Hotel in den Ort Sljudjanka über den See laufen.

Spaziergang auf dem Baikalsee

Um sicher zu gehen, dass das Eis auch dick genug ist, fragten wir unseren Gastgeber Maksim, was er von einem Fußmarsch über den Baikalsee hält. Er meinte, dass es wohl dick genug wäre, er würde aber erst in der folgenden Woche darauf laufen.

Mutig suchten wir uns unseren Weg auf das Eis. Es machte einen sicheren Eindruck. Über den See ist der Weg deutlich kürzer, ich denke, dass es wohl 2,5 km sind.

Um uns herum gab es nur wenige Fußspuren. Eine Spur war die eines Menschen mit einem Hund, dann wird wohl alles sicher sein.

Loch im Baikalsee
Loch im Baikalsee

Plötzlich knackte und knallte es um uns herum. Wir brechen doch nicht in den See ein? Etwas schneller setzten wir den Weg fort und fühlten uns kurze Zeit später schon wieder sicher. Doch dann entdeckten wir am Ufer Wasser, das in den See fließt und kein bisschen gefroren war. Ohje! Wir beschlossen, an Land zu gehen, was sich auch als machbar erwies. Über große Steine kamen wir auf einen kleinen Weg, doch den kleinen Fluss mussten wir balancierend überqueren. Darauf wurde der Trampelpfad breiter und man sah Reifenspuren. War das der Weg, den wir vor zwei Tagen hätten nehmen müssen? Nach etwa 300 m erreichten wir ein verschlossenes Tor. Und jetzt? Entweder zurück mit dem Hindernis des Bachs oder erneut auf den Baikalsee weiter in Richtung Sljudjanka. Wir wollten weiter, also kraxelten wir die Steine herunter und kamen kurze Zeit später im Dorf an. 

Bahnhofs-Café in Sljudjanka

Am Bahnhof kehrten wir in ein Café ein, weil wir mittlerweile doch etwas verfroren waren. Bei der Bestellung wollte uns wieder ein Gast helfen. Es stellte sich heraus, dass die beiden Gäste Austausch-Studenden aus Deutschland waren, die in St. Petersburg ein Auslandssemester absolvieren. Schnell kamen wir ins Gespräch. Interessant war, dass etwa zwei Drittel der Austauschstudenten Chinesen sind.

Wir erkundeten noch ein wenig den Ort. Es scheint als wenn im Stadtkern täglich eine Art Markt ist. Draußen werden Schuhe, Socken, Taschen etc. auf Tischen zum Verkauf angeboten.
In einem keinen Einkaufszentrum kauften wir schon mal für unsere Reise nach Ulan Bator ein.

KFC Sljudjanka
KFC Sljudjanka

Einen Kaffee tranken wir bei KFC (King Food Sljudjanka), das nichts mit der Fastfoodkette zu tun hat.
Einen Bus für die Rückfahrt bekamen wir wieder nicht. Die Taxi-App war noch nicht aktiviert, so dass wir uns wieder an Einheimische wenden mussten. Die organisierten uns ein Taxi und quatschten permanent mit uns, ohne dass wir etwas verstehen konnten. Die Übersetzungs-App half uns.

Das Taxi brachte uns sicher zurück zum Hotel. Dort gab mir Maksim den Schlüssel für den Waschraum und ich konnte wieder mal Wäsche waschen.

Wo ließen wir wohl den Abend ausklingen? Genau, wieder in der Goldenen Jurte (lach). Die CD kennen wir mittlerweile auswendig. Zum Glück waren wir heute die einzigen Gäste.

Es ist schön, auch mal einfach im Zimmer zu liegen und die Aussicht auf den Baikalsee in Sljudjanka, Russland, zu genießen. Wir hatten keine Pläne für den Tag und konnten einfach mal die Seele baumeln lassen.

Spaziergang auf dem Baikalsee

Der Baikalsee ist zwar erst am letzten Wochenende zugefroren, doch er war schon begehbar, wie wir an Fußspuren erkennen konnten. Sollten wir es wagen? Der Weg zum See war schon schwierig über die zugefrorenen Stufen, doch mit Spikes war alles möglich. Der See fühlte sich an wie ein normaler Waldweg. Die Unebenheiten kamen durch die Bewegung des Wassers zustande. An einzelnen Eisstücken konnte man erkennen, dass das Eis schon etwa 5 cm dick war. Zumindest das, was man sehen konnte, ich hoffe natürlich, dass der Rest dicker ist.

Nachmittag / Abend in der Goldenen Jurte

Um Zugang zum Internet zu bekommen, gingen wir diesmal recht früh in die Goldene Jurte. Der Besitzer Nikolai gesellte sich zu uns und berichtete, dass auf dem Baikalsee jährlich ein Marathon ausgerichtet wird, den er mit organisiert. Auf dem See werden Toiletten und Essenstände aufgebaut, außerdem gibt es Markierungen der Strecke. Aus aller Welt kommen jährlich Sportbegeisterte. Der Marathon auf dem Eis lässt sich aber mit keinem anderen vergleichen. Die Gegebenheiten des Eises und der Temperaturen wären von Jahr zu Jahr anders.

Anders als an den Vortagen füllte sich das Restaurant im Laufe des Abends. Im hinteren Bereich war ein Kindergeburtstag mit Spongebob, vorne saßen zwei kleinere Gruppen mit Russen. Je später der Abend wurde, desto lauter wurde es.

Auf einmal erhob sich eine Gruppe und begann in der Mitte des Restaurants zu tanzen. Oleg setzte sich zu Oliver und versuchte ihm etwa eine Stunde lang zu erklären, dass er LKW-Fahrer sei. Der Alkohol-Pegel war schon sehr hoch. Man versuchte uns zu Vodka und Tanz zu überreden, was wir vehement ablehnten. Doch das wurde nicht akzeptiert und wir wurden regelrecht auf die Tanzfläche gezerrt.

Es wurde ein netter Abend. Oleg schlief zum Glück irgendwann ein, sonst hätten wir uns noch weiter anhören müssen, dass er LKW-Fahrer ist. Mehr war aus ihm nicht heraus zu bekommen. Seine Frau entschuldigte sich zigmal bei uns, doch wir versicherten, dass alles entspannt wäre.

Das war der erste Abend, an dem das Personal die Gäste aufforderte zu gehen, weil es schon 23 Uhr war.

Eigentlich sind wir in ein einsames Hotel gefahren, um mal nichts zu machen. Bisher sind wir von Stadt zu Stadt gereist und haben uns alles angeschaut und uns treiben lassen. Hier leben wir nun in einem kleinen Hotel direkt am Baikalsee in der Nähe von Sljudjanka.

Spaziergang in die Stadt

Morgens bekamen wir von unserem Gastgeber köstlichen, frisch gebrühten Kaffee. Wir ließen uns den Fußweg ins Dorf erklären, weil wir den Schnee entlang der Schienen der Transsibirischen Eisenbahn genießen wollten. Er hätte uns auch gefahren, doch der Tag war zu sonnenklar dafür.

Wir waren schwer beeindruckt von dem klaren, glitzernden Schnee. Es wirkte alles wie im Märchen. Der Weg führte direkt zwischen Baikalsee und den Bahn-Schienen entlang. Wir waren überrascht wie stark frequentiert die Bahntrasse ist. Ständig hörten wir das Pfeifen der Güterzüge, die schwer beladen in beide Richtungen rauschten.

Unser Weg führte immer geradeaus, gabelte sich dann schließlich an einer Stelle, was jedoch eine Fehlentscheidung war, da dieser Weg irgendwann endete. Also zurück zur Gabelung und weiter direkt neben den Schienen. Die Züge kündigten sich von Ferne bereits an, so dass wir nicht zu nah an den Gleisen gingen.
Irgendwann erschien uns auch dieser Weg als falsch, da die Fußspuren verschwanden und weder rechts noch links genug Platz für Fußgänger war. Also wieder zurück. Der einzige Weg war ein kleiner Tunnel unter den Schienen her, der unsere Kletterkünste erforderte. Auf der anderen Seite sah auch alles nicht nach einem Fußweg aus. Wir waren auch schon fast wieder an unserem Hotel. Also ab zurück und zum Bus.

Busfahrt nach Sljudjanka

Direkt an der Straße, wo auch die Goldene Jurte ist, hält ein Bus, bei dem wir mal unser Glück versuchen wollten. Erst hielt ein Auto, das uns mitnehmen wollte, was hier in Russland wohl üblich ist. Es waren jedoch zu wenig Plätze, so dass wir weiter auf den Bus warteten, der fünf Minuten später eintraf.
Was für ein Erlebnis: Ein Mini-Bus, gefüllt mit ältern, pelzbesetzen Damen, die teilweise auch nur Stehplätze hatten. Die Tür ging erst nicht zu, so dass ich mich weiter reinquetschen musste. Los ging’s!
Die Fahrt war sicher und dauerte auch nur eine Station. Wir zahlten 20 Rubel (35 ct) jeder nach dem Aussteigen beim Fahrer am Fenster. Anders war es platztechnisch nicht möglich.

Sljudjanka

In der Stadt wollten wir als erstes unsere Tickets für die Weiterfahrt in ein paar Tagen ausdrucken. Der Weg dorthin war jedoch sehr eisig. Also suchten wir als erstes Stolowaja für die Eisenbahner auf. Dort war es warm und wir bekamen für wenig Geld ein Mittagessen.

Danach ging es über die Brücke zum marmornen Bahnhofsgebäude. Alles wirkte verlassen und einsam, doch im Innern des Gebäudes mussten wir wieder eine Sicherheitsschleuse passieren. Einen Ticket-Drucker fanden wir nicht, wir werden es wohl wieder mit dem Online-Ticket versuchen müssen.

In der Stadt sind wenig Cafés. Erst in einem Hinterhaus entdeckten wir eins und lernten dort Slawa kennen, der uns durch Notizen von Jahreszahlen klarmachte, dass er 1970 irgendwie in der DDR war (oder dort jemanden kannte?). Er redete mit Händen und Füßen mit einer Alkoholfahne von hier bis zum Mond. Er wollte uns auch gar nicht verlassen und folgte uns in ein Lebensmittelgeschäft. Wir sagten, dass wir noch shoppen gehen, so ließ er uns ziehen.

Nach unseren Einkäufen wollten wir den Bus zurück nehmen, doch es fuhr angeblich keiner. Zumindest keiner für uns. Ein Einheimischer brachte uns zu einer Taxivermittlung und organisierte uns für 100 Rubel (1,40 €) ein Taxi nach Hause. Er wartete auch netterweise, bis das Taxi kam und uns sicher nach Hause führte. Vor der Abfahrt entdeckte uns Slawa wieder und verabschiedete sich überschwänglich.

Den Abend ließen wir wieder in der goldenen Jurte ausklingen.

Der Bahnhof von Irkutsk war nur einen Katzensprung von unserem Hotel entfernt. Mit Vorräten aus dem Supermarkt deckten wir uns ein und fuhren das erste Mal im Sitzwagen mit der Transsibirischen Eisenbahn. Zug-Tickets konnten wir nirgends ausdrucken, doch zum Glück klappte es mit unseren Online-Tickets.Zug Baikalsee Zug zum Baikalsee
Sitzabteil in der Transsib

Wir hatten genug Platz und das Gepäck konnten wir sicher über uns verstauen. Nach ca. 2,5 Stunden vorbei an atemberaubenden Landschaften (Bäume mit Glitzer-Schnee, Sonnenuntergang am Berg, zugefrorener Baikalsee) erreichten wir dann Sljudjanka am Baikalsee.

Ankunft in Sljudjanka, Russland

Am Bahnhof erwartete uns Maksim, der uns netterweise mit dem Auto vom Bahnhof abholte. Erstaunt stellten wir fest, dass er sehr gutes Englisch spricht, was auf unserer bisherigen Reise durch Russland noch nicht so oft anzutreffen war. Das Hotel liegt ca. 3 km von der Stadt entfernt. Unser Zimmer ist einfach (2 Betten, Kühlschrank, Wasserkocher, kleines Bad), hat dafür aber einen umwerfenden Ausblick auf den Baikalsee.

Golden Yurt

Unser Hotelrestaurant hatte wegen der Jahreszeit geschlossen, so dass uns unser Gastgeber Maksim das Restaurant „Goldene Jurte“ empfahl, welches fußläufig erreichbar ist. Unterwegs kam uns schon Nikolei entgegen, der fragte, ob wir die deutschen Gäste von Maksim wären. Das hat sich ja schnell herum gesprochen.
Das Essen ist hier einfach umwerfend. Es gab natürlich hausgemachte Dumplings, Suppe und ein tolles Kotelett. Die Bedienung spricht kein Wort Englisch, doch mittels google translate und Zeigen auf die Speisekarte haben wir uns dann doch verstanden.

Goldene Jurte
Goldene Jurte

Sehr früh fielen wir ins Bett und waren froh, dass unser Zimmer endlich mal normale Temperaturen hatte und nicht wie bisher immer über 20 Grad.

Erwacht sind wir trotz einer weiteren Zeitumstellung (wir sind mittlerweile 7 Stunden weiter als in Deutschland) um 10 Uhr in unserer russischen Wohnung in Irkutsk, Russland.

Die Wäsche, die ich heute Nacht noch gewaschen und in der Wohnung verteilt aufgehängt habe, war mittlerweile schon trocken. So warm ist es in russischen Wohnungen.
Das Thermometer draußen zeigte jedoch -20° Grad. Brrrrr!

Café Baikal Love in Irkutsk

Irkutsk Baikal Love
Irkutsk Baikal Love

Mit den dicksten Klamotten und dem Chromebook bewaffnet, marschierten wir zum Bahnhof, wo wir die Straßenbahn Linie 1 nahmen. Die Straßenbahnen sind sehr putzig. Ein Waggon, vorne die Schaffnerin, die uns für 15 Rubel (22 Cent) ein Ticket verkaufte. Raus ging es an der Leninstraße zu dem Café Baikal Love. Da ich mir den Ranking-Platz und nicht die Hausnummer gemerkt hatte, liefen wir erstmal daran vorbei.

Es hat sich gelohnt, zurückzukehren. Es gab Omul, den Süßwasser-Fisch, den es nur im Baikal-See gibt. Außerdem Dumplings und Pike-Fisch-Rolls. Als Getränk wurde mir ein Saft aus Beeren (Mors) empfohlen. Ich schätze, dass es eine Art Johannisbeer-Saft war. Seltsamerweise mussten wir hier in bar zahlen, was wir gar nicht mehr gewohnt sind.
Hier hatte ich endlich Zeit und Internet, so dass ich an den Beiträgen der letzten Tage arbeiten und diese veröffentlichen konnte.

Lenin Irkutsk
Lenin Irkutsk

Auf der Lenin-Straße steht natürlich ein Lenin-Denkmal wie in fast jeder russischen Stadt, die wir schon besichtigt hatten. Die Wege werden vorbildlich gekehrt. Überall sind Männer in hellen Westen und Besen zu sehen. Auf vielen Wegen sieht man auch Kehrmaschinen, denen man schnell ausweichen muss.

130. Quartier der Stadt Irkutsk

Irkutsk Wappentier
Irkutsk Wappentier Babr

In der Altstadt begrüßt uns das Wappentier Babr, das eher aus Versehen zum Symbol der Stadt wurde. Eigentlich sollte es ein Löwe sein, ist aber durch eine Fehlinterpretation der Zeichnung zu einem Biber mutiert.
Hier finden sich Holzhäuser, die aber eher modern wirken. Es gibt viele Restaurants und Geschäfte, doch ist das Treiben nicht mit dem in Moskau oder St. Petersburg vergleichbar.

In diesem Komplex befindet sich auch eine Brauerei. Da wir gerne erstmal probieren wollten, fragten wir nach einer Bierprobe. Die Kommunikation verlief stockend auf Englisch und ein wenig Russisch. Zwei Bierproben waren nicht zu bekommen, was wir nicht verstanden, bis uns die Kellnerin erklärte, dass die Bierprobe pro Tisch und gratis ist. So einen Service kennen wir aus unserer Heimat nicht, dass es etwas umsonst gibt.

Rynok-Markt

Als nächstes stand der zentrale Markt auf unserer Liste. Durch eisige Kälte ging es zu Fuß an schönen alten Holzhäusern vorbei. In einer Mall wärmten wir uns etwas auf. Es ist sehr interessant, die Geschäft in anderen Ländern zu besuchen. Es sind meist kleine Läden mit allen Artikeln in den Auslagen. Ganz oben fanden wir Toiletten. Die Toiletten-Frau schaute uns gar nicht an, sondern zeigte auf den Teller, sagte etwas in einem ruppigen Ton und schaute unentwegt auf ihr Handy. Das haben wir schon mehrfach in Russland kennen gelernt.

Der Markt war in Obst-, Gemüse-, Gewürze-, Fleisch-, Fisch- und Kosmetik-Halle unterteilt. Wieder hatten die Verkäuferinnen eine Art Tracht an. Hier erstand Oliver Beluga-Kaviar, den er erst nach einer Kostprobe kaufen wollte. Der erste mundete ihm nicht, er wurde auch von ganz unten herausgekramt. Der zweite war genau richtig, obwohl wir keine Kaviar-Kenner sind. Wer weiß, was uns da angedreht wurde. Im Nachhinein haben wir herausgefunden, dass er wohl gar nicht zum Probieren angeboten wird. Auch fanden wir hier massenweise Omul, der aus dem Baikalsee stammen soll.

Frieren in Irkutsk

Weil die Temperaturen doch weit unter dem Gefrierpunkt lagen, kehrten wir auf dem Rückweg in zwei Cafés ein, die erstaunlich leer waren. Auch die Haupteinkaufsstraße wurde wenig frequentiert. Hier fanden wir den Herrenausstatter „Köln“. In der Weltstadt Irkutsk gibt es drei Geschäfte, die deutsche Städte-Namen tragen.

Ein paar Stationen wollten wir dann mit der uns mittlerweile bekannten Straßenbahn machen. Mit anderen Fahrgästen warteten wir vergeblich. Nach eiskalten 20 Minuten kam dann endlich die Bahn, die uns auf die anderen Seite des Flusses Angara bringen sollte.

Monument to the Programmer

Wo hat man sowas schon gesehen? Ein Monument für Programmierer? Die Endstation der Straßenbahn 1 und ein kleiner Fußweg führten uns hierher.
Im Anschluss ging es zurück zu unserem Hotel. Die Nacht war sehr wuselig, da wir nur eine Decke hatten und ich das Gefühl hatte, krank zu werden. Auch meine kleine Reisedecke half hier nicht sonderlich. Das lag sicher an der Warterei auf die Straßenbahn. Außerdem gab es komische Geräusche in den Wasserleitungen, die mich immer wieder wach werden ließen.

Irkutsk Programmierer
Irkutsk Programmierer

Die Nachtfahrt in der transsibirischen Eisenbahn von Nowosibirk nach Irkutsk in Russland war sehr lang. Wir wachten erst sehr spät auf. Ich denke, dass das an der Heizungsluft liegt, dass wir ständig müde sind.

Speisewagen in der Transsibirischen Eisenbahn

Nachmittags erfuhren wir dann, dass es tatsächlich einen Speisewagen gibt. Um 16 spazierten wir dann 4 Wagen weiter, doch jetzt sollte es einen dreißig-minütigen Stopp geben, bei dem keine Gäste bedient werden sollten. Na toll! Dafür konnten wir beobachten, wie Kohle auf den Zug geladen wurde.

Dreißig Minuten später gesellte sich Andrej wieder zu uns und er zeigte Fotos seiner Frau und seines Sohnes. Wir bekamen Soljanka-Suppe serviert, der Rest war schon wieder ausverkauft. Bier war zum Glück noch vorrätig.

Den Abschied von Andrej verschlief ich. Er musste etwa eine Stunde vor uns aussteigen. Um 21.15 Uhr war es für uns dann soweit. Die Uhr ist zwischenzeitlich wieder eine Stunde vorgestellt worden.

Ankunft in Irkutsk

Es war furchtbar kalt, als wir in Irkutsk ankamen, angezeigt wurden -18°. Zu unserer Unterkunft, die sich nur 300 m vom Bahnhof befand, war es sehr glatt. Wir hatten wieder mal Glück, denn neben dem Schlafzimmer hatten wir auch ein Wohnzimmer mit einer Küche.

Den Abend ließen wir in einem naheliegenden Pub ausklingen. Einer der Gäste kam auf mich zu uns schenkte mir eine Tafel deutsche Schokolade (lach). Wie habe ich das schon wieder angestellt? Happy fielen wir an diesem Abend ins Bett.

Um 11 Uhr verließen wir unser schönes Hotelzimmer im Hotel Marins Park in Nowosibirsk, Russland. Eine dreißig-stündige Fahrt in der Transsibirischen Eisenbahn nach Irkutsk stand uns bevor.

Abfahrt aus Nowosibirsk

Der Zug stand schon bereit und wir checkten in unser Abteil zweiter Klasse ein. Dort lag bereits ein Herr in einem unteren Bett, der uns nicht grüßte. Ich grüße erstmal jeden. Wenn man längere Zeit miteinander auf engstem Raum verbringt, sollte man sich zumindest vorstellen.

Oliver lag wieder oben und ich unten. Wir hatten die Betten wieder so gewählt, dass wir die Möglichkeit zum Sitzen und zum Liegen haben. Außerdem ist zu erwähnen, dass wir so über den kompletten Raum unter dem unteren Bett verfügen können. Da passen unsere beiden Rucksäcke / Koffer rein. Außerdem verstauten wir hier unsere Stiefel, die wir die Fahrt über nicht benötigen.

Die Fahrt verlief durch kleinere Dörfer und schöne Landschaften. Die Strecke zwischen Nowosibirsk und Irkutsk gehört zu den landschaftlich schönsten der transsibirischen Eisenbahn.

Nach einer Stunde verließ uns der nichtredende Passagier und ich fühlte mich ein wenig freier. Wir konnten uns gemütlich gegenüber sitzen.

Doch dann kam irgendwann Andrej. Erst verlief alles sehr schweigsam, aber dann sprach er uns an. Ohje! Er konnte etwa zwei Wörter Englisch und kein Wort Deutsch. Also musste uns die Übersetzungs App helfen und eine lustige Kommunikation begann. Wir zeigten einander die Pässe, erklärten woher wir kamen und sprachen über Entfernungen. Er war total perplex, dass wir in nur drei Stunden in Amsterdam sein können und auch Nord- und Süddeutschland für uns nicht wirkliche Entfernungen mit der Bahn sind, gemessen an den Entfernungen, die wir in Russland zurückgelegt haben.
Zu einem gemeinsamen Wodka, wie man das aus Erzählungen kennt, kam es jedoch nicht.

Die Lust zu Reisen und ferne Länder und Kulturen zu entdecken sind teilweise aus der Literatur heraus entstanden. Gerade während meines Studiums haben mich Bücher interessiert, die das (uns) Fremde zeigen und somit auch die eigene Lebensweise reflektieren lassen. Dank meines Ebook-Readers, den mein Vater mir vor etlichen Jahren geschenkt hat, habe ich Zugriff auf die Welt der Bücher, egal wo ich mich gerade befinde.
Vor unserer Reise musste jedoch ein neuer Tolino her, der besser ins Internet kommt und zudem auch noch wasserdicht ist.
Während der Reise lese oder höre (seltener!) ich Bücher, die zur Umgebung passen oder von Autoren des bereisten Landes geschrieben wurden.
Mittlerweile bin ich auf ein paar neue Autoren gestoßen und liste diese hier einfach mal auf. Einige der Autoren waren mir bereits bekannt, doch wirkte die Lektüre während der Reise nochmal anders, da das Leseerlebnis immer auch durch den Zeitpunkt und den Ort während der Lektüre variiert.

Transsibirische Eisenbahn:

  • Engberding, Hans und Thöns, Bodo: Transsib-Handbuch
    Dieses Buch hat uns meine Tante zur Reisevorbereitung geschenkt, ich habe es aber erst während der Reise zu schätzen gelernt. Es zeigt “alle Strecken zwischen Moskau, Wladiwostok, Ulan-Bator und Beijing” (zitiert aus dem Titel).
    Geschichtliche Hintergründe, Sprachführer, die schönsten Streckenabschnitte, Literaturtipps, kleine Stadtbeschreibungen, geordnet nach dem  Streckenverlauf, und letztendlich eine große herausnehmbare Karte von Russland
  • Liksom, Rosa: Abteil Nr. 6
    Eine junge Finnin fährt mit der transsibirischen Eisenbahn. In ihrem Abteil sitzt ein Russe, der schon viel in seinem Leben gesehen hat und sehr der käuflichen Liebe zugetan ist. Gleichzeitig erkennt man hinter seiner ruppigen Art auch einen fürsorglichen Menschen.
    Dieses Buch habe ich nicht zu Ende gelesen, da mir die Art des männlichen Protagonisten absolut zuwider ist. Vielleicht gebe ich dem Buch nochmal eine Chance, denn es zeigt doch einen sehr persönlichen, individuellen Blick auf Russland.
  • Coelho, Paulo: Aleph
    Der Ich-Erzähler (Autor in einer Sinnkrise) reist mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostok und lernt dabei die 21 Jahre alte Hilal, eine türkische Geigenvirtuosin, kennen. Im Zug treten sie zufällig gemeinsam ins „Aleph“, ein Paralleluniversum, in dem Zeit und Raum zusammenfallen.
    Das ist sehr spirituelles Buch, auf das man sich einlassen muss. Diesen Roman habe ich vor ein paar Jahren gelesen, doch hat er mich eher verwirrt. Es ist eine Art Zeitreise, die das jetzige Leben verstehbarer macht. Erst während der Fahrt in er transsibirischen Eisenbahn fiel mir wieder ein, dass zwischen den Abteilen der Zugang zum (fiktiven) „Aleph“ ist und ich anfangs sehr vorsichtig durch die Türen glitt. Merkwürdig, was Literatur mit einem macht!

Die Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn war lang, aber es war toll, dass wir das Viererabteil in der zweiten Klasse für uns alleine hatten. Nur irgendwann nach Omsk kam ein Mann in unser Abteil und schlief eine kurze Strecke neben uns, wovon Oliver allerdings gar nicht mitbekam.

Ankunft in Nowosibirsk

Der Zug kam pünktlich um 12.15 Uhr in Nowosibirsk an. Da der Zug hier etwa eine Stunde hielt, war keine Eile geboten. Draußen nahm mir jemand netterweise den Koffer entgegen, wollte diesen sogar noch weiter tragen. Das ist das erste Mal, dass wir auf unserer Reise Kofferträger entdeckten, doch ich lehnte dankend ab.
Es gab nur einen Ausgang, auf den alle zuströmten. Treppab ging es in die Bahnhofshalle, wo wir als erstes unsere Tickets für die Weiterfahrt ausdrucken wollten. Doch hier fanden wir keinen Drucker und helfen konnte uns auch keiner. Eine Dame rief ihre Kollegin Natascha, die wohl Englisch sprechen sollte, aber auch nicht verstand, was wir wollten. Schließlich stiefelte Oliver nach oben, ich bewachte das Gepäck. Ein paar Minuten später kam er erfolgreich zurück.

Nowosibirsk

Unser Hotel „Marinas Park“ lag direkt gegenüber vom Bahnhof. Auf unserer weiteren Strecke bevorzugen wir Unterkünfte in Bahnhofsnähe, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass es sehr viele Treppen gibt. Außerdem sind die Innenstädte nicht gestreut, was die Fortbewegung mit Gepäck erheblich erschwert.
In der 18. Etage bekamen wir ein Zimmer mit Badewanne und tollem Ausblick über die verschneite Stadt.

Ausblick von der 18. Etage
Ausblick von der 18. Etage

Unsere erste Mahlzeit vor Ort nahmen wir in einer kleinen Pellmini-Bude ein. Es war sehr gemütlich da und wurde von Einheimischen frequentiert. Hier planten wir den weiteren Tag und auch einen Teil der weiteren Strecke mit der transsibirischen Eisenbahn.

Weiter ging es in das Kaufhaus Galeria Novosibirsk, das mit sehr vielen Geschäften bekannter Labels – auch Unterwäsche und Socken – ausgestattet ist.
Gegenüber ist eine Markthalle, die wir interessanter fanden. Die Verkäufer und Verkäuferinnen standen dort in einer landestypischen Kleidung (alle gleich) und boten Fleisch, Gemüse und Gewürze feil.

Zu Fuß erreichten wir das Lenin-Denkmal, das eigentlich in Berlin stehen sollte, dafür aber zu groß ist.
Im Anschluss wollten wir uns noch die Metro anschauen, die aus zwei Linien mit insgesamt 13 Stationen die Einzige in Sibirien ist. Sie sind ähnlich pompös wie in Moskau und St.Petersburg, auch wenn die Stationen nicht so tief unter der Erde liegen.

Zum Abschluss flanierten wir durch eine Einkaufsmall neben unserem Hotel, um Vorräte für die Weiterfahrt zu kaufen. Das ist wohl das letzte mal, das wir Kwas, einen Brottrunk, bekommen werden.
Den Abend ließen wir in der Hotelbar ausklingen. Das war etwas glamouröser als unsere bisherigen Unterkünfte. Für den hoteleigenen Pool und die Sauna waren wir zu müde, aber ein Bad in der Badewanne gönnte ich mir dann doch.