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Seit dem letzten Artikel zu der Thematik ist einige Zeit vergangen, in der wir einige neue Erkenntnisse gewinnen konnten. Leider nicht nur Positive…

Social Visit Pass und Special Pass

Wer mit Social Visit Pass (also dem Stempel, den jeder Tourist für einen 90 Tage Aufenthalt bei Einreise in den Pass bekommt) eingereist ist, darf das Land ohne Konsequenzen bis zum Ende der RMCO + 14 Arbeitstage verlassen. Ein offizielles, referenzierbares Statement der malaysischen Regierung hierzu steht zwar weiterhin aus, allerdings gibt es mittlerweile erste „Testimonials“, die ohne Probleme das Land verlassen haben. Man bekommt wohl einen handschriftlichen Vermerk in den Pass, sonst gibt es keinerlei Konsequenzen.

Wir selbst haben beim Immigration Office in Langkawi erneut von einem Immigration Officer eine mündliche Bestätigung erhalten. Dabei wurde uns auch mitgeteilt, dass keinerlei „Special Passes“ mehr während der RMCO ausgestellt werden. Das ist gleichbedeutend damit, dass man sich in Malaysia aktuell als Tourist im Overstay nicht mehr mit einem gültigen Visum aufhalten kann. Man ist also vollkommen auf die Kulanzregelung (31. August + 14 Arbeitstage) angewiesen.

Prinzipiell ist das zwar kein größeres Problem – wenn man nicht auf eine „ahnungslose“ Polizeikontrolle trifft oder ein übereifriger Hotelportier auf ein gültiges Visum bestehen sollte. Das ist uns bisher auch alles nicht passiert. Allerdings gibt es noch einen Anwendungsfall, bei dem kein gültiges Visum in Malaysia ungünstig ist, den wir kürzlich kennenlernen „durften“.

Interstate Reisen – Was ist mit Borneo?

Mit Eintritt der RMCO hat die malaysische Regierung das Reisen zwischen den Bundesstaaten grundsätzlich wieder erlaubt. Das klappte für uns bisher auch sehr gut und so konnten wir in den vergangenen vier Wochen nahezu die gesamte malaysische Halbinsel kennenlernen. Allerdings besteht der Staat Malaysia ja nicht nur aus dem Teil der Halbinsel südlich von Thailand, sondern eben auch noch aus einem großen Teil der Insel Borneo im Osten.

Die beiden Bundesstaaten Sabah und Sarawak formieren den Ostteil Malaysias in Borneo und standen auch auf unserer Liste der Ziele, die wir -bereits vor COVID-19- bereisen wollten. Ebenfalls -bereits vor COVID-19- hat dieser Teil Malaysias eine Sonderstellung, was Aufenthalt und Immigration angeht. Obwohl offiziell Teil von Malaysia, darf man als Tourist nur 30 Tage in Borneo bleiben. Selbst den Malaysiern von der Halbinsel ist normalerweise nur ein Aufenthalt von maximal 90 Tagen erlaubt. Das führt von jeher dazu, dass die innermalayische (domestic) Einreise in die Region auch Immigrationsregulierungen unterliegt.

Während der RMCO wurde der Reiseverkehr zwischen Borneo und Malaysia auch weiterhin streng reglementiert (bspw. mit Quarantäne und ärtzlichen Attesten). Umso erfreulicher war es, als wir Anfang Juli in einem Artikel der Borneo Post lasen, dass zumindest die Einreise nach Sarawak für Ausländer erheblich vereinfacht werden sollte. So sollte ein Antrag beim SDMC (Disaster Management Sarawak) ausreichen, um ohne weitere Quarantäne oder Attest einreisen zu dürfen.

Das Dumme an der Geschichte ist, dass man für die Antragsstellung bestätigte Flüge und Hotelbuchungen vorweisen muss. Ein Risiko, das wir mit AirAsia (der einzige Carrier, der aktuell Sarawak anfliegt) eingegangen sind – leider.

So wurde unser Antrag vom SDMC zwar „approved“ (nach einiger telefonischer Anschubhilfe), allerdings sollte sich am Flughafen herausstellen, dass Immigration Sarawak niemanden mit abgelaufenen Social Visit Pass rein lässt. Hilfreich wäre hier ein Special Pass gewesen, den sich aber Immigration Langkawi bekanntermaßen weigerte auszustellen. Ironischerweise mit dem Hinweis des Immigration Officers, dass eine Einreise nach Sarawak doch ohnehin nur ein SDMC Approval benötige.

Nicht zuletzt wegen der entstanden Kosten sehr ärgerlich. Gerade in Zeiten, in denen Malaysia überall erwähnt, dass man den Tourismus langsam wieder stärken will, tut man sich mit einem derartigen kafkaesken Immigrationbehörden-Chaos für einen Inlandsflug sicherlich wenig Gefallen.

Wichtige Erkenntnis für uns: Flüge mit Air Asia werden wir künftig dringendst meiden. Der Laden hat tatsächlich nahezu den kompletten (menschlichen) Kundenservice duch einen Chatbot ersetzt, der Vorgänge aufnimmt und in ein ominöses Backoffice schiebt, wo man sich dann einige Tage irgendwelche Begründungen ausdenkt, warum (Premium Flex) Flüge nicht erstattet oder umgebucht werden können. So wie es aussieht, erledigt sich das Thema AirAsia ggf. sowieso von selbst – Karma halt.

Die Fallzahlen in Malaysia

Zu etwas mehr Erfreulichen: Die täglichen Neuinfektionszahlen in Malaysia sind auf sehr niedrigem Niveau angelangt. Seit fast sechs Wochen sind sie zweistellig – überwiegend sogar im einstelligen Bereich. Seit Anfang Juli sind weniger als 100 Menschen infiziert. Todesfälle gibt es nahezu keine mehr. Die Kennzahlen entsprechen somit für das ganz Land Malaysia ungefähr denen einer einzigen deutschen Großstadt wie Dortmund.

Die täglichen Coronafallzahlen
Die täglichen Coronafallzahlen. Quelle: CPRC Kebangsaan

Die SOPs in Malaysia

Man bewegt sich in Malaysia also in die richtige Richtung. Um sicher zu stellen, dass das so bleibt, wurden bereits vor der RMCO eine Reihe sogenannter „Standard Operation Procedures“ definiert.

So ist bei nahezu allen Geschäften, Lokalen, Restaurants oder sonstigen öffentlichen Gebäuden eine Registrierungen am Eingang notwendig. Entweder per App (QR Code) oder handschriftlich in einem Buch(!). Die Kontrolleure am Eingang (wenn welche da sind) machen aber einen eher unmotivierten Eindruck. Wenn man die Registrierungsbücher an manchen Eingängen so quer liest, hat man sowieso Zweifel an dem Nutzen (nur Vornamen, unleserliche Telefonnummern).

In Geschäften und Lokaelen sind alle Tische mit Klebeband markiert, so dass niemals Leute direkt nebeneinander bzw. zu viele an einem Tisch sitzen. Allerdings wird das Ganze auch nicht sehr intensiv vom Personal überprüft.

Die Maßnahmen wirken abstrus, wenn man auf Fähren (Langkawi) oder gar im Schlafwagen des Nachtzugs wieder auf engsten Raum gepfercht wird.

Bleibt zu hoffen, dass die nächste Welle nicht anrückt. Zum Vergleich: Australien (ungefähr gleiche Einwohnerzahl wie Malaysia, allerdings erheblich weiter im Land verteilt) hat es trotz weniger Lockerungen von Maßnahmen nicht verhindern können, dass die Zahlen der Neuinfektionen wieder hoch gegangen sind.

Quarantäne als Rückkehrer

Am 06. Juli wurde uns per Landsleutebrief der Deutschen Botschaft in Malaysia mitgeteilt, dass Malaysia nicht mehr auf der Liste der Risikoländer steht. D.h. insbesondere auch, dass man bei Rückkehr aus Malaysia nach Deutschland nicht mehr meldepflichtig gegenüber dem Gesundheitsamt ist bzw. nicht mehr in eine häusliche Quarantäne muss.

Allerdings stellen sich einige andere Fragen: Aktuell gibt es nämlich gar keine Direktflüge von Malaysia nach Deutschland. Man muss definitiv durch ein Drittland reisen. Und außer den Niederlanden (beim Flug mit KLM) sind diese Drittländer (Qatar, UAE, Türkei) nach wie vor auf der Risikoliste. UAE hat sogar nochmal eigene Einreisebeschränkungen (COVID-Test nötig).

Das ist für uns alles nicht relevant, wie uns die Botschaften in Kuala Lumpur resp. in Dubai nach mehrfacher Nachfrage versicherten. Allerdings sehr unverbindlich („nach unserem Kenntnisstand“, „bitte informieren Sie sich“) – äh ja, deswegen haben wir Sie ja angeschrieben… Überhaupt macht das auswärtige Amt unserer Ansicht nach nicht den astreinsten Job. In Malaysia hat sich beispielsweise der deutsche Botschafter Lambsdorff komplett verabschiedet und einen kommissarisch Vertreter hinterlassen. Es gibt ggf. auch bessere Zeitpunkte, die Biege zu machen…

Etihad hat mir per Twitter auch noch mal bestätigt, dass wir in UAE in den Transit dürfen ohne Attest. Wie es wirklich sein wird, erfahren wir dann wohl erst am 30.07., wenn es zurück gehen soll ins Land der Küchenbauer.

Heute soll es von Alor Setar in Malaysia über Pulau Penang nach Kuching in Sarawak gehen, doch am Flughafen wird uns ein Strich durch die Rechnung gemacht. Trotz aller vermeintlich erforderlichen Dokumente wird uns eine Einreise in Sarawak nicht genehmigt und wir bleiben in Penang.

Fahrt mit dem Zug von Alor Setar nach Butterworth

Um so wenig wie möglich zu fliegen, haben wir eine Möglichkeit gesucht, per Zug bzw. Schiff in Richtung Sarawak zu kommen. Leider gibt es in Malaysia kein durchgehendes Bahnnetz und Passagier Schiffsverkehr nach Borneo aktuell auch nicht . In Sarawak verkehren keine Züge. Deshalb beschlossen wir, nur die Strecke zu fliegen, auf der es keine alternativen Zugverbindungen gibt. Von Pulau Langkawi hätte man mit der Fähre nach Pulau Penang fahren können, doch wir bevorzugten, die Strecke mit dem Zug zu fahren.

Am Bahnhof von Alor Setar kauften wir uns am Morgen der Reise Zugtickets. Ein Vorverkauf tags vorher war nicht möglich. Es waren viele Menschen am Bahnhof, insbesondere eine Gruppe gehörloser und eine Gruppe sehbeeinträchtigter Menschen. Da war es nicht so ganz einfach, den Abstand wegen Corona einzuhalten.
Nachdem sich alle entweder über die App registriert oder in das Logbuch eingetragen hatten und die Körpertemperatur gemessen wurde, durften wir den Bahnsteig betreten. In Malaysia darf man nur mit einem Ticket auf den Bahnsteig. Per Aufzug ging es auf das richtige Gleis und kurze Zeit später fuhr der Zug ein. Natürlich standen wir genau dort, wo nur Frauen den Zug betreten durften (Frauenabteil) und wir mussten schnell zwei Türen weiter rennen.

Die Fahrt war angenehm. Jeder hatte einen Sitzplatz und wir fuhren an einer schönen Landschaft mit Palmen und Reisplantagen vorbei.

Fährfahrt von Butterworth nach Penang

Wartebereich Fähre Butterworth
Wartebereich

Die Fahrt mit der Fähre von Butterworth rüber zur Insel Penang war uns noch von der Woche dafür präsent, so dass alles einfach war. 1,20 Rinngit abgezählt für das Ticket bereit halten, im Wartebereich warten und schon beginnt die zwanzigminütige Fährfahrt.
Faszinierend ist, dass Menschen in Malaysia gerne als erstes auf dem Schiff der wieder runter sind. Obwohl es genügend Plätze gab, standen die meisten über 20 Minuten am Tor, um sofort das Schiff betreten zu können. Beim Ausstieg zeigte sich das gleiche Spektakel.

Penang am Nachmittag

Bis zu unserem Flug um 20.45 Uhr hatten wir noch massig Zeit, weshalb wir noch lecker essen gingen. Das Banana Leaf Curry war sehr schmackhaft, doch war mir die Location (Passions of Kerala) etwas zu laut. Während es im europäischen oder eher deutschen Kulturkreis ruhiger in Restaurants zugeht, wurde sich hier lauthals unterhalten und ebenso laut gelacht.

Der Hawker in der Nachbarschaft gefiel uns fast besser, wo wir uns die Zeit vertrieben.

Flughafen Penang

Der Flughafen von Penang liegt etwa 15 km außerhalb von Georgetown. Recht früh kamen wir dort an und wollten schon mal alles einchecken. Um 16 Uhr wurde uns mitgeteilt, dass wir zu früh wären und um 17.45 Uhr wieder kommen sollten.

Gesagt, getan, doch dann erlebten wir eine Überraschung. Trotz unserer Nachfrage beim Immigrations-Büro auf Langkawi hatte man uns nicht unseren Social Visit Pass(Stempel im Pass) verlängert, was bis zum 31. August wegen der RMCO ja auch nicht nötig ist.

Das abgelaufene Visum war nun aber der Grund, weshalb wir nicht an Board von AirAsia gelassen wurden. Man hatte noch mit dem Immigrations-Büro in Sarawak telefoniert, doch es bestand keine Chance. Etwas schräg war, dass wir vom SDMC (Disaster Management in Sarawak) das Approval hatten (die kannten den abgelaufenen SVP Stempel auch).

Zudem hatte man uns auch im Immigration office in Langkawi zwei Tage vorher keinerlei Probleme bei der Einreise prognostiziert.. Schade, dass die verschiedenen Immigration Offices (des selben Landes) nicht besser aufeinander abgestimmt sind. Wir sind bestimmt nicht die einzigen Touris die jetzt frustriert da stehen (mit geplatzten AirAsia Flügen ist Frust sicher, es gibt nämlich nahezu keinen Kundenservice!). Und frustrierte Touris kann ein auf Tousimus angewiesenes Land in der Post-Corona Zeit bestimmt nicht gebrauchen.

Campell House in Georgetown

Es bringt nichts, sich lange zu ärgern, so dass wir aus dem Abend auf Pulau Penang noch das Beste machten. Wir reservierten ein tolles Hotel, das deutlich über Traveller-Budget für malaysische Unterkünfte liegt (in Deutschland jedoch der Standardpreis für Mittelklasse-Hotels) und checkten ein.

Das Campell House liegt im quirlichen Stadtteil Chinatown von Georgetown. Es ist ein Haus aus der englischen Kolonialzeit. Die Böden und Möbel sind hölzern, die Fenster mit hölzernen Läden und kleinen, bunten Scheiben.
Wir wurden freundlich empfangen mit Begrüßungs-Schokolade und -Drink. Die Taschen wurden per Seilzug in unser Zimmer in der zweiten Etage gebracht.

Auf der Dachterrasse genossen wir richtige italienische Pizza. Wie lange haben wir keinen echten Käse mehr bekommen? So hatte der Tag doch noch ein gutes Ende.