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Juni 9, 2020

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Weiter weg von Deutschland ging es kaum. Von Fidschi aus ist es ungefähr gleich weit zurück nach Hause, egal ob man die Westroute über Asien fliegt oder die Ost-Route über die Datumsgrenze und Amerika. Dass man sehr weit weg von zu Hause ist, merkt man auf jeden Fall in vielerlei Hinsicht…

Allgemein

Bevor es ins chaotische Südost-Asien gehen sollte, sind wir Corona-bedingt vorzeitig nach Fidschi geflogen. Eigentlich stand Fidschi auf unserer Liste erst hinter China und Südostasien. Eine Einreise nach China war aber nicht mehr ratsam Anfang Februar 2020. Daher hatten wir die Idee, den Südostasien-Teil einfach umzudrehen und nach Fidschi über Singapur, Malaysia, Thailand, Kambodscha und Vietnam ggf. später nach China einzueisen (wozu es freilich auch nicht mehr kommen sollte).

Land und Leute

Wir hatten im Vorfeld viel gehört über die immer lächelnden und glücklich wirkenden Fidschianer. Schon am Bord des Fliegers von Fiji Airways schallte uns „Bula“ entgegen, ein Gruß, der uns von da an 12 Tage lang verfolgen sollte.

Aus jeder Ecke winken einem auf Fidschi fröhlich rufende Menschen „Bula“ zu. „Bula“ hat übrigens viele Bedeutungen. Von „Hallo“ über „Guten Appetit“ bis „Prost“.

So brachte uns die Flugbegleiterin an Bord unseres Flugs nach Nadi immer reichlich und unaufgefordert Bier und Snacks, um uns relativ sanft in beste „Bula“-Laune zu transferieren.

Fidschi als Land besteht aus einem Archipel mit zig kleinen Inseln und der Hauptinsel mit der größeren Stadt Nadi. Letztere wirkte auf uns eher etwas unangenehm touristisch. Die Inseln des Archipels sind natürlich ein Traum. Allerdings ist es schwer, sich den strikt durchorganisierten Tourismus Mechanismen zu entziehen – mehr dazu weiter unten.

Bemerkenswert ist neben der Herzlichkeit der Menschen auch deren Kommunikativität und Aufgewecktheit. Selbst kleine Kinder sprechen schon fließend Englisch und sind sehr neugierig, während die Erwachsenen zwar bestens über das Weltgeschehen informiert sind – aber eine erfrischende Gleichgültigkeit und Leichtigkeit zu den Problemen dieser Welt aufzeigen.

Die musikalische Begrüßung per kleinem Ständchen war sowohl bereits am Flughafen als auch in allen Unterkünften des Archipels obligatorisch. Zuweilen gab es beim Verlassen der Insel sogar Abschiedsständchen.

Die Bewohner bzw. Mitarbeiter in den Ressorts waren super aufmerksam und sprachen einen immer direkt mit Vornamen an. Im Dorf haben wir erlebt, dass die Menschen sehr spirituell und gemeinschaftlich agieren. Wir waren Teil einer Abschiedszeremonie eines Dorfbewohners, haben ein Getränk aus der Kava-Wurzel getrunken und sind in die Gebete des Dorfältesten eingeschlossen worden.

Unterkünfte

Bei den Unterkünften haben wir versucht das komplette Spektrum abzudecken. Vom Homestay (ganz am Anfang als Mitbewohner im Dorf), über das kleine Ressort mit 5 Hütten bis hin zu dem größeren Ressort (Barefoot Manta), dem Party-Ressort auf einer Mini-Insel (Beachcomber) und airbnb auf der Hauptinsel in Nadi.

Obwohl alles individuell und recht spontan gebucht, ist es mit der Individualität so eine Sache. Auf fast allen Unterkünften auf dem Archipel war man quasi „gezwungen“ Vollpension zu buchen (erfährt man leider erst bei Ankunft). Selbst im Village-Stay war es nicht möglich Lunch abzubestellen oder selbst mitgebrachte Instantnudeln zu essen. Etwas frustrierend und nicht gut für den Geldbeutel.

Ansonsten war aber jede Unterkunft ein (positives) Abenteuer. Im Dorf waren wir vollständig ins Dorfleben integriert. Die Ressorts waren allesamt traumhaft (lediglich Beachcomber ist ein wenig in die Jahre gekommen). Und der Homestay in Nadi gab nochmal Einsichten ins „normale“ Leben einer Mittelklasse Fidschi-Familie.

Für uns hat es sich bewährt, am Anfang unserer Fidschi-Tour in den einfachen, rustikaleren Unterkünften abzusteigen und zum Schluss komfortabler zu wohnen. Gerade die rustikaleren Unterkünfte (bspw. im Village) sind sicherlich nicht jedermanns Sache. Wer Probleme mit Tierchen, Mücken, Feuchtigkeit, Schimmelgeruch, einem nicht hygienisch reinen Klo (schönes Kontrastprogramm zu Japan) oder einer einfache Eimerdusche hat, der sollte sich vielleicht lieber auf die besseren Ressorts beschränken.

Logistik und Verkehr

Auf der Hauptinsel sind wir relativ günstig (etwas günstiger als in Mitteleuropa) per Taxi rumgekommen. Auf den Archipel-Inseln selbst bewegt man sich zu Fuß. Für die Reise zwischen den Inseln gibt es grundsätzlich drei Alternativen:

  • Seabus fährt nahezu alle Ziele des Archipels an. Die Preise sind wesentlich günstiger als für den Yasawa-Flyer. An Bord gibt es alles an Snacks und Getränken, was man braucht. Da das Boot etwas kleiner ist, schaukelt es auch etwas mehr, so dass Passagiere, die für Seekrankheit anfällig sind, lieber eine Pille vorher schmeißen.

  • Yasawa-Flyer letztlich nur notwendig, wenn man an bestimmte Ziele (Beachcomber) oder zu bestimmten Zeiten, an denen der Seabus nicht fährt, fahren will, die teurere Alternative zum Seabus. Wer protzen will, kann sich in die Captains’s Lounge upgraden und Freibier genießen. Das haben wir nicht gemacht und nach allem, was wir gehört haben, muss man schon viel trinken/essen, damit es sich lohnt.

  • Privat organisierter Transfer Hier gibt es zahlreiche Möglichkeiten. Bei unserer ersten Unterkunft hatten wir beispielsweise ein kleines Fischerboot, was uns am Fischerhafen abgeholt hat.
    Für uns direkt nach dem Flug sehr überraschend, hatte das Boot doch kein Dach oder sonstigen Sonnenschutz und wir somit direkt eine Möglichkeit unsere japanische Blässe der Südsee-Sonne auszusetzen. Der Sunblocker war natürlich tief in irgendeinem Koffer verstaut.

    Preislich lagen wir hier noch etwas günstiger als beim Seabus Natürlich kann man (nicht wir : ) aber auch die Luxusalternative Wasserflugzeug oder Hubschrauber wählen. Vielleicht nächstes Mal…

Die Preise für die Überfahrten zwischen den Inseln lagen bei ca. 40-70 EUR pro Person, also doch schon recht teuer. Hinzu kommen noch Shuttlegebühren für das Abholboot der jeweiligen Unterkunft vom Seabus/Y-Flyer (ca. 10 EUR pro Nase).

Trotzdem haben unsere Berechnungen ergeben, dass sich der berühmte Bula Pass (oder auch Awesome Pass) nicht für uns lohnt. Knackpunkt hierbei ist sicherlich, dass die Pässe immer für einige aufeinanderfolgende Tage gelten – man also zahlreiche ungenutzte Tage diesen Pass hat, wenn man bspw. irgendwo mal länger bleiben möchte. Mag sein, dass für Insel-Hopper, die überall nur 1-2 Tage bleiben, sich der Bula Pass rechnet.

Der Bequemlichkeitsfaktor (es gibt Hotelpakete mit Vollpension, die man mit dem Bula-Pass mitbuchen kann) hat auch nicht überzeugt. Muss man doch ohnehin die Ressorts selbst reservieren, denn sie könnten durchaus mal ausgebucht sein. D.h. wenn man einmal auf einer Insel gelandet ist, muss man dort auch zumindest einen Tag bleiben, bis der nächste Seabus oder Y-Flyer kommt am nächsten Tag – also ggf. zelten, wenn alles ausgebucht ist.

Kosten und Geld

Fidschi ist bestimmt kein Budget Reiseland – wird es doch auch von vielen Luxusurlaubern oder Once-In-A-Lifetime-Besuchern (z.B. zur Hochzeitsreise) angereist.

Man sorgt am besten auch bereits auf der Hauptinsel dafür, dass man direkt genug Bargeld (F$) hat, denn auf den Archipel-Inseln gibt es keine Geldautomaten. Zahlen per Karte geht nur selten, und wenn dann muss man saftige Zuschläge zahlen.

Interessant noch, dass man im Village-Stay nicht nur Geld, sondern idealerweise auch eine Kawa-Wurzel dabeihaben sollte, für den Dorf-Chief. Das gehört zur Tradition der Besucher dazu, wurde aber auch nicht stringent von uns verlangt.

Die Preise für Essen waren bezogen auf die Mengen an Essen, die wir bekommen haben ok. Für ein Bier zahlt man schon mal ein wenig mehr als in Deutschland- Man behalte aber im Auge, dass man jottwede ist und vieles nach Fidschi importiert werden muss.

Internet ist (wie fast überall auf der Welt) teurer als in Deutschland. Ich habe für 25 GB umgerechnet 25 EU bezahlt. Die 25 GB kann man aber kaum nutzen, da das Netz gerade auf den Yasawa Inseln nicht das Beste ist.

Und sonst…

Ich sagte es bereits oben: Fidschi ist eine Sache, die man wohl nur einmal im Leben macht. Nicht zuletzt wegen der Entfernung.

Die Strände, Korallen und Menschen sind sicherlich traumhaft. Einiges fanden wir aber etwas befremdlich. So wollte man uns im Dorf ständig irgendwelche Exkursionen oder Souvenirs verkaufen und hat dazu auch gerne schon mal etwas auf die Tränendrüse gedrückt.

Die Mentalität der Menschen, die das Glück gefunden zu haben scheinen, gibt einem schon zu denken. Allerdings störte uns persönlich die ständige Prise Pauschalurlaub Beigeschmack. Vollpension schön und gut, aber ich hätte gerne die Wahl. Für vieles, was man sowieso braucht (z.B. Bootstransfer vom Seabus/Y-Flyer), wird erneut die Hand aufgehalten.

Zum Schluss noch alle Tageburch-Artikel zu Fidschi in chronologisch aufsteigender Reihenfolge.