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Norwegen

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Kurz vor Stavanger wurden wir mit einer lauten Durchsage geweckt. Das war aber nicht unser Halt und wir waren noch sehr müde. Trotzdem schlüpften wir flink in unsere Klamotten und gingen an Deck. Das war wohl bereits die Ansage, dass wir wieder ablegen, denn wir sahen nur die Ausfahrt unseres Schiffes. Es wurde bereits hell, doch die Müdigkeit siegte und wir gingen zurück ins Bett. 

Um 9 Uhr kam dann die nächste Durchsage, dass wir doch bitte bis 10 Uhr unsere Kabine verlassen sollen. Also frühstückten wir gemütlich und packten zusammen. Das Müsli packten wir in zwei Baby-Speise-Dosen, die ich zu Weihnachten für diese Reise von meiner Zweitfamilie geschenkt bekommen habe. Sehr praktisch!

An Deck 10 (Außendeck) sitzen Russen und trinken den ersten Schnaps. Dazu dröhnt aus Boxen russische Musik. Alle, die raus gehen, tanzen erstmal.

Das Auschecken war recht schnell, doch wir hatten keinen Plan. wohin wir gehen sollten. Nach einem km Fußweg und etlichen Treppen (ich verfluche schon jetzt mein Gepäck) fragte Olli zwei Schweden ganz freundlich nach dem Weg. Wir wurden aber nur unfreundlich abgewiesen. Naja, alles halb so wild, denn schließlich fanden wir einen Bus zu unserer Unterkunft mit Umweg quer durch einen meterlangen Tunnel. Hier halfen uns eine nette Erzieherin und eine weitere Dame gerne aus. Der Fußweg ging durch eine Baustelle, wieder über Treppen und schließlich über einen gut beschriebenen Weg unseres Hosts.

Das Zimmer machte den Eindruck einer Rumpelkammer. Ein Doppelbett, 2 Kinderbetten. Holzboden mit diversen Farbklecksen, ein nicht angeschlossener Kamin, Kinderspielsachen gestapelt. Was soll´s! Dafür gibt es einen tollen Ausblick über die Stadt. Wir machten uns auch sofort auf den Weg in das Städtchen.

Als erstes ging es auf den Fischmarkt am Hafen. Aber die Preise waren wie aus der Apotheke. Ein halbes Brötchen mit Lachs oder Garnelen 7 €, ein Baguette mit Fisch für 12,90 €, ein Fischgericht ab ca. 25 €.  Wir gönnten uns eine Bergen-Fischsuppe und zwei Fischfrikadellen für 15 € – ein Schnäppchen!

Nach einem kurzen Bummel an den schönen Holzhäusern entlang, entschieden wir uns mit der Floyenbahn den Berg rauf zu fahren. Der Ausblick von oben ist echt umwerfend – insbesondere in der Dämmerung, wenn die Lichter der Stadt angehen und die Sonne verschwindet. Runter ging es zu Fuß. Ein komischer Gedanke, dass wir für so einen Spaziergang zu begeistern sind (lach). Der Weg durch den Wald war toll, die Straße asphaltiert, meist beleuchtet. Radfahrer fuhren sowohl rauf als auch runter. Was für eine Leistung! 

Unten angekommen, gönnten wir uns ein Essen bestehend aus norwegischen Tapas. Das war richtig lecker. Stockfisch, Rentier-Tatar und exzellenter Käse. Ein Genuss!

Der Tag begann mit einem gemütlichen Frühstück mit einem Blick über Bergen. Wir hatten nichts Konkretes vor, weshalb wir entspannt durch die Stadt bummeln konnten. Es war jedoch sehr regnerisch.

Nach einiger Überlegung haben wir beschlossen, nicht mit dem Zug, sondern mit der Fähre von Bergen nach Flåm zu fahren. Tickets bekamen wir am Fährterminal (680 Nok = 68 € pro Person). Am Fährterminal lag ein überdachter Fischmarkt. Dort entdeckten wir Fischbaguettes vom Vortag, die nur noch 50 Nok = 5 € kosteten. Ollis normalpreisiges Baguette hatte ebenfalls einen Discount, so dass dies 9,90 € anstatt 12 € kostete. Zusätzlich gab es einen Filterkaffee. Es gibt also doch preisliche Unterschiede in diesem sonst so hochpreisigen Land. Zum Nachtisch gönnte ich mir eine Zimtschnecke aus einem kleinen Zimtschnecken- und Brot-Wagen am Wasser. In jedem skandinavischen Roman gibt es Zimtschnecken, also musst ich diese auch mal vor Ort kosten. Köstlich!

Nachmittags flanierten wir weiter durch die Stadt, vorbei am KODE-Museum, durch das Universitäts-Viertel, mit der Straßenbahn ans Wasser. Eine schöne Stadt mit schönen alten Häusern.

Um 7.50 Uhr schlichen wir uns aus unserem 6-Bett-Zimmer in das Wohnzimmer der 2. Etage, um die anderen nicht zu stören. Aber irgendwie mussten alle gleichzeitig raus.

Rasch brachten wir unsere Sachen runter und waren dann um 8 Uhr am Zugterminal, wo schon eine Hand voll Leute wartete.

Die Flåmsbana fuhr pünktlich um 8.35 Uhr los. Wir hatte einen 6er Platz für uns und konnten die überwältigende Aussicht genießen. Teilweise zuckelte der Zug über sehr hohe Teile, unter uns lagen kleine Dörfer, wir durchquerten enorme Tunnel und sahen gewaltige Wasserfälle.

Es gab einen Haltepunkt ohne Ausstieg, weil an der Stelle auf den entgegenkommenden Zug gewartet wurde. Die Strecke ist eingleisig. Auf halber Strecke teilt sich das Gleis in zwei Gleise, damit immer zwei Züge die Strecke bedienen können.

Kurz vor Ende der Fahrt gab es einen Stopp an einem riesigen Wasserfall. Alle strömten für ein Foto heraus. Musik ertönte und eine Elfen-Tanzdarbietung war neben dem Wasserfall zu sehen. Natürlich ist das wieder eine Touristenattraktion, doch da wir nicht darauf vorbereitet waren, war es sehr beeindruckend.

In Myrdal angekommen, hofften wir noch einen Platz im Zug nach Oslo zu ergattern. Zwei Tage vorher, hatten wir versucht, Plätze zu reservieren und das erste mal mit unserem Interrail-Ticket zu fahren, doch der und auch der 14-Uhr-Zug waren komplett ausgebucht.

Trotzdem bekamen wir zwei Plätze, mussten meine Platz 2x wechseln, aber waren doch froh, schon nachmittags in Oslo anzukommen.

Um 16 Uhr durften wir in unsere fantastische Airbnb.de-Wohnung. Eine ganze Wohnung für uns mit Bett, Küche und Wohnzimmer. Das wichtigste war aber die Waschmaschine, denn hier konnten wir das erste mal waschen.

Gegen 17 Uhr fuhren wir dann in die Stadt und schlenderten über die Einkaufsstraße Karl-Johans-Gate, der Einkaufsstraße in Oslo. Vorbei am Dom ging es zum Königinnen-Palast. 

Anschließen trabten wir zum Rathaus, das mich sehr beeindruckt hat von seiner Bauweise. An den Innenseiten findet man Holzschnitzereien aus der nordischen Mythologie. Leider war das Rathaus wegen der anstehenden Kommunalwahlen für die Öffentlichkeit nicht zugänglich.

Also gingen wir zum Hafen. Hier fanden wir viele Segelboote, Boote und Fähren. Von einem kleinen Fischstand kaufte ich mir einen Fischburger, der nach norwegischem Rezept zubereitet wurde. Lecker.

Endlich mal ausschlafen und ein bisschen rumgammeln! Wir genießen es, heute nicht reisen zu müssen und einfach mal in der Wohnung verweilen zu können. Es läuft eine zweite Maschine Wäsche und wir planen unseren weiteren Reise-Verlauf. Da wir sowieso in Richtung Norden unterwegs sind, können wir auch einen Abstecher auf die Lofoten machen. Bis Narvik haben wir alles gebucht. Von dort könnten wir einen den Lofoten-Express nehmen. Mal schauen, was aus dem Plan wird.

Ein wenig Kultur muss sein. Deshalb fuhren wir zum Vikingskipshuset, einem Museum, in dem 3 Schiffe aus der Wikinger-Zeit ausgestellt wurden. Meines Erachtens kann man sich das anschauen, ein Buch tut es aber auch (lach). Jetzt haben wir ein Kombi-Ticket, das auch den Eintritt in das Kulturhistorik Museum. Mal schauen, ob wir uns das antun.

Die Nationalgalerie hat leider wegen eines Umzugs in ein anderes Gebäude geschlossen. Hier hätten wir auch “Der Schrei” von Munch gesehen. 

Zu Fuß ging es zu einem legendären Plattenladen, Neseblod record, ehemals Helvete, einem  legendären Black Metal-Plattenladen.

Oslo Plattenladen

Den Abend ließen wir mit einer Fischsuppe im Restaurant Albert am Hafen ausklingen. Die war wirklich schmackhaft und sehr fischhaltig.

Während unsere Bahnfahrten haben wir uns weitestgehend von Lebensmitteln aus dem Supermarkt ernährt. Darunter fiel ein sehr leckerer Hering, den wir bereits kannten, da uns den meine Tante aus ihrem Urlaub mitgebracht hat.
In Flåm kauften wir uns ein Stück Käse, der hier in der Gegend hergestellt wird. Es ist karamelisierter Ziegenkäse, von dem man aber nur ein kleines Stück essen kann.
In Oslo gab es ein leckeres Fischbrötchen und ein köstliche Fischsuppe, in der fangfrischer Fisch war: Lachs, irgendein heller Fisch und reichlich Muscheln. Das Restaurant hieß Albert und lag direkt am Hafen.

Bis 14 Uhr durften wir in unserer Wohnung verweilen und nutzten dieses auch voll aus. Anschließend brachten wir unseren Kram zum Bahnhof und konnten alles für 8€ einschließen. 

In Oslo gibt es ein Café (Wim Wendelboe), das sehr alt ist und für seine Kaffee-Spezialitäten bekannt ist. Dort gönnten wir uns jeder ein Tässchen, denn die Kaffee-Verkostung hätte 4 Tassen umfasst. Wir sind ja keine 20 mehr (grins). Letztendlich waren beide Sorten sehr säuerlich, so dass wir Milch dazu bestellten, wir Banausen. Das störte aber keinen.

Zu Fuß schlenderten wir darauf an einem Fluss entlang, der eine enorme Strömung hatte. Ein kleines Spektakel mitten in der Stadt.

Oslo Strom

Dann kam endlich ein kleiner Food-Mat, der uns sehr zusagte. Insbesondere ein Stand hatte tolle Käse- und Salamisorten. Ein Käse hieß Maja-Käse, den Ziegenkäse kannten wir schon aus Flåm. Alles durften wir probieren, kaufen konnten wir jedoch nichts, da wir ja nachts weiterreisen wollten.

In Oslo gibt es einen wunderschönen Friedhof. Auf dem liegt u.A. Ibsen begraben. Wir fanden schöne Gräber teilweise mit sehr ungewöhnlichen Grabbeigaben.

Abends trafen wir am Bahnhof Ollis Arbeitskollegin und speisten in einem norwegischen Restaurant in der Østbanehalle im Bahnhof. Wir beiden bestellten ein Gericht mit Rentier, das der Tipp des Hauses war. Das Fleisch wurde roh serviert und war gewöhnungsbedürftig. Olli fand es super, ich brauche das nicht nochmal.

Um 22.30 Uhr standen wir mit unserem Gepäck am Nachtzug. Das ganze Gepäck rein in den Zug, vor unserer Kabine dann zwei Fragezeichen über unseren Köpfen?? Wie kommen wir rein?? Alle Taschen wieder raus! Oliver spurtete dann zu Wagen 9, in dem der Schaffner mit unserem Schlüssel saß. Reservierungen gezeigt, Schlüssel erhalten, Taschen wieder rein, los geht die Fahrt. Puh! Das Abteil war ganz gemütlich. Ein Etagenbett, die Leiter an die gegenüberliegende Wand gelehnt. Aus dem Fenster konnte man nur vom unteren Bett, also meinem, gucken. Da es jedoch nichts zu sehen gab, war das egal. Kurze Zeit später schliefen wir über die Schienen gleitend ein.
Kontrolliert wurden wir nicht, dafür träumte Olli, dass der Schaffner uns nachts weckte und nach den Tickets fragte. Interessant wie man gewohnte Situationen, die nicht eintreffen, verarbeitet. 

Der Wecker weckte uns um 6.20 Uhr. Rasch zog ich mich an und musste Olli motivieren, ebenfalls aufzustehen. Der Zug rollte langsam in Trondheim ein, erste Sonnenstrahlen strömten herein. Am Bahnhof gab es dann den ersten Kaffee und Tee, erstaunlich günstig, denn wir zahlten insgesamt nur 44 Nok (4,40 €), wovon wir in Bergen, Flam und Oslo nur träumen konnten.

In unser airbnb.de durften wir schon um 7.30 Uhr, was ich im Vorfeld verhandelt hatte. Zwar war es diesmal nur ein Zimmer direkt neben den Mietern mit geteiltem Bad und geteilter Küche, dafür sehr zentral.

Der erste Stopp war die Fischhalle, die im Reiseführer hochgelobt wird. Sie ist geradezu winzig und unscheinbar gegenüber den bisherigen Märkten. Dafür waren die Fischfrikadelle und der Nudel-Lachs-Salat zum Frühstück sehr lecker. Ich weiß, dass unsere Essgewohnheiten etwas merkwürdig sind, aber wir sind ja ohne jeden Rhythmus unterwegs. Da kann man auch – genau wie die Einheimischen – Fisch zum Frühstück essen.

Trondheim Fischhalle

Den ganzen Tag verbrachten wir mit Spazierengehen. Von der Gamle-Bybro (alte Brücke) hatten wir einen wunderbaren Ausblick auf die Holzhäuser, die auf Stelzen gebaut wurden. Zufällig kamen zwei Touri-Gruppen unter deutscher Leitung hintereinander vorbei und wir konnten den Erzählungen lauschen.  

Den Nidaros-Dom bestaunten wir von außen. Der Eintritt hätte 11€ gekostet. 
Das Norsk Døvemuseum (Norwegisches Gehörlosen-Museum) zeigt die Geschichte der Gebärdensprache und der Schwerhörigkeit. Es ist in einem Gebäude untergebracht, in dem seit 1855 eine Gehörlosenschule war. Leider war auch dieses Museum schon geschlossen.
Letztendlich sind wir den Rundweg um die Stadt herum gelaufen. Schön war es, am Hafen zu sitzen. Insgesamt gesehen, zeigte Trondheim das, was wir schon in Bergen bestaunen konnten, in klein.

Essen gingen wir zwischen den alten Holzhäusern im Kalas & Canasta gegenüber vom Antikvariatet. Die Fischsuppe von Oliver war großartig, meine Käse- und Wurstvariationen etwas enttäuschend, da es sich nicht um lokale, sondern internationale Spezialitäten handelte. Dafür war der Apfelsaft aus Norwegens Norden und empfehlenswert.

Unser Route hat sich jetzt nochmals verändert. Wir werden zwei Nächte in Bodø bleiben (airbnb.de, ganze Wohnung), um dann mit der Fähre auf die Lofoten zu fahren. Das ist schöner und schneller als von Narvik mit dem Bus zu fahren.