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Erwacht sind wir trotz einer weiteren Zeitumstellung (wir sind mittlerweile 7 Stunden weiter als in Deutschland) um 10 Uhr in unserer russischen Wohnung in Irkutsk, Russland.

Die Wäsche, die ich heute Nacht noch gewaschen und in der Wohnung verteilt aufgehängt habe, war mittlerweile schon trocken. So warm ist es in russischen Wohnungen.
Das Thermometer draußen zeigte jedoch -20° Grad. Brrrrr!

Café Baikal Love in Irkutsk

Irkutsk Baikal Love
Irkutsk Baikal Love

Mit den dicksten Klamotten und dem Chromebook bewaffnet, marschierten wir zum Bahnhof, wo wir die Straßenbahn Linie 1 nahmen. Die Straßenbahnen sind sehr putzig. Ein Waggon, vorne die Schaffnerin, die uns für 15 Rubel (22 Cent) ein Ticket verkaufte. Raus ging es an der Leninstraße zu dem Café Baikal Love. Da ich mir den Ranking-Platz und nicht die Hausnummer gemerkt hatte, liefen wir erstmal daran vorbei.

Es hat sich gelohnt, zurückzukehren. Es gab Omul, den Süßwasser-Fisch, den es nur im Baikal-See gibt. Außerdem Dumplings und Pike-Fisch-Rolls. Als Getränk wurde mir ein Saft aus Beeren (Mors) empfohlen. Ich schätze, dass es eine Art Johannisbeer-Saft war. Seltsamerweise mussten wir hier in bar zahlen, was wir gar nicht mehr gewohnt sind.
Hier hatte ich endlich Zeit und Internet, so dass ich an den Beiträgen der letzten Tage arbeiten und diese veröffentlichen konnte.

Lenin Irkutsk
Lenin Irkutsk

Auf der Lenin-Straße steht natürlich ein Lenin-Denkmal wie in fast jeder russischen Stadt, die wir schon besichtigt hatten. Die Wege werden vorbildlich gekehrt. Überall sind Männer in hellen Westen und Besen zu sehen. Auf vielen Wegen sieht man auch Kehrmaschinen, denen man schnell ausweichen muss.

130. Quartier der Stadt Irkutsk

Irkutsk Wappentier
Irkutsk Wappentier Babr

In der Altstadt begrüßt uns das Wappentier Babr, das eher aus Versehen zum Symbol der Stadt wurde. Eigentlich sollte es ein Löwe sein, ist aber durch eine Fehlinterpretation der Zeichnung zu einem Biber mutiert.
Hier finden sich Holzhäuser, die aber eher modern wirken. Es gibt viele Restaurants und Geschäfte, doch ist das Treiben nicht mit dem in Moskau oder St. Petersburg vergleichbar.

In diesem Komplex befindet sich auch eine Brauerei. Da wir gerne erstmal probieren wollten, fragten wir nach einer Bierprobe. Die Kommunikation verlief stockend auf Englisch und ein wenig Russisch. Zwei Bierproben waren nicht zu bekommen, was wir nicht verstanden, bis uns die Kellnerin erklärte, dass die Bierprobe pro Tisch und gratis ist. So einen Service kennen wir aus unserer Heimat nicht, dass es etwas umsonst gibt.

Rynok-Markt

Als nächstes stand der zentrale Markt auf unserer Liste. Durch eisige Kälte ging es zu Fuß an schönen alten Holzhäusern vorbei. In einer Mall wärmten wir uns etwas auf. Es ist sehr interessant, die Geschäft in anderen Ländern zu besuchen. Es sind meist kleine Läden mit allen Artikeln in den Auslagen. Ganz oben fanden wir Toiletten. Die Toiletten-Frau schaute uns gar nicht an, sondern zeigte auf den Teller, sagte etwas in einem ruppigen Ton und schaute unentwegt auf ihr Handy. Das haben wir schon mehrfach in Russland kennen gelernt.

Der Markt war in Obst-, Gemüse-, Gewürze-, Fleisch-, Fisch- und Kosmetik-Halle unterteilt. Wieder hatten die Verkäuferinnen eine Art Tracht an. Hier erstand Oliver Beluga-Kaviar, den er erst nach einer Kostprobe kaufen wollte. Der erste mundete ihm nicht, er wurde auch von ganz unten herausgekramt. Der zweite war genau richtig, obwohl wir keine Kaviar-Kenner sind. Wer weiß, was uns da angedreht wurde. Im Nachhinein haben wir herausgefunden, dass er wohl gar nicht zum Probieren angeboten wird. Auch fanden wir hier massenweise Omul, der aus dem Baikalsee stammen soll.

Frieren in Irkutsk

Weil die Temperaturen doch weit unter dem Gefrierpunkt lagen, kehrten wir auf dem Rückweg in zwei Cafés ein, die erstaunlich leer waren. Auch die Haupteinkaufsstraße wurde wenig frequentiert. Hier fanden wir den Herrenausstatter „Köln“. In der Weltstadt Irkutsk gibt es drei Geschäfte, die deutsche Städte-Namen tragen.

Ein paar Stationen wollten wir dann mit der uns mittlerweile bekannten Straßenbahn machen. Mit anderen Fahrgästen warteten wir vergeblich. Nach eiskalten 20 Minuten kam dann endlich die Bahn, die uns auf die anderen Seite des Flusses Angara bringen sollte.

Monument to the Programmer

Wo hat man sowas schon gesehen? Ein Monument für Programmierer? Die Endstation der Straßenbahn 1 und ein kleiner Fußweg führten uns hierher.
Im Anschluss ging es zurück zu unserem Hotel. Die Nacht war sehr wuselig, da wir nur eine Decke hatten und ich das Gefühl hatte, krank zu werden. Auch meine kleine Reisedecke half hier nicht sonderlich. Das lag sicher an der Warterei auf die Straßenbahn. Außerdem gab es komische Geräusche in den Wasserleitungen, die mich immer wieder wach werden ließen.

Irkutsk Programmierer
Irkutsk Programmierer

Die Nachtfahrt in der transsibirischen Eisenbahn von Nowosibirk nach Irkutsk in Russland war sehr lang. Wir wachten erst sehr spät auf. Ich denke, dass das an der Heizungsluft liegt, dass wir ständig müde sind.

Speisewagen in der Transsibirischen Eisenbahn

Nachmittags erfuhren wir dann, dass es tatsächlich einen Speisewagen gibt. Um 16 spazierten wir dann 4 Wagen weiter, doch jetzt sollte es einen dreißig-minütigen Stopp geben, bei dem keine Gäste bedient werden sollten. Na toll! Dafür konnten wir beobachten, wie Kohle auf den Zug geladen wurde.

Dreißig Minuten später gesellte sich Andrej wieder zu uns und er zeigte Fotos seiner Frau und seines Sohnes. Wir bekamen Soljanka-Suppe serviert, der Rest war schon wieder ausverkauft. Bier war zum Glück noch vorrätig.

Den Abschied von Andrej verschlief ich. Er musste etwa eine Stunde vor uns aussteigen. Um 21.15 Uhr war es für uns dann soweit. Die Uhr ist zwischenzeitlich wieder eine Stunde vorgestellt worden.

Ankunft in Irkutsk

Es war furchtbar kalt, als wir in Irkutsk ankamen, angezeigt wurden -18°. Zu unserer Unterkunft, die sich nur 300 m vom Bahnhof befand, war es sehr glatt. Wir hatten wieder mal Glück, denn neben dem Schlafzimmer hatten wir auch ein Wohnzimmer mit einer Küche.

Den Abend ließen wir in einem naheliegenden Pub ausklingen. Einer der Gäste kam auf mich zu uns schenkte mir eine Tafel deutsche Schokolade (lach). Wie habe ich das schon wieder angestellt? Happy fielen wir an diesem Abend ins Bett.

Jekaterinburg Stolovaja

Angekommen in Jekaterinburg hatten wir noch etwas Zeit, bevor wie unser Wohnung beziehen konnten. Deshalb gingen wir in Bahnhofsnähe in eine für uns mittlerweile bekannte Stolovaja. Eigenständig organisierte ich uns dieses köstliche Mahl: ein Gericht aus mit Kräutern gefülltem Hühnerfleisch (ähnlich Chicken Kiev), daneben Kohlgemüse. Das Kuchen-Teilchen stellte sich als Kuchen mit Kartoffel-Püree heraus. Außerdem gab es russischen Salat und einen Kuchen mit Zimt. Das Getränk ist eine Art Beerensaft.

Jekaterinburg Käsekuchen

Per Zufall entdeckten wir das Café. Neben einem Kaffee bestellten wir etwas aus der Auslage, ohne zu wissen, was es ist. Bei der Bestellung unterstützte uns ein Gast, da die Bedienung (etwa 20 Jahre) kein Wort Englisch sprach. Es stellte sich heraus, dass es sich hierbei um köstlichen Käsekuchen (so ähnlich) handelte. Dargereicht einmal mit saurer Sahne und einmal mit Vanillesauce.

Moi Drug Olive in Jekaterinburg

Hier fragte man uns, ob wir reserviert hätten, doch es stellte sich heraus, dass es noch genügend Plätze gab. Das gemütliche Restaurant hatte wirklich tolle Speisen. Auf dem linken Bild sieht man Roast Beef mit rohen Eiern und einem russischen Salat. Mittig ist Olivers Salat abgebildet. Rechts handelt es sich um Kotleti (Art Frikadelle) mit Kartoffelpüree. Dieses Restaurant würde ich jedem Besucher von Jekaterinburg ans Herz legen.

Pellmini in Nowosibirsk, Restaurant Pellmen

Schräg hinter dem Hotel entdeckten wir das kleine Restaurant, das in erster Linie von einheimischen frequentiert wird. Die Kaffee-Variationen waren sehr westlich, also Kokos-Kaffee und Snickers-Kaffee. Die Soljanka schmeckte hervorragend. Auf der Karte entdeckten wir diese braunen Sticks, von denen wir nicht wussten, was es ist: geröstetes Schwarzbrot mit Knoblauch-Sauce (typisch russisch?). Pellmini wurden in jeglichen Variationen angeboten. Wir wählten welche mit Garnelen- und Oliven-Füllung. Einen Dip musste man separat bestellen.

Nowosibirsk Bierbeilagen im Hotel Marins Park

In der Hotelbar wurden neben großen Gerichten auch kleine Snacks angeboten. Das Schwarzbrot hatte uns mittags schon sehr geschmeckt. Außerdem bestellte ich noch Champignons in Käse. Die Größe der Portion erkennt man am Vodka-Glas.

Um 11 Uhr verließen wir unser schönes Hotelzimmer im Hotel Marins Park in Nowosibirsk, Russland. Eine dreißig-stündige Fahrt in der Transsibirischen Eisenbahn nach Irkutsk stand uns bevor.

Abfahrt aus Nowosibirsk

Der Zug stand schon bereit und wir checkten in unser Abteil zweiter Klasse ein. Dort lag bereits ein Herr in einem unteren Bett, der uns nicht grüßte. Ich grüße erstmal jeden. Wenn man längere Zeit miteinander auf engstem Raum verbringt, sollte man sich zumindest vorstellen.

Oliver lag wieder oben und ich unten. Wir hatten die Betten wieder so gewählt, dass wir die Möglichkeit zum Sitzen und zum Liegen haben. Außerdem ist zu erwähnen, dass wir so über den kompletten Raum unter dem unteren Bett verfügen können. Da passen unsere beiden Rucksäcke / Koffer rein. Außerdem verstauten wir hier unsere Stiefel, die wir die Fahrt über nicht benötigen.

Die Fahrt verlief durch kleinere Dörfer und schöne Landschaften. Die Strecke zwischen Nowosibirsk und Irkutsk gehört zu den landschaftlich schönsten der transsibirischen Eisenbahn.

Nach einer Stunde verließ uns der nichtredende Passagier und ich fühlte mich ein wenig freier. Wir konnten uns gemütlich gegenüber sitzen.

Doch dann kam irgendwann Andrej. Erst verlief alles sehr schweigsam, aber dann sprach er uns an. Ohje! Er konnte etwa zwei Wörter Englisch und kein Wort Deutsch. Also musste uns die Übersetzungs App helfen und eine lustige Kommunikation begann. Wir zeigten einander die Pässe, erklärten woher wir kamen und sprachen über Entfernungen. Er war total perplex, dass wir in nur drei Stunden in Amsterdam sein können und auch Nord- und Süddeutschland für uns nicht wirkliche Entfernungen mit der Bahn sind, gemessen an den Entfernungen, die wir in Russland zurückgelegt haben.
Zu einem gemeinsamen Wodka, wie man das aus Erzählungen kennt, kam es jedoch nicht.

Die Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn war lang, aber es war toll, dass wir das Viererabteil in der zweiten Klasse für uns alleine hatten. Nur irgendwann nach Omsk kam ein Mann in unser Abteil und schlief eine kurze Strecke neben uns, wovon Oliver allerdings gar nicht mitbekam.

Ankunft in Nowosibirsk

Der Zug kam pünktlich um 12.15 Uhr in Nowosibirsk an. Da der Zug hier etwa eine Stunde hielt, war keine Eile geboten. Draußen nahm mir jemand netterweise den Koffer entgegen, wollte diesen sogar noch weiter tragen. Das ist das erste Mal, dass wir auf unserer Reise Kofferträger entdeckten, doch ich lehnte dankend ab.
Es gab nur einen Ausgang, auf den alle zuströmten. Treppab ging es in die Bahnhofshalle, wo wir als erstes unsere Tickets für die Weiterfahrt ausdrucken wollten. Doch hier fanden wir keinen Drucker und helfen konnte uns auch keiner. Eine Dame rief ihre Kollegin Natascha, die wohl Englisch sprechen sollte, aber auch nicht verstand, was wir wollten. Schließlich stiefelte Oliver nach oben, ich bewachte das Gepäck. Ein paar Minuten später kam er erfolgreich zurück.

Nowosibirsk

Unser Hotel „Marinas Park“ lag direkt gegenüber vom Bahnhof. Auf unserer weiteren Strecke bevorzugen wir Unterkünfte in Bahnhofsnähe, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass es sehr viele Treppen gibt. Außerdem sind die Innenstädte nicht gestreut, was die Fortbewegung mit Gepäck erheblich erschwert.
In der 18. Etage bekamen wir ein Zimmer mit Badewanne und tollem Ausblick über die verschneite Stadt.

Ausblick von der 18. Etage
Ausblick von der 18. Etage

Unsere erste Mahlzeit vor Ort nahmen wir in einer kleinen Pellmini-Bude ein. Es war sehr gemütlich da und wurde von Einheimischen frequentiert. Hier planten wir den weiteren Tag und auch einen Teil der weiteren Strecke mit der transsibirischen Eisenbahn.

Weiter ging es in das Kaufhaus Galeria Novosibirsk, das mit sehr vielen Geschäften bekannter Labels – auch Unterwäsche und Socken – ausgestattet ist.
Gegenüber ist eine Markthalle, die wir interessanter fanden. Die Verkäufer und Verkäuferinnen standen dort in einer landestypischen Kleidung (alle gleich) und boten Fleisch, Gemüse und Gewürze feil.

Zu Fuß erreichten wir das Lenin-Denkmal, das eigentlich in Berlin stehen sollte, dafür aber zu groß ist.
Im Anschluss wollten wir uns noch die Metro anschauen, die aus zwei Linien mit insgesamt 13 Stationen die Einzige in Sibirien ist. Sie sind ähnlich pompös wie in Moskau und St.Petersburg, auch wenn die Stationen nicht so tief unter der Erde liegen.

Zum Abschluss flanierten wir durch eine Einkaufsmall neben unserem Hotel, um Vorräte für die Weiterfahrt zu kaufen. Das ist wohl das letzte mal, das wir Kwas, einen Brottrunk, bekommen werden.
Den Abend ließen wir in der Hotelbar ausklingen. Das war etwas glamouröser als unsere bisherigen Unterkünfte. Für den hoteleigenen Pool und die Sauna waren wir zu müde, aber ein Bad in der Badewanne gönnte ich mir dann doch.

Wieder startete ein Tag, den wir in der Transsibirschen Eisenbahn verbringen sollten. Diesmal ging es von Jekaterinburg nach Nowosibirsk.

Abfahrt aus Jekaterinburg

Den Weg von unserer Wohnung mitten in Jekaterinburg, Russland, zum Bahnhof bewältigten wir mit der Metro. Das war etwas kürzer als der Fußweg.
Durch die Sicherheitsschleusen ging es in einen Wartebereich in der ersten Etage.

Diesmal war es etwas einfacher, das richtige Abteil zu finden, weil der Zug eine Stunde Aufenthalt hatte. Glücklicherweise hatten wir ein Vierer-Abteil ganz für uns alleine, mit Ausnahme von einer Stunde, wovon Oliver jedoch nichts mitbekommen hat.

Unser Abteil in der Transsibirischen Eisenbahn

Wir hatten für diese Strecke ein Bett oben und eins unten gebucht, damit wir während der Fahrt auch mal sitzen können und nicht die Betten von fremden Menschen dafür benutzen müssen. Wir haben bisher die Erfahrung gemacht, dass die unten liegenden Menschen, den Personen aus den oberen Betten Platz zum Essen machen. Die unteren Betten sind jedoch deutlich teurer (ca 10-20%).
Von den 22 Stunden Fahrtzeit hatten wir das Abteil etwa 21 Stunden für uns, was sehr angenehm war. So konnten wir Musik hören (wir haben Olivers Bose-Box dabei) und in aller Ruhe quatschen und essen. Auch waren das zwei Schnarcher weniger (grins).

In Kungur, Russland, brachen wir recht früh mit einem Taxi zum Bahnhof (ca. 6 km) auf. Es ist ein kleiner Bahnhof, an dem die Züge nur kurz halten. Es gab einen Wartebereich, wo es Getränke für die Fahrt, Snacks und Souveniers zu erwerben gibt.

Ein Signal ertönte und wir durften den Bahnsteig betreten, diesmal ordnungsgemäß über den Bahnübergang. Wir fragten Russen, wo wir denn unser Abteil finden könnten, doch beantworten konnte uns das keiner. Der Zug fuhr ein, wir rannten in die falsche Richtung auf dem verschneiten und glatten Bahnsteig. An Waggon 7 entdeckten wir den Fehler und machten kehrt. Da wir nur 2 Minuten zum Einsteigen hatten, sprangen wir schon in Waggon 11 in den Zug. Doch wie kommt man von hier in Waggon 16? Die Schaffnerin kontrollierte die Pässe und Tickets, zeigte sich aber verständnislos, warum wir im falschen Waggon waren.
Oliver schnappte sich meinen Koffer, den man aufgrund der Enge nicht ziehen konnte, und wir machten uns auf den Weg. Die ersten beiden Waggons waren Abteile der zweiten Klasse, wo wir noch gut durch kamen. Die große Herausforderung war die dritte Klasse. Für die kurze Strecke nach Jekaterinburg brauchten wir ja keine Privatsphäre.

Doch dann begann eine Art Geisterbahn. In der dritten Klasse kamen uns von allen Schlafenden die stinkenden Füße entgegen. Wir hatten das Gefühl, überall von Füßen attackiert zu werden. So quetschten wir uns durch vier nicht enden wollende Abteile. Endlich angekommen, bezogen wir unsere Betten. Es sind immer sechs Betten, die zusammen stehen. Wir haben wieder die beiden übereinander liegenden am Gang gewählt. Oliver schlief schnell ein, doch das Geschnarche und Gesäge um mich herum raubte mir die Möglichkeit zu schlafen. Gerädert kam ich dann dann am nächsten Zielort Jekaterinburg an. Oliver schien ausgeschlafen zu sein.

Ankunft in Jekaterinburg

Mittags um 12 Uhr kamen wir in Jekaterinburg an. Den Weg zu unserer Wohnung wollten wir zu Fuß bewältigen, was sich als Herausforderung darstellte. Nach einem kurzen Frühstück in einer Stolowaja versuchten wir die Straße zu überqueren. Doch nirgends waren Ampeln. In weiter Ferne entdeckten wir eine Unterführung. Das hieß: Gepäck runter- und wieder raufschleppen. Hätten wir das gewusst, wären wir gar nicht erst essen gegangen.
Unsere Unterkunft lag hinter dem Gasprom-Bank-Gelände, das komplett eingezäunt ist. Es gibt weder Wegweiser noch Türen, so dass wir einmal um das ganze Gebäude herumlaufen mussten.

An unserer Unterkunft angekommen, kamen wir erst auch nicht weiter, da auch dieses Gebäude komplett eingezäunt ist. Eine nette Dame zeigte uns den Weg und öffnete Türen mit einem Token. Die Wohnung von Andrej war toll. Sauber und zentral, genau richtig für eine Nacht in einer neuen Stadt.

Spaziergang durch Jekaterinburg

Der erste Weg führte uns zu der Kirche auf dem Blut. Draußen wurden Eisfiguren geschliffen und eine Rodelbahn für Kinder war aufgebaut. Im Inneren der Kirche waren wir sehr beeindruckt. Die Bilder und Wandmalereien zeigten überwiegend Götzen der Romanows.

In einem Café, das wir durch Zufall entdeckten, gab es leckeren Kaffee mit käsekuchenähnlichem Gebäck. Als Beilage gab es einmal saure Sahne und einmal Vanillesauce. Köstlich!

Weiter ging es zum Sevanstyansnows Haus, wo Putin absteigt, wenn er denn hier ist.

Das Hochhaus Vysotsky sieht man schon von Weitem. Eine Fahrt in den 52. Stock kostet etwa 5 €, incl. eines Besuchs eines Museums. Oben konnte man die ganze Stadt bis in den Ural hinein überblicken, was in der Dunkelheit atemberaubend war.

Die Einkaufsstraße „Vaynera Street“ hat viele kleinere, auch internationale, Geschäfte. In einem Laden mit Elektrokleinkram erstand Oliver eine neue Power-Bank. Während ich auf ihn wartete, kam eine Frau in meinem Alter ins Geschäft, die sich der Länge nach hinlegte. Sie sah sehr mitgenommen aus. Das zeigt, dass auch die Einheimischen Probleme mit der Glätte haben. Wieder einmal war ich froh, meine Spikes gekauft zu haben.

Den Abend ließen wir in einem russischen Restaurant ausklingen, das wir wegen des Namen ausgewählt hatten: Moi Drug Olive. Nach der Beschreibung sollte es ein italienisches Restaurant sein, doch wir entdeckten hier eher Fusion-Küche.

Nach Hause fuhren wir mit der Metro, die nur aus wenigen Stationen besteht.

Angekommen sind wir nun in Kungur, Russland, und wollen natürlich die berühmte Eishöhle besichtigen.

Orientierung in Kungur

Unser Kühlschrank war gähnend leer und auch Getränke hatten wir keine. Deshalb suchten wir eine „Stolowaja“ auf und frühstückten. Diesmal haben wir nicht so leckere Speisen erwischt, dafür war der Cappuccino super.


Den Bus zur Eishöhle sollten wir doch schnell finden. Olivers Sprachkenntnisse reichten, um nach dem Weg zu fragen. An der Haltestelle half uns tatsächlich jemand auf einem Gemisch aus Russisch und Englisch und nannte die Preise für die Busfahrt und den Eintritt in die Eishöhle. Es fielen sogar ein paar deutsche Wortfetzen.Die Busfahrt war sicher. An der Endhaltestelle sahen wir schon von Weitem das Hotel Stalagmit, das direkt neben der Eishöhle liegt.

Eishöhle in Kungur

Für die Tickets mussten wir etwa 30 Minuten anstehen. Natürlich sprach auch an der Kasse wieder keiner Englisch, so dass Wortfetzen und Hände und Füße reichen mussten. Für 14 Uhr hatten wir dann Tickets für eine Besichtigung, die knapp 1,5 Stunden dauern sollte. Bis dahin vertrieben wir uns die Zeit bei den lustigen Holzfiguren und im Café.


Als Gruppe wurden wir um 14 Uhr eingelassen. Schnell zeigten sich beeindruckende Bilder. Eislandschaften und Skulpturen, die angeleuchtet wurden.

Anfangs war es recht kalt und alles war vereist. Ab der Hälfte der Höhle fanden sich jedoch Seen und es war zunehmend wärmer. Die Wege waren gut passierbar, oft musste man sich jedoch ducken.

Kungur am Abend

Mit dem Taxi fuhren wir dann zurück zu unserer Unterkunft. Wir wollten die Taxi-App (Y Taxi, das russische Uber) testen, da wir am folgenden Tag recht früh am Bahnhof sein müssen. Alles klappte wunderbar.

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön!

Der Zug rollte immer noch die Strecke zwischen Moskau und Kungur entlang. Viel berichten gibt es dazu nicht. Ich verbrachte die Zeit mit Lesen und dem Verfassen von Artikeln für den Blog. Oliver schlief, schaute aus dem Fenster oder versuchte die Fragen der Schaffnerin zu beantworten. Sie war nämlich sehr an einem Gespräch interessiert, das sich als etwas schwerfällig, aber lustig herausstellte.
Insgesamt fuhren zwei Schaffnerinnen (russ.: проводница / Provodniza) in unserem Abteil mit: eine hatte Dienst, die zweite war zur Ablösung da. Die Damen waren nicht nur für die Tickets zuständig, sondern bereiten auch kleine Fertigsuppen zu, verkauften Snack und putzen die Gänge und Abteile, nachdem die Passagiere diese verlassen hatten. Aber sie sorgten auch für Ordnung. Wir mussten unsere Betten selbst beziehen und am Ende der Fahrt alles abziehen und ordentlich zusammenlegen. Wir hatten zum Glück sehr nette Schaffnerinnen erwischt.

Speisen und Getränke während der Fahrt

Da wir schon eine relativ kurze Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn hinter uns hatten (9 Stunden), wussten wir, womit wir uns eindecken mussten. Wir hatten Trinkwasser, Ramen Nudelsnacks und Teebeutel dabei. Einen Samowar hat jedes Abteil der Transsibirischen Eisenbahn, aber leider gab es wieder keinen Speisewagen, obwohl die gesamte Fahrt über mehrere Tage geht. Wir hatten ja „nur“ 23 Stunden, die wir im Zug verbringen sollten.

Die coolen Teegläser mit Metallumfassung gibt es leihweise bei der Providniza, wenn man lieb bittet

Ankunft in Kungur

An den größeren Stationen hielt der Zug etwa 15-30 Minuten, so dass der Ausstieg recht unproblematisch war. In Kungur hingegen waren nur zwei Minuten vorgesehen. Also alle Sachen raus, den Schaffnerinnen und den Mitreisenden „tschüss“ gesagt und unseren Host suchen, der uns netterweise um 23.30 Uhr mit dem Auto vom Bahnhof abholte. Das klappte alles recht unkompliziert. Komisch fand ich nur, dass wir mit unseren Sachen zu Fuß über die eingeschneiten Gleise mussten. Ich hörte schon einen Zug pfeifen, doch es war unserer, der wieder losfuhr.
Unsere Unterkunft war nicht das, was wir gewohnt sind. Etwas perplex nahmen wir die Schlüssel entgegen und akzeptierten, dass auch solche Unterkünfte zu unserer Reise gehören. Das einzig Positive war die Waschmaschine. Schnell wuschen wir erneut eine Ladung 40-Grad-Wäsche und schliefen dann auf dem Schlafsofa ein.

Heute sollten wir Moskau verlassen und abends mit der transsibirischen Eisenbahn nach Kungur aufbrechen. Doch zuvor wollten wir noch etwas von der Stadt sehen, unter anderem den Izmailovo Trödelmarkt.

Um 12 Uhr mussten wir unser Zimmer räumen, doch die nette Rezeptionistin, die uns auch am Anreisetag begrüßt hatte, ermöglichte uns, das Gepäck unterzustellen. Die teure Gepäckabgabe (250 Rubel pro Gepäckstück), die wir tags zuvor am Bahnhof begutachtet hatten, blieb uns somit erspart. 

Ohne Gepäck fuhren wir dann also zu unserem letzten Ziel in Moskau. Es gibt noch viel mehr zu sehen, aber man muss ja eine Auswahl treffen.

Izmailovsky Market

Izmailovsky Market: Das ist ein Markt, den viele Reiseführer empfehlen. Die Anreise gestaltete sich jedoch etwas schwierig. Von der Metro aus vertrauten wir Tripadvisor und marschierten los. Irgendwie kamen wir nicht zu dem gewünschten Ziel. Also blieb uns nichts anderes übrig, Einheimische anzusprechen. Ich zeigte auf den Namen und auf ein Bild des Marktes und die Dame zeigte in die entsprechende Richtung. Nach 3 km Umweg sahen wir dann eine Nachbildung des Kremls und diverse andere Gebäude wie z.B. eine Windmühle.
Der Markt selber zeigte das, was wir bereits in Souvenier-Läden gesehen hatten: Matroschkas in allen Variationen (Michael Schumacher als Matroschka-Figur), die Uschankas, Handschuhe, Schals etc. Wir hatten jetzt aber Hunger und Kaffeedurst und suchten etwas zum Einkehren. Das einzige Restaurant, das auf dem Gelände geöffnet hatte, war eine Küche aus chinesichen, vegetarischen und indischen Speisen. Alles war gut und der Hot Cappucino von Oliver wurde sogar am Tisch flambiert. Hierfür wurde der Cappucino mit Zucker bestreut und mit einem Bunsenbrenner karamelisiert.

Vor Ort gab es diverse Lebensmittelgeschäfte, doch wir wollten erst kurz vor der Abfahrt für die Zugfahrt einkaufen gehen. 

Abfahrt von Moskau

Um kurz vor 17 Uhr holten wir unser Gepäck aus dem Hotel und bedankten uns bei der Hotel-Rezeptionistin mit deutscher Schokolade, die es hier auch an jeder Ecke zu kaufen gibt. Im nebenliegenden Supermarkt deckten wir uns mit Kleinigkeiten für unterwegs ein. Unser 3-Tages-Metro-Ticket war gerade abgelaufen, so dass noch ein Einzelticket zum Bahnhof kaufen mussten. Dort verbrachten wir dann den Abend bis zur Abfahrt des Zuges in einem kleinen Bahnhofs-Restaurant, dass russisches Essen anbot.

Diesmal hatten wir Plätze im 4er-Abteil in der 2. Klasse gebucht und zwei obere Betten reserviert. Wir bekamen alles gut verstaut und waren erstmal froh, das Abteil für uns alleine zu haben. In Wladimir allerdings schon stieg dann eine Mutter mit ihrer etwa 10jährigen Tochter zu, die noch bis 2 Uhr nachts mit dem Beziehen der Betten und dem Verspeisen von Köstlichkeiten beschäftigt waren. Oliver schlief recht schnell ein. Ich schaute noch lange aus dem Fenster und sah vielen schneebedeckten Landschaften.