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Kungur

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In Kungur, Russland, brachen wir recht früh mit einem Taxi zum Bahnhof (ca. 6 km) auf. Es ist ein kleiner Bahnhof, an dem die Züge nur kurz halten. Es gab einen Wartebereich, wo es Getränke für die Fahrt, Snacks und Souveniers zu erwerben gibt.

Ein Signal ertönte und wir durften den Bahnsteig betreten, diesmal ordnungsgemäß über den Bahnübergang. Wir fragten Russen, wo wir denn unser Abteil finden könnten, doch beantworten konnte uns das keiner. Der Zug fuhr ein, wir rannten in die falsche Richtung auf dem verschneiten und glatten Bahnsteig. An Waggon 7 entdeckten wir den Fehler und machten kehrt. Da wir nur 2 Minuten zum Einsteigen hatten, sprangen wir schon in Waggon 11 in den Zug. Doch wie kommt man von hier in Waggon 16? Die Schaffnerin kontrollierte die Pässe und Tickets, zeigte sich aber verständnislos, warum wir im falschen Waggon waren.
Oliver schnappte sich meinen Koffer, den man aufgrund der Enge nicht ziehen konnte, und wir machten uns auf den Weg. Die ersten beiden Waggons waren Abteile der zweiten Klasse, wo wir noch gut durch kamen. Die große Herausforderung war die dritte Klasse. Für die kurze Strecke nach Jekaterinburg brauchten wir ja keine Privatsphäre.

Doch dann begann eine Art Geisterbahn. In der dritten Klasse kamen uns von allen Schlafenden die stinkenden Füße entgegen. Wir hatten das Gefühl, überall von Füßen attackiert zu werden. So quetschten wir uns durch vier nicht enden wollende Abteile. Endlich angekommen, bezogen wir unsere Betten. Es sind immer sechs Betten, die zusammen stehen. Wir haben wieder die beiden übereinander liegenden am Gang gewählt. Oliver schlief schnell ein, doch das Geschnarche und Gesäge um mich herum raubte mir die Möglichkeit zu schlafen. Gerädert kam ich dann dann am nächsten Zielort Jekaterinburg an. Oliver schien ausgeschlafen zu sein.

Ankunft in Jekaterinburg

Mittags um 12 Uhr kamen wir in Jekaterinburg an. Den Weg zu unserer Wohnung wollten wir zu Fuß bewältigen, was sich als Herausforderung darstellte. Nach einem kurzen Frühstück in einer Stolowaja versuchten wir die Straße zu überqueren. Doch nirgends waren Ampeln. In weiter Ferne entdeckten wir eine Unterführung. Das hieß: Gepäck runter- und wieder raufschleppen. Hätten wir das gewusst, wären wir gar nicht erst essen gegangen.
Unsere Unterkunft lag hinter dem Gasprom-Bank-Gelände, das komplett eingezäunt ist. Es gibt weder Wegweiser noch Türen, so dass wir einmal um das ganze Gebäude herumlaufen mussten.

An unserer Unterkunft angekommen, kamen wir erst auch nicht weiter, da auch dieses Gebäude komplett eingezäunt ist. Eine nette Dame zeigte uns den Weg und öffnete Türen mit einem Token. Die Wohnung von Andrej war toll. Sauber und zentral, genau richtig für eine Nacht in einer neuen Stadt.

Spaziergang durch Jekaterinburg

Der erste Weg führte uns zu der Kirche auf dem Blut. Draußen wurden Eisfiguren geschliffen und eine Rodelbahn für Kinder war aufgebaut. Im Inneren der Kirche waren wir sehr beeindruckt. Die Bilder und Wandmalereien zeigten überwiegend Götzen der Romanows.

In einem Café, das wir durch Zufall entdeckten, gab es leckeren Kaffee mit käsekuchenähnlichem Gebäck. Als Beilage gab es einmal saure Sahne und einmal Vanillesauce. Köstlich!

Weiter ging es zum Sevanstyansnows Haus, wo Putin absteigt, wenn er denn hier ist.

Das Hochhaus Vysotsky sieht man schon von Weitem. Eine Fahrt in den 52. Stock kostet etwa 5 €, incl. eines Besuchs eines Museums. Oben konnte man die ganze Stadt bis in den Ural hinein überblicken, was in der Dunkelheit atemberaubend war.

Die Einkaufsstraße „Vaynera Street“ hat viele kleinere, auch internationale, Geschäfte. In einem Laden mit Elektrokleinkram erstand Oliver eine neue Power-Bank. Während ich auf ihn wartete, kam eine Frau in meinem Alter ins Geschäft, die sich der Länge nach hinlegte. Sie sah sehr mitgenommen aus. Das zeigt, dass auch die Einheimischen Probleme mit der Glätte haben. Wieder einmal war ich froh, meine Spikes gekauft zu haben.

Den Abend ließen wir in einem russischen Restaurant ausklingen, das wir wegen des Namen ausgewählt hatten: Moi Drug Olive. Nach der Beschreibung sollte es ein italienisches Restaurant sein, doch wir entdeckten hier eher Fusion-Küche.

Nach Hause fuhren wir mit der Metro, die nur aus wenigen Stationen besteht.

Angekommen sind wir nun in Kungur, Russland, und wollen natürlich die berühmte Eishöhle besichtigen.

Orientierung in Kungur

Unser Kühlschrank war gähnend leer und auch Getränke hatten wir keine. Deshalb suchten wir eine „Stolowaja“ auf und frühstückten. Diesmal haben wir nicht so leckere Speisen erwischt, dafür war der Cappuccino super.


Den Bus zur Eishöhle sollten wir doch schnell finden. Olivers Sprachkenntnisse reichten, um nach dem Weg zu fragen. An der Haltestelle half uns tatsächlich jemand auf einem Gemisch aus Russisch und Englisch und nannte die Preise für die Busfahrt und den Eintritt in die Eishöhle. Es fielen sogar ein paar deutsche Wortfetzen.Die Busfahrt war sicher. An der Endhaltestelle sahen wir schon von Weitem das Hotel Stalagmit, das direkt neben der Eishöhle liegt.

Eishöhle in Kungur

Für die Tickets mussten wir etwa 30 Minuten anstehen. Natürlich sprach auch an der Kasse wieder keiner Englisch, so dass Wortfetzen und Hände und Füße reichen mussten. Für 14 Uhr hatten wir dann Tickets für eine Besichtigung, die knapp 1,5 Stunden dauern sollte. Bis dahin vertrieben wir uns die Zeit bei den lustigen Holzfiguren und im Café.


Als Gruppe wurden wir um 14 Uhr eingelassen. Schnell zeigten sich beeindruckende Bilder. Eislandschaften und Skulpturen, die angeleuchtet wurden.

Anfangs war es recht kalt und alles war vereist. Ab der Hälfte der Höhle fanden sich jedoch Seen und es war zunehmend wärmer. Die Wege waren gut passierbar, oft musste man sich jedoch ducken.

Kungur am Abend

Mit dem Taxi fuhren wir dann zurück zu unserer Unterkunft. Wir wollten die Taxi-App (Y Taxi, das russische Uber) testen, da wir am folgenden Tag recht früh am Bahnhof sein müssen. Alles klappte wunderbar.

Eine Zugfahrt, die ist lustig, eine Zugfahrt die ist schön!

Der Zug rollte immer noch die Strecke zwischen Moskau und Kungur entlang. Viel berichten gibt es dazu nicht. Ich verbrachte die Zeit mit Lesen und dem Verfassen von Artikeln für den Blog. Oliver schlief, schaute aus dem Fenster oder versuchte die Fragen der Schaffnerin zu beantworten. Sie war nämlich sehr an einem Gespräch interessiert, das sich als etwas schwerfällig, aber lustig herausstellte.
Insgesamt fuhren zwei Schaffnerinnen (russ.: проводница / Provodniza) in unserem Abteil mit: eine hatte Dienst, die zweite war zur Ablösung da. Die Damen waren nicht nur für die Tickets zuständig, sondern bereiten auch kleine Fertigsuppen zu, verkauften Snack und putzen die Gänge und Abteile, nachdem die Passagiere diese verlassen hatten. Aber sie sorgten auch für Ordnung. Wir mussten unsere Betten selbst beziehen und am Ende der Fahrt alles abziehen und ordentlich zusammenlegen. Wir hatten zum Glück sehr nette Schaffnerinnen erwischt.

Speisen und Getränke während der Fahrt

Da wir schon eine relativ kurze Fahrt mit der Transsibirischen Eisenbahn hinter uns hatten (9 Stunden), wussten wir, womit wir uns eindecken mussten. Wir hatten Trinkwasser, Ramen Nudelsnacks und Teebeutel dabei. Einen Samowar hat jedes Abteil der Transsibirischen Eisenbahn, aber leider gab es wieder keinen Speisewagen, obwohl die gesamte Fahrt über mehrere Tage geht. Wir hatten ja „nur“ 23 Stunden, die wir im Zug verbringen sollten.

Die coolen Teegläser mit Metallumfassung gibt es leihweise bei der Providniza, wenn man lieb bittet

Ankunft in Kungur

An den größeren Stationen hielt der Zug etwa 15-30 Minuten, so dass der Ausstieg recht unproblematisch war. In Kungur hingegen waren nur zwei Minuten vorgesehen. Also alle Sachen raus, den Schaffnerinnen und den Mitreisenden „tschüss“ gesagt und unseren Host suchen, der uns netterweise um 23.30 Uhr mit dem Auto vom Bahnhof abholte. Das klappte alles recht unkompliziert. Komisch fand ich nur, dass wir mit unseren Sachen zu Fuß über die eingeschneiten Gleise mussten. Ich hörte schon einen Zug pfeifen, doch es war unserer, der wieder losfuhr.
Unsere Unterkunft war nicht das, was wir gewohnt sind. Etwas perplex nahmen wir die Schlüssel entgegen und akzeptierten, dass auch solche Unterkünfte zu unserer Reise gehören. Das einzig Positive war die Waschmaschine. Schnell wuschen wir erneut eine Ladung 40-Grad-Wäsche und schliefen dann auf dem Schlafsofa ein.