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Januar 8, 2020

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Die Lust zu Reisen und ferne Länder und Kulturen zu entdecken sind teilweise aus der Literatur heraus entstanden. Gerade während meines Studiums haben mich Bücher interessiert, die das (uns) Fremde zeigen und somit auch die eigene Lebensweise reflektieren lassen. Dank meines Ebook-Readers, den mein Vater mir vor etlichen Jahren geschenkt hat, habe ich Zugriff auf die Welt der Bücher, egal wo ich mich gerade befinde.
Vor unserer Reise musste jedoch ein neuer Tolino her, der besser ins Internet kommt und zudem auch noch wasserdicht ist.
Während der Reise lese oder höre (seltener!) ich Bücher, die zur Umgebung passen oder von Autoren des bereisten Landes geschrieben wurden.
Mittlerweile bin ich auf ein paar neue Autoren gestoßen und liste diese hier einfach mal auf. Einige der Autoren waren mir bereits bekannt, doch wirkte die Lektüre während der Reise nochmal anders, da das Leseerlebnis immer auch durch den Zeitpunkt und den Ort während der Lektüre variiert.

Transsibirische Eisenbahn:

  • Engberding, Hans und Thöns, Bodo: Transsib-Handbuch
    Dieses Buch hat uns meine Tante zur Reisevorbereitung geschenkt, ich habe es aber erst während der Reise zu schätzen gelernt. Es zeigt “alle Strecken zwischen Moskau, Wladiwostok, Ulan-Bator und Beijing” (zitiert aus dem Titel).
    Geschichtliche Hintergründe, Sprachführer, die schönsten Streckenabschnitte, Literaturtipps, kleine Stadtbeschreibungen, geordnet nach dem  Streckenverlauf, und letztendlich eine große herausnehmbare Karte von Russland
  • Liksom, Rosa: Abteil Nr. 6
    Eine junge Finnin fährt mit der transsibirischen Eisenbahn. In ihrem Abteil sitzt ein Russe, der schon viel in seinem Leben gesehen hat und sehr der käuflichen Liebe zugetan ist. Gleichzeitig erkennt man hinter seiner ruppigen Art auch einen fürsorglichen Menschen.
    Dieses Buch habe ich nicht zu Ende gelesen, da mir die Art des männlichen Protagonisten absolut zuwider ist. Vielleicht gebe ich dem Buch nochmal eine Chance, denn es zeigt doch einen sehr persönlichen, individuellen Blick auf Russland.
  • Coelho, Paulo: Aleph
    Der Ich-Erzähler (Autor in einer Sinnkrise) reist mit der transsibirischen Eisenbahn von Moskau nach Wladiwostok und lernt dabei die 21 Jahre alte Hilal, eine türkische Geigenvirtuosin, kennen. Im Zug treten sie zufällig gemeinsam ins „Aleph“, ein Paralleluniversum, in dem Zeit und Raum zusammenfallen.
    Das ist sehr spirituelles Buch, auf das man sich einlassen muss. Diesen Roman habe ich vor ein paar Jahren gelesen, doch hat er mich eher verwirrt. Es ist eine Art Zeitreise, die das jetzige Leben verstehbarer macht. Erst während der Fahrt in er transsibirischen Eisenbahn fiel mir wieder ein, dass zwischen den Abteilen der Zugang zum (fiktiven) „Aleph“ ist und ich anfangs sehr vorsichtig durch die Türen glitt. Merkwürdig, was Literatur mit einem macht!

Die Fahrt mit der transsibirischen Eisenbahn war lang, aber es war toll, dass wir das Viererabteil in der zweiten Klasse für uns alleine hatten. Nur irgendwann nach Omsk kam ein Mann in unser Abteil und schlief eine kurze Strecke neben uns, wovon Oliver allerdings gar nicht mitbekam.

Ankunft in Nowosibirsk

Der Zug kam pünktlich um 12.15 Uhr in Nowosibirsk an. Da der Zug hier etwa eine Stunde hielt, war keine Eile geboten. Draußen nahm mir jemand netterweise den Koffer entgegen, wollte diesen sogar noch weiter tragen. Das ist das erste Mal, dass wir auf unserer Reise Kofferträger entdeckten, doch ich lehnte dankend ab.
Es gab nur einen Ausgang, auf den alle zuströmten. Treppab ging es in die Bahnhofshalle, wo wir als erstes unsere Tickets für die Weiterfahrt ausdrucken wollten. Doch hier fanden wir keinen Drucker und helfen konnte uns auch keiner. Eine Dame rief ihre Kollegin Natascha, die wohl Englisch sprechen sollte, aber auch nicht verstand, was wir wollten. Schließlich stiefelte Oliver nach oben, ich bewachte das Gepäck. Ein paar Minuten später kam er erfolgreich zurück.

Nowosibirsk

Unser Hotel „Marinas Park“ lag direkt gegenüber vom Bahnhof. Auf unserer weiteren Strecke bevorzugen wir Unterkünfte in Bahnhofsnähe, da wir die Erfahrung gemacht haben, dass es sehr viele Treppen gibt. Außerdem sind die Innenstädte nicht gestreut, was die Fortbewegung mit Gepäck erheblich erschwert.
In der 18. Etage bekamen wir ein Zimmer mit Badewanne und tollem Ausblick über die verschneite Stadt.

Ausblick von der 18. Etage
Ausblick von der 18. Etage

Unsere erste Mahlzeit vor Ort nahmen wir in einer kleinen Pellmini-Bude ein. Es war sehr gemütlich da und wurde von Einheimischen frequentiert. Hier planten wir den weiteren Tag und auch einen Teil der weiteren Strecke mit der transsibirischen Eisenbahn.

Weiter ging es in das Kaufhaus Galeria Novosibirsk, das mit sehr vielen Geschäften bekannter Labels – auch Unterwäsche und Socken – ausgestattet ist.
Gegenüber ist eine Markthalle, die wir interessanter fanden. Die Verkäufer und Verkäuferinnen standen dort in einer landestypischen Kleidung (alle gleich) und boten Fleisch, Gemüse und Gewürze feil.

Zu Fuß erreichten wir das Lenin-Denkmal, das eigentlich in Berlin stehen sollte, dafür aber zu groß ist.
Im Anschluss wollten wir uns noch die Metro anschauen, die aus zwei Linien mit insgesamt 13 Stationen die Einzige in Sibirien ist. Sie sind ähnlich pompös wie in Moskau und St.Petersburg, auch wenn die Stationen nicht so tief unter der Erde liegen.

Zum Abschluss flanierten wir durch eine Einkaufsmall neben unserem Hotel, um Vorräte für die Weiterfahrt zu kaufen. Das ist wohl das letzte mal, das wir Kwas, einen Brottrunk, bekommen werden.
Den Abend ließen wir in der Hotelbar ausklingen. Das war etwas glamouröser als unsere bisherigen Unterkünfte. Für den hoteleigenen Pool und die Sauna waren wir zu müde, aber ein Bad in der Badewanne gönnte ich mir dann doch.